Xiefuzi Reise Blog
Xiefuzi Reise Blog
vakantio.de/xiefuzi-reise-blog

Die antike Hafenstadt Ostia

Veröffentlicht: 21.05.2024

Die Versorgung Roms mit Lebensmitteln und Getreide aus Nordafrika, der Kornkammer des Römischen Reiches, erfolgte vor allem über den Hafen, der einige Kilometer von Rom entfernt lag. Dort entstand die Hafenstadt Ostia, die damals an der Tibermündung lag, wegen der Sedimentablagerungen des Flusses heute nun auch nicht mehr unmittelbar am Meer liegt. Aber das Gelände ist als weitläufige Ausgrabungsstätte erhalten geblieben und man kann deshalb in Ostia Antica die städtische und wirtschaftliche Kultur des alten Rom sehr gut nachvollziehen. Durch die Größe der Anlage sollte man allerdings auch etwas Zeit mitbringen, die Anreise ist denkbar einfach mit der Metro, denn es gibt in unmittelbarer Nähe eine Bahnstation. Durch die abgelegene Lage, habe ich mit wenigen Besuchern gerechnet. Ein großer Fehler, denn Ostia Antica steht wohl auf sämtlichen Lehrplänen der europäischen Schulen: große italienische, französische und deutsche Schülergruppen quälen sich durch die Ruinenanlage und sind natürlich von den vielen Backsteinmauern gelangweilt. Als Schüler hat man kein Interesse an alten Steinen und kaputten Häusern. Die noch frischen und lebhaften Gesichter am Eingang werden dann im hinteren Teil des Ortes immer müder, gelangweilter und erschöpfter. Die Anlage ist aber so groß, dass man den Schülergruppen (außer am Theater) auch oft aus dem Weg gehen kann. Auf einen Audioguide verzichte ich, da ich gern mein eigenes Tempo gehe, allerdings ist dann die Ausschilderung nicht besonders gut und man muss die interessanten Gebäude und Mosaike mühsam selbst suchen oder mit Glück auf sie stoßen. Es bietet sich jedoch an, die Hauptallee selten zu benutzen und auf dem Hinweg das rechte Ruinenfeld zu durchstöbern und auf dem Rückweg die linke Seite zu wählen. Hauptaugenmerk sollte auf den Mosaiken liegen, da diese früher viele öffentliche und private Thermen schmückten. An einer dieser Thermen (Terme di Buticoso) und an einem Geschäftshaus (Domus di Amore e Psiche) kann man sehr schön die ursprüngliche Marmorverkleidung nachvollziehen. An einer anderen Therme (Terme del Mitra e mitreo sotterraneo) ist die unterirdische Wasserinfrastruktur zur Besichtigung freigelegt. Man kann sehr gut die Anwesen mancher Kaufleute und großer Familien einsehen und so manche erhaltene Wandbemalung lässt die Farbenpracht der Zimmer erahnen. Auch gab es eine Zeit des besonderen wirtschaftlichen Booms in Ostia, was viele Zuzüge von Menschen bewirkte und in dieser Zeit mehrstöckige Wohnhäuser (Casa di Diana) entstanden. Dort, in der Via di Diana, gab es auch beliebte Imbissstände (Thermopolium), Fast Food in der Antike, wer hätte das gedacht. Das Theater, welches übrigens 4000 Zuschauer Platz bot, war wohl das Zentrum der Restaurierungsarbeiten, während der große Tempel (Kapitol) durch Steinraub schon stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Lustig sind die Gemeinschaftstoiletten, welche zwar hygienisch ein ausgeklügeltes Abwassersystem besaßen, aber das gesellige Beisammensein bei der Notdurft stellt heute keine gesellschaftliche Konvention mehr dar. Damals wurde bei solchen Gelegenheiten sogar viele unternehmerische Handelsgeschäfte abgeschlossen. Das Einlassen von Tonwasserrohren in der Verputz entlang der Wände kann man sehr gut in der Terme del Foro sehen. Die Schola del Traiano mit der Statue des Kaisers hat einen sehr schön gestalteten Innenhof, den man durch die vorhandenen Backsteinmauern noch erahnen kann. Wirtschaftsgebäude, wie Ladengeschäfte und Speicher, Grenzsteine, öffentliche Brunnen, eine Textilfabrik, wo Stoffe mit Substanzen vermischt gestampft wurden, Feuerwehr und viele Tempel ergänzen die umfangreichen Ruinengebäude in Ostia Antica.

Antworten

Italien
Reiseberichte Italien
#rom#roma#ostia#ostiaantica#römischesreich#italien#italia