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Tallinnreise

Veröffentlicht: 01.03.2019

Zur Hälfte meines Austauschjahres ging es für mich und die lettische Crew also nach Tallinn, wie wir (jetzt) alle wissen, der Hauptstadt Estlands. Tja, und ich war natürlich wieder komplett angearscht, da wir 9:30 von Riiga aus mit dem Reisebus fuhren. In anderen Worten für mich: Vier Uhr aufstehen und dann erst mal 3,5 Stunden von Liepaaja nach Riiga fahren und es war sogar schon der Expressbus. Da ich dem Sonnenaufgang entgegen fuhr und nebenbei >Jenny Jenny< von Annenmaykantereit hörte, war meine schlechte Laune aber schnell verflogen, außerdem freute ich mich natürlich auf den Trip mit meinen Freunden. Denn: Nach jeder Landung, ist sie das Lächeln in der Brandung. Eine Eselskarawane sah ich trotzdem nicht. 

Weil ich an dem Tag natürlich noch nicht genug Busfahrt hatte, saß ich weitere 4,5 Stunden, nutzte meine Zeit mit schlafen, lesen, reden und tatsächlich war es so relativ aushaltbar. 

Vor Ort in Tallinn legten wir mit unserem Gepäck einen kurzen Stadtmarsch hin, machten Selfies mit merkwürdigen Gestalten und checkten im Hostel ein. Der Betreiber war mir auf Anhieb sympathisch, bisschen in der Hippizeit hängengeblieben (kenne ich ja von Papa ;)) freizeitlich bestimmt Yogaguru und sein Lachen, welches nach circa jedem zweiten Wort folgte, erinnerte an eine Ziege. Wir Mädchen schliefen zu acht in einem, ja, schon ziemlich rustikalen Zimmer, die Jungs durften sich eines zu dritt in gleicher Größe teilen. Die Betreuer kauften für uns Snacks (die Jungs bekamen zu dritt wieder so viel wie wir zu acht wollte ich an dieser Stelle nur erwähnen), wir redeten viel und sonst passierte auch nichts mehr an diesem Tag, außer dass wir uns des Abends noch einmal zum Wasser begaben. Fehler: Es funktioniert einfach nicht soooo gut, wenn man acht, sehr gut befreundete Menschen, die sich lange nicht sahen, zum Schlafen auf EIN Zimmer schickt. Nun ja, wieder eine kurze Nacht für Alle. 

Kommen wir nun zum erlebnisreichstem Tag: Das Stadtspiel mit den estnischen Austauschschülern. In der Früh (bitte, Papa), wurde ich von Johannas glorreichen Worten ,, Es hat geschneit", geweckt. Prinzipiell nichts Schlimmes, aber es war einfach arschkalt und die Gehwege gemeingefährlich, weil sie komplett vereist waren, zudem verbrachten wir den gesamten Tag draußen. Jetzt zum Geschehen: Das Coolste an der Sache war, dass ich Leute, die ich in Deutschland kennenlernte, in Estland traf. Leider war ich mit keinem von ihnen in einer Mannschaft bei der Ralley, aber nichtsdestotrotz lief Alles gut. Najaaaaa, eigentlich verloren wir haushoch, wurden von einer anderen Reiseleiterin zusammengestaucht, weil wir unerlaubterweise ihrer Führung beiwohnten, um richtige Antworten zu erlangen und waren ziemlich unpünktlich, aber es war trotzdem sau lustig. Nebenbei sahen wir den Weihnachtsmann und ich konnte voll meinen Lettischlehrer hinaushängen lassen und erstmal einen auf Grammatikprofessor machen, als mich Luca nach solchen Dingen fragte. Von der Sache mit der Stadtkarte und der Klarsichtfolie berichte ich jetzt besser nicht. Aber die hat uns ja im Endeffekt eh nicht geholfen. Anschließend aßen zwei lettische, ich und eine estnische Freundin in einem lettischen Restaurant, wo es estnische Speisen gab. Estnischer Cranberryquark ist nicht sooo meins. Das der Anderen auch nicht. Danach wurden wir leider auch wieder verlassen, hatten aber auch unter uns noch einen tollen Tag in Tallinn, planen sogar schon unsere nächste Reise zusammen und ganz ohne Erwachsene ;).  Am Abend gingen wir gemeinsam in eine semi gute Pizzeria und langsam machte sich unser Schlafmangel seeeeehhhr bemerkbar. Unkontrollierte Handlungen, Fiona saß das ganze Essen lang lachend neben mir ohne jeglichen Anlass und Stille Post lief auch nicht so gut wie erwartet, weshalb wir nach der 2. Runde abbrechen mussten. Die Teamer verließen das Lokal eher als wir, wir denken mal, sie wollten nicht mehr mit uns gesehen werden. Leider können hier ja auch ziemlich viele Menschen Deutsch, also wahrscheinlich wurde unser verbaler Durchfall verstanden. Es wurde auch nicht besser, als wir auf das Dach eines Nobelhotels wollten, um Tallin von Oben zu betrachten und erst einmal ziemlich freundlich hinaus geworfen wurden. Immerhin nett war der Typ. Der zweite Anlauf woanders lief auch nicht besser. Des Weiteren sahen wir die Proben für den estnischen Nationalfeiertag mit Militärparade in der Innenstadt. Auf mich wirkte der ganze Spaß aber eher bedrohlich und ich fand es nicht so toll, mit Dingen, welche für Massenvernichtungen eingesetzt wurden, das 101. Jubiläum zu feiern. 22 Uhr zurück stellten Johanna und ich fest, dass wir Trinkwasser benötigten, also rannten wir zu Rimi, welcher gerade geschlossen hatte. Ein junger Mann neben uns registrierte unsere abslout lebensbedrohliche Situation und bot uns an, uns sein Wasser zu geben, wenn es so dringend ist. Die Menschen In Estland sind einfach richtig open-minded und herzlich und alle weiteren netten Adjektive. Gefällt mir. Vom Hostel aus besuchten wir die dazugehörige Bar, wo jeder mit >Howdy< begrüßt wurde, um Werwolf zu spielen. Es lief leider nicht gut, da wir alle sehr unkonzentriert und aggressiv waren, aber es gibt sicherlich ein nächstes Mal. Wir ließen den Abend mehr oder weniger entspannt ausklingen, am nächsten Tag mussten wir zeitig aufstehen.

Der Sonntag war sehr depressiv und müde, wir kauften auf dem Weg zum Busbahnhof noch Proviant für die Rückreise, bevor wir Tallinn endgültig verließen. Wir kamen auf die Minute genau in Riiga an, als mein auserkorener Bus nach Liepaaja ohne mich wegfuhr. Das hob meine Stimmung nicht wirklich, um es so auszudrücken, denn der nächste Bus kam erst eine Stunde später und war auch ein Reisebus, der aber noch ganz viele andere lettische Städte abfuhr, weswegen ich dort fünf Stunden verbringen musste. Kein Kommentar zu meinem Chemietest am darauffolgenden Tag. 




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