Veröffentlicht: 27.05.2019
Nach einer unvergesslich schönen Woche und vielen neuen Erfahrungen waren wir wieder mit dem Camper unterwegs. Ab nun ging es wieder hinauf in den Norden doch dieses Mal an der Westküste entlang. Wir stoppten in Queenstown, einer eher jungen und flippen Stadt, die vor allem für ihre vielen Freizeitaktivitäten bekannt ist. Auch diese Stadt liegt, wie sollte es anders sein, an einem gigantischen See, dem Lake Wakatipu. Er ist 70km lang und zählt somit zu einem der längsten Seen des Landes. Selbstverständlich durfte eine Wanderung nicht fehlen. Von einer Anhöhe aus hatten wir bei herrlichem Sonnenschein einen wunderbaren Panoramaausblick auf den See und die umliegenden Berge. Die Sache mit den Aktivitäten, wie einem Bungy-Jump ließen wir aus, denn unsere Reisekasse muss zunächst erstmal aufgefüllt werden und überhaupt war uns das etwas zu viel Nervenkitzel. Was wäre denn aus eurer Sicht eigentlich die größte Herausforderung, ein Swing Slope, ein Bungy-Jump oder ein SkyDive (Fallschirmsprung aus mehreren Kilometern Höhe)?
Nachdem wir einen klassischen Campertag am See verbrachten (also einfach mal nichts tun und entspannen) erkundeten wir weiter die Gegend. Viele Ortschaften sind geprägt vom Goldrausch des 19. Jahrhunderts wobei Arrowtown mit nur 2500 Einwohnern ein ganz besonderes Flair versprüht. Der malerische Ort kombiniert Westerncharme und chinesische Migrationskultur.
Anschließend gönnten wir uns genüsslich eine kleine Weinprobe. Wir dachten einen heißen Sommertag lässt man prima auf einem Weingut bis zur Dämmerung ausklingen. Gegend 16.30 Uhr bestellten wir eine kleine erschwingliche Weinprobe aus vier verschiedenen Weinen. Wenn man sich dann doch mal ein besseres Gläschen gönnen möchte ist es gut zu wissen was man bekommen kann. Nachdem die vier kleinen Proben in korrekter Reihenfolge von hell nach dunkel verköstigt und besprochen wurden, traf jeder seine persönliche Wahl. Die Qualität des Weines war überzeugend und die Preise zu verkraften, aber warum waren wir nahezu die einzigen Gäste? Was solls, wir haben Dorst. Die Kellnerin kam und voller Vorfreude wollten wir die Bestellung aufgeben. Doch anstatt eines fruchtigen Rosé und eines vollmundigen Pinot Noir gab es die Information über den nahenden Ladenschluss. Verwundert schauten wir auf die Uhr… noch nicht einmal fünf! Scheinbar hält man es in Neuseeland für klug bei strahlendem Wetter wunderschöne Gärten auf Weinanwesen in der Nähe einer Touristenhochburg spätestens um 17 Uhr zu schließen. „Haben die Leute einfach keine Lust hier oder wat?“ (Zitat Kranführer Ronny)
Etwas enttäuscht machten wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Reiseziel. Die Wwoofing Familie aus dem Fjordland empfahl die schönere Route über einen Pass, der laut Aussage für jedes Fahrzeug leicht zu bewältigen sei. Fragt man uns im Nachhinein trifft das weder auf das Auto noch auf dessen Benutzer zu. Nach vier zehnminütigen Pausen und einem Anstieg, der schwer an Alpe d´ Huez erinnert hatten wir es endlich geschafft. Nicht nur der Odhi, sondern auch wir waren fix und fertig. Die Temperatur des Motors kam der im Zentrum der Sonne erschreckend nahe und Caro genoss als Beifahrerin eine kostenlose, nicht regulierbare Sitzheizung. Am höchsten Punkt des Passes erreichten wir einen Campingplatz und boten unserem Fahrzeug bei wunderschönem Ausblick eine verdiente Nachtpause.
Nach einer erholsamen Nacht hieß das nächste Ziel Wanaka. Ein verspielter, touristischer Ort ebenfalls direkt an einem schönen See gelegen. Die Stadt war sehr belebt, die Preise etwas höher, Bücherei und Parkplätze überfüllt und nicht so leicht zugänglich wie wir es bisher gewohnt waren. Daher befassten wir uns eher mit der umliegenden schönen Natur und ihren zahlreichen Wanderungen.
Eine besondere Herausforderung war der Roy´s Peak Track. Etwas geblendet von den Impressionen aus Travelbook und Internet favorisierte Caro diese spektakuläre Wanderung. Auf uns warteten 1100 Meter Anstieg und 16 km Länge, nichts für ungeübte Wanderer. Tim betonte dies bereits bei der Planung, doch Caro ließ sich davon nicht beeindrucken. Am ausgewählten Tag starteten wir frühzeitig. Dennoch erwies sich die Parksituation als unzureichend. Erst nach 20 Minuten Wartezeit konnten wir einen Parkplatz ergattern, voraussichtlich war der Rückkehrer einer dieser verrückten, die in der Nacht den Anstieg bewältigten, um den Sonnenaufgang vom Gipfel zu bewundern. Endlich auf dem Weg waren wir wirklich überrascht von so vielen Wanderern. Der eigentliche Weg war nicht so abwechslungsreich wie die Strecken, die wir bisher zurückgelegt haben. In endlosen Serpentinen ging es steinig, steil bergauf. Lohnenswert war dabei der Ausblick, der Kurve um Kurve beeindruckender wurde.
In der Ferne tauchten plötzlich schneebedeckte Berge auf und dank des besonders guten Wetters genossen wir einen weiten Ausblick.
Nach der ersten Stunde stellte Caro erstmals fest das heute wohl ein sehr warmer Tag sei. Mit anderen Worten – Wie weit ist es noch? – Schon ganz schön steil! – Vielleicht nicht mein Tag heute. – Hilfe!!!
Tim ging sowohl verbal motivierend als auch körperlich entspannt mit gutem Beispiel voran. In immer kürzeren Abständen wurden Pausen und kleine Motivationsschübe eingelegt.
Nach 3,5h hatten wir es endlich geschafft und den 1.600m hohen Gipfel des Roy´s Peak erreicht. Entlohnt wurde die Anstrengung durch ein sagenhaftes Panorama gepaart mit Stolz und Zufriedenheit über den überwundenen Schweinehund.