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4. Woche: Bei Liz und Mike in Kuaotunu und Whitianga

Veröffentlicht: 09.12.2022

Dann machte ich mich auf den Weg auf die Halbinsel Coromandel, wo ich eine neue Bleibe bei Liz und Mike in Whitianga und Kuaotunu gefunden hatte. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Neuseeland sind äußerst rar. So hatte ich für die halbe Strecke einen Bus gebucht und den Rest musste ich trampen. Ein Glück. Denn so lernte ich Ryan kennen. Er war gerade auf dem Weg von Hamilton nach Whitianga, wo er ein Ferienhaus besaß. Er war Handwerker, Halbmaori, mit seiner Frau Inhaber von 4 Kindergärten und ein äußerst herzlicher und lustiger Mensch – so wie ich es in der kurzen Begegnung zu bewerten vermag. Wie waren die 1 ½ Stunden Autofahrt eigentlich die ganze Zeit im Gespräch, wobei er aber einen Großteil des Redeanteils hatte und ich vielleicht, wenn es hoch kommt 1/3 verstand. Doch irgendwie verstanden wir uns trotzdem ganz hervorragend. Er nahm mich dann noch mit zu seinem Ferienhaus, was mich maximal überwältigte. Eine Riesenvilla mit einem faszinierenden Blick auf Whitianga. Wir kamen circa um 13Uhr dort an. Bis dahin hatte ich noch nichts gegessen, da ich irgendwie etwas nervös war vor dem Tag mit der Fahrt, dem Hitchhiken und dem Kennenlernen der neuen Hosts. Und dann lud er mich auch noch auf ein Bier ein, obwohl ich auch seit 2 Monaten bis dahin Alkohol fastete. Aber ich konnte es nicht ausschlagen. Zum einen, weil ich es in diesem Moment für unhöflich empfand und zum anderen, wollte ich mich auch nicht als absoluten Spießer offenbaren, nachdem wir zuvor uns über Festivals und Drum and Bass unterhielten. Nach dem 2. Bier offenbarte ich ihn dann, dass ich noch nichts gegessen hatte und ich nur ungern meinen neuen Hosts mit ner Fahne und Lallend begegnen möchte. Daraufhin lachte er nur, machte noch ein Bier auf und streckte mir es entgegen. Ich prostete innerlich auf meine Standfestigkeit und Disziplin an. Er fuhr mich dann nach seinem 4.Bier zu dem Treffpunkt, wo ich mich mit Liz und Mike traf. Die beiden kamen mit nem Wohnwagen und nem Elektroauto, waren beide vom älteren Semester und machten auf dem ersten Eindruck einen sehr anständigen Eindruck. Ich fuhr mit Liz im Elektroauto und erzählte ihr die Geschichte von Ryan, meinen 3 Bieren, dem Fastenbrechen und entschuldigte mich für die eventuelle Bierfahne. Sie lächelte etwas verklemmt. Ich hätte in diesem Moment gern gewusst, was sie von mir langhaarigen, verwildert erscheinenden und nach bierstinkendem Hippie gedacht hat, den sie gerade mit zu ihrem Anwesend nahm.

Wir fuhren dann zu ihren 2 Ferienwohnungen direkt am Meer. Sie bewohnten die eine und ich die andere. Ich musste dort Hecke schneiden, n bissel Unkraut pflücken, Pflanzen beschneiden, n kleinen Wassergraben buddeln und die Ränder des Gartens mähen. Es war traumhaft. 4h leichte Arbeit, 3 leckere Mahlzeiten und nen traumhaften Strand vor der Nase. Dann wohnte von Mike noch die Schwester und der Schwager in der Nachbarschaft, welcher leidenschaftlicher Angler war und mich auf einen Angeltrip einlud. Wir hatten sie zuvor mal kurz besucht und er hatte einen majestätischen Kopf von einem Marlin in seinem Wohnzimmer hängen, den er selbst gefangen hatte (aus ästhetischer Sicht abscheulich, aber aus Sicht eines Anglers, verdiente er sich damit sehr viel Ansehen und Ruhm). Ich malte mir schon Bilder aus, wie wir weit aufs Meer rausfuhren und Jagd auf so richtig dicke Fische machen. Er holte mich dann am Morgen ab und mit dabei war noch sein Kumpel. Das erste Erlebnis war dann, als wir am Parkplatz ankamen und er die Räder des Bootes ausfuhr und wir dann im Boot vom Trailer runter und übers Land ins Wasser fuhren. Zuerst schauten sie nach Fangkisten, mit welchen sie Crayfish (einen Krebs) fangen wollten. Diese waren aber leer. Und dann fuhren wir auch nicht weit raus aufs Meer, sondern nur zur nächsten Bucht und angelten dort auf Snapper. Ein etwas kleinerer Raubfisch, der wohl aber auch über einen Meter werden könnte. Leider war es aber kein guter Tag und nur sein Kumpel fing einen untermaßigen und einen geradeso dem Maß entsprechenden Snapper. Aber Mike machte mir seine Angel zurecht und ich fing vom Strand aus an einem Tag einen Oktopus und an einem anderen Tag einen Snapper. Mir blutete das Herz vor Mitleid, als ich den Oktopus schweren Herzens erschlug und mitnahm. Noch ein paar Tage zuvor war ich im buddhistischen Zentrum, wo das Töten jeglicher Tiere untersagt war, da es eine Reinkarnation von irgendjemanden sein könnte und ich hielt mich zurück Spinnen, Mücken und Käfer zu töten (Einmal sündigte ich, als ich aus Reflex eine Mücke erschlug) und nun das! Ich machte mir abermals Gedanken über meine Werte und Integrität. Aber ein Tag später beim Töten des Snappers waren dann alle Zweifel wieder wie weggeblasen und ich erfreute mich des Erfolgs (Was mein Zweifeln an mir selbst nicht besserte). Doch während der Snapper schmeckte wie ein guter Meeresfisch schmecken sollte, war der Oktopus weniger etwas für Feinschmecker. Liz und Mike bekamen nicht mal ein Bissen herunter. Alte Schuhsohle mit Fischkutterflavour kam dem Geschmack und der Konsistenz wohl am nächsten. Zu Ehren des Oktopus‘ und aus Strafe für meine Angelgier aß ich ihn über 2 Tage hinweg allein… mit viel Mayonnaise.

Nach 4 Tagen fuhren wir dann zu ihre eigentliche Wohnung, da die Ferienwohnungen vermietet wurden. Dort schliefen wir eine Nacht zusammen und dann mussten sie zu einem Arzttermin nach Auckland fahren, wo sie mich dann für 2 Tage allein dort ließen. Die Wohnung war Teil eines Resorts von Mega-Bonzen. Auf der einen Seite der Wohnung hatte man Garage und Stellplatz für Fahrzeuge und auf der anderen Seite seinen Steg mit Boot bzw Yacht. Zudem gab es einen Pool zum schwimmen, einen Whirlpool mit warmen Wasser und einen Tennisplatz den man nutzen konnte. Nicht meine Welt, aber war mal nett es gesehen zu haben. Was ich viel mehr bewunderte, waren Liz und Mike. Mike entstammte einer Bauernfamilie und arbeitete sein Leben lang hart. Seinen ersten Hof verdiente er sich, in dem er auf Possumjagd ging. Die süßen Tierchen, welche in Australien hochgeschätzt werden, sind eine Art Pest in Neuseeland und schuldig für das Aussterben vieler Vogelarten. Er brachte am Tag zwischen 100-160 Tiere auf die Strecke und verkaufte die Fälle. Es war ein harter Job, doch es machte ihn zum Großverdiener. Den Hof den er kaufte, baute er auf und verkaufte ihn dann wieder und kaufte sich einen neuen, welchen er ebenfalls auf Vordermann brachte und dann wieder für Gewinn verkaufte. Das gleiche machte er mit einem Campingplatz, wodurch er heute ausgesorgt hat, aber absolut menschlich Mensch geblieben ist. Liz war mehr die Hippiefrau und reiste mit ihrem damaligen Mann, welcher an Krebs später verstarb, viel herum und versuchte dabei so wenig Geld wie möglich auszugeben. Die beiden sind absolut herzliche Menschen und haben eine riesige Familie, welche sich über Australien und Bali erstreckt und mit allen eng im Kontakt stehen. Alle Geschichten der beiden würde jetzt zu weit führen, doch auch für diese Begegnung bin ich sehr dankbar und es zeigte mir, dass auch wohlhabende Menschen ein sehr großes, vertrauensvolles und warmes Herz haben können.

Von Whitianga aus machte ich dann noch eine Fahrradtour zum Hotwater Beach und zur Cathetral Cove. Zwei große Sehenswürdigkeiten, welche in jeden Reiseführer als Must-do angepriesen werden. Ich war da damals schon mit Vampy und Säckn. Es war schön, aber nicht überwältigend. Das gleiche Gefühl machte sich bei dem zweiten Besuch auch wieder breit. Eigentlich eher unruhige Orte, da dort so viele Menschen sich auf den Füßen herumtreten, dass man die Natur gar nicht mehr so richtig wirken lassen kann.

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