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Etappe 10 - Östersund und Ekki

Veröffentlicht: 02.01.2022

In Östersund haben wir großes Glück. Der Parkplatz auf dem wir stehen liegt direkt am Meer, zumindest fühlt sich der riesige See so an. Und daneben ist ein kleiner Hafen,in dem sich die Boote aneinanderschmiegen. Aber nichts wirkt eng, sondern voller Freiheit und Raum, luftig und offen. Die Stadt klingt so schön schwedisch und wir wollen ein bisschen in ihr stöbern. 

Aber zunächst einmal muss ich arbeiten und ein paar Meetings im Bus abhalten. Und dann bin ich doch fertig und wir schlendern durch die kleinen Gässchen. Da Chris seinerseits nun noch ein berufliches Telefonat hat, setze ich mich in ein Café, in die Sonne und genieße den Tag. Offensichtlich läuft hier auch gerade eine Ausstellung und einige Besucher drängen sich in die Hinterräume. 

Östersund ist klein, aber genau das schwedische Städtischen, das wir gerade brauchen können, um ein bisschen einzukaufen. Und so finden wir eine ganze Menge neuer Hosen für Chris und zwei Anzüge und ein paar wetterfeste Schuhe für mich und lauter Allerlei, das wir gut in unserer kleinen Garage im Camper verstauen können.
Am Abend sitzen wir dann am schönen Hafen am See im herrlich schwedisch designten Restaurant und essen köstliche Kost, serviert von einer supernetten hübschen jungen Schwedin.

Irgendwo hinter Östersund und Strömsund liegt die Woodlandsfarm von Ekki und seiner Familie. In der Abenddämmerung rumpeln wir auf einem bewachsenen Pfad entlang und dann öffnet sich ein weites Feld vor uns. Man erkennt noch die leicht hügelige Wiese, ihr sattes grün, ein Schuppen und Wald am Rand. Weiter hinten ein rotes Schwedenhaus mit ein paar noch beleuchtenden Fenstern.

Da kommt gerade schon der Ekki raus, von dem haben wir in unserer Stellplatz-Finder App schon gelesen. Er ist ein deutscher Auswanderer und lebt hier nun mit seiner Familie und bietet Campern an, sich auf deren Grundstück zu stellen. Genau das Richtige für uns. Wir sind neugierig, mehr von ihm zu erfahren und da außer uns nur in etwa 100m Entfernung noch ein anderer Bus steht, versprechen wir uns viel Ruhe von der Zeit hier. Ekki ist nett, gibt uns gleich Strom und verspricht, dass wir am nächsten Tag auch seinen angebotenen Pizzaabend machen können. Das heißt, selber Pizza belegen in der alten ausgebauten Holzhütte und dann rein damit in den Originalen Steinofen.


Am nächsten Morgen regnet es. Zum ersten mal in 6 Wochen ist der Himmel grau und irgendwie passt es gut, denn so können wir uns locker noch ein bisschen länger in unser warmes gemütliches Bett einkuscheln. Irgendwann müssen wir jedoch mal raus und es hat auch aufgehört zu regnen. Wir schnappen uns den Spaten, Naturpapierklorolle und Gummistiefel und wandern los in den rot leuchtenden wilden Wald hinein. Durch viel Matsch und nasses Gras streifend gelangen wir schließlich auch an einen stillen riesigen See.
Hier könnte man doch auch mal schwimmen!?!

Und tatsächlich, einen Tag später steigt Chris in das eiskalte Nass und zieht mit Neo und Boje ausgerüstet seine Bahnen. Der See hat ein paar Grad und ich selbst tauche nur ein paarmal unter. Aber hier ist nichts. Nur wir und die Natur. Und weit weg, in einer anderen Welt, Ekki und seine Farm. Hier ist die Zeit stehen geblieben. Hier ist alles einfach okay. Das was ist, ist eben. Und wir genießen es in vollen Zügen. Als Chris dann nach etwa 20 Minuten seine 1,5 KM geschwommen ist, trocknen wir uns rasch ab und zotteln wieder los. Durch den Wald, auf ins Warme.
Ekki und der Pizzateig warten schon.

Es wird ein geselliger, gemütlicher Abend mit Ekki, der Pizza, die wirklich aussieht wie ein Wagenrad, denn sie hat ein großes Loch in der Mitte (versehentlich!) und uns zwei beiden. Ekki erzählt gerne und viel und wir staunen und lachen über so viel Mut und Sorglosigkeit. Wie er mit seiner schwangeren Frau, zwei Kindern und seiner Mutter kurzerhand hierher gezogen ist und nun versucht, seiner Familie ein Leben zu ermöglichen, das etwas freier ist. Wobei „frei“ eben auch „selbstverantwortlich“ und vielleicht auch etwas „ungesichert“ bedeuten kann. Insgesamt macht das schwedische Sozial- und Einwanderungssystem es einem Europäer aber recht leicht, einzuwandern und sich einzurichten.

Zum Abschied am nächsten Morgen schenkt uns Ekki, nun noch seine zwei Kinder an der Hand, einen frischen Chinakohl aus seinem Garten. Chris freut sich riesig. Nicht. Aber ich umso mehr. Wir winken und ziehen weiter. Weiter, Richtung Norden. 

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