Cassiopeia
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4000 Inseln - Laos

Veröffentlicht: 18.02.2024

Mit gestärkter Energie und frischem Optimismus überquerte ich dann mit meinem Fahrrad die Grenze nach Laos. Die Grenzpolizisten schauten schon amüsiert zu mir herüber, so wie ich jetzt schon bei Kilometer 0 am schwitzen war. Die Landschaft veränderte sich ca. 70 Km vor der Grenze allmählich von dem fruchtbaren, diversen und grünen Dschungel in eine Steppenlandschaft in der die Landschaft von einer roten Staubschicht bedeckt war, die Vegetation rarer wurde und es kein einzigen Ort gab, der noch Schatten spendete. Die Sonne backte den Boden und alles was sich darauf befand bis jeder letzte Tropfen Wasser verschwunden war. Während mir der sich auf meiner Brille absetzende Staub immer weiter die Sicht nahm überlegte ich zum ersten Mal ob es wirklich eine gute Idee sei durch diese Umwelt 1400km mit dem Fahrrad zu fahren... Ich redete mit kurzerhand ein, dass sich die Umgebung und die Temperaturen bestimmt ein wenig weiter nördlich schon verändern würden und zuerst würde ich ja so oder so Energie und Kraft in Don Det sammeln können.

Don Det ist eine der "4000 islands", eine riesige Inselgruppe, welche sich auf der laotisch-kambodschianischen-Grenze in einem großen Ausläufer des Mekongs befindet. Die Inseln reichen teilweise von 5km Durchmesser bis zu wenigen Metern und bilden durch ihren erhöhten Wiederstand Verwirblungen des Wassers, welche letztendlich hunderte von Wasserfällen hervorbringen. Einfach nur fantastisch. Ich wurde super lieb in meinem Hostel begrüßt und schlief von der ganzen Aufregung schon schnell ein. Am nächsten Morgen traf ich die sympathische Berlinerin Paula, die mich mit ihrem Wissen über Theater, Opern, den Epochen und Stücken der klassischen Musik und ihrem Wissen über Weltliteratur beeindruckte. Der Fakt, welcher sich zum Ende des Gespräches herausstellte, dass sie einen Freund habe, sank zwar meine Sympathie ihr gegenüber in keiner Weise, war aber dennoch ein Grund kurz bedröppelt zu sein. Ich machte mich mit meinem Fahrrad von Insel zu Insel und verweilte lange in dem saisonal sehr tiefen und fast 'ausgetrockneten' Flussbett des Mekongs und schrieb viel an meinem Blog. Und wenn ich 'ausgetrocknet' schreibe, dann meine ich damit im Verhältnis zu der Regenzeit. Der Mekong hat einfach eine Dimension die ich noch nie zuvor gesehen habe und somit ist sein Wasserstand zwar Meterweise wechselhaft in den Jahreszeiten, aber weißt er selbst in der Trockenzeit immer noch eine Größe auf, die eher an ein unendlich langes Loch Ness erinnert.

Schwimmen ging ich dann auch noch und hielt dabei Ausschau nach den Mekong-Delfinen. Das ist kein Scherz! Es gibt eine eigene Art von Delfinen, die nur im Mekong vorkommen. Sie werden aber immer seltener und manche erzählten mir, dass sie die Delfine das letzte Mal vor zwanzig Jahren sahen, andere wiederum vor zwei Wochen. Eine andere erzählte mir wiederum das sie auf einer Bootstour vor ein paar Tagen ein Leiche schwimmen sah, von der die Extremitäten zusammengebunden waren und ein Schriftzug mit vermutlich einem Messer in den Bauch geritzt wurde. Hier wurde mir nocheinmal klar, dass ich jetzt ein Land betreten habe, welche zwar in Südostasien liegt, aber noch lange nicht so erschlossen und globalisiert ist wie z.B. Vietnam, Thailand, Indonesien oder die Philippinen.

Abends schraubte ich dann noch an meinem Zweirad herum und stellte die letzten Schrauben richtig, als Paula vorbeikam, mir erzählte, dass sie einen riesigen Streit mit ihrem Freund hatte und ob ich vielleicht Lust hätte mit ihr und den anderen ein wenig auszugehen. Also schlenderten wir zu einer bekannten und super gemütlichen Bibliothek, die sich Abends in eine Bar mit Live-Musik verwandelt und dann redeten wir... Lange. Ich mochte sie, sie mochte mich, ich respektierte die Grenze der Beziehung in der sie war und sie sagte mir, dass ihre Reiseromanze vermutlich bald enden würde und wir uns doch in Deutschland dann einfach mal sehen sollten. Wir tauschten noch lange unsere Büchertipps, Beziehungsgeschichten und Technopräferenzen aus bis wir letztendlich entschieden so langsam mal schlafen zu gehen, da ich auch am nächsten Morgen losfahren wollte. Als wir uns vor unseren Schlafraumtüren verabschiedeten fielen wir ins nächste Gespräch und erzählten uns mindestens eine halbe Stunde unsere Lieblingswörter aus der deutschen Sprache, wie z.B. Räuber, Brabbeln, flanieren, Gaumenschmaus, Weltenbummler, fuchsteufelswild, schmatzen, rubbeln, Halunke, Frechdachs usw. usw..

Am nächsten Morgen stand sie auch noch auf um mich zu verabschieden und winkte mir als ich mich mit meinem neuen Drahtesel "Meister Hora" in die Ferne aufmachte. Wir umarmten uns lange und ein wenig zu feste, dafür dass wir uns ersten gestern kennenlernten. Wir beide waren und sind große Fans von Walter Mörs, der Autor von z.B. die 13½ Leben des Kapitän Blaubeer" und so fragte ich sie ob sie den Geruch wahrnehmen könne der hier in der Luft liege. Sie schaute mich verdutzt an und ich sagte "riechst du nicht den Geruch von Zimt und Feuern die in der Ferne brennen? So riecht das Abenteuer."

Sie lachte, ich fuhr.

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