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25° Endgegner Gn. Rinjani

Veröffentlicht: 22.12.2022

Erinnert ihr euch noch an Anfang des Jahres? Als ich nach meiner Vulkanwanderung in Panama gesagt habe, dass ich nie wieder Nachts auf einen Vulkan latsche? Inzwischen habe ich schon 2 weiter auf der Liste und der dritte folgt jetzt. Dieses mal ganz ohne verrückte Höhenkrankheit Medikamente und mit ein bisschen mehr Planung. Insgesamt 2626 Höhenmeter auf 9,1 km oneway liegen vor mir und ich frage mich, ob ich mir das gut überlegt habe. 


Lange habe ich darauf hingefiebert und nun ist es endlich so weit! Mit dem Boot fahre ich nach Lombok und werde am Hafen mit einem DinA4 Zettel "Welcome Maria" abgeholt. So wollte ich schon immer mal begrüßt werden und habe mich ganz wichtig gefühlt, als ich auf den Typen zugegangen bin. Er bringt mich zu meinem Fahrer und auf mich wartet eine 1,5 stündige Autofahrt. Dieser fährt mich zu einer super abgelegenen Unterkunft und zusammen mit dem Homestay Besitzer, sitzen wir erst mal ne Stunde wortlos zusammen. Abends soll es wohl ein Breefing für die Wanderung geben und die anderen der Gruppe treffe ich erst am nächsten Tag. Ein bisschen komisch kommt mir das schon alles vor, aber zum Glück sind alle ganz nett. Ich darf in mein spartanisches Zimmer einziehen und kurz darauf kommt tatsächlich einer, der mir grob erklärt wie der nächste Tag abläuft. Danach spaziere ich noch zum Abendessen und versuche trotz vieler Krabbelviecher und ohne Moskitonetzt zu schlafen. 

Ich hab mein Frühstück noch nicht mal bis zur Hälfte geschafft, als ich von dem Truck abgeholt werde. Wir fahren zu zwei weiteren Homestays und ich treffe endlich die Gruppe. Drei Niederländer Liz (sie war wie ich auch ganz alleine und ihr kam alles ganz komisch vor), Mickey und Aria, Nick aus Chile und die Australierin Bronte. Zusammen mit zwei Portern sind wir auf die Ladefläche gequetscht, der Guide und der dritte Porter sitzten vorne, und holpern ca 1 Stunde zum Medical Center. Da wird Blutdruck, Puls, Sättigung und Temperatur gemessen.. keine Ahung welche Werte man haben müsste, dass man die Wanderung nicht machen darf. Unsere Porter machen sich bereit und gehen mit der Verpflegung und dem Equipment los. Man selbst hat nur seine persönlichen Sachen, Klamotten und eine Flasche Wasser zu tragen. Es ist 9 Uhr und 1539 Höhenmeter auf 5,3 km liegen vor uns. Die erste Pause machen wir nach 40 Minuten und ich bin da schon fix und fertig. Um 11 Uhr kommen wir an Position II an und da kochen uns die Porter Mittagessen. Mit vollgestopften Bauch geht es weiter.. das war wohl keine so gute Idee, denn mir kommt alles gleich noch viel mehr anstrengend vor. Die Landschaft ist aber so unglaublich schön, dass ich mich Höhenmeter für Höhenmeter und Schritt für Schritt weiter durchkämpfe. Das Tempo der Gruppe kann ich schon seit Beginn eigentlich nicht mithalten und so wandere ich hauptsächlich für mich alleine. Allerdings warten sie immer ganz lieb auf mich bei den Pausenpositionen. Auf Position IV motiviert uns der Guide mit den Worten: "Last Hill!".... HAHAHAHA.. ganze zwei Stunden brauchen wir für diesen letzen Hill... ganze 239 Höhenmeter. Aber dann haben wir es geschafft für heute! Am Camp angekommen ist uns allen so kalt, dass wir uns zu 6t in ein Zelt quetschen und dort Abendessen und Tee trinken. Erst war nur Nebel um uns, der sich doch noch verzieht und können einen Blick auf den Gipfel werfen... unsere Challenge für die Nacht! Der darauf folgende atemberaubende Sonnenuntergang gibt mir nochmal einen ordentlichen Motivationsschub. Mit sehr vielen Klamotten verkriechen wir uns in die Schlafsäcke und versuchen trotz Kälte und hauchdünner Matte zu schlafen. Um 2 Uhr werden wir mit Kaffee und Snack geweckt. Um 3 Uhr geht es mit Stirnlampe und warmer Kleidung bewaffnet los. Ciao Gruppe wir sehen uns dann auf dem Gipfel vielleicht. Die 1100 Höhenmeter sind doch nochmal viel anstrengender als gedacht. Ein großer Teil der Strecke geht durch feinen Lavasand. Meine Wanderung sieht also in der Art so aus... vier Schritte, einer zurück, Pause.. Bei jedem Schritt musste ich mit meinem Körper diskutieren und ihn davon überzeugen, dass es bestimmt ganz toll wird. Ein Schritt nach dem anderen. Ich hab sehr oft daran gedacht einfach stehen zu bleiben und nicht auf den Gipfel zu gehen. Es wird langsam hell und das Ziel sieht noch unglaublich weit weg aus. Aber wer mich kennt, weiß, dass ich nicht gerne verliere und letzendlich erreiche ich nach 2h45min kämpfen den Gipfel und sehe gar nicht so fertig aus wie erwartet! Ich freue mich riesig und auch die Gruppe freut sich sehr, dass ich es geschafft hab. Es stellt sich herraus, dass ich gar nicht die letzte unserer Gruppe bin. Ich hab wohl irgendwann Mickey überholt und auch er kommt nur wenige Minuten nach mir fix und fertig, aber happy an. Durchgeschwitzt, Müde und kaputt, halten wir es bei knapp 5 Grad allerdings nicht lange aus und machen uns an den Abstieg zurück ins Camp. Das runtergehen macht mir richtig viel Spaß und ich rutsche eher die sandigen Passagen nach unten und bin sogar eine der ersten zurück am Zelt. Nach einem sehr kleinen, definitiv nicht ausreichenden Frühstück, packen wir unsere Sachen und die Gruppe trennt sich. Liz und Bronte haben eine 3 Tagestour gebucht, für den Rest heißt es 6 Stunden Abstieg. Eigentlich Mickey und Aria auch, aber die zwei haben aufgegeben und beschlossen mit uns abzureisen. Der Abstieg wird nochmal anstrengender als gedacht. Zum Ende hin sind wir alle ganz schön kaputt und der beginnende Muskelkater macht jeden Schritt ziemlich schmerzhaft. Wir hatten wahnsinniges Glück mit dem Wetter, aber auf die letzten zwei Stunden, kurz vor dem Mittagessen erwischt uns dann doch noch der Regen. Alles ist klatsch nass und rumsitzend wird es erst so richtig kalt. Affen klauen meine letzten Erdnüsse und wir kämfpen uns die letzten Kilometer zurück zum Parkplatz. Da wartet dann eine ziemlich ungemütliche Truckfahrt auf uns. Dann werden wir alle mit Gepäck in ein Auto gequetscht und zurück zum Hafen gebracht. Dorft haben wir alle eine Unterkunft gemietet und verabreden uns fürs Abendessen. Danach freuen wir uns alle auf eine abschließende heiße Dusche... aber tadaaaa es gibt nur kaltes Wasser. Spoiler.... natürlich werde ich schnupfig... aber die letzten Tauchtage lasse ich mir nicht nehmen! Das war er also.. der Rinjani... Rückblickend lässt sich sagen, meine bisherige größte Herausforderung. Trotz aller Strapazen, Muskelkater, Fluchen und und und bereue ich es nicht im geringsten. Ich glaube ich war noch nie so stolz auf mich und bin unglaublich glücklich, diese Wanderung gemacht zu haben.


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