die kleine Hexe
die kleine Hexe
vakantio.de/wege_nach_rom

Die große Radltour Tag 4: Bilderbuchdeutschland an der Romantischen Straße

Veröffentlicht: 25.04.2022

Wieder bin ich der einzige Gast, der heute hier (Gasthof Holdermühle) frühstückt, zusammen mit dem jungen Wirt und seiner schwangeren Frau. Sie erzählt, dass ihre Eltern nach Rom wandern, von hier aus, in vielen Etappen über mehrere Jahre. Scheint irgendwie ein Hype zu sein. 

Gut gestärkt radle ich im Flussniederungsnebel los, nach etwas mehr als einer Stunde bin ich in Rothenburg ob der Tauber, lasse mein voll bepacktes Radl außerhalb der Stadtmauern stehen und begebe mich auf Touri-Tour. Sehr nett ist sie ja schon, die Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern und engen Gässchen. Eine „Heile-Welt-Bubble“, ähnlich wie die Altstadt von Bergamo. Da ich eh schon eher zu viel Zeug mit mir herumradle, besteht auch keinerlei Gefahr, dass ich irgendwelchen Touristenkitsch kaufe, auch wenn es teils sehr schöne Dinge gibt. 

Nach Schillingsfürst, dem nächsten etwas größeren Ort am Radweg „Romantische Straße“ sind es noch etwa 20 km, dort will ich Mittagspause machen. Die letzten 5 km ziehen sich fürchterlich. Wo kommt der Gegenwind auf einmal her? Und warum liegt dieser sch… Ort so weit oben? Und überhaupt, was ist Schillingsfürst eigentlich für ein bescheuerter Ortsname? Völlig entnervt und entkräftet komme ich am Dorfplatz an. Zum Glück hat wenigstens die Bäckerei offen, der Edeka und alles Andere hat zu. Ich gönne mir einen großen Cappuccino, einen belegten Laugen-Achter und die in Frankreich geschmolzene Ritter-Sport-Kokos-Schokolade, die in Österreich schon keiner essen wollte und die ich noch dabei habe. 

Erst glaube ich, ich hätte was falsch verstanden, aber nein, kommot meint hartnäckig, ich müsse hinauf zu diesem blöden Schloss, Festung, was auch immer. Die steile Kopfsteinpflaster-Straße überfordert mich, ich muss schieben und fluche über das viele Gerümpel, das ich mit mir herumschleppe. Ca 50 Höhenmeter weiter oben bin ich nass geschwitzt und genervt, froh, dass ich diesen Ort verlassen kann. 

Die folgende Strecke verfliegt nur so, ich rausche mit Hochgeschwindigkeit durch die Dörfer und vernichte Kilometer, dass es eine wahre Freude ist. Kurz vor Feuchtwangen treffe ich auf 6 ältere Herren aus Husum, eine sehr sympathische Begegnung, sie radeln von Garmisch nach Hause. 

In Dinkeslbühl kaufe ich in einem Supermarkt noch ein paar Kleinigkeiten zu Essen, man weiß ja nie. Als ich den Laden verlasse, beginnt es gerade zu regnen. Schnell verstaue ich meinen Proviant und radle los, sind ja nur noch 6 km bis Mönchsroth. Doch die reichen, um mich völlig einzuweichen und ausfrieren zu lassen, trotz Regenjacke. Wie eine getaufte Maus komme ich am Landgasthof Felsenkeller an. Der Fitness-Studio-gestählte blonde Schöne, der mir öffnet, meint, ich solle vor dem Einchecken erstmal duschen und was Trockenes anziehen. Und dass das Restaurant heute wegen corona-bedingtem Personalmangel leider geschlossen hätte, es aber eine kleine Gemeinschaftsküche gäbe, die ich benutzen dürfe. Fein, das reicht mir völlig,  in weiser Voraussicht hatte ich mir ja im dinkelsbühler Supermarkt was eingekauft. Und bei dem Sauwetter ist eine indoor-Küche großer Luxus, zum Glück muss ich heute nicht zelten. 

https://www.komoot.de/tour/749549603?ref=itd

Landgasthof Felsenkeller, 37€ mit WLAN, Dusche nach griechischem Standard, gut ausgestatteter Gemeinschaftsküche und Zimmer mit DDR-Flair. 


Antworten

Deutschland
Reiseberichte Deutschland
#rad#rothenburg#dinkelsbühl