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Mit dem Fahrrad durch Süditalien nach Sizilien

Veröffentlicht: 25.10.2020

Warum nach Hause fliegen, wenn ich eigentlich um die ganze Welt reisen wollte. Jetzt bin ich in Italien und habe Zeit, also bleibe ich noch und wenn es sein muss auch alleine. Meine Idee ist, von Neapel nach Sizilien zu radeln und von Catania in ca 3 Wochen nach Hause zu fliegen. Die Strecke soll an der Steilküste lang gehen und ist ca 600 Auto-km lang. Wie viele Rad-km das werden ...? Aber in 10 bis 14 Tagen sollte das gehen. Dann habe ich noch eine Woche für Sizilien und bestimmt auch Heimweh.  Mal sehen. 

Den Blog will ich der Übersicht wegen in mehrere Teile schreiben. 

2020-10-21, Mittwoch. Los geht's  in Napoli. Mit Ulla verlasse ich um 9:35 mit der Fähre Capri. 2 wunderschöne WanderWochen an der Amalfi-Küste gehen zu Ende. Ein letzter gemeinsamer Kaffee in Neapel und ein Abschiedskuss, dann geht Ulla zum Bus, der sie zum Flieger bringt und ich laufe 2 km durch die Stadt zu San Geronimo B&B. Ich will heute noch ein Rad kaufen,  aber niemand weiß eine gute Adresse für gebrauchte Fahrräder. Auf Subito im Internet werde ich fündig und mache mich mit der Graffiti-S-Bahn auf den Weg. Simon hat 3Räder zur Auswahl. Mit Giant will ich mich anfreunden. Um die Ecke kaufe ich noch einen Gepäckträger. Doch auf dem Weg zurück nach Neapel macht das Rad es mir schwer. Die Sattelstütze sitzt fest und meine Knie beschweren sich sofort. Aber  jetzt erstmal Sonnenuntergang am Hafen gucken und morgen sehen wir beiden weiter.

2.Tag Donnerstag, der 22.10.2020   mit viel Verkehr geht es durch die Vororte von Neapel. Der große Rucksack, den ich hinten quer auf den Gepäckträger gespannt habe, wackelt bedenklich und auch den kleinen will ich nicht die ganze Zeit auf dem Rücken tragen. Ich suche und finde im Sperrmüll ein Brett, das ich quer anbinde. In Torre del Greco mache ich einen schönen Zwischenstopp am Hafen. Etwas halbherzig halte ich Ausschau nach einer Werkstatt, die mir den Sattel höher macht, aber ich will auch zügig nach Pompeji, um noch im Hellen die Ausgrabungen zu besichtigen. Kurz nach 13h baue ich das Zelt auf dem Spartacus Camping auf und durchkreuze kurz drauf die ehemaligs verschütteten Römerstraßen. Schon irre, dass  so viele im Unglück gestorben sind und wir nur deshalb nun den Ort bestaunen können. Danach ist mir mehr nach Strand als Werkstatt suchen. Ich erlebe einen wunderbaren SU an einem total vermüllten Strand. Hier hat der Westwind allen Müll angetrieben. So finde ich auch Holz für die Aufrüstung des Rades. Das Pressspanbrett ist nämlich schon durchgebrochen. Mit der Erfahrung aus Amerika weiß ich genau was ich brauche und finde es auch: 1Brett und 2 Latten. Sie sind zwar zu lang,  aber ...

3. Tag, Freitag, der 23.10.20  Ich will den Vesuv besteigen und radle 8 km zum 350 hoch gelegenen Eingang, um dort vor einem geschlossenen Tor zustehen. MIST! Hier ist auf OSM ein Wanderweg eingezeichnet. Kurz entschlossen steige ich über den Zaun um 50m weiter angepfiffen zu werden. Eine italienische Triade prasselte auf mich hernieder, aus der ich verstehe, das ich hier nicht rein darf, es gefährlich ist und ich verschwinden soll,  bevor die Polizei kommt. Auf Englisch kann ich auch nix erfahren, nur zum Rausgehen wird das Tor aufgeschlossen. Ich versuche noch zu Googlen, aber nehme es als Omen mich um das Rad in Ruhe zu kümmern. In einer Piaggio-Werkstatt darf ich den Schraubstock benutzt. Ich spanne die Sattelstütze ein und drehe mit aller Kraft den Rahmen: Die Stütze bewegt sich minimal, aber nicht nach oben. Ich suche in der Umgebung nach einem Schlosser (Fabbro). Der einzige, den ich finde, hat keine Zeit. An einer Tankstelle gibt es auch gebrauchte Fahrräder. Ich überrede den Wart zum Tausch der Räder. Gegen Aufpreis von 40€ und baue selbst den Gepäckträger ans neu Rad um. Dabei merke ich, das die Schraube oben nicht hält. Der Tankwart will nichts weiter für mich tun, sondern Mittag machen. Aus seinem Fundus fische ich mir noch schnell eine lange Schraube und will jetzt erstmal was an einem schönen Platz essen. So lande ich vor dem Santuario vom Pompeji und treffe Harry aus Leipzig, der hier mit dem Rad, aber sonst mit dem Wohnmobil unterwegs ist und mich auf dem anderen Camp mit Werkzeug unterstützen kann. Nach der Besichtigung der toll bemalten Kirche hole ich mein Holz und der Umbau kann beginnt. Nach Kaffee, Keksen und Limonchello mache ich eine Probefahrt mit dem Rucksack am neuen hölzernen Lenkergepäckträger zum Strand und steige dann zufrieden in mein Zelt. 

4. Tag. Samstag 24.10. Um 8h ist alles in Plastik verstaut, denn der Wettbericht verspricht Regen. So starte ich mit neuer Ausrüstung bis Pagani auf der Hauptstraße nach Osten. Nach dem Frühstücks Café Latte und Croissant geht es mit weniger Verkehr auf Nebenstraßen nach Mercator de San Severino. Ich muss jetzt immer wieder auch in den kleinsten Gang schalten, aber die Knie schmerzen nicht mehr. Ich steige hoch zu den Ruinen von Mura Castello und bin etwas enttäuscht. Vielleicht bin ich nicht hoch genug gestiegen und der gr Anlage oder es liegt an den bedrückenden Regenwolken. Die sorgen bald für neue Abenteuer. Ich trotzte den Wolkenbrüchen, denn mir ist warm, und radle bald durch 10cm hohes Wasser auf der Straße. So werde ich von allen Seiten geduscht. Selbst auf der Küstenstraße hinter Salerno steht noch das Wasser und ich muss aufpassen, dass mich die überholenden Autos nass spritzen. Jetzt fahre ich an vielen Campingplätzen vorbei, aber alle sind zu. Ich entschließe mich wild zu zelten. Zwischen Lido Samoa und Lago liegt der Supermarkt A.L.D.I. Hier decke ich mich mit Abendessen ein und fahre an den Strand und finde zwischen viel Müll passend zum SU einen schönen Platz im Kieferwald. Leider muss ich feststellen, dass meine Plastikverpackung nichts genützt hat, auch der Schlafsack ist nass. Trotzdem friere ich die Nacht nicht, aber es ist schon sehr unangenehm. 

5.Tag, Sonntag, der 25.10. Kaum bin ich auf der Straße brausen Trupps von Rennradfahrern an mir vorbei. Na klar, es ist Sonntag! Milchkaffee gibs an der 2. Tanke und auch die Radfahrer halten hier. Schade, dass ich kein Italienisch kann, so bleibt der Kontakt bei einem Hallo auf Englisch. Nach einer Stunde ist es mir warm genug für ein Bad. Und da hier der Sandstrand ca 30km lang ist, habe ich schnell einen Platz gefunden und die Badehose an. Vor dem schönen Agropoli mache ich in der Bucht 2. Frühstück mit Baguette, Salami, Käse und Trauben. Jetzt geht's zum 1.Mal richtig hoch nach Prignano Cilente und damit weg von der Küste. Die Straße hat kein Verkehr, vielleicht weil die Autobahn parallel verläuft, und eine Steigung, die ich gut im 1.o.2.Gang fahren kann. Die Aussicht ist toll, auch oben ins Inland. Dann schickte mich mein Navi auf kleinen sehr steilen Straßen runter zum Stausee. Hier hatte ich nie im Leben hochfahren können. Und unten endet die Straße entweder an der Autobahnauffahrt oder an der Schranke eines Parks. Was nun? Nach telefonischer Rücksprache des netten Wärters darf ich kostenlos durch den Park meinem Navi folgen und tatsächlich ist der Ausgang unten offen. Sonst wäre ich wohl in den Nachrichten vorgekommen: Vorsicht auf der A3: Radfahrer! Jetzt geht's immer weiter das Tal runter, dem Meer entgegen, an Ölpressen und Kuhweiden vorbei. Mit der Höhe schwidet auch das Tageslicht verdammt früh. Erst am nächsten Tag realisiere ich den Grund: in der Nacht war Zeitumstellung und mein Handy hat das unbemerkt gemacht. Auch hier sind die Camps geschlossen, aber ich finde wieder einen schönen Platz auf einem Parkplatz am Strand. Abendbrot gibt es im Mondenschein am noch warmen Strand. 

6. Mo 26.10. Die Morgendämmerung weckt mich jetzt auch früher, aber frühaufstehen hat mir noch nie was ausgemacht. Ungewohnt ist für mich eher ohne Frühstück zu starten, aber ich habe bisher noch nicht den Kocher benutzt, weil ich es nach den 2 Wochen mit Ulla genieße, morgens ein Kaffeelatte zu trinken. Heute gibt es den erst spät nach wirklich anstrengenden steilen Anstiegen über erdrutschgefährdeten, teils gesperrten Straßen im Bergdorf Pisciotta. Ich konnte die steilen Stellen auch nicht durch Zickzack fahren entzerren, weil die Lastverteilung durch den dicken Rucksack zu sehr auf dem Hinterrad liegt, so dass das Vorderrad in den Kurven abhob und ich nicht mehr lenken konnte! Neben dem Café sitzen im Ort die Senioren und kloppen fotogen Karten. Ich brause runter zum Meer und gehe zum 1. Mal heute schwimmen. Das 2. Mal in Marina di Camerota. Auf dem Weg dahin durchtunnle ich einzelne frei stehende Felsen, wie für die Postkarte von damals gemacht. Auch hier ist der ausgeguckte Camping wieder geschlossen und der Wetterbericht sagt für morgen nichts Gutes. Nur deshalb mache ich mich am Nachmittag noch auf den Weg nach oben. Ich schaffe in 1½Std noch mal 400hm, komme ordentlich ins Schwitzen, kann die tolle Landschaft aber auch gut genießen. Die Zeltplatz suche geht auch heute in dem unebenen Gelände passend zum SU gut aus. Heute kann ich mich dann auch noch aufraffen zu Kochen. 

7.Tag Di 27.10. Am 7.Tag sollst du ruhen und ich halte mich fast daran. Doch ich will es nicht hier am Berg tun, wo mich um 5h schon Donnergrollen weckt. Ich packe und hoffe, dass ich es bis nach Sapri noch trocken schaffe. So sitze ich schon kurz nach 6 auf dem Rad und stemme mich weiter den Berg rauf. In der lange Abfahrt fallen kurz hinter dem schmucken San Giovanni a Piro 5 Tropfen und ich habe viel Glück und schaffe es trocken bis nach Sapri. Ich habe 2 Optionen im Kopf: mit dem Zug aus dem Regen fahren oder ein Hotel nehmen. Ich frühstücke erst mal am Strand und gehe dann zum Hotel als die nächsten Tropfen fallen. Seit dem ist Ruhetag, zumindest für die Beine. Der Finger flitzt übers Handy und ich schreibe meinen Blog. 

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