Alaska & Yukon im Herbst: 6000km mit Grizzlies, Goldgräbern und Polarlicht
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Denali Nationalpark - Bären, Elche und ein wolkenfreier Mt. McKinley

Veröffentlicht: 14.08.2019

04.09.2014 Denali Nationalpark / Healy

Zackig duschen und kurz nen Jogurt auf der Bettkante, das muß heute morgen reichen. Unseren Nachbarn ist das Auto total vereist, unseres ist schnell von etwas Raureif befreit. Es ist unter Null mit 25°F (-4°C). 


25 Fahrenheit...


Um 6.40h sind wir am Wilderness Access Center und haben zwei Tickets in den Tiefen unseres Autos verloren. Glücklicherweise stellt man uns neue aus und wir stehen draußen in der Schlange in einer Arschkälte und warten auf den kalten (Schul)bus, mit dem es heute durch den Denali National Park gehen wird. Vor uns wartet eine Familie aus Oregon, deren Baby in einem Strampler ist „We didn’t know, that it would be this cold in Alaska“ – nun ja. Wir waren in der Lage, das in Deutschland herauszufinden, die Leute aus Oregon offenbar nicht. Die Sitze im Schulbus sind nicht sehr bequem, das Öffnen der Fenster erfordert langjährige Schulerfahrung aus den USA und eine gewisse Fingerfertigkeit, die sich angesichts der Schweinekälte im Bus nicht einstellen will. Denn ohne geöffnete Fenster wird es keine guten Fotos geben, heute. 

Bald schon steht der erste Elch auf der linken Seite, dann rechts noch ein kapitaler Genosse mit seiner Gattin. Sehr hübsch inmitten der roten Büsche. 



Man kann zwar nicht aussteigen, aber der Fahrer erklärt die gesamte Zeit – was nach 3 Stunden mehr als nervig ist, weil wir auch irgendwann seine Familiengeschichte kennen. Wir sehen Schneehühner, die unaussprechlich Ptarmigan heißen. Sie sind im Winter schneeweiß und jetzt beginnen sie quasi an den Hosenbeinen mit dem Federwechsel. 

Ptarmigan / Schneehuhn


Wir sehen eine Spruce Grouse, ein Tannenhuhn. Nichts Epochales, aber immerhin. Der Denali ist so groß, wie Massachussets und der größte Teil ist nicht zugänglich. Selbst die Straße, die ausschließlich von den Park-Bussen befahren wird, ist nur 90 Meilen lang und endet in Kantishna. Die Tierwelt ist entsprechend vielfältig, jedoch werden Braunbären hier nicht so groß, wie z.B. in Katmai oder im Yukon, weil sie im Denali überwiegend von Beeren und Wurzeln leben, nicht aber so viel Fett bekommen, wie die Kumpels, die die fetten Lachse fressen.

Für die Touristen gibt es hier schon einiges zu erwandern, allerdings ist die Braunbärpopulation nicht zu unterschätzen und so richtig will mir nicht in den Kopf, warum man hier gerne wandern möchte. Es gibt nicht viele Wanderwege. Das meiste ist wirklich querfeldein, man bahnt sich seinen Weg selbst. 


Der Tag verläuft bärenmäßig gut. Wir sehen etwa 7 Grizzlies, manche dicht am Bus, andere weit weg. Es ist die Zeit der extremen Nahrungsaufnahme vor der Winterruhe und die Bären, die wir sehen, haben meist ihre Schnauze in den Beeren und futtern, was das Zeug hält. Einer quert vor unserem Bus die Straße und findet es nicht wirklich spannend, dass sich gefühlt 100 Kamera-Linsen auf ihn richten.





Die Fahrbahn ist nicht asphaltiert und oft recht kurvig entlang steiler Hänge und dazu ein schmaler Weg. Es ist nicht sehr angenehm an der Hangseite zu fahren, wenn dann noch ein Bus entgegenkommt. Die Landschaft ist atemberaubend und die weiten Täler, die Hochebene, die Berghänge und der wolkenlose Blick auf Mount McKinley brennen sich auf der eigenen Festplatte im Kopf ein. Rund 35 Meilen entfernt liegt dieser riesige Berg, der zwei Gipfel hat und doch kann man ihn sehen. Wir gehören jetzt zum Club der 30% - denn nur so viele Leute erleben überhaupt den Mt. McKinley wolkenfrei, die meisten sehen ihn gar nicht.

 Mt. McKinley und die einsame Straße durch den Denali NP

Insbesondere der Polychrome Pass ist gigantisch. Was für ein Panorama, was für eine Rundumsicht, welche Weite, welche Höhe, welche Eindrücke – es bleibt unbeschreiblich. 

Polychrome Pass



Mt. McKinley mit Wolkenhaube



Die Fahrt insbesondere in der Anfahrt hier hoch ist jedoch ziemlich nervenaufreibend, weil kurvig, eng und mit dem ein oder anderen Bus im Gegenverkehr. Muß ich nicht nochmals haben. 



Und während der Fahrt reift in mir der Gedanke, dass ich die für morgen geplante erneute Fahrt auf dieser Strecke nicht wirklich brauche.

Das Eielson Visitor Center erreichen wir nach 3 Pinkelpausen und mehreren Fotostopps. Es scheint die Sonne, hinter uns treibt sich ein Grizzly am Hang herum und wir packen rasch unser mitgebrachtes Essen für uns aus und essen in der Sonne auf kalten Bänken. 

Vor dem Eielson Visitor Center

Eigentlich wollten wir hier etwas Zeit verbringen. Aber es ist hier kalt, es ziehen Wolken vor die Sonne und ob wir im nächsten Shuttle-Bus mitkommen, ist unklar, weil die natürlich nur begrenzten Platz haben. Also entscheiden wir uns mit unserem Bus nach 30 Minuten Aufenthalt wieder zurück zu fahren. Der Guide sabbelt weiter, wir gabeln ein paar Wanderer auf, die von dem Grizzly hinter der nächsten Kurve gehört haben und wg. des Kleinkindes auf ihrem Arm dann doch lieber im Bus weiterfahren wollen. Der Grizzly taucht dann auch tatsächlich auf.


Um 15.45h sind wir nach weiteren Bärensichtungen wieder am Abfahrtsort und ich bin ziemlich froh, dass ich mal aus dem blöden Bus raus kann. Wir haben uns entschieden, morgen gar nicht zu fahren und finden vor dem Wilderness Access Center ein Ehepaar, denen wir für 30 Dollar (statt 34) pro Ticket unsere verkaufen. Hurra! Morgen haben wir „frei“ und werden einfach mit dem Auto die erlaubten 15 Meilen in den Park fahren uns selbst mal nach Viechern Ausschau halten. Das Wetter soll morgen auch schlechter sein und wer will dann nochmal 8 Stunden im Bus hocken? Schöner als heute kann es nicht sein.

Wir fahren in das größere Visitor Center und sehen uns einen Film an, holen nebenan einen Kaffee und machen anschließend einen kleinen Abstecher in die Ortschaft neben dem Parkeingang. Hotels, Souvenirshops, Restaurants und Ausflugsagenturen. 



2 Meilen weiter liegt Healy. Die örtliche Kneipe hat den (oder einen nachgeahmten) Bus der Story/Film „Into the Wild“ im Garten stehen. Mit Fotos und Briefabdrucken des Typen, der damals hier in der Nähe als Aussteiger lebte und innerhalb weniger Monate starb.




Ab ins Hotel. Bilder runterladen, Tiere im Internet recherchieren und gucken, ob wir Nordlicht-Chancen haben. Tagebuch schreiben und ab ins Bett. Wir haben noch Essen von gestern, was als Abendessen auf der Bettkante dicke reicht. Vor der Tür geht ein Abendhimmel hinter den Tannen auf, der so aussieht, wie man es sich im Nordland vorstellt.

Hier noch ein paar Zahlen zum Denali: 

Es gibt wohl 51 Wölfe, mehr Grizzlies als Schwarzbären. 

Der Mount McKinley gehört zu den Seven Summits, die die größten Berge der 5 Kontinente sind. 

Rund 1.200 Leute versuchen ihn pro Jahr zu besteigen. 

Etwa 700 schaffen es. 

Im Schnitt gibt es 1 Toten pro Jahr am Berg. 2013 waren es aber 6, von denen 3 von einer Lawine verschüttet wurden.

Tagesstrecke: ca. 50km selbst gefahren und rund 120km mit dem Bus im Denali.


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