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Ein Sonntag an der Garonne

Veröffentlicht: 13.12.2020

Am Ufer des Flusses und zu Füßen der majestätischen Gipfel der Pyrenäen werden wir von Geballer geweckt. Und es nicht das gleiche wie am Abend zuvor, das von dem Feuerwerk der Fête im Nachbardorf stammt, sondern die Jagdsaison ist Anfang September eröffnet.

Normalerweise sind wir an diesem Platz sehr allein, kaum jemand macht sich auf den Weg hierher. Aber heute morgen haben wir schon zwei Angler und einen Jagdhund mit Glöckchen als Gesellschaft. Das stört uns aber nicht besonders, weil wir uns gleich sowieso aufmachen, auf den Vide Greniers der Umgebung Flohmarktschnäppchen zu ergattern.

Nicht der Flohmarkt, Treckerparade in Le Fousseret

Auf dem Panoramaweg zum ersten Dorf mit Blick auf die stolzen Berge überholt uns in einer engen Kurve vor einem Hügel ein klappriger, zerbeulter Kastenwagen, dessen linkes Hinterrad so eiert, dass wir Angst bekommen, es könnte gleich abfallen und wir müssen Erste Hilfe leisten. Zum Glück biegt der flotte Flitzer in den nächsten Feldweg, die alte Karre wird wohl nur noch zum Transport der Ziege verwendet, hoffentlich…

Bellevue auf die Pyrenäen

Als wir aber am Nachmittag nach drei Marchés aux puces ziemlich geschafft sind, kehren wir wieder an den Fluss zurück. Es ist eine der wenigen Stellen, wo man ins Wasser kommt, das Anfang September recht frisch, wenn auch spärlich aus den Bergen herunterkommt.

Wir beschließen, hier eine weitere Nacht zu verweilen, es herrscht himmlische Ruhe, wenn man von den Schießübungen nicht weit entfernt mal absieht.

Leider kein Bild von der Garonne, aber auch schön...

Nach wenigen Minuten gesellen sich zwei ältere Ehepaare zu uns, die ihr Sonntagsspaziergang hierher geführt hat. Neugierig beäugen sie uns, bald machen sie sich jedoch auf den Rückweg.

Noch etwas später rumpelt ein alter Renault an uns vorbei, Madame und Monsieur LaVache begutachten die Weide mit den noch jungen Kühen – und werfen dabei gleich noch einen Blick auf unser Lager, bevor sie wieder umkehren.

Den ganzen Nachmittag ballert es, zwei Hunde mit merkwürdigen Apparaturen am Halsband jagen aus dem meterhohen Kerbel um uns herum, möglicherweise handelt es sich um die Funkgeräte aus dem Decathlon und die Hunde hören auf die Kommandos – oder nicht… Der Gedanke, sich dort doch besser eine orange Warnkappe gekauft zu haben, schleicht sich ins Bewusstsein.

Es dauert nicht lange bis ein auch nicht mehr so neuer Peugeot angeknattert kommt und ein sportlicher Herr in Tarnkleidung mit seinem Hund das Ufer der Garonne inspiziert und ganz nebenbei bei uns nach dem Rechten schaut.

Am frühen Abend, Zappa hat schon den Kocher angeworfen, donnert noch ein Geländewagen ans Ufer, dreht eine Runde an uns vorbei und man wünscht uns fröhlich „Bon appetit!“

Das ist auch nicht die Garonne...

Ein ganz normaler Sonntagnachmittag an der Garonne…?

Die Geschichte könnte sich auch so abgespielt haben: Die spazierenden Senioren kehren nach der kleinen Wanderung durstig in die örtliche Bar ein und wundern sich über das Auto, das am Ufer des Flusses steht, dessen Zugang doch nur Einheimische kennen. Madame ärgert sich lautstark, mal wieder ihre Brille vergessen zu haben, so dass sie das Kennzeichen nicht erkennen konnte. Daraufhin machen sich Madame und Monsieur LaVache auf den Weg, man kann ja mal nach den Kühen schauen, vorher wird noch fix die Brille zu Hause abgeholt. Ah ja, es handelt sich um les allemands, können sie bei ihrer Rückkehr in der Bar berichten. Klar, sagen die Angler, die waren heute morgen schon da, aber irgendwann sind die doch abgehauen, was wollen die denn schon wieder an unserem Strand?

Ich hab wirklich lange gesucht...

Jetzt steht Monsieur Lechien auf und sagt, er muss sich die Sache mal genauer anschauen. Er findet, die beiden sind nicht koscher, so wie die sich da breit gemacht haben, also setzen sich die jungen Burschen in ihren Geländewagen, um die Affäre notfalls zu beenden. Nebenbei können sie noch mal nach ihren Jagdhunden suchen, die einfach nicht nach Hause gekommen sind, trotz der teuren Funkgeräte! Aber sie können nach ihrer Runde in das Café zurückkehren und Entwarnung geben: die machen doch nur Picknick!

Zu Guter Letzt schaut der Fasan in seinem schillernden Federkleid bei uns vorbei, er ist sichtlich froh, dass er heute dem Geballer entgangen ist.

...und  eine Menge Bilder von französischen Schlafplätzen gefunden...
...aber kein einziges von der Garonne!


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