Auszeit - Reise Richtung Osten
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Vietnam - Ho Chi Minh City

Veröffentlicht: 18.04.2019

Die Weiterreise von Siquijor nach Ho Chi Minh City beanspruchte fast einen ganzen Tag. Gegen Mittag des 12. Aprils bestiegen wir die Fähre in Richtung Dumaguete. Nach knapp einer Stunde erreichten wir die Nachbarinsel Negros. Von hier aus flogen wir nach Manila. Bis zum Abflug blieben uns nach der Ankunft allerdings noch gut drei Stunden. Diese nutzten wir effizient: Wir assen zu Mittag, druckten unseren Einladungsbrief (Wird bei der Einreise verlangt) für Vietnam aus und besorgten uns die nötigen Fotos für die Visa. Zufrieden begaben wir uns zum Flughafen. Nach einer alibihaften Sicherheitskontrolle fanden wir uns in der kleinen Wartehalle wieder. Wir hatten uns eine knappe Stunde um die Ohren geschlagen, als wir erfuhren, dass unser Flugzeug mit Verspätung eintreffen werde. Der voraussichtliche Abflug verschob sich um rund zwei Stunden. Würde wir den Anschlussflug erreichen? Wir waren uns nicht sicher. Glücklicherweise hatte Cebu Air die passende Lösung für uns. Wir wurden kurzerhand (gratis) auf den früheren Flug nach Manila umgebucht. So erreichten wir Manila bereits um 19.30 Uhr – eine Stunde früher als ursprünglich geplant. Wir waren wieder auf Kurs. Bis zum nächsten Abflug blieben uns vier Stunden. Um 22.00 Uhr erreichte uns eine SMS, dass unser Flug nach Ho Chi Minh City sich verspätet. Danach erfolgten diverse Wechsel des Gates. Es herrschte ziemliche Verwirrung, da auf den Abflugtafeln etwas anderes stand, als bei den Gates. Zudem waren die Durchsagen oft unverständlich. Um 1.30 Uhr morgens flogen wir mit zwei Stunden Verspätung ab.

In Ho Chi Minh City angekommen, beantragten wir unser Touristenvisa. Zum Glück hatten wir uns vorgängig im Internet informiert. So verlief der Prozess problemlos ab. Dies war nicht bei allen so. Einige Touristen waren richtig verzweifelt. Offenbar wussten sie nichts vom obligaten Einladungsbrief. Dieser muss einige Tage im Voraus online beantragt werden und zusammen mit einem Foto bei der Immigration abgegeben werden. Bei fehlenden Unterlagen wird ein Geldbetrag verlangt oder ein Rückflug muss angetreten werden.

Gegen 5.00 Uhr morgens checkten wir im Hotel ein. Das Abenteuer Vietnam kann seinen Lauf nehmen! Wir werden in den nächsten vier Wochen mit Bus und Motorrad von Saigon nach Hanoi reisen. Wo genau wir Zwischenstopps einlegen werden, steht noch nicht fest. Wir lassen uns treiben und entscheiden spontan.

Gegen Mittag krochen wir müde und hungrig aus den Federn. Wir entschieden, den Tag ruhig anzugehen und uns einige Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung anzuschauen. Zu Fuss machten wir uns auf den Weg zur Notre Dame von Saigon, einer Kirche aus der französischen Kolonialzeit. Diese wurde 1880 fertiggestellt und bietet Platz für 1200 Personen. Gleich neben der Kathedrale findet sich das Hauptpostamt. Der Bau wurde Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellt und ist heute eine Touristenattraktion. Im Inneren wird immer noch gearbeitet. Die gekauften Postkarten können an Ort und Stelle frankiert und aufgegeben werden. Uns erinnert das Gebäude von aussen und innen eher an einen europäischen Bahnhof. Auf dem Rückweg entdeckten wir eher zufällig eine riesige Markthalle. Wie sich herausstellte, handelt es sich um eine der grössten von Ho Chi Minh.

In einem Strassenrestaurant assen wir unsere erste vietnamesische Mahlzeit. Eine Nudelsuppe mit Rindfleisch und diversen frischen Kräutern. Die Speise war herrlich frisch und geschmacksintensiv. Dazu bestellten wir Frühlingsrollen. Diese waren ebenfalls fantastisch. Für knappe vier Franken pro Person inkl. dem Getränk lässt sich auch über den Preis nicht meckern. Preislich ist Vietnam mit Myanmar vergleichbar – super günstig. Den Abend des ersten Tages liessen wir in der Ausgangsstrasse, die sich in der Nähe unseres Hotels befindet, ausklingen. Diese Strasse kann locker mit der Khaosan Road in Bangkok mithalten. Restaurants und Bars säumen die Strasse. Von überall her dröhnt laute Musik in diversen Stilrichtungen. Strassenverkäufer bieten ihre Ware feil. Hunderte von Menschen drängen sich durch die Strassen und geniessen das Nachtleben von Ho Chi Minh. In den kleinen Kneipen – hier sitzt man auf winzigen Plastikstühlen – erhält man für umgerechnet einen Franken eine Dose Bier. Wir geniessen die ausgelassene Stimmung. Besonders spannend ist es, die unterschiedlichen Menschen zu beobachten. Die Asiaten lieben den Kitsch – bunte Haarreifen, ausgefallene Mützen und Schuhe, sonderbare Haarschnitte, skurrile Kleidung etc. Hauptsache auffällig.

Am zweiten Tag besuchten wir das Kriegsmuseum. Der Krieg ist in Vietnam immer noch allgegenwärtig. Eine Auseinandersetzung damit ist unumgänglich. Bei rund 38 Grad quälen wir uns durch den ungekühlten untersten Stock der Ausstellung. Hier wird aufgezeigt, welche Länder sich weltweit gegen den Vietnamkrieg gestellt haben. Zudem sind verschiedene Einzelschicksale aufgearbeitet worden. Eines steht für uns bereits nach der ersten Etage fest: Ein objektives Museum ist dies definitiv nicht. Der Kommunismus wird als Rettung der Nation dargestellt. Nette Propaganda. Trotzdem ist es spannend, für einmal die andere Perspektive einzunehmen. In der europäischen Geschichtsschreibung werden die amerikanischen Handlungen immer sehr positiv dargestellt. Die Ausstellungen in den zwei oberen Etagen befinden sich glücklicherweise in gekühlten Räumen. Es handelt sich um Fotografien von unterschiedlichen Fotografen. Das Bildmaterial ist nichts für schwache Nerven und ist definitiv nicht für Kinder geeignet. Von abgerissenen Gliedmassen bis hin zu den Missbildungen nach Agent Orange wird alles Mögliche abgebildet. In einem Raum werden dann auch noch die harten Fakten aufgelistet: Anzahl Soldaten, Gewehre, Munition und Luftangriffe, Anzahl getötete Zivilisten, beteiligte Länder etc. Es sind eindrückliche Zahlen. Wir wagten uns erneut in die Hitze und betrachteten die draussen ausgestellten Kampfjets, Panzer und Helikopter. Zudem findet sich draussen auch noch eine Sonderausstellung zum Thema Gefängnis/Straflager. Die auf beiden Seiten angewendeten Foltermethoden sind erschreckend grausam (im Museum sind nur jene der Amerikaner aufgeführt). Mit einem bedrückten Gefühl verliessen wir das Museum.

In einem nahegelegenen Einkaufszentrum suchten wir Zuflucht vor der Hitze. Wir assen unterschiedliche Frühlingsrollen und begaben uns anschliessend auf den Rückweg zum Hotel. Zu Abend assen wir in einem traditionellen Nudelhaus. Dieses ist auch bei den Einheimischen sehr beliebt. Der Service ist extrem flink und das Essen sensationell gut.

Am letzten Tag besuchten wir die Tunnel von Cu Chi. Wir beschlossen, auf eigene Faust mit dem Lokalbus anzureisen. Für 10'000 Dong pro Person kauften wir eine Fahrkarte nach Cu Chi. Im Busterminal stiegen wir in einen anderen Bus um, der uns für 6'000 Dong zu den Tunneln brachte. Die gesamte Reise kostete pro Person läppisch 70 Rappen, dauerte dafür aber deutlich länger als mit dem Touristenbus. Bevor wir uns zu den Tunneln aufmachten, genehmigten wir uns noch eine Nudelsuppe (knapp ein Franken) an einem Strassenstand.

Die Tunnel können nur mit einer geführten Tour besucht werden. Als Einstieg gingen wir in geduckter Haltung durch einen vergrösserten Tunnel. Sämtliche Tunnel wurde für die Touristen vergrössert und ausgebessert. Trotzdem waren diese sehr eng und dunkel. Zudem war es unter der Erdoberfläche extrem heiss. Wir können uns nicht erinnern, wann wir das letzte Mal so heftig geschwitzt haben! Das Erlebnis war aber einmalig. Die Tunnel stammen ursprünglich aus dem Krieg gegen die französische Kolonialherrschaft. Im zweiten Vietnamkrieg gegen die Amerikaner wurde das Tunnelsystem weiter ausgebaut. Insgesamt erstreckte sich das Tunnelnetz auf 200 Kilometer. Die Tunnelanlage besass drei Etagen. Die Tunnel waren durchschnittlich 80 cm hoch und 60 cm breit. Für die Touristen wurden gewisse Tunnel auf 120 cm auf 80 cm vergrössert. Die Bomben zerstörten jeweils immer nur die oberste Etage, die anderen blieben intakt. Auch wichtige Einrichtungen, wie beispielsweise eine Küche oder ein Spital wurde unter Tage eingerichtet. In die Tunnel hinunterzusteigen, brachte für die Amerikaner viele Gefahren mit sich. Einerseits konnte man sich im Labyrinth der Gänge schnell verirren, andererseits waren gewisse Eingänge mit Fallen gesichert. Die Vietcongs waren allgemein für ihre Trittfallen bekannt. Ein falscher Schritt konnte tödlich enden. „Pflotschnass“ und voller Eindrücke traten wir die Rückreise mit den Lokalbussen an. Der Ausflug zu den Tunneln hat sich eindeutig gelohnt. Die ersten Tage in Vietnam haben uns sehr gut gefallen. Weiter geht die Reise zu dem etwas kühleren Dalat.

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