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Etappe 81: Von Tbilisi nach Yerevan

Veröffentlicht: 21.03.2022

Nach einer wenig erholsamen Nacht in der 3. Klasse mit zweistündigem Aufenthalt an der Grenze fuhr der Zug gegen 7 Uhr morgens am Bahnhof in Yerevan ein. Das Rad musste wieder zusammengebaut werden, danach ging es Richtung Hostel. In der Nähe irrte schon eine Chinesin, Jessica (ihr westlicher Name), herum, die offensichtlich im selben Zug war. Nach dem Check-in beschlossen wir, zusammen mit einem Russen aus dem Hostel einen kleinen Stadtrundgang zu starten. Die Cascaden zu erklimmen ist ein Muss in Yerevan, von oben hat man einen Blick über die gesamte Stadt. Danach ging es an der Oper vorbei bis zum riesigen Platz der Republik, auf dem oft Demonstrationen stattfinden. Der Rest des Tages ging für die weitere Planung drauf. Aufgrund des Wintereinbruchs in Armenien war schnell klar, dass es auch hier nicht wirklich mit dem Rad weitergehen konnte, da der Pass zu gefährlich wäre. Die Lösung sollte eine Busfahrt von Yerevan nach Teheran bringen. 

Die Vorbereitungen dazu traf ich am nächsten Tag. Erst wurde das Busticket für den übernächsten Tag, es hieß wieder, dass eine Fahrradmitnahme kein Problem sei, und auch bei Basti hatte das vor ein paar Tagen wohl gut funktioniert. Danach ging es zu Fuß im Schnee quer durch die Stadt zum PCR-Test. Nach wie vor ist nicht ganz klar, ob man als Geimpfter nun einen braucht, oder nicht, aber lieber auf Nummer sicher gehen. Später im Hostel traf ich auf Jim, der zwar mittlerweile als Backpacker unterwegs ist, aber vor kurzem mit dem Rad von Kairo nach Kapstadt gefahren ist. Da hat man sich natürlich viel zu erzählen. Abends wurde erst mit Nikita, der seit einem Monat im Hostel arbeitet, gekocht. Später ging es noch mit Jim und Jessica in einen Pub in der Nähe zum Testen der lokalen Spezialitäten. Als wir mit dem lokalen Bier durch waren, musste zum Abschluss noch ein Bitburger getrunken werden. Dass man das in Armenien findet, hätte ich wirklich nicht erwartet! 

Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich von Jessica und Jim. Ich wollte eine Nacht in einem Hotel in der Nähe der Busstation verbringen, um für den langen Transfer nicht zu früh raus zu müssen und in Ruhe alles für die Einreise in den Iran vorbereiten zu können. Der Abschied war aber nur von kurzer Dauer. Wegen heftigen Schneefalls im armenischen Gebirge wurde mir an der Busstation erklärt, dass der Pass gesperrt sei. Es hieß also Geduld haben (nicht gerade meine Stärke) und zum Sparen wieder zurück ins Hostel! Leider konnte natürlich niemand sagen, wann der erste Bus wieder fährt, und ob auch dann noch eine Fahrradmitnahme möglich ist. Die Gültigkeit des PCR-Tests war damit natürlich auch futsch. Da die Alternativen sehr begrenzt sind (einen Flug von Yerevan nach Teheran würde ich nur im Notfall nehmen), beschloss ich, erstmal die Füße stillzuhalten und im Hostel auf Updates vom Busunternehmen zu warten. Das gehört wohl alles zum Abenteuer dazu! Etwas Gutes hatte die Sache allerdings auch: ich hatte noch ein paar Tage Zeit, mit Jim und Jessica Armenien zu erkunden. 

Nachdem mir das Busunternehmen auch am nächsten Tag noch nichts Verlässliches sagen konnte, beschlossen wir, mit dem Taxi zu dritt zum bekannten Kloster Khor Virap zu fahren. An der kleinen Handelsstadt Artashat führte uns die Fahrt immer an der Grenze zur Türkei entlang bis nach Khor Virap. Dort konnten wir die alte Klosteranlage aus dem 17. Jahrhundert besichtigen. Bedeutung hat der Hügel von Chor Virap aber auch, weil dort 180 v. Chr. die armenische Hauptstadt Artaxata errichtet wurde. Highlight der Tour war aber die Aussicht auf den Ararat und die rutschige Leiter, die ins Innere des Klosters zu einem Gebetsraum führt. Ohne unseren Fahrer hätten wir sie sicher nicht gefunden! 

Für den nächsten Tag planten wir eine größere Tour in der Umgebung von Yerevan. Da ich am Tag nochmal einen Anlauf für die Einreise in den Iran starten wollte, musste vorm Frühstück aber noch schnell ein PCR-Test her. Unsere private Tour führte uns wieder schnell in den Winter. Der erste Stopp war am Torbogen von Tscharenz, der zu Ehren eines berühmten armenischen Dichters erbaut wurde. Die Sicht war dort leider so schlecht, dass man von der Landschaft nichts sehen konnte. Das änderte sich jedoch zum Glück auf der Fahrt zur Garni-Anlage. Der paganistische Tempel dort stammt vermutlich aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Ganz in der Nähe befindet sich auch die Garni-Schlucht mit ein paar verrückten Felsformationen, die wie riesige Orgeln aussehen und deshalb auch als "Symphony of Stones" bezeichnet werden. Später ging es noch zum Geghard-Kloster, das ursprünglich schon im 4. Jhd. errichtet wurde. Abends hatten wir keine Lust mehr auf armenische Küche, sondern besuchten lieber ein chinesisches Restaurant, um uns beim Essen mit Stäbchen vor Jessica zu blamieren. Nach einem weiteren lustigen Abend hatte ich die Hoffnung, es beim zweiten Anlauf in den Iran zu schaffen. 

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