Veröffentlicht: 16.10.2018
Beim Unternehmen Peru Tours buchten wir unsere Weiterfahrt von Puno nach Copacabana, auf der bolivianischen Seite des Titicacasees. Die ca. 4-stündige Busfahrt verlief ereignislos, auch die Aus- und Einreiseformalitäten waren rasch erledigt. Das einzige Problem war, dass uns die Bolivianischen Zöllner trotz Protest nur einen Stempel für 30 Tage geben wollten, und dies obwohl Schweizer normalerweise bis zu 90 Tage ohne Visum im Land bleiben dürfen. Es wird uns also nichts anderes übrig bleiben, als in La Paz einmal mehr einen Tag dafür aufzuwenden, um beim Migrationsamt vorstellig zu werden. Aber darum würden wir uns später kümmern.
Wir waren sehr erstaunt festzustellen, was für ein Touri-Loch Copacabana ist. Aber nun ja, wir würden hier ja eh nicht allzu lang bleiben, insbesondere da es ohnehin nicht allzu viel zu sehen und zu tun gibt. Wir hingen ein bisschen am Strand herum (dem einzigen Strand Boliviens, welches noch immer nicht verdaut hat, dass es seinen Meerzugang nach dem Salpeterkrieg 1884 an Chile verloren hatte) und besichtigten die wirklich aussergewöhnliche Katedrale mit ihrer Virgen de Candelaria und einer weiteren Ausstellung von Virgens von überall auf der Welt. Ausserdem besuchten wir das Museo del Poncho, wo viele Webarbeiten und Textilien aus verschiedenen Regionen Boliviens ausgestellt sind, welche sich allerdings auch nicht so sehr unterscheiden, von dem was wir bisher gesehen haben. Zu sehen gab es viele farbige Chuspas (Stofftäschchen zur Aufbewahrung von Coca-Blättern).
Am nächsten Morgen marschierten wir
früh zum Strand, um ein Boot zur Isla del Sol zu erwischen, die
grösste Insel auf dem Titicacasee. Eigentlich war unser Plan
gewesen, zuerst zum südlichen Ende der Insel zu fahren, dort zu
übernachten, und am nächsten Morgen ein Boot zum nördlichen Teil
der Insel zu nehmen. Als wir nach einer langen Bootsfahrt allerdings
auf der Insel ankamen, erfuhren wir, dass der nördliche Teil der
Insel momentan für Touristen gesperrt sei. Auf Nachfrage nach dem
Grund dafür schien plötzlich kein Mensch mehr spanisch zu verstehen
und wir bekamen nur irgendwelches Rumdedruckse von wegen Renovation
als Antwort. Aha. Später würden wir von der Doña in unserem Hotel
allerdings erfahren, dass es einen Streit zwischen dem südlichen
Dorf Yumani und den nördlichen Dörfern Cha'lla und Cha'llapampa
gibt, und zwar geht es ums Geld. Worum denn auch sonst. Um das Geld
nämlich, welches von den Touristen als Eintritt auf die Insel
verlangt wird. Wenn man den südlichen Teil der Insel besuchen will,
wird ein kleiner Betrag als Eintritt verlangt (waren es wohl 10
Bolivianos pro Person? Das wären ungefähr 1.45 Fr.) Wenn man die
nördlichen Regionen ebenfalls bereisen (oder bewandern möchte)
verlangen die dortigen Dörfer einen weiteren separaten Eintritt pro
Dorf (also nochmals etwa knapp 3 Fr.). Offenbar hatten sich nun
Wanderer beschwert, die zusätzlich zahlen mussten, nur um über die
ganze Insel wandern zu können. Daran wiederum hatten sich die
Bewohner des Südens gestört, weil die meisten Besucher den Süden
besuchen, und sie Angst haben, das würde die Touristen ganz davon
abhalten, auf die Insel zu kommen. Und dies hatte letztendlich zum
Streit geführt. Als Konsequenz hatten die Leute im Norden ihren Teil
der Insel einfach komplett für Besucher gesperrt, Wanderer werden
aufgehalten, Schiffe abgefangen. Die Doña erzählte, dass es gerade
am Tag zuvor wieder eine Zusammenkunft gegeben hatte, um eine Lösung
zu finden, aber bis jetzt sei keine Einigung zwischen den nördlichen
und den südlichen Dörfern möglich gewesen. Was soll man dazu
sagen. Ich verstehe erstens diese Leute nicht, die lieber ganz auf
Besucher und Einnahmen verzichten, als einen Kompromiss zu finden.
Umso mehr profitiert jetzt offenbar dafür die benachbarte Mondinsel,
da mehr Leute als Alternative dorthin fahren. Zum anderen verstehe
ich aber auch die Touristen nicht. Leute, es geht um 4.50 Fr.! Ich
muss vielleicht dazu sagen, dass es sich bei beinahe sämtlichen
Touristen, die wir hier angetroffen haben, um Westeuropäer gehandelt
hat, also Leute, die sich 4.50 Fr. durchaus leisten können. Viele
Touristen übernachten nicht einmal hier, sondern kommen als
Tagesausflügler, sprich geben auch kein Geld aus für Unterkunft und
Verpflegung. Und die Bevölkerung hier lebt halt hauptsächlich vom
Tourismus und noch ein wenig Landwirtschaft, Arbeitsplätze sind hier
nicht gerade grosszügig gestreut. Für sie sind 4.5 Fr eine Menge
Geld. Auch der ganze Abfall muss ja schliesslich wieder von der Insel
wegtransportiert, Infrastruktur und Wege müssen in Stand gehalten
werden, undundund....
Wie dem auch sei, der Besuch des Nordens war also gestorben.
Aber da wir ja ohnehin schon mal hier waren, liessen wir uns davon auch die Laune nicht verderben. Erstmal nahmen wir die ziemlich anstrengende und steile Wanderung ins Dörfchen Yumani in Angriff. Jörg hatte befunden, dass es schliesslich am meisten Sinn mache, das Hotel zu nehmen, welches zuoberst liegt, da man von dort schliesslich die beste Sicht habe. Juhu. Die beste Sicht hatte man tatsächlich, dafür aber auch den anstrengendsten Aufstieg. Und tatsächlich hatten wir ein hübsches Zimmer mit grossen Panoramafenstern auf den See.
Den Tag verbrachten wir damit, zu
verschiedenen Aussichtspunkten auf der Insel zu wandern. Da man aber
eben nicht in den nördlichen Teil konnte, bliebt der Radius daher
auch etwas begrenzt. Nichtsdestotrotz verbrachten wir einen schönen
und sonnigen Nachmittag auf der Insel. Das Leben hier geht bedächtig
zu und her, Autos oder Motorräder gibt es keine, sämtliche Strecken
müssen zu Fuss oder mit dem Boot zurück gelegt werden, Lasten
werden mit Eseln transportiert.
Es gibt auf der Insel noch einige
Inka-Ruinen, aber die meisten (und interessantesten davon) liegen im
Norden. Mit der berühmten Inka-Treppe hatten wir schon beim Aufstieg
Bekanntschaft gemacht, und in Anbetracht der Tatsache, dass wir schon
unzählig Inka-Ruinen besichtigt hatten, verzichteten wir darauf,
nochmals den ganzen Weg hinunterzulaufen (und anschliessend natürlich
wieder hinauf) um Pilko Kaine anzuschauen. Man konnte die Ruine
ohnehin auch vom Aussichtspunkt auf dem obersten Punkt der Insel
sehen.
Als wir mit den Aussichtspunkten durch waren, suchten wir
uns einen kleinen Laden, wo man eine Flasche Wein kaufen konnte, und
liessen den Tag mit hübscher Aussicht und Wein ausklingen.
Das
Essensangebot auf der Insel war nicht gerade vielfältig. Es gab
Forelle und Forelle, dann noch Forelle und ausserdem Forelle. Und
wenn man wirklich absolut und überhaupt keine Forelle haben möchte
(so wie ich), dann gibt es auch noch (mehr oder weniger geniessbare)
Pizza.
Am nächsten morgen liessen wir uns erstmal von der Sonne wecken (schliesslich heisst es ja nicht umsonst Sonneninsel, die Insel gilt bei den Inka als Geburtsstätte der Sonne selber), frühstückten in Ruhe und machten uns bald auf den Weg hinab zum Hafen. Da wir den Norden nicht wie geplant besuchen konnten, entschlossen wir uns, noch am selben Nachmittag nach La Paz weiterzureisen. Die Busfahrt war obwohl ziemlich kurz (ca. 2.5h) doch ziemlich mühsam, da uns die Dame, die uns das Ticket verkauft hatte, nämlich einfach irgendeine selbsterfundene Zeit verkauft hatte. Wie sich herausstellte gab gar keinen Bus zu dieser Zeit, weshalb wir eine halbe Ewigkeit warten mussten. Wie sich nachher ausserdem herausstellte, ist es gar nicht möglich, direkt auf dem Landweg von Copacabana nach La Paz zu kommen. Nach einer kurzen Busfahrt gelangt man zu einem kleinen „Fährhafen“, wo man aus dem Bus aussteigen und mit einem kleinen Holzboot über den Seearm übersetzen muss. Der Bus selber fährt mit einer separaten „Fähre“, wenn man eine grosse Holzplanke mit Motor überhaupt als solche bezeichnen kann. Auf der anderen Seite kann man den Bus wieder besteigen und weiter geht die Fahrt. Etwas mühsam war, dass uns irgendwie niemand weiterhelfen wollte, der Chauffeur war sehr unfreundlich zu uns, weil wir uns zunächst einmal beschwert hatten, dass man uns Tickets für einen Bus verkauft hatte, den es gar nicht gibt und wir es anschliessend tatsächlich gewagt hatten, nochmals darum zu bitten, etwas aus unserem Rucksack im Gepäckraum zu nehmen, nachdem dieser schon zu war. „Immer nur Probleme mit den Gringos“, hatte er gemeint. Sehr nett, vielen Dank. So erklärte uns auch niemand, wie das mit der Fähre läuft, und wo genau wir wieder in den Bus einsteigen können, so dass wir nach dem Klo-Besuch ein wenig herumirren mussten, bis wir unsere Gruppe und den Bus wieder fanden. Aber irgendwann kamen wir dann an, in der grossen Stadt La Paz, inzwischen war es schon dunkel geworden. Und wir wurden mitten in der Stadt an irgendeinem Strassenrand rausgeworfen........