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Der Geruch von Veränderung - Phnom Penh - Koh Rong - Kambodscha

Veröffentlicht: 10.02.2024

Als ich in der Hauptstadt "Phnom Penh" ankam, erwartete mich genau das, was mir schon viele andere berichteten. Eine komische asiatische Großstadt, mit vielen Hochhäusern, breiten Straßen und irgendwie fühlte sich alles verlassen an. Die sozialen Bevölkerungsschichten der Stadt waren ziemlich deutlich durch den Mekong getrennt, östlich vom ihm waren Slums und abrissfällige Häuser die von den Finanzhochhäusern auf der anderen Flussseite der Sonne beraubt wurden. Der Hauptgrund überhaupt hier einen Halt einzulegen war primär der Besuch des S-21-Lagers und der "Killing fields", welche zeitlose Erinnerungen an den Massengenozid der roten Khmer unter Pol Pot an der kambodschanischen Bevölkerung Ende in den '70er Jahren sind. Auch Kambodscha ist hier wieder ein Beispiel wie schnell ein faschistisches System seine blutrünstigen Wurzeln auf einer undemokratischen Verfassung schlagen kann und weit verbreitete Armut ohne Perspektiven als Nährboden nutzte um zu gedeihen. Wie auch das Versprechen Stalin's oder Mao Zedong's, konnte Pol Pot in keiner Weise das Land weiter bringen. Ökonomisch ging es weiter den Bach runter, Hunger tötete hundert Tausende und das System fing an seine eigenen treuesten Befürworter zu verschlingen. So schnell das Schreckensregime entstand, so schnell verschwand es nach vietnamesischer Intervention dann auch wieder, während die Spuren und Narben teilweise noch heute spürbar sind.

In meinem Hostel versuchte ich dann noch zwei Mal Kontakt mit anderen aufzunehmen, da ich mir dachte, dass es bestimmt gut tun würde und mir eine bessere Grundstimmung geben könne, während ich letztendlich zwei nettgemeinte, aber aufgezwungen gefühlte Konversationen hatte und mich dann doch lieber richtung Bett machte um mit einer David Attenborough Doku einzuschlafen. Am nächsten Morgen nahm ich direkt einen Bus und ein Boot nach Koh Rong, die mit Abstand schönste Insel auf der ich bis jetzt war. Die Strände sehen wie aus der "Ferrero Roché" Werbung aus. Palmen formen eine nette Promenade, während der feine, weiße Sand zwischen den Zehen, wie qualitativ schlechter Grillkäse, quietscht und strahlend türkises Wasser gemächlich angeschwappt kommt.

Ich buchte eines der wenigen Hostels auf der Insel, welches ein ziemlich beliebtes Partyhostel war, dennoch einen sehr netten Charm hatte. Die ersten zwei Tage verbrachte ich vorallem damit, am Strand herum zu vegetieren, nachzudenken, zu lesen und Ausschau zuhalten mit wem ich vielleicht reden möchte, obwohl da die ganze Zeit diese Blockade war. Am Abend des zweiten Tages bekam ich dann eine E-Mail die kurz dazu führte, dass ich noch weiter in dieses Loch fiel, dann mich aber vielmehr wie ein Trampolin komplett heraus holte.

Es war die Absage der Uni für das Sommersemester 2023. Ich war ein wenig fassungslos, dass sie erstens so früh kam und das sie so ausfiel. In mir wollte etwas innigst, dass ich diesen Platz bekomme und nicht, wie eigentlich geplant, noch ein halbes Jahr weiter Reise. Das permanente unterschwellige Gefühl verschwand aber noch am selben Abend. Es entstand einfach durch die Unsicherheit über die nicht allzu ferne Zukunft. Werde ich in einem Monat ein Flug nach Hause nehmen um mich in den Wohnungsmarkt und die BAföG-Unterlagen schmeißen zu müssen oder überlegen wie ich mein kommendes halbes Jahr im Ausland verbringe? 

Eine Rückkehr vor dem Wintersemester war für mich von Sekunde 1 an keine Möglichkeit. Ich sehnte mich zwar einerseits nach Zuhause, aber würde die Ankunft ohne weiteren Bildungsweg sich für mich wie ein Stillstand anfühlen an dem ich kaputt gehen würde. Zumal habe ich jetzt die Zeit, die geographischen und finanziellen Möglichkeiten und vorallem, eine wieder aufgekommene, Lust mich in die nächsten Abenteuer, Kulturen und Landschaften zu werfen.

Diese Wiederkehr der Reiselust, bzw. der generellen Lust oder Freude kam einfach dadurch dass eine Entscheidung gefallen ist. Auch wenn es nicht unbedingt die Entscheidung war die ich wollte, aber so war es nun einmal. Jetzt konnte ich mich wieder vollkommen auf das hier und jetzt konzentrieren, während ich mir eine perfekte Strategie für das Bewerbungsverfahren für das Wintersemester 2024/25 überlegen konnte. Meine Aussichten sahen, bzw. sehen auch sehr gut aus. Mit meinen Qualifikationen, die ich erst jetzt alle zusammen habe und anrechnen lassen kann, hätte ich im Ws2020/21 17 Studienplätze, im Ws2021/22 15 Studienplätze, im Ws2022/23 14 Studienplätze und im Ws2023/24 8 Studienplätze bekommen. Es ist zwar eine stagnierende Tendenz zu sehen, aber selbst mit der Reduktion vom Ws2022/23 auf's Ws2023/24 mit ca. 50%, würde ich im kommenden Wintersemester immernoch 4 Zusagen bekommen. Bei weiteren 50% Verschlechterung, immernoch 2!!

Viel Spekulation und Wissen wird man es erst im Herbst :)

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