Cassiopeia
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Angkor Wat - Kambodscha

Veröffentlicht: 12.02.2024

Mit meiner Gemütsveränderung änderte sich dann auch wieder mein Sozialverhalten und nachdem mich ein Kanadier, Gabriel, in ein Gespräch verwickelte, war ich wieder wie gewohnt unterwegs. Wir nahmen an einer Bootstour Teil, bei der wir tauchen gingen, Fische angelten, diese beim Sonnenuntergang am Strand grillten und dann bei Dunkelheit erneut, in dem mit biolumeszierenden Phytoplankton im Meer, tauchen gingen, während das, durch unsere Bewegungen, umliegende Gewässer in Grüntönen zu leuchten begann. Wir fühlten uns wie in einem Fantasy oder Sci-fi Film und spielten wie kleine Kinder im Wasser. Zum Ende hin war ich der letzte und tauchte nocheinmal ein wenig tiefer, um im so schon stunk dunkeln Wasser um noch weniger Lichtverschmutzung zu haben, als schätzungsweise ein paar Meter unter mir plötzlich ein helle Wolke Plankton zu leuchten begann und wieder aufhörte. So alleine, ein paar Meter unter der Wasseroberfläche und in völliger Dunkelheit wollte ich nicht wissen, welches Tier da gerade durch die motorischen Bewegungen das Licht erzeugte und schwamm flott zum Boot. Ich lernte dann noch zwei Schwedinnen kennen mit denen wir uns großartig verstanden und so trafen wir uns Abends in der Gruppe um noch ein bisschen zu feiern. Die Musik war so lala und alle waren betrunken und auf der Suche nach einer schnellen Nummer. Ich fande das Verhalten von außen betrachtet einerseits ganz amüsant und in meinem Kopf ertönte wieder die Stimme von David Attenborough, wie aus einer BBC Doku über das Paarungsverhalten von Primaten. Auf der anderen Seite realisierte ich aber auch wieder den zauberhaften Einfluss von Alkohol, welcher die Hemmschwelle Kilometerweit senken lässt und Menschen attraktiv und sympathisch erscheinen lässt die zuvor dem eigenen Schönheitsideal und der Sympathie noch so weit entfernt waren. Irgendwann hatte ich genug beobachtet während ich wie ein Körperklaus tanzte und konnte dann ungehemmt bei Klassikern von ABBA die Nacht über mein Tanzbein ein wenig eleganter schwingen.

Ich traf am selbigen Tag dann auch noch einen Deutschen der ein sehr interessanter Mensch war. Er war 21, reitete Zuhause mit seinem eigenen Pferd, schrieb Lieder, zeichnete, wollte Schauspieler werden und hatte durch seine italienischen Wurzeln ein gutes Aussehen und lockeres auftreten. Die Sache war nur, dass er wusste, das er gut aussieht und wie er seinen Charm einsetzen kann und dass machte ihn dann wiederum ein wenig gefährlich. Nichts desto trotz ein ziemlich angenehmer Zeitgenosse, mit dem ich sehr viele Gemeinsamkeiten teilte. Er fragte mich, ob ich nicht mit ihm und zwei anderen Backpackerinnen morgen mit dem Roller die Insel erkunden möchte und da stimmte ich gleich zu. Als ich jedoch die beiden anderen Deutschen traf wusste ich binnen des ersten Augenblicks, dass wir keine großen Freunde werden. Wie leere Körperhüllen ohne Emotionen stellten sie sich nicht einmal vor oder fragten wer ich eigentlich bin. Sie schauten den ganzen Tag nur auf ihre Handys und antworteten mit einer Gleichgültigkeit, die ihres Gleichen sucht.

Beim Essen unterhielt ich mich dann nett mit Ramon, dem gutaussehenden mysteriösen Künstler, während die beiden nur auf ihr Handy tippten und immernoch nicht wussten wie ich eigentlich hieß. Als eine von ihnen dann aufschaute und blind in den Raum sagte "Also Animes... 'Ne! Mega die Red Flag!" und sofort wieder auf ihr Handy starrte, kam mir ein kleines Grinsen auf das Gesicht. Ich wusste genau dass ich die beiden nicht mag und wollte ihr auch möglichst klar machen, dass sie mich bitte auch nicht mögen soll. Drum sagte ich zu ihr, auch wenn sie nicht mit irgendeiner Antwort rechnete oder eine wollte, dass es schon verdammt gute gäbe und "ob du nicht schon einmal das Staffelfinale von der letzen Staffel von Naruto gesehen hast, das muss man mal gesehen haben.". Ich habe es selber nie gesehen und nichts am Hut mit Animes, aber der verachtende Blick den sie mir zu warf war eine fabelhafte Genugtuung. 10 Minuten später blickte sie wieder auf und fragte in die Runde, vollkommen ohne Kontext "Was haltet ihr eigentlich von diesem ganzen They/Them Zeugs?" und beantwortete ihre scheinbar doch rhetorische Frage prompte selber mit "Also ich versteh das einfach nicht. Das sind so komische Menschen mit diesem Gendern, einfach nur dumm.". Dann neigte sich ihr Kopf wieder schlagartig nach unten und die 'Konversation' war für sie somit abgeschlossen. Ich saß da einfach nur mit einem breiten Grinsen und einer tiefen Überzeugung, dass egal wie gut sie aussah, und sie sah sehr gut aus, ich lieber Kopf voran in den Fleischwolf aus dem "Another brick in the wall"-Musikvideo springen würde, als noch einen zweiten Tag mit dieser Person zu verbringen. Die andere drönte von der 'Begrüßung' an bis wir uns Abends verabschiedeten uns mit ihrer Musikbox Poplieder und EDM um die Ohren und stoppte die Musik keine einzige Sekunde, selbst als wir am Essen waren oder uns ruhig den Sonnenuntergang anschauten. Das sind momenete an denen meine Empathie-Bedürftigkeit ihre Grenzen trifft und ich einfach akzeptiere, dass sich manche Menschen sich niemals treffen sollten und das es so auch okay ist.

Zwischen all diesen Sachen bemühte ich mich vorallem noch eine Möglichkeit zu finden, mit einheimischen Fischern zu arbeiten was sich leider als ziemlich schwierig herausstellte. Ich fragte drei Tage dutzende Einheimische, welche mich um die halbe Insel schickten um dort jemand anderen zu fragen. Als ich diese Personen dann fragte begann die Schnitzeljagt von vorne und nach drei Tagen und ohne Schnitzel gab ich auf...vorerst.

So reiste ich jetzt recht spontan von der Insel ab um weiter nach Seam Reap zu fahren, eine Stadt die an der größten Glaubensstädte der Welt liegt, mit über 250 Tempelanlagen die teilweise über 1100 Jahre alt sind. Bevor ich mir diese aber anschauen wollte, hatte ich zuerst vor einen anderen Plan zu verfolgen, mir ein Fahrrad zu kaufen!

Auch wenn Südostasien wundervoll und spannend ist, so ist es auch ein sehr komfortables erkunden und herumreisen. Die Infrastruktur wurde in den letzten Dekaden einfach so fantastisch ausgebaut, da die Tourismusbranche gerade hier einen immer größeren Stellenwert in der Wirtschaft einnimmt. Somit kann man in jedem Hostel den nächsten Bus buchen, bekommt immer viele Touren angeboten und wird einfach ziemlich 'verwöhnt'. Ich merkte, wie mir diese Art von Reisen auf Dauer ein wenig zu unspektakulär und irgendwie auch zu angenehm war. An Indien und Nepal liebte ich es an meine Grenzen zu stoßen, meine Komfortzone zu verlassen und wirkliche Abenteuer zu erleben. Und genau diese Sachen waren in Vietnam für mich auch die schönsten, die aufregende Dschungelwanderung, die Höhlenerforschung und -übernachtung und die Motorradtour.

Deswegen entschied ich mich jetzt doch nicht dazu, weiter nach Thailand zu reisen, sonder zuerst das noch unbekanntere Laos mit dem Fahrrad zu erkunden und zu durchqueren. Meinen neu ersteigerten Drahtesel holte ich mir dann an der letzten Station in Kambodscha und beförderte ihn mit Bussen und zwei Booten an die Grenze nach Laos.

Die Tempelstätte selber war atemberaubend. Es wirkte wie eine Stadt, bei der jedoch alle Häuser, Geschäfte und Gebäude mit verschiedensten Arten von Tempeln ersetzt wurden. Manche klein und simpel gehalten, andere wiederum riesig, schier nicht endent, mit labyrinthartigen Gängen und riesigen Aufenthaltshallen. Die ersten Tempel entstanden um das Jahr 1000 aus buddhistischer Hand, wurden dann im 13 Jhd. von den einfallenden Indern zu hinduistischen Tempeln umgeändert, im 14 Jhd. dann wieder buddhistisch, dann wieder hinduistisch und letztendlich ab dem 17 Jhd. buddhistisch erhalten. Man sah den Einfluss der Eroberungsfeldzüge und die Zerstörung der verfeindeten Religionsstätten überall. Fast allen Buddhastatuen fehlte der Kopf und einstige Grabmäler und Aufbewahrungsplätze für kostspielige Opfergaben waren gewaltvoll zerstört.

Die Natur zeigte ihren Einfluss nicht weniger. Nach einem Jahrtausend von Wind, Wetter und Witterung waren viele Bauten zusammen gestürzt oder wurden teilweise von Stahlträgern gestützt, welche durch das internationale Engagement von verschiedensten Archäologenvereigungen finanziert und aufstellt wurden. Manche Passagen waren aufgrund von den üppigen Wucherungen der Dschungelflora wieder undurchquerbar und riesige Bäume sprengten die aufeinander platzierten Steine auseinander, während ihre Wurzeln schlangenhaft am Gemäuer entlangwirrten um in den Steinrizen nach Nährstoffen zu suchen. Die Tempel wurden zumteil nur bis zu einem gewissen Grad rekonstruiert, um eine stabile und langfristige Darstellung der Einflüsse auf die Gebilde zu zeigen, während man einen weiteren Verfall verhinderte. Ich hüpfte dort mit einer Norwegerin herum, spielten Marko Polo und Verstecken und fühlten uns wie Tomb Raider oder Indiana Jones in den größten Ruinen der Welt.

Abends gingen wir dann noch in einer größeren Gruppe etwas Essen und dann Karaoke singen, Billard spielen und tanzten noch zu schlechter Musik. Zum Ende hin war ich nur noch mit einer Deutschen da und irgendwesthalb, obwohl ich mich zu ihr nichteinmal groß hingezogen fühlte, kamen wir uns immer näher und knutschten dann rum. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich sagen würde, dass es für mich keinerlei Mehrwert hatte und genauso gut auch nicht hätte passieren können. Zumal wir ganz unterschiedliche Arten des Küssen pflegten und es von meiner Seite aus zumindest einfach ein Flopp war. Nichts desto trotz, eine richtig nette Backpackerin und liebenswürdige Personen! Ich war dann auch nicht so traurig, dass ich in ein paar Stunden schon den Bus nach Laos nehmen musste. Wir sprangen gegen 4 Uhr noch in den Pool des Hostels und verabschiedeten uns danach dann mit einem unausgesprochenen Einverständnis, dass wir einen lustigen Abend hatte, mehr aber auch nicht.

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