die kleine Hexe
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13 jours de kajak en France

Veröffentlicht: 20.04.2022

Jeder Paddler muss einmal unter dem Pont d‘Arc an der Ardeche durchgefahren sein, meint P. Wichtiger finde ich, dass wir in Frankreich Paddelfreunde treffen, die teils seit Jahrzehnten dorthin fahren. Weil es dort so schön ist, weil man Klettern und Paddeln und Wandern kann, weil …

Die Übungsstrecke in Hüningen fällt aus wegen 11 Grad und Dauerregen, ebenso der völlig überflutete Doubs. In Sault-Brénaz ist es etwas wärmer, die Übungsstrecke fordert jeden von uns auf seiner Könnensstufe, ich schwimme 3x im kalten Rhône-Wasser. 

Am Campingplatz Mazet Plage am Chassezac treffen wir, inzwischen zu sechst, weitere Freunde. Viel Wasser hat er nicht, der Bach, aber jeden Vormittag wird Wasser aus dem oberhalb gelegenen Stausee abgelassen, damit kann man ihn gut fahren. Natürlich schwimme ich auch hier im kalten Wasser. Und in der Ardèche, in der großen - und vor allem langen - Schlucht, die sich auf einer Paddelstrecke von 23 Kilometern durch die beeindruckend hohen und beeindruckend mächtigen Kalkwände zieht. 

Dass ich endlich die Eskimo-Rolle lernen sollte, ist klar. Schauergeschichten von wegen „ist total schwierig, man muss sie Wochen und Monate im Schwimmbad üben“ motivieren nicht gerade, aber es hilft ja nix, ich bin die Einzige der Gruppe, die nicht rollen kann. 

Am Pausetag ist es zum ersten Mal fast schon heiß. In der Mittagshitze   will Familie N ein erfrischendes Bad im Chassezac nehmen und erklärt sich bereit, Rollentraining mit mir zu machen. Geduldig harren sie mit Neoprenanzug im kalten Wasser aus und versuchen, mir Elemente des komplexen Bewegungsablaufs zu vermitteln. 

Die Ardèche hat inzwischen kaum noch Wasser und auch auf den Chassezac wird es ohne Stausee-Ablass ziemlich trocken. Wir klettern und wandern, auch fein, keine Frage. 

Beim nächsten Rollen-Training auf dem Chassezac reden gleich drei Menschen mehr oder weniger gleichzeitig auf mich ein. Jeder möchte mir seinen persönlichen Kniff vermitteln, wie man „fast von alleine“ das Kajak mit gekonntem Hüftknick kippen und den Oberkörper wieder über die Wasseroberfläche winden kann. „Und immer den Kopf zuletzt“, darin sind sich alle einig, mit den Bewegungen dazwischen leider nicht so ganz. Völlig verwirrt und durchgefroren steige ich nach einer knappen Stunde aus dem Wasser, zum Glück gibt es heute noch heißes Wasser in den Duschen des Campingplatzes. 

Wegen der Wasserknappheit an Ardèche und Chassezac verlassen P und ich zusammen mit Familie N die Gruppe in Mazet Plage und fahren nach Osten an die Drôme. Sie entspringt in der Dauphiné und hat aufgrund der Schneeschmelze etwas mehr als Niedrigwasser. Natürlich ziemlich kaltes. Und natürlich gehe ich wieder einmal um, bleibe an einem im Wasser steckenden Ast hängen. P macht an einer vorblockten Stelle noch ein paar Kipp-Übungen mit mir, bisher hat er sich, wie ausgemacht, völlig rausgehalten aus meinen Rollübungen. 

Am letzten Tag fahren wir zu fünft nochmal den oberen Teil der wunderschönen, Isar-artigen Drôme. Nach der Mittagspause bin ich unkonzentriert, vergesse an einem Stein zu stützen und plumps, hänge ich schon wieder mit Kopf nach unten im kalten Wasser. Eine Mischung aus Wut und Überlebensinstinkt packt mich, ich stütze mich mit dem Paddel am Grund des Flussbetts ab - eigentlich soll man das nicht machen, um sich nicht an der Schulter zu verletzen und meist ist das Wasser dafür ja auch zu tief - und plopp, bin ich oben. Keine Ahnung, wie ich das gemacht habe, aber offensichtlich hat das Rollentraining der letzten Tage doch geholfen. Die Anderen sind ziemlich verdutzt, gewohnt, mich immer wieder rausfischen zu müssen. Ich freue mich riesig, fühlt sich an wie die Weihe zur Paddlerbraut. 

Am Ausstieg bildet ein Seitenarm einen kleinen See: keine Strömung, das Wasser tief und türkis. Ich möchte nochmal üben, die Anderen rollen aus Spaß an der Freud mit. Von vier Rollversuchen klappen drei, ich bin sehr stolz, freue mich wie ein kleines Kind. Glücklich steige ich aus dem kalten Wasser. Jetzt müssen wir heimfahren, aber ich freu mich schon auf meine nächste Paddeltour, es fühlt sich eher an wie ein Anfang als wie ein Abschluss. 

Danke an Euch alle, ohne Eure Tipps und Eure Geduld hätte ich das nicht geschafft. 



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