Veröffentlicht: 08.08.2019
11.01.2015
Heute ist nichts von dem tollen Wetter von gestern zu sehen. Eher hat sich der Seenebel von gestern Abend hier eingenistet. Der Balkon ist naß, aber ich setze mich zum Frühstücken trotzdem raus, brauche aber Schuhe und ne Jacke.
Um kurz nach 10 bin ich die letzte, die heute hier auscheckt und fahre nun nochmals zum Albatross-Center. Denn ich bin sicher, dass die Vögel dort rumfliegen und sich nicht einen Flugkorridor vorgeben lassen, der nur den Teilnehmern einer 50-Dollar-Tour sichtbar ist.
Bei Tageslicht fährt sich die Strecke doch etwas besser und schon am Parkplatz empfängt mich erneut ohrenbetäubendes Gekreische der diversen Möwen- und Schwalbenarten, die hier ansässig sind. Ich laufe runter zu einer Aussichtsplattform, von der aus man das Lighthouse hoch oben über der Steilküste sehen kann, während unten in der Bucht fur seals (Seebären) und Seelöwen rumliegen.
Basstölpel haben die Felsen ganz schön zugeschissen und drehen in Gruppenformation immer mal wieder ne Runde über den Köpfen der Touristen, die sich im Anschluß angstvoll auf die Jacken gucken.... Auch die großen Möwen sind toll anzusehen. Einige haben flauschige Junge und die sind natürlich völlig niedlich. Dann taucht ein Albatross-Pärchen auf und es ist einfach irre, deren Flüge zu sehen. Die Proportionen dieser Vögel scheinen einfach nicht zu stimmen. Kurzer, gedrungener Körper und diese endlos langen Flügel, die einen Bogen wie ein Bumerang haben.
Albatrosse sind auch deswegen bedroht, weil sie eine sehr langsame Fortpflanzung haben. Sie brauchen rund 12 Jahre, um geschlechtsreif zu werden und brüten nur alle zwei Jahre ein Ei aus. Sie sind geniale Flieger und können tausende Kilometer fliegen, haben aber ein echtes Problem, wenn sie an Land landen müssen. Dabei kommt es tatsächlich zu Brüchen und Unfällen, an denen die Tiere sterben. Anders auf Wasser, da sind sie zuhause und fressen auch im Regelfall während sie auf dem Wasser schwimmen. Während der Brutzeit kommen sie aber um Start und Landung an Land nicht herum und man hat ihnen in solchen Schutzzonen wie hier, tatsächlich Landebahnen gebaut, die den Problemen einer Albatross-Landung entgegen kommen, um die Verletzungsgefahr einzudämmen.
Nach einer Stunde mache ich mich auf und habe einige lustige Schnappschüsse von Möwen, Basstölpeln und auch Albatrossen im Gepäck.
In Portobello biege ich auf die Highcliff Road ab, eine gewundene Strecke, zu deren Beginn gleich vor dem Befahren mit großen Vehikeln gewarnt wird. Es ist teilweise unwirklich sehr schmal und ich bin froh, dass sich der Verkehr in Grenzen hält. Leider ist heute wegen des Dunstes und der Nebelschwaden der Blick auf den unten liegenden Otago Harbour kaum möglich und die Temperatur sinkt wieder mal auf 14 Grad. Dazu bläst ein ziemlich kalter Wind und das in Verbindung mit der Feuchtigkeit des Seenebels - eine wenig sommerliche Erfahrung.
Blick von der Highcliff Road auf Otago Harbour
Otago Harbour
Ich biege kurz ab nach Sandfly Beach, aber auch hier ist auf den zusammengewehten Sand kaum eine Sicht und so bin ich doch recht bald in den Außenbezirken von Dunedin, wo ich mein Navi anwerfe, um den Weg nach Kaka Point zu finden. Das sind nur rund 100km, die Strecke ist mehrheitlich gerade und gut zu fahren. Die Landschaft ist wie üblich und so komme ich zügig voran, kaufe unterwegs noch Salat und Zutaten für heute Abend ein. Nun bin ich mal wieder 2 Nächte an einem Ort, heißt also 2 x abends essen und 2 x Frühstück.
Kaka Point ist ein kleiner Ort, der an einer weit ausladenden Bucht liegt, rund 13km vom Highway 1 entfernt, den ich seit Dunedin befahren habe. Mein Motel liegt auf einer der steilen Straßen oberhalb des Ortes und für 20 Dollar Aufpreis die Nacht gönne ich mir jetzt ein Quartier mit Weitblick über die Bucht. Ich sitze mit einem heißen Tee bald auf meiner kleinen Terrasse und genieße den Blick, es wird aber ziemlich schnell frisch - warm war es ohnehin nicht. Tagsüber war es nicht wärmer als 15 Grad und sobald die Sonne flacher fällt, Wolken kommen, ist es nicht wärmer als 12 Grad und das ist zum draußen Sitzen auf dem kleinen Balkon einfach zu kalt. Ich sitze da in meiner Jogging-Hose mit Fleece-Jacke und habe bald kalte Füße.
Um 18.30h schwinge ich mich wieder ins Auto und fahre rund 10km in Richtung Nugget Point. Die Straße ist etwa 1 km hinter Kaka Point nicht mehr asphaltiert, lässt sich aber gut fahren. Kurz vor Nugget Point liegt Roaring Bay, eine weite Bucht, an der abends Gelbaugenpinguine an Land kommen.
Oberhalb des Steinstrandes gibt es eine Beobachtungshütte in der ich bis 20.30h stehe und die Aktionen der ankommenden Pinguine beobachte und fotografiere. Sie kommen meist alleine an, aber innerhalb von 10 Minuten, kommt die bessere Hälfte auch an Land und dann sitzen die zu zweit dort und sortieren erst einmal ausgiebig ihr Federkleid, bevor sie zu zweit - fast gramgebeugt - ins Grün des Hanges verschwinden, wo man dann aufgeregtes Geschrei der Jungtiere hört. Es ist einfach genial, hier mit aller Ruhe der Welt zu stehen, zu gucken, zu fotografieren, zu beobachten und zu hören.
Pinguin und Hase :-D
Zurück in meinem schönen Zimmer, was eher wie ein Ferienhäuschen ist, mache ich mir einen großen Salat, schreibe Tagebuch, sichte meine Bilder und lösche sehr viele Pinguin-Bilder, die nicht wirklich scharf sind. Wenngleich ich mein großes Tele nicht wirklich viel genutzt habe. Heute Abend war es jeden Cent und jedes Gramm wert, dass das Ding wiegt.
Irgendwie denke ich jeden Tag in Neuseeland, dass ich eigentlich gar nichts noch Tolleres mehr sehen kann und dann gibt es doch noch wieder etwas. Die Fülle der Eindrücke ist unglaublich. Morgen, Montag bin ich dann schon einen Monat unterwegs und in 2,5 Wochen fliege ich schon wieder nach Hause. Vielleicht ist dann aber auch die Füllgrenze dessen erreicht, was man verarbeiten kann - zumindest in der Zeit, die ich hier habe.