Neuseeland: 8000km solo durch das schönste Ende der Welt
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Tag 29 - Catlins & Slope Point: Der Südpol ist näher als der Äquator

Veröffentlicht: 08.08.2019

12.01.2015

Die Sonne scheint auf meinen kleinen Balkon aber auf dem selben zu frühstücken ist nur dann möglich, wenn die Sonne sich nicht hinter Wolken versteckt und der Wind weniger bläst. Der Blick auf die Bucht ist allerdings traumhaft.

Kaka Point

Ich wandere mit meinem English Muffin und einem Kaffee etwa dreimal zwischen drinnen und draußen hin und her, bis ich dann nur noch abwasche und losfahre. Allerdings in Ruhe. Heute muß ich mal nicht um 10.00h auschecken, will aber heute den Catlins Coastal Heritage Trail fahren, der von der Southern Scenic Road abgeht. Mein Ziel ist zudem heute in Curio Bay der versteinerte Wald, der nur bei Ebbe sichtbar ist. Mein Hotel-Mann hat mir zudem noch Cathedral Caves empfohlen, ebenfalls nur bei Ebbe für eine Stunde zu besuchen. Ebbe ist um 14.00h.

Ich komme um halb elf los und rolle bald durch eine traumhafte, fast unberührte Landschaft, wenn nicht doch jede Menge Schafe und Abgrenzungen von Feldern erkennbar wären. Hier unten, in den Catlins, merkt man mehr als deutlich, dass zwei Drittel der 4 Millionen Neuseeländer auf der Nordinsel leben. Die Südinsel ist ohnehin ursprünglicher und leerer, aber in den Catlins ist es noch weniger bevölkert. 





Eine wunderschöne Hügellandschaft zeigt sich, auf deren Kämmen oft hohe Podocarp-Bäume stehen, diese typischen neuseeländischen langen hohen Bäume mit den vielen Ästen. Den Kauris ist es hier unten zu kalt, wenngleich sie auch eine Podocarp-Art sind. In Neuseeland ist der ursprüngliche Ur-Wald aus Zeiten von Gondwana, als Neuseeland mit Australien und auch Südamerika und Südafrika zusammenhing nur noch an wenigen Stellen sichtbar. Hier in dieser süd-östlichen Ecke des Landes gibt es noch recht schöne Flächen dieses Waldes, zu dem auch andere Büsche und Bäume gehören, so dass diese Ur-Wälder von Ferne immer aussehen wie Blumenkohl oder Broccoli. Mir fällt ein gelber kleiner Vogel auf und später sehe ich noch einen Tui, den ich noch nie fotografieren konnte.

Während es gerade mal 15 Grad ist, pfeift durch die Sonne ein wilder Wind, der einem beim Aussteigen fast die Autotür aus der Hand haut. Irgendwo an der Straße, oberhalb einer wahnsinnigen Aussicht auf endlose Steilküste mit wilder Brandung ziehe ich mir die kürzere Hose aus und eine lange an. Die Sandalen fliegen in den Kofferraum und die Wanderschuhe kommen zum Einsatz - es ist einfach zu kalt. Ein Schild an einem Aussichtspunkt sagt mir, dass hier die Jahresdurchschnittstemperatur bei 11 Grad liegt. Da habe ich ja heute mit 15 Grad einen heißen Tag erwischt!


Nach gut einer Stunde komme ich an den Cathedral Caves vorbei, aber mir ist dieser 180 Millionen Jahre alte Wald einfach wichtiger und ich fahre an den Caves vorbei, zumal auch erst in 2 Stunden Ebbe ist und man erst in einer Stunde dort runter kann.

Ich biege von der Southern Scenic Route ab nach Süden, komme durch Niagara und Waikawa, bevor die Straße in Curio Bay an einem kleinen Parkplatz endet. Dieser petrified forest versteinerte Wald ist von einer Aussichtsplatform gut zu sehen, aber auch, wenn man unten rumläuft, über die versteinerten Baumstämme, die langgestreckt dort liegen und die Baumstümpfe sieht, wird klar, dass das hier wirklich ein echter Wald war. Offenbar hat es hier mehrere Wälder nacheinander gegeben. Diese Stätte ist eine der besterhaltenen versteinerten Wälder der Welt und 180 Millionen Jahre alt. Man kann derzeit nur einen recht kleinen Teil betreten, da hier Yellow Eyed Penguins nisten und man die natürlich nicht stören soll.


versteinerter Baumstumpf

versteinerte Baumstämme

Ich stehe in dem kalten Wind dort, mit Fleecejacke und Kapuze auf dem Kopf und versuche in den Böen die Kamera ruhig zu halten. Nicht weit entfernt brechen riesige Wellen an die Klippen links und rechts am Ende der Bucht. Das Wasser ist türkisblau und die Sonne scheint - ein irres Farbspiel.



Nur 400m weiter ist die nächste Bucht, von einer Felsennase geschützt, an der sich die Brecher krachend zerkleinern. Dennoch hat Porpoise Bay eine recht anständige Brandung und der Wind pfeift auch hier nicht unerheblich. 


Hier oben ist ein Campingplatz - was für ein traumhafter Platz! Allerdings muß man hier echt alles festbinden, Kleinkinder inklusive. Draußen sitzen und essen wird hier schwierig, da dürfte das Essen vom Teller abheben. Ich hole mir in dem kleinen Laden ein Eis und während ich noch den Blick auf die weitgeschwungene Bucht genieße, die fast menschenleer ist, sehe ich die ersten Delphin-Flossen. 

Schwarz, klein, rund - das sind Hector-Delphine! Die kleinsten Delphine der Welt und mit einem Bestand von weniger als 10.000 Stück weltweit, gehören sie zu einer der vielen bedrohten Tierarten, die fast nur hier in Neuseeland vorkommen. Ich sehe drei Tiere, die munter immer dicht am Strand rumtoben und gern auch mal hoch springen. Also laufe ich runter an den Strand und verbringe die nächsten anderthalb Stunden mit Gucken. Fotos sind schwierig, die Viecher sind ziemlich schnell und meist hat man nur noch das hochspritzende Wasser auf dem Bild und der Delphin ist schon wieder im Wasser. Aber diese Bucht ist ein Traum.





Als ich wieder aufbreche ist es halb vier und ich will von hier aus noch nach Slope Point, dem geographisch südlichsten Punkt von der neuseeländischen Südinsel - der Südpol ist hier näher, als der Äquator! Die Straße führt 15km vom Heritage Trail nach Süden, ist aber auch ein Teil des Heritage Trails. 13km sind Schotterpiste, aber gut zu fahren. Am Ende steht man praktisch an einem Feld. Mit einem Haken ist hier ein Gatter gesichert, das man selbst öffnet und schließt und durch das Feld läuft, um am Ende nochmal um die Ecke an einem Zaun lang zu laufen, bis man auf einer Klippe steht, von der es senkrecht in das tosende Meer geht. Kein Zaun, keine Barriere - aber ein nettes Schild mit dem Hinweis, wie weit Äquator und Südpol entfernt sind. Ich fotografiere eine deutsche Familie und die mich - so komme ich zu einem Fotodokument der besonderen Art von meiner Reise. War ich schon jemals weiter weg von Zuhause? Vielleicht damals in Feuerland?

Richtung Slope Point




Während ich noch ein wenig fotografiere kommen plötzlich noch vier, fünf Leute hier runter und ich mache mich auf den Weg zum Auto (ca. 15min Fußweg). Hier oben stehen etliche dieser podocarp Bäume, alle schief als Zeugen permanenten Windes vom Meer. Sie erinnern mich an divi-divi-Bäume auf Aruba, die auch alle in nur eine Richtung wachsen, weil der Wind sie so formt. Es ist kurz vor 17.00h als ich hier losfahre und der Rückweg ist knapp 100km. Das mit den Caves wird nun gar nichts mehr. Die Flut ist lange schon da und somit ist das ohnehin geschlossen. 

Eine große Schafherde quert meinen Weg. Alle haben Zeit. ich auch. Herrlich.


Ich erfreue mich auf der Rückfahrt an den Bäumen, dem Urwald, Farnen und Palmen, den unglaublichen Blicken auf die Steilküste an meiner rechten Seite und rausche so dahin, denn Verkehr gibt es hier so gut wie gar nicht. Kurz vor Kaka Point entscheide ich mich noch, zum Nugget Point hochzufahren, um das Lighthouse zu sehen.


Das Wetter ist wirklich schön, die Sonne scheint und wenn man nicht in dem brutalen Wind steht, könnte man meinen, draußen müßten 30 Grad sein. Da es nun schon 19.00h ist und der Weg zum Lighthouse am Ende der Straße noch knapp 1 km ist, begnüge ich mich mit einem Blick auf die Klippen und die Seehunde und Seelöwen da drauf und fahre weiter in mein Quartier. Seit dem Frühstück gab es nur ein Eis und ich hab jetzt Hunger. Meine letzten Paprika, Tomaten und ein English Muffin in den Toaster und fertig ist das Dinner, das stark den üblichen Frühstückskombinationen ähnelt.


Ich überlege jetzt intensiv, wie ich die nächsten 10 Tage auf der Südinsel verbringen soll und wo ich jetzt Hotels buchen soll. Eigentlich wollte ich morgen nach Invercargill und von dort nach Wanaka. Aber die deutsche Familie hat mir sowohl von Invercargill und von Bluff abgeraten, was beides ziemlich blöde sei und so habe ich theoretisch etwas Zeit gewonnen, wenn ich das auslasse. Es lockt in meinem Hinterkopf immer noch Milford Sound. Die Fahrt dorthin im Januar 2014 war im Nebel und Nieselregen und der Wetterbericht für die nächsten Tage sagt dort besten Sonnenschein und über 20 Grad an...Ich gucke die Entfernung nach Te Anau an und bin erstaunt, dass das nur 226km sind. Ich finde online ein Hotel, buche das für 2 Nächte und fahre also morgen in Richtung Milford Sound. Hurra!

Tageskilometer: 216km

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