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Borneo

Veröffentlicht: 19.05.2023

Borneo ist eine Insel, auf der sich ein Teil von Malaysia, ein Teil von Indonesien und Brunei befindet. Ich flog nach Kota Kinabalu, was zu Malaysia gehört, nahm mir ein Grab, was das Pendant zu Uber ist vom Flughafen zur Bushaltestelle und buchte mir ein Busticket nach Semporna. Durch die Nacht und einige Schlaglöcher kam ich nach 12h Fahrt recht zerknüllt im doch schmutzigen und muffigen Semporna früh am Morgen an. Ich checkte hier in ein Hostel für 5 Euro die Nacht ein und war gespannt, wie einer der schönsten Tauchspots der Welt wohl abseits der absolut verdreckten Stadt aussah. Am nächsten Tag ging es dann zunächst nach Mabul Island. Dort machte ich innerhalb von 2 Tagen meinen Advance Open Water Diver, welcher für Sipadan, der berühmten Tauchinsel, Voraussetzung ist. Mabul ist eine winzige Insel mit ein paar Tauchresorts und 2 einheimischen Dörfchen. Und es war bizarr zu sehen, wie auf der einen Seite der Mauer als pikfein gepflegt und aufgemöbelt, während es hinter der Mauer sehr dreckig und heruntergekommen war. Das gleiche Bild auch im Wasser, welches man versucht hat durch ein Netz zu teilen. Schon absurd, wie man es nicht schafft den Einheimischen Menschen ein Bewusstsein für Verschmutzung und Unterstützung beim Entsorgen von Müll gibt, damit man versucht das gesamte Paradies zu schützen.

Naja, nach 5 Tauchgängen für den notwendigen Advance rund um Mabul mit den Themen Tarieren, Navigation, Tief, Strömung und Nacht und schon einer bezaubernden Unterwasserwelt, ging es am 3. Tag morgens auf Sipadan. Die geographische Lage macht Sipadan und damit auch die Unterwasserwelt so einzigartig. Auf der einen Seite der Insel gib es einen Graben, welcher auf bis zu 600m abfällt, während auf der anderen Seite ein Graben existiert, der auf bis zu 2500m Wassertiefe abfällt. Hierdurch gibt es einen enormen Reichtum an maritimen Leben, was Taucher aus der ganzen Welt anlockt. Besonders beeindruckend dabei sind die riesigen Fischschwärme, welche sich von den Strömungen häufig im Kreis treiben lassen oder die vielen unterschiedlichen Haiarten, wovon die Hammerhaie eines der Highlights darstellen.

Ich war mit 2 Chinesen, welche als Touristen in Semporna überproportional vorkommen und unseren Guide Andy in einer Kleingruppe. Unserer erster Tauchspot hieß Barracuda Point, da es dort Schwärme mit tausenden von Barracudas geben soll. Diesen blieben uns vorenthalten, doch viele verschiedene Haie, Schildkröten und andere Meeresbewohner kreuzten uns den Weg. Nach einer kurzen Mittagspause auf der Insel, tauchten wir als nächstes am South Point ab. Um kaum waren wir ins Wasser geplumpst, gab uns Andy auch schon die Aufforderung nach unten zu schauen. Und es war ein riesiger Schwarm von Jackfishs, einer Makrelenart, zu sehen. Wir tauchten direkt ab und folgten ihnen. Die Hammerhaie blieben auch hier aus, doch für all die anderen faszinierenden Unterwassertiere und Pflanzen die ich sehen durfte, war ich sehr dankbar. Der letzte Tauchgang war dann an einer Stelle zwischen Mabul und Sipadan, wo verschiedene tektonische Platten aufeinandertreffen und somit auch einen tieferen Graben bilden. Hier hatte Andy vor einem Monat Whale Sharks gesehen, welche dort entlang zogen. Auch wenn mir das Schicksal diese wieder verwehrte, war es auch ein wunderschöner Tauchgang. So richtig in Worte zu fassen, was da unter Wasser abgeht, schaffe ich nicht. Die Unterwasserwelt ist so bunt, vielseitig und hat Geschöpfe hervorgebracht, die ich bisher mehr in Fantasiewelten oder Sciencefiction verordnet hätte. Und glaubt man der Wissenschaft, ist die Unterwasserwelt bisher weniger erforscht als das Weltall. Zudem gibt es Arten, deren Intelligenz und Bewusstsein durch ihre Neugier, den Augenkontakt und ihrem allgemeinen Verhalten höher schätzt, als die von vielen anderen Tieren. Und mit den Bildern der wunderschönen Unterwasserwelt und ihren einzigartigen Geschöpfen im Gedächtnis, kommt man plötzlich wieder mächtig ins Zweifeln, ob man wirklich noch die Angel ins Wasser halten oder beim nächsten Supermarktbesuch zur Dose Thunfisch greifen soll.

Dann buchte ich einen Bus weiter nördlich nach Sandakan, wo es noch Dschungel mit einem bunten Wildleben geben sollte. Die Busfahrt war diesmal nicht ganz so rasant, was vermutlich an dem Zustand des Busses lag. So blinkten neben sämtlichen Kontrollleuchten ein großes Stopp und wir machten alle 2h eine Pause, um die Bremsen mit kalten Wasser zu kühlen. Sicher in Sandakan angekommen, buchte ich für den nächsten Tag einen Kleinbus in das nahegelegene Sepilok, wo es Rehabilitationszentren für Sonnenbären, Orang-Utans und bald noch für Elefanten geben wird. Die Sonnenbären sind die kleinsten Bären der Welt, welcher seinen Namen einen kleinen weißen Fleck auf der Brust zu verdanken hat. Über einen kleinen Baumpfad konnte man den Bären beim Essen und Schlafen zusehen. Die meisten Bären in dem Rehabilitationszentrum wurden aus der Gefangenschaft von Familien befreit, welche sie als Haustiere gehalten haben. Die Orang-Utans konnte man in einem riesigen freien Gehege an zwei Futterstellen beobachten. Es war sehr beeindruckend, diesen Menschenaffen beim Essen, Klettern, Spielen und der allgemeinen Interaktion mit seinen Artgenossen zu beobachten. Besonders beeindruckt war ich von ihrem entspannten Wesen und hoffe, dass ich davon etwas in meinen zukünftigen Alltag integrieren kann.

Da es zu den großen Attraktionen gehörte und eben jeder machte, buchte ich noch eine Bootstour auf den Kinabatangen-River. Mit einem Kleinbus und paar Meter mit dem Boot, kam man zu seiner Unterkunft. Von dort aus machte man dann 2 stündige Bootstouren und suchte am Ufer und in den Bäume am Ufer nach Nasenaffen, Makaken, Orang-Utans, Elefanten, Krokodilen, großen Echsen, Eisvögeln und dem Hornbill oder auf Deutsch Nashornvogel ab. Gewöhnlich ziehen sich die Affen in den Abendstunden in die Bäume am Flussufer zurück, da es dort kühler und geschützter vor potentiellen Feinden ist. So machten wir Touren in den Abendstunden und Morgenstunden. Und ja, man konnte allen voran die herrlichen Nasenaffen mit ihren überdimensionalen Zinken und die verspielten Makaken beobachten. Aber wir sahen auch sehr kleine Krokodile, den Hornbill und jede Menge verschiedene Eisvögel. Nachts machten wir noch eine Wanderung und erblickten wir mehrere Banded Palm Civet bei der Jagd, welche ich als Mischung zwischen Katze und Mader einordnen würde. Allgemein war die Tour ganz schön. Aber mit den Hintergrundinformationen auch wieder ganz schön traurig und ernüchternd. So hatte man das Gefühl, dass man auf dem Fluss nun wirklich im Dschungel ist. Doch es gab eine Karte bei der Unterkunft, die zeigte, dass es wirklich nur ein schmaler Streifen wirklicher Dschungel war und drum herum alles voller Palmplantagen, welche zu Palmölherstellung genutzt werden. Mal wieder traurig, wie eine wunderschöne Natur mit ein Vielzahl an Lebewesen dem Kapitalismus weichen muss.

Die letzten Tage verbrachte ich dann noch in Kota Kinabalu, wo ich nochmal ein kleines Inselhopping machte und von einer zur nächsten überfüllten Insel und mit einer sehr dürftigen Unterwasserwelt schipperte. So war es ganz nett nochmal im Wasser n bisschen zu plantschen, aber so richtig genießen konnte ich es erst dann gegen späten Nachmittag, als die meisten Menschen schon wieder auf dem Festland waren und etwas Ruhe auf meiner letzten Insel einkehrte.

Liest man die Hinweise vom Auswertigen Amt, sollte man aufgrund von wiederholten terroristischen Anschlägen in den letzten Jahren von einem Besuch auf Borneo, spezifisch dem malaysischen Teil, absehen. Ich hatte bereits meine Tickets gebucht, als ich die Warnungen vernahm. So hatte ich die ganze Zeit ein mulmiges Gefühl im Bauch, auch wenn mich viele Einheimische besänftigten. Und zum Ende hin wurde ich dann doch noch Opfer eines Anschlags und mein mulmiges Gefühl im Bauch verstärkte sich um ein Vielfaches. Ich saß an einem gewohnt warmen Nachmittag in einem der dortig ansässigen Lokalen und bestellte mir gerade mein drittes Roti Canai, ein Fladenbrot, welches in unterschiedlichen Variationen gibt. Das erste genoss ich mit Ei, das zweite mit Knoblauch und das dritte, weil das zweite so gut schmeckte, sollte ebenfalls mit Knoblauch sein. Nach der vierten Gabel kam es dann zu einem mächtigen Brand in meiner Magengrube und es fehlte wohl nicht viel und ich wäre explodiert. Der Koch meinte es gut oder vielleicht auch weniger gut mit mir und verarbeitet gefühlt 2 Knollen Knoblauch in dem Brot und kaschierte sie, indem er sie etwas klein schnippelte und im Teigmantel einrollte. Doch ich kam mit einem Brennen im Bäuchlein davon und konnte schlimmeres verhindern und verließ Borneo sehr lebendig in Richtung Indonesien.

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