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Etappe 2- Göteborg

Veröffentlicht: 09.08.2021

Wir haben ja gesagt, dass es los geht am Freitag nach Göteborg... Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns aber für den campermäßig unkonventionellen Weg,der uns sicher rechtzeitig zum nächsten Etappenziel führen soll-mit dem Flieger von BER nach Göteborg übers Wochenende. 

Klingt komisch,klappt aber super. Einzig wegen unseres ökologischen Fußabdrucks haben wir ein schlechtes Gewissen..!!! Aber Chris hat sich für eine neue sportliche Herausforderung entschieden-Schwimmen und Laufen über schwedische Inseln hinweg. Und zu spät kommen ist nicht.

Also checken wir am Freitagabend statt auf einem Campingplatz im Radisson Riverside Hotel ein. Chris entfernt operativ den Rest einer Zecke,die ich zufällig in der Umkleide des hiesigen Sportgeschäfts in meinem Bein gefunden habe. Wann ist uns denn das Glück wohl wieder hold?

Auf die schmerzhafte Behandlung folgt ein leckeres Pizzaessen am Wasser mit noch leckereren Mojitos. Für Chris natürlich Alkoholfrei-morgen ist Wettkampf. Um 6.20 Uhr klingelt dann auch der Wecker. Raus aus dem Bett im 8. Stock und mit der Fähre nach Styrsö zum Öttilö Swim Run. Für Chris das erste Mal. Er wählt nach einigem Überlegen die Einsteiger-Distanz. Wird wohl easy, aber lieber erstmal schauen. Wie sich bald zeigt, zum Glück! 

Es ist immer sehr aufregend bei Sportwettkämpfen. Eine geschäftige,freudige Spannung und heitere Stimmung pflegt diese Events zu prägen. Alle vergleichen sich mit verstohlenen Blicken mit den anderen Wettkämpfer*Innen und hoffen, selbst auch nicht schlecht da zu stehen. An alles denken: Material,Regeln,Zeitplan,gute Laune! Bloß locker bleiben aber fokussiert. Das ist eigentlich immer so. Was ich bisher nirgendwo erlebt habe, sind so viele gut aussehende gesunde,sportliche und fröhliche Menschen auf einem Fleck. Die Schweden eben. 

Chris und ich gehen schon eine Stunde vor seinem Zeitslot zum Start und schauen den anderen Gruppen beim Beginn ihres Kampfes zu. Es wirkt toll,zwischen den Felsen und Wäldern,direkt auf einem Hügel an der Küste der Insel. 

Chris ist im Tunnel. Ich mache los,um ihn unterwegs besser anfeuern zu können. Noch 25 Minuten bis zum Start, die Zeit drängt. Ich renne über Stock und Stein die Rennstrecke lang. Cool, auch ohne Registrierung mache ich den Run. Nunja,die ersten 2 km. Immerhin. Erst durch den zauberhaften Wald,dann über felsige Wege und Klippen. Und das soll schnell gehen? Wenn Chris sich da mal nicht den Fuß umknickt mit seinen gedehnten Bändern. Ich will es unbedingt schaffen bis zur Schwimm-Einstiegstelle. In aller Eile stolpere ich,fliege der Länge nach hin,rapple mich auf und eile weiter. Es ist anstrengend, ich habe ja auch meinen Rucksack dabei. Meine Mütze habe ich verloren, merke ich. Getrieben von meinem  Plan,an der richtigen Stelle zum Anfeuern bereit zu stehen,lasse ich sie aber liegen. Ich komme ja wieder. Oder Chris findet sie? Und was,wenn ihn das durcheinander bringt? Oh jeh,nun zu spät. Jetzt ist Start. In 10-15 Minuten werden die Wettkämpfer*Innen hier sein und ich darf nicht im Weg stehen. Ich kraxel über Stock und Stein an den Klippen,immer den Markierungen folgend. Wow,wie hier also gleich die Sportler*Innen rüberrennen. Und dann ins Wasser. Von Insel zu Insel. Zwischen 1 und 5 Stunden lang,je nach Distanz. 

Und da taucht er auf in der Ferne. Mein Chris. Inzwischen erkenne ich ihn an seinem Laufstil schon von Weitem. Stark und emsig. Und na klar,meine rosa Mütze hat er in der Hand. Er läuft direkt an mir vorbei,reicht sie mir,gibt mir einen Kuss und keucht noch "Es ist sau anstrengend!" Wow! So hab ich ihn noch nie erlebt. Ich sehe ihn noch kraulend im Wasser,fast seinen Vordermann einholen,dann renne ich selbst wieder los. Der Rückweg wird auch für mich lang bis zum Ziel,wo ich ihn doch pünktlich empfangen muss. Über Stock und Stein wieder. Ich fühle mich auch nach Wettkampf und kann nun ein klitzekleines Bisschen die Strecke und Herausforderung nachempfinden. Unterwegs sehe ich einen Mann stolpern und vor Schmerz nicht mehr aufstehen,weinen. Es muss unfassbar anstrengend sein,so viel ist klar.

Nassgeschwitzt komme ich am Ziel an. Natürlich von der anderen Seite. Der erste Läufer ist noch nicht durch. Bestens. Positioniere mich am Ziel mit der Kamera auf Anschlag-und zähle. Erster kommt,sehr lange danach ein zweiter. Ein paar andere Läufer kommen an,sie gehören laut Moderator zu einer anderen Distanzgruppe. Ein Team kommt an und dann wieder Solokämpfer. Ich klatsche stets und juble-gefühlt bin ich die einzig euphorische Person hier. Alle anderen scheinen nicht ganz so temperamentvoll zu sein. Aber vielleicht auch einfach schon viel zu gewöhnt an solche Events am Samstagmittag. Schweden eben. Dann taucht er auf am Horizont. Mein Chris. Er läuft ins Ziel und ich rufe "Du bist Vierter"! Juhuu. Chris ist fertig. So erschöpft habe ich ihn noch nicht erlebt nach einem Wettkampf. Und das bei der Einsteigerdistanz. Wer hätte gedacht,wie hart weil steinig und bergig so ein Swimrun sein kann. 

Wir verbringen einen herrlich fröhlichen und sonnigen Nachmittag auf der Insel mit einem anderen Wettkampfpärchen. Chris hat sich mit seinem Mitstreiter angefreundet und Per aus Göteborg hat mal ein Jahr in Friedrichshain gelebt. Er ist Berlin-Fan. Super! Seine Freundin hat die schwierigere Distanz gemeistert,für sie aber nichts Besonderes scheinbar. Ein bisschen schäme ich mich für meine Erschöpfung vom Anfeuern als Nichtteilnehmerin. Für Chris,der schon an so einigen Triathlon-,Schwimm und Sportwettkämpfen teilgenommen hat,war es eine ganz neue Erfahrung. Nicht nur Wille und Ausdauer,sondern auch Geschicklichkeit und Leidensfähigkeit bei unweigerlich entstehenden Aufschürfungen sind hier gefragt. Und wohl auch ein bisschen Glück. Nicht zu stolpern,nicht gegen eine der Feuerquallen zu schwimmen und sich nicht zu verlaufen. Training ist alles. Und er ist hier bestimmt nicht zum letzten Mal einen Wettkampf angetreten. 

Mit der letzten Fähre fahren wir heim. Was ein aufregendes Ereignis,was für ein Erfolg. Ich bin stolz auf meinen Mann. Zur Belohnung setzen wir uns um 18 Uhr mit Bier und Wein in den Whirlpool auf der Dachterasse unseres Hotels und gönnen uns auch noch einen leckeren Cocktail hinterher. Schließlich gibt es köstliches Abendessen im Wintergarten und wir lassen die Erlebnisse des Tages Revue passieren. Ein voller Erfolg,unser Kurztrip!

Am nächsten Morgen schlafen wir endlich mal aus. Checkout ist erst um 12 Uhr und einen Platz beim Frühstück haben wir ohnehin nicht mehr bekommen. Wir nehmen diesmal den Bus,um zu einem Frühstückscafé im Szeneviertel der Stadt zu fahren. Kurzfristig entscheiden wir uns dann aber um,als wir ein mongolisches Restaurant an der Ecke sehen. Chinesisches Buffett all you can eat erscheint uns perfekt,es ist schließlich schon nachmittags. Wir schlagen uns die Bäuche voll und legen uns dann auf die Wiese am Fluß. Der Wind geht durch die Bäume,ab und zu schippert ein Touristenboot vorbei. Wir dösen ein. 

Irgendwann werden wir von Jazzmusik geweckt,die aus dem Lokal nebenan tönt und entschließen uns kurzerhand, mit dem Bikeshare durch die Stadt zum Botanischen Garten zu radeln. Herrlich,sich so treiben zu lassen,das Wetter ist uns auch heute hold und so macht es uns eh am meisten Spaß,die Stadt zu erkunden. Der Botanische Garten ist wunderschön aber viel zu groß für unser verbleibendes Zeitbudget. Wir wandeln durch die Bäume und Blumen,müssen dann aber schließlich doch ein Uber nehmen und zum Flughafen fahren. 

Es ist mal wieder Mitternacht,als wir Hand in Hand sehr müde aber glücklich bei Jörg und Katharina und den Kindern einschneien. Natürlich werden wir von Jörg bestens verköstigt und quatschen bis uns die Augen zufallen. Morgen geht es nach Finkenstein zurück zur Zimtschnecke und dann fahren wir wirklich los. Entspannt,ohne Zeitstress. Und hoffentlich ohne weitere Missgeschicke. Wobei-wer kann schon so viel Unerwartetes von einer Woche Urlaub berichten? 11 Wochen liegen noch vor uns...


Antworten (4)

Anna
Echt, ihr seid ein ganz besonderes Team 🥰 Ich habe die Artikel mit Spannung und Freude gelesen. Es wird nie langweilig! Ich werde eure Reise sehr gerne mit verfolgen. Hauptsache ihr seid gesund und habt euch lieb, alles andere kann man nehmen wie es kommt! Gruß und Kuss von Anna

S.
Danke liebste Anni für Dein liebes positives Feedback! Das freut mich sehr und spornt mich an,weiter zu schreiben..und zu reisen!!!😊

Not
Modern problems need modern solutions👍👍. Cool, das ihr das noch so locker mitm Flug regeln konntet #ichwäreeinfachzuhausegeblieben😅😅.

S.
Haha Konsi,ja: Wer mehr macht,erlebt auch mehr. Und muss dann mit den Konsequenzen leben. Wildes Leben eben.

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