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Etappe 111: Vom Ala-Bel-Pass nach Sosnovka

Veröffentlicht: 25.05.2022

Die Nacht auf 2500m Höhe war wie erwartet kalt und ich war froh, meinen extradicken Schlafaack dabeizuhaben. Auch das Kaffee kochen am nächsten Morgen ging nur mit meinem Benzinkocher, Amans Gaskocher spielte bei diesen Höhen nicht mehr mit. Vor uns lagen erstmal 45 entspannte, leicht abschüssige Kilometer, bevor noch ein zweiter Pass mit ca. 1000 Höhenmetern auf uns wartete. Im Vergleich zum gestrigen Anstieg kam uns das zwar wenig vor, er war aber wesentlich komprimierter und steiler. Dazu kam eine kleine "Wette" zwischen Aman und mir. Er hatte einen kleinen Gebirgspfad entdeckt, der ihm wesentlich kürzer erschien als die Serpentinenstraße erschien. Die alte Diskussion über den "Weg des Schafes" ging also wieder los... Diesmal sah der Weg zwar nicht gefährlich aus, ich war aber überzeugt, mit meinem sperrigen Rad auf der Straße besser aufgehoben zu sein. Also trennten wir uns und verabredeten uns an einem Stück kurz vorm Gipfel, an dem sein Pfad und meine Straße wieder zusammenliefen. Ca. 800 Höhenmeter später trafen wir uns wieder, ich kam ungelogen fünf Sekunden vor ihm an. Wir mussten beide lachen, als ein kurzer Regen einsetzte. Er sah ein, dass die Straße die bessere Lösung für mein Rad war und er mit seinem Rad auch schneller auf der Straße gewesen wäre. Vielleicht entscheidet er sich nächstes Mal nicht für den Weg des Schafes! Ein kurzes, steiles Stück weiter oben wartete kein Pass, sondern ein Tunnel auf uns. Das war uns ganz recht, da wir auch ohne Gipfelüberquerung schon wieder auf 3200 Metern Höhe standen. Leider war der Tunnel gesperrt, einige Autofahrer warteten schon ungeduldig. Vor unserem geistigen Auge sahen wir uns schon wieder mit chinesischen Bossen diskutieren. Nach einer halben Stunde kamen die ersten Pferde inkl. Viehtreiber aus dem Tunnel, es tat sich immer noch nichts. Wir waren auch etwas besorgt um unsere Sicherheit, weil der drei Kilometer lange Tunnel nur schwach beleuchtet war und hinter uns schon hunderte ungeduldige Autofahrer lauerten. Ein Aufseher wurde irgendwann auf uns aufmerksam und nach einem kurzen Gespräch wurden wir exklusiv in den Tunnel gelassen. Nach kurzer Zeit hörten wir schon die Ursache für die Sperrung. Das Blöken der Schafe hallte durch den Tunnel. "Nur in Kirgistan!", dachte ich mir, als ich mir meinen Weg durch die Schafherde und an den Schlaglöchern vorbei bahnte. Ich war keine zehn Sekunden aus dem Tunnel gefahren, als schon die ersten Autos auftauchten. Gutes Timing! Im Anschluss genossen wir einfach die kilometerlange Abfahrt durch Täler mit Steilklippen, bevor wir uns zum Abendessen etwas südlich von Sosnovka in einem Straßenrestaurant niederließen. Es gab natürlich Fleisch und eine Menge Tee. Unsere Zelte schlugen wir einfach am anderen Flussufer gegenüber des Restaurants und relativ nah an der Straße auf. Einen besseren Platz hätten wir in dem engen Tal nicht finden können, und die Geräusche der Straße störten uns nachts auch nicht wirklich. 

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