Veröffentlicht: 08.08.2019
Ebenso wie für den Süden Vietnams nahmen wir uns auch für Kambodscha wenig Zeit, da sich unser Urlaub, kaum zu glauben, langsam dem Ende neigte! Mit dem Boot erreichten wir den Hafen von Phnom-Penh, der Hauptstadt Kambodschas. Der Gegensatz zur Großstadt in Vietnam war enorm! Der goldene Königspalast glitzerte in der Sonne, der Verkehr war (für asiatische Verhältnisse) ruhig und wir wurden nicht ständig von irgendwem angepöbelt...
In Phnom-Penh blieben wir nur zwei Tage, die hatten es aber in sich! Auch Kambodscha litt unter dem Vietnamkrieg, da einer der wichtigsten Versorgungswege der Vietkong durch Laos und Kambodscha führte. Aufgrund dessen wurden auch weite Teile des Landes von amerikanischem Bombenhagel getroffen und als wäre der Vietnamkrieg nicht schon genug gewesen, stürzten im Jahre XXX die so genannten Roten Khmer die Regierung, um eine zweijährige Schreckensherrschaft zu begründen, die ihresgleichen sucht. *Was ich jetzt schreibe ist ein furchtbarer Bericht über die Gräueltaten der Roten Khmer. Dieser Absatz kann gerne übersprungen werden, um bei den Tempeln des Angkor Wat wieder einzusteigen!* Nach der Machtergreifung durch die kommunistischen Roten Khmer wurden zunächst, innerhalb weniger Stunden, alle Städte entvölkert, um deren Einwohner, die als konterrevolutionär galten, in der Landwirtschaft Sklavenarbeit verrichten zu lassen. Bei nur einer Schale Reis am Tag waren die Menschen gezwungen, bis zu 16 Stunden in den Reisfeldern zu schuften. Der Einsatz von Maschinen wurde als konterrevolutionär betrachtet, Besitzer dieser wurden sofort zum Tode verurteilt. Verfolgt und getötet wurden vor allem Intellektuelle, das bloße Tragen einer Brille war für viele Menschen das Todesurteil, da Brillenträger als gebildet und somit als Feinde der Bauern, die das „alte Volk“ genannt wurden, galten. Der Anführer der Roten Khmer, Pol Pot, selbst in Frankreich zum Lehrer ausgebildet, ließ systematisch alle LehrerInnen, ProfesorInnen, Ärtze, Ingenieure, usw. verfolgen und töten. Lesen wurde dem Volk verboten und Medien, außer den Propagandanachrichten des Regimes, gab es keine mehr. Auch nach außen drangen sehr lange Zeit keine Informationen zu den schrecklichen Zuständen in Kambodscha durch und erst nach dem Ende der Herrschaft der Roten Khmer wurden die Ausmaße des Völkermordes an der eigenen Bevölkerung sichtbar. Im Westen wurde erst durch dem Film „Killing Fileds“ von ....., der den Ort besuchte, bekannt, was in Kambodscha zwischen ....... geschah. Zum Andenken wurden die so genannten Killing Fields und auch das schreckliche Foltergefängnis S 21 nun als Museum und Gedenkstätte installiert und sollen als Mahnmal für kommende Generationen dienen. Wir besuchten diese beiden Orte; Die Gräueltaten, über die dort berichtet wird, sind unbeschreiblich und nicht in Worte zu fassen. Im Gefängnis S 21 ist eine große Bildergalerie mit Menschen, die gerade in das Gefängnis eingeliefert wurden. Die Augen der Fotografierten drücken vollkommenen Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung aus, dies und die Erzählungen der nur sieben Überlebenden lassen uns, ob des Grauens der brutalen und unmenschlichen Foltermethoden, sprachlos zurück (wer kann sich so etwas nur ausdenken ?!?). Die Inhaftierten bezichtigen sich selbst undenkbarer Verbrechen, die sie nie begangen hatten, um die Folter endlich zu beenden. Wer ein Verbrechen zugegeben hatte, wurde nachts in einem Viehtransporter zu einem der Killing Fields transportiert. Dort überlebten die meisten nur wenige Stunden, denn da nicht viel Platz war für Lebende und man diese auch nicht mit Nahrung und Wasser versorgen wollte und konnte, wurden die zum Tode Verurteilten bald getötet. Um Munition zu sparen wurden sie Erschlagen, mit allem, was die Folterer finden konnten. Den Menschen wurden mit Bambusstöcken, Eisenstangen oder Schwertern die Schädel eingeschlagen, Säuglinge und Kinder wurden an einem großen Baum zerschmettert, bevor sie zu ihren vergewaltigten und erschlagenen Müttern in ein Massengrab geworfen wurden. In jahrelanger Arbeit wurden in den letzten Jahren alle Schädel und Gebeine der Opfer ausgegraben und konserviert, um sie in einer großen Gedenkstupa auszustellen. Dort können Angehörige nun trauern und die Verstorbenen Ruhe finden.
Nach dem Besuch der Museen gingen wir zutiefst bestürzt und betroffen in unser Hostel zurück. Wir lasen noch ein wenig mehr über die Fakten und erfuhren, dass die meisten der Anführer des Regimes nie eine Strafe erhielten, was uns, ehrlich gesagt, wütend machte!
Die kommunistischen Roten Khmer verboten alle religiösen Handlungen, weswegen viele der einst prunkvollen, buddhistischen Tempel des stolzen kambodschanischen Volkes, im Dschungel verschwanden, der sie wohl nie wieder freigeben wird. Eine Tempelanlage ist allerdings noch sehr gut erhalten und nun Weltkulturerbe:
Angkor Wat
Von Phnom-Penh fuhren wir mit dem Bus nach Siem Riep, um am nächsten Tag den berühmten Tempel Angkor Wat bei Sonnenaufgang zu sehen. Mit uns hatten gefühlte Millionen Touristen die selbe Idee und es fand ein ziemlicher Kampf um die besten Plätze für das beste Foto statt. Den Kampf um den guten Platz hätten sich die Leute sparen können: wegen Bewölkung gabs keinen goldenen Schimmer zum Sonnenaufgang, uns brachte die vergebene Mühe der Instagram-Touristen zum schmunzeln ;) da wir nicht erwarteten, dass die Wolken sich bald verziehen würden, gingen wir bald ins Tempelgelände und waren beeindruckt von den vielen Verzierungen in den Mauern, den riesigen Türmen, den Statuen und der Gesamtgröße des Bauwerks! Wenn man dort steht, fühlt man sich ganz klein und irgendwie meint man, eine besondere Aura zu spüren, wenn man durch die Gänge zu den Altären und vergoldeten Statuen geht.
Nach etwa drei Stunden gingen wir zurück zu unserem Tuktuk, dessen Fahrer den ganzen Tag geduldig auf uns warten würde und fuhren weiter zu den Tempeln Angkor Thum, Bayon, Ta Keo, Ta Prohm, Banteay Kdei und Bat Chum. Der Dschungel beginnt bereits, sich einige Tempel wieder zurückzuholen und wir fühlten uns wie Indiana Jones, als wir durch die Ruinen der Tempel schlenderten, durch die sich mittlerweile dicke Wurzeln schieben und langsam die Mauersteine verschlingen. Wegen strahlendem Sonnenschein und 40° Hitze waren wir am Abend ziemlich geschafft, aber beeindruckend von den gesehenen Bauwerken. Wir legten einen Ruhetag in Siem Riep ein, bevor wir mit dem Bus nach Bangkok, Thailand fuhren. Von dort würden wir am nächsten Tag nach Dhaka, Bangladesch fliegen.