Whānau
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Das Fjordland

Veröffentlicht: 12.05.2019

Gut einen Monat reisten wir mit unserem Odhi durch den südlichen Teil der Südinsel und erweiterten täglich unsere Campingskills beziehungsweise lernte viele schöne Seiten als auch Limitierungen dieser absoluten Freiheit kennen. So kommt es auch mal vor das man 10 Tage nicht duscht oder aufgrund des Wetters drei Tage das Auto kaum verlässt. Diese Worten sollen keinen falschen Eindruck vermittelt, denn die vier Wochen waren geprägt von viel Lachen, wahnsinnigen Landschaften und endloser Romantik. Trotzdem stellte sich nach vier Wochen der Bedarf ein, wieder an der Zivilisation teilzunehmen. Strom, fließend Wasser und ein richtiges Bett *Seufz* 

Ab zur nächsten Library und einen neuen Wwoofing Host suchen... und siehe da, landeten wir im schönen Fjordland in der Nähe der Stadt Te Anau. Dies ist ein kleiner, schöner Touristenort am zweitgrößten See Neuseelands. Die Natur im Fjordland ist äußert reizvoll und trotz der Rekorde der Jahresregenmegen hatten wir Glück mit dem Wetter. 


Das Pärchen empfing uns sehr herzlich und sofort hatten wir das Gefühl, dies könnte eine lehrreiche Kiwi-Experience werden. Sofort wurde munter drauf los gebabbelt und es war nicht Tim der den Bärenanteil für sich beanspruchte. Wir waren schwer beeindruckt, als wir hörten, wie unglaublich "busy" die beiden waren. Neben dem eigenen Safran Business einschließlich Planung, Anbau sowie Vermarktung wurde die gepachtete Farm samt aller Tiere verwaltet. Auch wenn es nicht wie bisher viele verschiedene Tiere waren, mussten täglich über 100 Rinder bewegt und versorgt werden. Die Haupteinkunft stellte die Tätigkeit als sogenannter Fencer, also das Bauen von Zäunen wir Grundstücksbegrenzungen, dar. Diese Aufträge können gerne mal wirklich "off grid", also irgendwo im nirgendwo sein. Beispielsweise 20 Kilometer Zaun auf über 1000 Meter inmitten einer hügeligen Landschaft. Als ob das noch nicht genug wäre, hat man sich nebenbei noch der Imkerei verschrieben und als ob eine Hand voll Völker nicht reichen würden, hat man davon auch schon wieder 75. Zu unserer Freude, hatten wir so die Chance in viele unterschiedliche Tätigkeiten einen Einblick zu bekommen. Da die Safranernte erst zum späteren Zeitpunkt des Jahres statt findet, bereiteten wir lediglich einige Abschnitte der Felder für die Ernte vor und hatten einige informative Gespräche rund um das edle Gewürz. Besonders viel Spaß hat uns die Arbeit mit den Bienen gemacht. Wir hatten uns sogar vorher schon mal darüber unterhalten, ob wir nicht einmal mit Bienen arbeiten wollen. Da für diese Tätigkeit die Erfahrungen sehr wichtig sind, konnten wir am ersten Tag gar nicht so viel mithelfen. Vielmehr standen wir, geschützt mit Imker Overalls, am Rand und beobachteten das teilweise wilde treiben. 


Zusammen mit einem Freund des Mannes wurden die Bienenstöcke geöffnet und nach möglichen Krankheiten untersucht. Ziel war es, größere Stöcke zu trennen und eine neue Königin einzusetzen, um so letztendlich aus einem zwei Stöcke zu machen. Dafür mussten man jedoch die bereits vorhandene Königin ausfindig machen. Vergleicht man die Königin mit den normalen Bienen ist sie deutlich zu erkennen. Sie unter mehreren tausend zu finden benötigt Erfahrung, Geduld und sehr gute Augen. Für uns war es eher die bekannte suche nach der Nadel im Heuhaufen. Nach einigen Minuten tastete man sich näher ran, Caro war zunächst neugieriger. Uns wurde erklärt was passiert und wir hatten die Gelegenheit auch selbst nach einigen Bienenköniginnen zu suchen. Wir durften sogenannten "Frames", also Fenster halten und umsetzen. Überrascht wurde Caro schlagartig bewusst, wie schwer ein solch einzelnes Fenster gefüllt mit Honig wirklich ist. Gut und gerne bis zu 4 kg. Mit jeder Minute länger am geöffneten Bienenvolk wurden diese unruhiger. So konnte es sein, dass plötzlich der gesamte Overalls übersät mit Bienen war. Um einen herum summte es immer lauter und wir konnten richtig wahrnehmen wie die Bienen ihre Stimmung zu "not amused" wechselten. Plötzlich fühlte man sich in seinem Anzug ganz klein und hoffte das alles lückenlos verschlossen war. Dennoch blieb der ein oder andere Stich in diesen Tagen nicht aus. Am Ende des Tages war es dann soweit und wir durften endlich vom süßen Gold naschen. Trotzdem musste noch eine kleine Hürde genommen werden. Denn zum probieren musste man seine Handschuhe ausziehen, seinen Helm öffnen und trotz der Bienen in eine Wabe fassen. Während Caro noch zögerte, schritt Tim mutig voran. Zumindest der Handschuh war schnell gezogen, aber den Helm zu öffnen kostete wirklich Überwindung. So etwas wie diesen leicht temperierten, super flüssigen, cremigen und anhaltenden Zuckerschock hatten wir noch nie geschmeckt. Da viel das aufhören wirklich schwer, aber einige neidische Bienen überzeugten, zumindest Tim, seinen Helm wieder aufzuziehen. Caro resümierte Abends, anders als ein gewöhnlicher Arbeitstag war dies ein Tag voller neuer Erfahrungen, welche ihr für immer im Gedächtnis bleiben werden. (Da ist wohl jemandem der Honig zu Kopf gestiegen :)) Auch die nächsten Tage war es mit der Honignascherei noch nicht vorbei, denn ein gebrochenes Fenster wurde in der Küche aufbewahrt.. offensichtlich kein sicherer Ort!



Einige Tage später besuchten wir weitere Völker, die bereits eine junge Königin hatten und ernteten zahlreiche, prall mit Honig gefüllte Fenster. Nun musste alles, zusammen mit dem bereits angesparten Honig, zur Weiterverarbeitung gebracht werden. Wir bewegten also knapp 50 Kisten, gefüllt mit jeweils bis zu zehn Fenstern, vom Lager auf den Truck und vom Truck zur Firma. Jede Kiste hatte damit also knapp das Gewicht von 40 Kg, welches zweimal bewegt werden musste. Das anfängliche Grinsen verging Tim schnell. Mit jedem Gang fühlten sich die Kisten etwas schwerer an. Schon lange war Tim nicht mehr so ausgepowert wie an diesem Abend. Da sich die Männer das tragen der Kisten teilten und es für die Frauen zu schwer war, machten sich die Muskeln nach einer Tonne Honig bemerkbar. Trotzdem eine wahnsinnige Erfahrung, der Job des Imkers ist wirklich hart!

Und nun zur weiteren wirklich schweren Tätigkeit, dem "Fencen". Wir begleiteten den Mann zu seinem Arbeitsplatz, welcher gut und gerne mal über 100 Fahrkilometer entfernt sein kann. Wir müssen schon zugeben, einen solch wunderbaren Arbeitsplatz mit Frischluft, Ausblick in die Ferne und einfach keinem nervigen Kollegen in der Gegend... traumhaft. Aber nun zur Arbeit bei der wir ziemlich schnell an unsere körperlichen als auch nervlichen Grenzen kamen. Für den neuen Zaun waren die Holzpfeiler (teilweise bis zu 100 kg schwer) bereits in die Erde eingelassen. Nun hieß es Drähte befestigen. Dies sollte mit speziellen Nägeln in U-Form und Hammer ganz einfach funktionieren, kinderleicht sah es zumindest bei ihm aus. Klopf, klopf, klopf schon waren sechs Drähte am Pfeiler befestigt. Bewaffnet mit Hammer und Nägeln starteten wir euphorisch, was sich jedoch schnell änderte. Diese verflixten Nägel wollten einfach nicht in die Pfeiler und wenn es dann doch funktionierte waren sie schief, weshalb sie wieder raus gezogen werden mussten. So einfach diese Arbeit zunächst auch scheint, 40 Jahre Berufserfahrung sind bei jedem weiteren Hammerschlag zu merken.




Auch Tim hatte hier mal wieder die Möglichkeit Fischen zu gehen, was ein voller Erfolg war. Bereits nach wenigen Minuten biss die dicke Regenbogenforelle an. Eine zweite folgte direkt. Die große war über 50cm lang und wog mehr als zwei Kilo. Wie ihr seht hatten wir genügend Fisch für die nächsten Tage, haha. Unser Wwoofing-Host war ebenfalls sehr begeistert und sofort wurde der Smoker angeschmissen. Die ausgenommenen Fische wurden nur mit Rohrzucker eingerieben und im Smoker mit Manukaholz 20 Minuten durchgegart. Mhhhh ein wirklicher Schmaus!!!




Weiteres Highlight unseres Aufenthalts im Fjordland war der Besuch des bekannten Milford Sound. Am Day off machten wir uns auf den Weg. Eine fast zweistündige Fahrt lag vor uns und nur eine einzige, schmale, serpentinenreiche, teilweise schlecht befestigte Straße führte zu diesem Fjord. Glücklich das unser alter Odhi diese anstrengende Fahrt gemeistert hatte, rissen wir kurz vor dem Ziel unsere Augen noch einmal weit auf. Vor uns ein Tunnel, aber nicht so wie man es aus Europa gewohnt ist... dunkel, einspurig, nass (habt ihr im Tunnel schon mal einen Scheibenwischer benutzen müssen?), so schmal das wir Angst hatten die Wände zu touchieren und wirklich steil. Wie fragten uns wie all die Reisebusse dadurch passen sollten, denn zu allen selbstanreisenden Touristen sind täglich knapp 200 Reisebuse dorthin unterwegs. Wir wählten den frühst möglichen Termin für eine Schifffahrt und umgingen so den größten Ansturm und sparten außerdem 30 Prozent der Tourkosten, wie bequem doch alle sind. Auf dem Schiff wurde klar, weshalb sich so viele Menschen auf den Weg machten. Beeindruckt von den atemberaubenden Ausblicken auf die Natur mit endlosen Steilwänden, unzähligen Wasserfällen, faulen Robben und einem Unterwasserbeobachtungszentrum genossen wir den Tag. Besonders froh waren wir heute nichts vom jährlichen Durchschnittsniederschlag von 7000 mm abbekommen zu haben. Zum Vergleich: der deutsche Jahresdurchschnitt von 2018 liegt bei 590 mm.






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