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Hübsches Bali

Veröffentlicht: 26.05.2023

Meine Freude auf Bali war äußerst begrenzt. So hörte man aus allen Richtungen, dass Bali maximal überlaufen sei und bereits mehr dem westlichen Standard entspreche. So ist es zwar nett immer mal ein paar Reisende zu treffen, doch meine eigentliche Intention ist es Kultur und dort ansässige Menschen kennenzulernen. Ich folgte dann den Ratschlägen von ein paar Menschen und ließ mich nach Ubud chauffieren, welches etwas mehr im Landesinneren liegt und als kulturelles Zentrum von Bali angepriesen wird. Und ich wurde von Bali positiv überrascht… oder lag es an meinen geringen Erwartungen, welche mehr als erfüllt wurden? Die erste Nacht schlief ich in einem Hostel, welchen Aufenthalt ich aufgrund der Auslastung nicht verlängern konnte. Während ich mir eine kleine Mopede auslieh, fragte ich den Herren nebenbei, ob er mir eine Unterkunft empfehlen könne. Und es war der absolute Glücksgriff. Ich nistete mich direkt um die Ecke dann bei einer Familie ein, welche 4 Unterkünfte in ihrem Haus für Gäste anbot. Dort hatte ich eigens Bettchen, Toilette, Klimaanlage und formidables Frühstück für denselben Preis wie im Hostel, plus dass ich extrem freundliche und herzliche Gastgeber hatte.

Bali ist die einzige Insel von Indonesien, auf welcher Hinduismus als Hauptreligion praktiziert wird und somit geprägt ist. Ein Glaube, mit dem ich das erste Mal in Kontakt kam und ich muss sagen, dass mich die Menschen und die dazugehörige Kultur, welche dann vielleicht auch wieder mehr Bali-spezifisch ist, sehr begeisterten! So hat jedes Haus seinen eigenen kleinen Tempel oder seine Statuen, welche täglich 3mal mit kleinen Opfergaben in Form von Räucherstäbchen, süßen kleinen gebastelten Gestecken mit Blümchen oder etwas Reis bestückt werden. Dabei gibt es kurze Gebete, bei denen die Menschen ihre Dankbarkeit für das was sie haben äußern. Die Statuen und kleinen Tempel sind alle in einer sehr künstlerischen Art von Hand hergestellt. Doch nicht nur viele sehr künstlerische Steinhauer muss diese Kultur haben, auch viele Menschen, welche Holz wunderschön verzieren und dadurch alle Eingänge einem prachtvollen Schlosstor ähneln. Und all die künstlerisch gebauten Häuser, gepaart mit der grünen und üppigen Natur, gab Ubud und die Umgebung ein bezauberndes Bild ab, von dem ich mich nur sehr schwer satt sehen konnte.

Die kleine Mopede gab mir dann herrliche Freiheiten und ich erkundete die Umgebung von Ubud. Dort gibt es unzählige Wasserfälle, Dörfchen, in denen neben den hübsch anzusehenden Häusern zusätzlich mehrere Tempelanlagen existierten, die ganzen unzähligen Reisfelder, welche in Terrassenformen die Landschaft schmückten und natürlich die ganzen Essensstände mit allerhand Leckereien. Ich machte es mir zur Aufgabe jeden Morgen 1-2 Wasserfälle zu besuchen und mich dann einfach etwas treiben zu lassen. In einem Museum lernte ich Made kennen, einem Künstler aus einem umliegenden Dörfchen, welcher gerade ein Bild malte. Made heißen auf Bali sehr viele Menschen, da es der Zweitgeborene heißt. Er lud mich den Tag darauf in sein Dorf ein, wo er mich beim Besuch von einem Wasserfall und einem Spaziergang zu Reisfeldern begleitete und stellte mich seinen Freunden vor, die gerade am Schnitzen und Verzieren eines Gebälks waren.

An einem anderen Tag besuchte ich nach dem Wasserfall einen berühmten Tempel mit heiligem Wasser, dann fuhr ich so durch die Landschaft und fand eine riesige Eierfarm, in der bis zu 2Mio Hühner leben sollten. Die dort lebenden Menschen zeigten mir es ganz stolz, während ich von den Bedingungen weniger begeistert war. Und dann wurde mir eine Kaffeeplantage mit Verkostung empfohlen. Als ich das Moped abstellte, wurde ich direkt von einem Führer begrüßt, der mich zu der Verkostung führte. Auf dem Weg dorthin standen Kaffeepflanzen, Pflanzen aus denen Tee hergestellt wurde und Kakaobäume. Er erklärte mir die Herstellung und anderen Schnickschnack. Attraktion war dann der Luwak-Kaffee, wo ein maderähnliches Tier mit den Kaffeebohnen gefüttert wird und dann die wieder ausgeschiedenen geröstet und zu Kaffee verarbeitet werden. Wohl extrem stark und gutschmeckend… ich ließ ihn direkt wissen, dass ich weniger an Kaffee und noch weniger an diesem interessiert sei. Er führte mich weiter und zeigte mir, wie sie mit Gerätschaften per Hand den Kaffee mahlen und eine alte Dame röstete gerade den Kaffee. Es war beeindruckend zu sehen, wie herkömmlich dort alles passiert. Dann machte er mir meine Probe zurecht und er stellte mir plötzlich 14Tassen mit Kaffee, Tee und Kakao vor die Nase. So viel Durst hatte ich gar nicht, doch nen geschenkten Gaul… Als ich fertig war, führte er mich dann zur Verkaufsstelle, was mich dann doch etwas stutzig machte: Wie sollte diese alte Dame so viel Bohnen rösten und wo waren die ganzen Pflanzen, welche sie für die gesamte Produktion benötigten? Er versicherte mir, dass alles dort vor Ort passiere. Die Preise waren dann etwas erschreckend, weswegen ich ihn leider enttäuschen musste und mich wieder verabschiedete. Keine 500m weiter, gab es dann die nächste „Kaffeeplantage“. Also hielt ich und schaute mir auch dort die Sache genauer an. Und es war eine Kopie der vorherigen. Dann fragte ich die Führerin, dass es doch nicht sein kann, dass all die angebotenen Produkte hier in dem kleinen Gärtchen gedeihen sollen und dass die alte Dame alle Bohnen röstet. Und sie lenkte ein und gab zu, dass es weiter im Norden die großen Plantagen mit der industriellen Verarbeitung gibt… herrlich, wie schön sie dort die Leute veräppeln. Der Kaffee war dann dort mehr als die Hälfte günstiger, doch für meinen Geschmack immer noch zu teuer. So verabschiedete ich mich dann dankend mit einer ziemlich vollen Blase.

Eine andere Beschäftigung war es dann noch etwas Yoga zu machen. So gibt es dort einige Studios und viele sehr gut ausgebildete Lehrer. Nach Julianes Empfehlung versuchte ich mich im Kundalini-Yoga. Und ich muss sagen, dass es einiges von mir abverlangte. Nicht nur dass man zwar kleine, doch sehr viele und dann anstrengende Bewegungen macht, auch dass man dabei sehr konzentriert in einer hohen Geschwindigkeit vor sich her hechelt. Also es Bedarf einiges an Übung, doch auch wenn ich wohl noch weit von einer akkuraten Ausübung entfernt war, verspürte ich danach ein sehr entspannte Grundstimmung. Hintergrund dieses Yogas ist die Aktivierung der 7 Chakren, wobei von unten nach oben sie geöffnet werden müssen, damit die Energie in einen guten Fluss kommt… ich bin mir sicher, dass ich 1-2 Chakren sicherlich etwas öffnen konnte.

Ein weiteres kleines Highlight in Ubud war ein kleiner Affenwald in mitten der Stadt. Dort gab es ein paar Langschwanz-Makaken-Familien, die Menschenscharen anlockten und mit denen ihr Unwesen trieben. Beim Kauf der Eintrittskarte wird man gewarnt kein Essen mit in den Wald zu nehmen und möglichst Taschen und andere Wertgegenstände einzuschließen oder gut zu fixieren. Ich war keine 2min im Wald und schon entriss ein Affe einer Frau ihre Handtasche und flüchtete in Richtung Baum. Ein paar Wärter versuchten ihn zu verfolgen, doch er sprang von Baum zu Baum. Sie packten ihre Steinschleuder aus und schossen auf ihn… ich habe das Spektakel nicht weiterverfolgt und weiß nicht ob die Frau ihre Handtasche zurückbekam. Wenige Meter weiter, klaute ein Makake einem Passanten die Chips, noch weiter griff ein Makake eine andere Frau an und wollte ihr einen Beutel entreißen… und so ging das weiter. Man musste ständig auf der Hut sein, dass ein Affe einen angriff und versuchte zu bestehlen…amüsant, so lang man nicht selbst betroffen ist=).

Dann lernte ich noch Arta kennen, ebenfalls ein Name, welcher sehr häufig existiert: er bedeute Letztgeborene/r. Sie ist Architektin, welche aus Bandung von der Insel Java stammt und vor kurzen nach Bali zog, um ihrer Leidenschaft, dem Malen, zum Beruf zu machen. Wir unternahmen zusammen einen Wasserfallausflug und sie war mein persönlicher Indo-Guide und erzählte mir viele Details über Kultur und Menschen. Doch das spannendste war, dass sie den Urenkel des berühmtesten balinesischen Künstlers namens Lempad kannte, bei dem die Familie aufgrund seiner künstlerischen Begabung annimmt, dass er der reinkarnierte Lempad ist. Wir besuchten ihn, seine Freunde und Familie und er war gerade dabei für eine Beerdigungszeremonie einen großen Bullen zu gestalten, in dem der Leichnam verbrannt werden sollte. Sein Onkel lebt noch in dem Geburtshaus von Lempad, welches wir dann besichtigten und alte Kunstwerke des Meisters bestaunen durften. Und es war so verrückt, wie offen und freundlich die Menschen waren und mich als Fremdling einfach so tief in die Privatsphäre blicken ließen.

Dann machte ich mich auf in Richtung Medewi, etwas weiter südwestlich auf Bali gelegen und ein Surfspot, welcher nicht so überfüllt sein soll wie die um Denpasar, der Hauptstadt. Ich suchte mir einen Surfguide, welcher bei google sehr gute Bewertungen hatte und kam mit der großen Erwartung nach Medewi endlich mal meine Surfskills zu bessern. Zunächst checkte er meine Skills und ließ mich im Weißwasser surfen. Die Analysen und seine Tipps gefielen mir sehr gut und ich hatte Hoffnung, dass ich Fortschritte mache und endlich auch mal so richtige surfen lerne. Doch die darauffolgenden Tage war es sein Cousin, welcher mir im Wasser beistand. Leider sprach er kein Englisch und er war nur dafür da, mir zu sagen wann ich paddeln soll und gab mir am Ende noch nen Stoß, damit ich die Welle gut reinkomme. So ernüchternd. Ali hatte eine andere Schülerin, weswegen der nette aber leider wenig hilfreiche Angus mir zu Seite stand. Naja, am Ende kam ich zwar hin und wieder in den Genuss mal ne schöne Welle gesurft zu haben, aber durch das ständige anschubsen, fühlte es sich weniger selbstbestimmt und ehrlich an… vielleicht ähnlich wenn man sagt man kann Fahrrad fahren, hat aber Stützräder dran. Aber ja, am Ende waren meine Paddelkräfte aufgrund von leichten Schulterschmerzen auch nicht die ausgeprägtesten, weswegen ich für das anschubsen ganz dankbar war. Aber es war wunderschön anzusehen, wie andere Surfer mit kurzen Brettern ihre Haken in den Wellen schlugen, einheimischen Balinesen mit Zigarette im Mund Wellen erhaschten oder Surfer mit langen Brettern eine Art Tanz auf diesen in der Welle vorführten. Naja, so bestand meine Freude allen voran am zuschauen der anderen, während ich wohl meine Surfkarriere an den Nagel hängen werde und mich auf weniger technisch anspruchsvolle und schulterlastige Sportarten konzentrieren werde.

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