Veröffentlicht: 15.08.2019
31.08.2014 Wale, Seelöwen und Puffins
Um 4.15h bin ich wach und höre mein Hörbuch. Gegen 6.00h beginnt die Dämmerung und es sieht draußen kalt aus. 5°C soll es gewesen sein und die Autos haben alle Raureif auf den Dächern.
Seward am frühen Morgen
Frühstück
Wir frühstücken in dem Diner von gestern Abend und waren vorher schon in einem Allround-Laden nebenan. Der verkauft von Klappstühlen über Angeln, Klamotten und Postkarten auch manche Lebensmittel und Souvenirs. Ich finde eine superleichte Steppjacke, die sich in der eigenen Westentasche zusammenfalten lässt und denke mir, dass das Ding sicher eine gute Wahl ist für künftige Reisen, weil sie nichts wiegt, keinen Platz wegnimmt, aber warm hält.
Unsere Tickets für die 6stündige Bootstour durch den Kenai Fjords National Park haben wir schon geholt. Der National Park ist hier ein Gebiet, das sowohl Land als auch Meer umfasst. Das Harding Icefield gehört dazu. Es ist ein riesiges Gletschergebiet von 780qkm und wenn man die 32 Gletscher, die aus dem Gebiet gespeist werden, mitrechnet sind es rund 1000 qkm mehr. Acht der Gletscher münden in die Fjorde des Golfs von Alaska und die Buchten – hierhin wird ein Teil des heutigen Ausflugs gehen. Welche Gletscher wir genau sehen werden, entscheidet der Kapitän, denn es hängt mit dem Eisgang vor dem Gletscher ab, ob er dorthin fahren will und kann.
Abfahrt aus Seward
Um 11.00h gehen wir bei blauestem Himmel, strahlender Sonne und einer frischen Brise an Bord unseres Schiffes. Schnell wird klar, dass man sowohl lange Unterhosen als auch Mütze und Handschuhe brauchen wird, wenn das Schiff erst einmal fährt. Auch in der Sonne. Also alles anplünnen… Es sind 13°C und wenn der Wind dazu kommt, ist es schon frisch.
Wir verlassen den Hafen und etliche Angler, die neben den Molen stehen und ihre Angeln nach Lachsen auswerfen und schon haben wir schönste Fotokulissen um uns. Egal, wohin man schaut – überall kann man Gletscher und schneebedeckte Gipfel sehen.
Bear Glacier
Bear Glacier mit Orca
Vor dem Bear Glacier treiben sich Orcas herum, die man an den schmalen, hohen Flossen und der schwarz-weißen Färbung immer gut erkennt.
Vor dem Holgate Glacier
Holgate Glacier
Weiter geht es zum Holgate Glacier, der fotogen in der Sonne liegt. Fast beeindruckender sind die links daneben an einem Hang liegenden vier weiteren Gletscher, die über die Bergkuppe kommen. Mittlerweile haben wir Sonnenmilch auf die wenigen freiliegenden Körperstellen aufgetragen und ohne Sonnenbrille geht gar nichts. Wir hatten echt befürchtet, hier womöglich schlechtes Wetter zu haben, weil alle gesagt haben, dass an der Süd/Südostküste von Alaska, insbesonders entlang der Kenai Peninsula der feuchteste Klimapunkt unserer Reise sein wird. Aber nichts da!
Holgate Glacier
Stellersche Seelöwen, die größten Ohrenrobben der Welt und ausgemachte Raubtiere leben auf einer Felseninsel und schmoren in der Sonne. Viel niedlicher sind die Papageientaucher, Puffins, die emsig rumfliegen oder schwimmen und daher auch schwer zu fotografieren sind, weil sie dauernd in Action bleiben.
Ein Seehund dreht sich im Wasser, hunderte Möwen begleiten uns und schon fahren wir weiter. Dicht an kleinen Inseln vorbei, die eher steile Felsen sind geht es durch das Naturschutzgebiet. Wir sehen Buckelwale und einer zeigt uns sehr gern seine Schwanzflosse. Allerdings hat einer an dieser Flosse eine Spitze eingebüßt. Schwanzflossen sind für die Buckelwale ein identifizierendes Zeichen, fast wie ein Fingerabdruck beim Menschen. So kann man hier draußen Buckelwale fotografieren und in Seward an eine Stelle mailen, die anhand der Schwanzflosse sagen können, welcher Wal das ist, da die meisten hier registriert sind.
Das verheerende Erdbeben von 1964, das insbesondere in Anchorage riesige Schäden verursacht hat, hat auch hier die Optik der Landschaft verändert. Die Erde ist 1-2 Meter abgesackt und insbesondere Seward ist in großen Teilen abgerutscht und noch heute liegen vor dem Hafenbecken auf 30 Metern Tiefe irgendwelche Eisenbahnwaggons und Autos. Unterwegs kann man großflächig weiß-graue Baumgerippe von Tannen ausmachen. Diese sind damals dem Salzwasser ausgesetzt gewesen, denn das 4minütige Erdbeben der Stärke 9,6 hat 3 Tsunamis nach sich gezogen.
Während der Rückfahrt werden Schokokekse an Bord gebacken und wir sitzen windgeschützt in der Sonne und genießen Blick, Kekse und die gute Luft. Um 17.30h sind wir wieder in Seward am Hafen, fahren kurz zu Safeway, um ein paar Fressalien und Wasser für die nächsten Tage zu kaufen. Außerdem gibt’s ne Flasche Glasreiniger und einen Schwamm, womit wir unterwegs das kostbare Auto behandeln können. Zum Putzen greifen wir uns einen Stapel Werbezeitungen und packen die ins Auto.
Seward Fischerboote
Da wir keinen Hunger haben, gehen wir in der Kneipe neben unserem Diner ein Bier trinken und im Anschluß liege ich wie ein gefällter Baum um 22.00h im Bett.
Kenai Fjords National Park
Alaska, United States