Veröffentlicht: 10.01.2019
Der nächste Grenzübergang von Bonito
nach Paraguay wäre eigentlich Bela Vista, aber leider wurde uns
gesagt, dass es dort keine Behörden gibt, wo Ausländer die
Grenzformalitäten erledigen und die nötigen Stempel abholen können.
Also blieb uns nichts weiter übrig, als den weiteren Weg nach Ponta
Pora auf uns zu nehmen. Idiotischerweise fährt aber der Bus von
Bonito nach Ponta Pora zuerst über Bela Vista, so dass wir einen
riesigen Umweg machten. Als wir endlich in Ponta Pora ankamen, war es
schon spät und die Zollbehörden bereits geschlossen. Super. Wir
mussten also dort übernachten. Die beiden Orte Ponta Pora
(Brasilien) und Pedro Juan Caballero (Paraguay) bilden eigentlich
eine grosse Stadt. Die Grenze verläuft entlang einer grossen
Hauptstrasse. Innerhalb des Ortes kann man sich frei zwischen den
beiden Ländern bewegen. Tatsächlich ist es so, dass man auf einer
Seite der Hauptstrasse portugiesisch spricht und in Real bezahlt, auf
der anderen Seite der Strasse spricht man (endlich wieder) Spanisch
und bezahlt in der paraguayanischen Währung Guarani.
Am nächsten
Morgen konnten wir dann endlich die Aus- und Einreiseformalitäten
erledigen. Einen offiziellen Grenzübergang gibt es nicht. Die
Ausreise aus Brasilien muss man am Flughafen erledigen, die Einreise
in Paraguay in einem unscheinbaren Bürochen mitten in der Stadt.
Dabei wird nur der Pass gestempelt, kein Mensch interessiert sich
dafür, was man so alles im Gepäck mit sich trägt.
Nachdem das erledigt war, gings zum Busterminal, wo wir den nächsten Bus nach Concepcion bestiegen.
Ehrlich gesagt, hatten wir keine
konkrete Vorstellung von Paraguay. Wenn uns jemand danach gefragt
hätte, hätten wir wohl mit irgendwelchen Stereotypen geantwortet:
irgendwie so ein bisschen Wild-West-mässig, Cowboys, Pferde und
Wagen, grosse Ranches, viele Kühe, staubig, heiss, ziemlich
heruntergekommen.
Tatsächlich erfüllte wenn überhaupt dann nur
Concepcion diese „Vorurteile“, kam also dem nah, was wir uns
unter Paraguay vorgestellt hatten. Concepcion ist tatsächlich ein
verschlafenes, staubiges, heisses Nest, wo absolut nichts los ist.
„Action“ bedeutet in dieser Gegend, wenn ein Pferd mit einem
Wagen voller Wassermelonen vorbeitrottet oder ein Schiff im Hafen
einläuft. Und tatsächlich war dies auch der einzige Ort in ganz
Paraguay, wo wir tatsächlich auf der Strasse Pferden mit Wagen
begegnet sind.
Die erste böse Überraschung, die uns im Land erwartete, waren die überzogenen Preise für „Hotelzimmer“. Wenn man denn diese überhaupt so nennen konnte. Für im Verhältnis zu anderen Lateinamerikanischen Ländern wirklich horrende Preise, kriegt man hier einen wirklich unterirdisch miesen Standard geboten. Als Beispiel kostete unsere Unterkunft in Concepcion etwa 35 Fr. Pro Nacht, und dafür erhielten wir ein winzig kleines Rattenloch ohne Fenster mit abblätternder Farbe an den Wänden, 2 mehr als schlechten alten Betten, einem kleinen Gemeinschaftsbad und einem fürchterlichen Kaffee und 2 trockenen Brötchen zum Frühstück. Für dieses Geld kriegt man zum Vergleich in Bolivien schon ein wirklich sehr hübsches Zimmer mit eigenem Bad, Heizung oder Aircon, gutem Frühstück und allen Schikanen. Gut, Paraguay im Allgemeinen und Concepcion im Speziellen liegt wirklich absolut nicht auf der Gringoroute, daher gab es dort auch nicht gerade viel Auswahl. Aber auch überall sonst im Land würden wir noch die Erfahrung machen, dass man wirklich tief in die Tasche greifen muss, wenn man auch nur ein halbwegs anständiges Zimmer möchte. Ansonsten ist das Reisen im Land relativ günstig, es sind wirklich vor allem die Unterkünfte, die einem ein Loch in die Brieftasche reissen.
Wie gesagt gibt es in Concepcion nicht wirklich viel zu sehen. Das Highlight ist wohl das Denkmal der Maria Auxiliadora, eine enorme Statue, die in der Mitte der Hauptstrasse aufragt.
Dann gibt es noch das Museo de Arqueologia Industrial, ein „Freilichtmuseum“ mit einer „Sammlung“ alter industrieller und landwirtschaftlicher Maschinen. Tatsächlich befindet sich das „Freilichtmuseum“ entlang des Mittelstreifens der Hauptstrasse und die „Sammlung“ besteht aus einer Handvoll uralter Gerätschaften und Fahrzeugen.
Ansonsten spazierten wir ein wenig
durch die Stadt, schauten uns die teilweise verfallenen
Kolonialbauten an, hingen ein wenig am „Hafen“ herum und
erledigten ein paar notwendige Dinge, wie die Beschaffung einer
lokalen SIM-Karte. Besonders amüsant war es auch, den
„Verkaufsstand“ des findigen Auto-Teppich-und-Sitzbezug-Verkäufer
am Strassenrand zu beobachten. Tatsächlich schien dieser kein
schlechtes Geschäft zu machen.
Ansonsten wimmelte es in
Concepcion von Rollern, da fühlte man sich fast, als wäre man in
Vietnam.
Was einem sofort ins Auge fällt, sobald man in Paraguay einreist: Jeder. Wirklich. Absolut. Jeder..... trägt eine Thermoskanne mit sich herum. Wir hatten schon zuvor mal gelesen, dass die Paraguayos Terere lieben, einen kalten Kräutertee. Lieben ist wirklich stark untertrieben. Vom Verkäufer im Laden, über den Polizisten an der Strasse, über die Jugendlichen auf dem Schulweg, bis hin zur Hausfrau die mit den Kindern im Park spielt, ja sogar der Typ auf dem Motorrad und der Busfahrer, jeder hat die typischen 3 Utensilien dabei, an denen man einen Paraguayaner sofort erkennt: eine riesige Thermoskanne, einen Becher (meist im integrierten Becherhalter an der Thermoskanne) und eine Bombilla (eine Art Strohhalm mit eingebautem Teesieb). Diese Utensilien kann man auch an jeder Ecke kaufen. Wir werden später nochmals auf diese wirklich interessante, kulturelle Eigenheit zurückkommen.