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Höhenakklimatisation I - Quilotoa 3914m

Veröffentlicht: 18.01.2019

Nachdem wir ein paar Sonnentage in Baños genossen hatten, zogen wir weiter zu einer Trekkingtour von Isinliví über Chuchilán nach Quilotoa. Schon die Hinfahrt per Bus war ein Abenteuer, da sich das kleine Bergdorf Isinliví nur über sehr enge Bergstraßen erreichen lässt. Der Bus, der uns in das Dorf brachte, musste bei den engen Serpentinenstraßen - bergseitig die steile Felswand, talseitig der steile Abhang - teilweise zurücksetzen, um „die Kurve zu kriegen“.

Da der Trail, den wir gehen wollten, bei Touristen sehr bekannt ist, waren wir überrascht als wir am frühen Nachmittag in Isinliví, dem bekanntesten Ausgangspunkt des Trails, ankamen: Das Dorf war wie ausgestorben, nirgends waren Wegweiser zu Hostels oder dem Trail. Maps.Me sei Dank fanden wir ein Hostel, in dem wir uns kurz über den Weg informierten und zogen dann los, um einen schönen Platz zu finden, an dem wir unser Zelt aufschlagen konnten. Der Plan war gut, doch die Umsetzung scheiterte kläglich. Nach etwa dreißig Gehminuten begann es zu regnen, was uns nicht weiter störte, da wir davon ausgingen, dass die Sonne sich bald wieder zeigen würde. Das Gegenteil war der Fall... Nach weiteren dreißig Gehminuten steil bergab goss es in Strömen, sodass wir uns, triefnass, gezwungen sahen, an einem Bauernhof auf dem Weg um Asyl zu bitten, bis der Regen vorbei wäre. Die alte Mutter und ihre beiden Töchter machten gleich Platz auf der ansonsten von Hühnern, Truthähnen und Gänsen bevölkerten (und zugesch...) Hausbank und bewirteten uns mit stark gesüßtem Kaffee und gesalzenem Popcorn. Bei dem Gedanken, das Zelt später auf dem mittlerweile völlig durchweichten Boden aufzustellen, wurde uns Angst und Bange und so nahmen wir das Angebot der Bäuerinnen gerne an, die Nacht bei Ihnen zu verbringen. Wir bezogen also Quartier in einer kleinen Kammer, in der der kalte Wind durch die Ritzen im Fenster und das nicht isolierte Dach, unter dem wir lagen, pfiff. An dem trockenen, aber sehr kalten Nachtquartier konnten sich unsere Schlafsäcke zum ersten Mal als „warm genug“ beweisen! Wir freuten uns bei der Kälte um so mehr über das warme Abendessen, das wir noch serviert bekamen.

Am nächsten Morgen weckte uns der Hofhahn schon vor Sonnenaufgang, so konnten wir bereits früh nach Chuchilán aufbrechen - diesmal bei strahlendem Sonnenschein!

Schwer bepackt mit Zelt, Schlafsack, Isomatte, Proviant und Wasser für die nächsten drei Tage, führten uns schmale, vom Regen ausgewaschene, Pfade steil bergauf und -ab. Die unbeschreiblich schöne Aussicht auf dem gesamten Weg belohnte uns für die Anstrengung, die wir mit den schweren Rucksäcken hatten. Rundherum leuchteten die steilen Berghänge der Anden, unterhalb der steilen Felshänge glitzerte ein Fluss in der Sonne und immer wieder kamen wir an einsamen Bauernhöfen vorbei, deren Besitzer die umliegenden Felder unter größten Mühen von Hand bewirtschaften. Die Anstrengung, die bei der Arbeit völlig ohne Maschinen nötig ist, können wohl nur noch unsere Großeltern nachvollziehen... 

Nach einigen Stunden erreichten wir die Stadt Chuchilán und entschlossen uns, noch ein Stück weiterzugehen um unser Zelt an einem ruhigen Plätzchen außerhalb des Dorfes aufzuschlagen. Zunächst ging es erneut steil bergab zum Fluss, vorbei an Schafhirten und kleinen Bauernhöfen über Wiesen und sandige Pfade. Nach überqueren des Flusses im Tal, kämpften wir uns dann mit den riesigen Rucksäcken wieder einen schmalen Pfad bergauf, durch moosbewachsene Felsspalten, vorbei an kleinen Wasserfällen und über wackelige Holzbrücken. Ziemlich am Ende unserer Kräfte nach den zurückgelegten gut 15 km kamen wir gerade noch rechtzeitig vor dem einsetzenden Regen an einem Aussichtspunkt an, an dem wir unser Zelt, regengeschützt unter einem Pavillon, aufbauten.

Die Aussicht, die wir am nächsten Morgen genießen konnten, entschädigte uns für Alles! Leuchtend ging die Sonne über dem Tal auf und tauchte die Westseite der Bergkette mit ihren Feldern und Wiesen in goldenes Licht. Nach und nach sahen wir die kleinen Dörfer erwachen, die Schafe blökten in der Ferne und wir sahen die ersten Wanderer, die sich auf den steilen Weg machten.

Noch ein wenig erschöpft vom Vortrag machten wir uns erst gegen Mittag auf den Weg zur nächsten Etappe. Wir mussten bis zu unserem nächsten Ziel nur etwa 5km zurücklegen, daher konnten wir uns immer wieder umsehen um die schöne Aussicht zu genießen oder kurz stehen bleiben, um ein kurzes Pläuschchen mit den Einheimischen, denen wir auf dem Weg begegneten, zu halten. Am späten Nachmittag erreichten wir, noch immer erschöpft vom Votrag, unser Ziel: den Kraterrand des Vulkanes Quilotoa, der bekannt ist für seinen leuchtend türkis-grünen Kratersee. Das letzte Stück des Weges (nur noch etwa 3 km am Kraterrand entlang) verschoben wir auf den Folgetag um hier die Aussicht zu genießen und am Nachmittag unseren Muskelkater zu kurieren. 

Als das Zelt an einem (vermeintlich) windgeschützten Ort aufgestellt war, wurden wir im Refugio zu einer Tasse heißem Koka-Tee eingeladen und durften an der Feuerstelle des Refugios, das nur bis etwa 15:30 Uhr geöffnet ist, noch unsere Nudeln kochen. Satt und aufgewärmt konnten wir nun, als die letzten Wanderer und die Besitzer des Refugios, mitsamt ihrer kleinen, frechen Ziege, den Aussichtspunkt verlassen hatten, ganz allein die Ruhe und das Panorama über den Kratersee genießen. Der Nebel, der hinter uns aufzog, wurde vom scharfen Wind, der über den Vulkan pfiff, fortgeblasen und baute sich hinter uns zu einer mächtigen Nebelwand auf. So konnten wir am späten Nachmittag einen klaren Blick auf den von den letzten Sonnenstrahlen beleuchteten See erhaschen, die diesen in all seiner Pracht leuchten ließen. Außer des Windes war nur noch einzelnes Vogelgezwitscher zu hören - solche Stille hatten wir im ganzen Urlaub noch nicht erlebt! Wir freuten uns schon sehr auf die ersten Sonnenstrahlen am nächsten Morgen und gingen zufrieden in unser spartanisches Nachtlager. 

Die Zufriedenheit hielt nachts leider nicht lange an, da der Wind von Stunde zu Stunde auffrischte und unser Zelt an seine Grenzen brachte. Ich, mit meinen Oropax bestens gewappnet, merkte davon bis in den frühen Morgen nichts - Johannes hatte leider eine recht schlaflose Nacht hinter sich. Dass er nachts wegen des Sturmes mehrmals die Abspannseile neu Spannen musste, bemerkte ich nicht einmal... Ein bisschen enttäuscht waren wir dann auch am nächsten morgen, als der Himmel den ganzen Vormittag über bewölkt blieb und wir nicht wieder, wie am vorigen Morgen, einen „Exklusivblick“ erhaschen konnten. Doch da wir den ja bereits am Vorabend hatten, hielt die Enttäuschung nicht lange an.

Gestärkt mit einer frischen Tasse Koka-Tee und den restlichen Nudeln machten wir uns dann auf den kurzen Weg nach Quilotoa. Da Proviant und Wasser mittlerweile fast aufgebraucht waren, waren die Rucksäcke angenehm leicht zu tragen und wir bewältigten die steilen Pfade ohne all zu große Anstrengung und konnten die herrliche Aussicht auf den See und die umliegenden Bergketten ungetrübt genießen - ab und zu lies sich dann doch auch noch die Sonne blicken!


Weitere Fotos folgen, sobald wir Zugang zu „besserem“ Internet haben :)

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