Xiefuzi Reise Blog
Xiefuzi Reise Blog
vakantio.de/xiefuzi-reise-blog

Römische Eleganz und Goethe

Veröffentlicht: 23.05.2024

Die alten antiken Bauwerke in Rom stehen für eine glanzvolle Zeit und haben tiefe historische Bedeutung. Aber man braucht eben auch viel Phantasie, um sich an den alten Backsteinen die Marmorverkleidung und fehlenden Gebäudeteile vorzustellen, die den Glanz dieser antiken Zeit erst erstrahlen lassen. Dagegen sind andere Sehenswürdigkeiten in Rom von prächtiger Eleganz.
Ein unbedingt empfehlenswertes Ziel ist die Biblioteca Angelica, gleich neben der Basilica di Sant’Agostino. Die Bibliothek wurde von Angelo Rocca (1546–1620) gegründet, der Leiter der Vatikanischen Druckerei war und seine private Büchersammlung von 20.000 Bänden in die Bibliothek einbrachte. Alte Bücher liegen auch in Schaukästen bereit, so eine amüsante Darstellung eines menschlichen Skeletts in einem Buch von Andrea Vesalio von 1543, dessen Buch „De humani corporis fabrica libri septem“ die anatomische Lehre revolutionierte. Er hat nämlich die Untersuchung direkt an menschlichen Leichen vorgenommen, während zuvor kirchlich korrekt nur Tiere als Forschungsgegenstand herangezogen wurden. Ein naturkundliches Werk von Jacob Meydenbach aus dem Jahr 1491 zeigt zum ersten Mal in einem Buch Trüffel in besonders schöner handgemalter Aquarelle. Eine Darstellung und Erklärung eines Gesellschaftsspiels wird in einem Buch von Andrea Ghisi aus dem Jahr 1607 gezeigt. Es sind nur Abbildungen, wobei das Spiel wohl darauf hinaus läuft, zu erraten, was einer der Spielteilnehmer sich ausgedacht hat. Ein altes Buchexemplar des „Organon“ mit farbigen Illustrationen zeigen Aristoteles mit dem antiken Philosophen Alexander von Aphrodisias, der 500 Jahre nach Aristoteles lebte und seine Werke kommentiert hat. Für mich am faszinierendsten waren die Landkarten und Globen. Ein Globus von Willem Janz Blaeu aus dem Jahr 1599 mit 34 cm Durchmesser bezeichnet auch Städte in China: als „Xuntien al Quinzai“ kann man Beijing (Peking) ausmachen, da die Stadt zur Zeit der Ming-Dynastie (1368-1644) Shuntian fu (順天府) hieß. Die frühere Stadt Qingdao, welche Ende des 19. Jahrhunderts von deutschen Truppen besetzt wurde, kann man als „Laicheu“ eindeutig identifizieren. Die alte Kaiserstadt Nanjing findet man als „Nanquin“ und ist wegen ihrer Bedeutung auf dem Globus in größerer Schrift geschrieben. Kaiser Hongwu hatte die Stadt 1368 als Hauptstadt erwählt und diese dann mächtig ausbauen lassen. Die Erwähnung der verschiedenen Städte zeigt, wohin kirchliche und handels-wirtschaftliche Verbindungen nach China in der damaligen Zeit bestanden haben.
Einen eleganten Innenhof hat die Galleria Sciarra. Diese Passage hat ein Glasdach und lässt dadurch die Gemälde an den Wänden sehr gut zur Geltung kommen. Diese wurden im 19. Jahrhundert von einem italienischen Adligen in Auftrag gegeben, der die Redaktion und Druckerei eines von ihm gekauften Zeitungsverlags in dem Gebäude untergebracht hat. Eine prachtvolle Einkaufspassage in V-Form findet man an der Piazza Colonna (Marc-Aurel-Säule): die Galleria Alberto Sordi. Auch diese hat ein Glasdach, wobei durch das einfallende Licht die Architektur der Passagen sehr schön zur Geltung kommt. Die Auswahl an Teddybären dort ist jedenfalls riesig (siehe Foto).
Die Piazza del Popolo mit dem Obelisco Flaminio ist ein sehr berühmter Platz im Norden der Altstadt in Rom. Der Obelisk stammt aus dem Jahr 1280 v. Chr. und stand ursprünglich in Heliopolis, dem heutigen Kairo in Ägypten. Der Obelisk wurde 20 Jahre nach dem Sieg von Augustus über seinen Rivalen Marcus Antonius in Ägypten nach Rom gebracht und dort aufgestellt. Die kleine Aussichtsplattform auf der Terrazza del Pincio oberhalb des Platzes ist nicht so spektakulär, wie in einigen Internetforen angepriesen. Vielleicht lag es auch daran, dass man auf der Piazza del Popolo einen Tennisplatz aufgebaut hatte, was das Gesamtbild störte. Eine letzte Station kann man dann noch am Casa di Goethe machen, wenn man vom Platz die Via del Corso nach Süden geht. In diesem Haus hat Goethe während seiner berühmten Italienreise gewohnt. Über seine Eindrücke in Rom schreibt Goethe: "Man müsste mit tausend Griffeln schreiben, was soll hier eine Feder, und dann ist man Abends müde und erschöpft vom Schauen und Staunen."

Antworten

Italien
Reiseberichte Italien
#rom#roma#bibliotecaangelica#galleriasciarra#galleriaalbertosordi#piazzadelpopolo#casadigoethe#goethe#italien#italia