Veröffentlicht: 14.09.2018
Wieder ein traumhafter Morgen: tief hängende Nebelfelder auf den Wiesen und Sonne, die den Tau glitzern ließ. Langsam erwachte also die Welt und wir waren schon auf dem Weg zur serbischen Grenze. Die Kontrolle war vollig unkompliziert - Lotti hat sogar einen schönen Stempel im Reisepass. Manch Einer gab stattdessen nur seinen Perso - mehr muss man dazu nicht sagen.
Die Autobahn führte uns direkt nach Belgrad. Wir fuhren allerdings kurzentschlossen vorbei, weiter in Richtung Tara Nationalpark. Nach Verlassen der Mautstraßen änderten sich die Straßenverhältnisse, sowie die Landschaften: es wurde bergig. Um es in Zahlen auszudrücken, für 86 Kilometer benötigte selbst der geschickte Karsi 2 Stunden, 15 Minuten. An der Grenze zum Nationalpark bestaunten wir den riesigen Staudamm und den wunderschönen dahinterliegenden Stausee mit teils hübschen, teils kuriosen Hausbooten. Den Nachmittag bzw. Abend konnten auf einer privaten Weide mit Blick auf einen See, bei strahlendem Sonnenschein ausklingen lassen. Es blieb sogar Zeit zum Speedminton spielen (bergauf/-ab ist gar nicht so einfach!) und Lesen.
Der nächste Morgen war etwas frisch und nebelig, trotzdem holten einen Glücksgefühle bei der Aussicht in das Tal hinein und auf die angestrahlten Berghänge ein. Es ging mit dem tapferen Willie über "gravel roads" (Schlagloch an Schlagloch über eine Schotterpiste) zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Sie war sehr anstrengend, belohnte uns immer mal wieder mit Ausblicken auf Schluchten und den türkies-blauen See mit den Hausbooten. Die Wanderung lässt sich gut mit einer Schnitzeljagd oder einem Exitgame beschreiben - Spuren lesen oder/und die nächste Markierung in unbestimmter Entfernung suchen, ermöglichte Vorankommen. In jedem Fall ein etwas anderes Wandern.
Trotz der schönen Szenerie verließen wir den Tara-Nationalpark und flohen vor weiteren anziehenden Gewitterwolken gen Süden zum Stausee des Uvac kurz vor dem gleichnamigen Nationalpark. Leider waren die Wolken gleichschnell und so folgte eine Nacht im statt auf dem Auto. Als wäre das nicht genug, mussten wir gegen Mitternacht aufgrund eines Marderbesuchs den Standplatz wechseln.
Der Morgen war immernoch wolkenverhangen, doch hatten wir im Dunkel einen grandiosen Platz direkt an der Staumauer gefunden. Für den Tag war bereits eine Wanderung entlang des Uvac geplant, der sich an dieser Stelle serpentinenähnlich durch Serbien schlängelt. Wieder wilde Schotterpisten, wieder spärlich ausgeschilderte Wege, wieder jede Menge Abenteuer, wieder eine grandiose Aussicht. Wir waren zu diesem Zeitpunkt grademal acht Tage unterwegs und hatten schon so viele unterschiedliche Panoramen bewundern dürfen, und auch dieses war auf seine Weise beeindruckend. Der Fluss in einer Schlucht mit steilen Ufer und unzähligen Geiern, die über unseren Köpfen ihre Kreise drehten. Im Flug haben diese Tiere eine tolle Anmut an sich, wie sie so ohne Flügelschlag dahingleiten.
Unschlüssig wie weit wir tatsächlich fahren würden, setzten wir unsere Reise in Richtung Grenze zu Montenegro fort, überquerten diese, diesmal bekam auch Karsi einen Stempel, und absolvierten letztendlich die komplette Strecke bis zum Nationalpark Durmitor, nicht allerdings ohne eine weitere Polizeikontrolle (nein, wir sind nicht zu schnell gefahren) . Die Distanzen sind gering, doch die Straßenqualität und die vielen Serpentinen und Lasten-LKW verlangsamen das Vorwärtskommen. Generell ist in Serbien und Montenegro die Landwirtschaft stark auf Vieh und Holz ausgerichten, sodass man derer viele Transporte und Betriebe sieht.