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Von Tigern, Vögeln, Hunden und viiieeel Wasser - und einige Erklärungen

Veröffentlicht: 18.01.2018

Ich hatte ja bereits geschrieben, dass es hier 5 Restaurants gibt. Vorgestern waren wir zum Mittag im "Tiger Cave Restaurant", welches das teuerste der 5 Restaurants ist. Dort kann man während des Essens die Tiger beobachten. Das ist ziemlich asiatisch-kitschig und für Tierpfleger nicht sonderlich spannend, aber ich fand die Fütterungsmethode recht interessant. Leider kann ich hier keine Videos hochladen, deshalb nur Fotos:

Zum einen wurde das Fleisch ins Wasser geworfen...
...zum anderen wurde das Fleisch an einem gespannten Seil bis zu einer Säule gezogen und der Tiger musste klettern


Im Moment ist Roland Wirth, der Gründer der ZGPA, mit seiner Frau zu Besuch, ein guter Anlass für Stefan mal wieder über den Vogelmarkt in Surabaya zu gehen. Und da man nie weiß was man dort für Raritäten bekommt, kam Stefan natürlich mit tütenweise Vögeln wieder. Und das im wahrsten Sinne, denn kleinere Vögel lassen sich super für kurze Strecken in Papiertüten transportieren. Ein bisschen wie Weihnachten, denn wir wussten ja nicht was in den Tüten war.

Eine kurze Erklärung für die die noch nie gehört haben wie das hier in Indonesien läuft: Für Indonesier sind Vögel ein Statussymol, deshalb hängt man sich einen Singvogel (oder mehrere) in einem Käfig vors Haus. Oder man geht mit den stimmfreudigsten Exemplaren zu Gesangswettbewerben und lässt seinen Vogel um die Wette singen, natürlich für Ruhm, Ehre und Preisgeld. Nun ist das Problem, dass in den Wäldern, vorallem Javas, kaum noch Vögel vorhanden sind, da sie von Vogelfängern für die Märkte weggefangen werden. Das heißt nicht nur der Lebensraumverlust z.B. durch Bevölkerungswachstum und Monokulturpflanzungen wie Palmölplantagen sind eine Bedrohung für die Vögel Indonesiens, sondern vorallem die Indonesier selbst. Man könnte jetzt meinen, dass das ganz schön dumm sei, das ist es natürlich auch, aber an dieser Stelle müssen wir Europäer uns auch an die eigene Nase fassen! Deshalb wurde von der EAZA die "Silent Forest Campaign" initiiert um in verschiedenen Projekten den Singvögeln zu helfen. https://www.silentforest.eu/

Nun ist es natürlich kontraproduktiv die Vögel für unser Projekt auf den Vogelmärkten zu kaufen, denn mit jedem Kauf steigert man auch die Nachfrage. Die Alternative wäre aber sonst die Vögel aus dem Wald zu fangen (was ja völliger Quatsch wäre) oder die Vögel bei einheimischen Züchtern zu kaufen, die geben allerdings eher ungern Vögel ab. Das einfachste ist also die Vögel auf den Märkten zu kaufen.

In unserem Projekt, der "Prigen Conservation Breedeing Ark", sollen die bedrohtesten Vögel gezüchtet werden, um die letzten ihrer Art zu erhalten. Einige können vielleicht sogar ausgewildert werden. Allerdings dann nur in streng geschützten, am besten umzäunten und bewachten Arealen, damit diese Tiere nicht gleich wieder gefangen werden. Eigentlich ist es ein Kampf gegen Windmühlen, aber nichts tun ist auch keine Lösung! Das Beispiel der Java Buschelster: Diese Art ist de facto in ihrer Heimat auf Java ausgerottet, allerdings gibt es noch an die 50 Exemplare in 3 europäischen Zoos und in einem Center in Indonesien. Diese kommen ursprünglich alle von Märkten und einige aus Nachzuchten. Wenn man diese Tiere damals nicht gekauft hätte, gäbe es die Art jetzt gar nicht mehr. Denn in den Wäldern und auf Märkten findet man die Java Buschelster schon lange nicht mehr.

Aber zurück zu den Tüten!

In eingen befanden sich Java-Fledermauspapageien, die, wie sich herausstellte, von Kokzidien befallen sind und von denen leider nur noch 4 von ursprünglich 8 am leben sind.

Außerdem eine sehr seltene Brillenvogelart und 1 Java-Blattvogel.

Am nächsten Tag fuhr Stefan nochmal los um noch 6 super seltene Tenggara Beos zu holen, die er am Vortag gesehen, aber nicht gekauft hatte. Diese sind 6 Wochen alt und müssen z.T. noch aus der Hand gefüttert werden. Wir haben jetzt also etwas mehr zu tun als an den ersten Tagen.

Die Voliere der Brillenvögel
Die winzigen Brillenvögel
Beofütterung :)

Da mir aufgefallen ist, dass man den Zusammenhang zwischen Taman Safari und unserem Projekt nicht verstehen könnte, hier eine kurze Erklärung:

Es gibt 4 Taman Safari in Indonesien, drei auf Java und einen auf Bali. Einer der Chefs dieser Parks (die Chefs sind 3 Brüder) ist an Artenschutz interessiert und hat bereits eine Zuchtstation bei Taman Safari Bogor mitbegründet und mitfinanziert. Und nun wird auch hier in Prigen eine Vogelzuchtstation aufgebaut, die ebenfalls von Taman Safari finanziert wird, aber auch von einigen europäischen Zoos und Verbänden.

Die Sponsorentafel

Die Station befindet sich auf dem umzäunten Gelände des Taman Safari, somit sind die Vögel recht sicher vor Vogeldieben.

Das heißt wir haben mit dem Safaripark selber recht wenig zu tun, sind ein an sich eigenständiges Projekt, wohnen aber auf dem Parkgelände und bekommen hier unser Gratisessen. Der Safaripark hat 700 Angestellte, wobei wir mit den wenigsten direkt zu tun haben. Einer sitzt als Security in der Nähe unseres Hauses, einige sind für uns als Fahrer da, unser Nachbar ist der Chefkoch von Taman Safari, es gibt einen Tierarzt (der ist sehr wichtig für uns) und Architekten, die für die Planung der Gebäude zuständig sind. Außerdem gibt es Handwerker, die auch für Reparaturen in unserer Wohnung zuständig sind, die man aber 3 Mal erinnern muss ;D

Unser Haus befindet sich mittig im Park, ungefähr zwischen Lama (1) und Orang Utan (50) und die Vogelzuchtstation ist irgendwo über dem Banteng Camp (86)
Und das ist unser Arbeitsweg: morgens fast 2 km bergab, zum Feierabend die selbe Strecke steil bergauf. Zum Glück fahren wir ab und zu mit Stefan mit!


Aber dafür werden wir, wenn wir völlig kaputt zu Hause ankommen, nicht nur von der Security begrüßt:

Niku, unser alter Wachhund

Noch ein Letztes:

Heute hat es enorm geregnet (in der Regenzeit nicht allzu unüblich ;) ) Allerdings wurde gestern der Weg runter zu unseren Volieren freigebaggert, um da irgendwann mal nen richtigen Weg hinzubauen (im Moment müssen wir noch nen Abhang runterlaufen, quer durch Gestrüpp). Dadurch hatte das Wasser freie Fahrt zu uns und Roy und ich mussten ganz schön kämpfen, damit es uns nicht in die Küche läuft. Dafür gabs dann viele Regenwürmer für die Drosseln :)

Viel Regen, viel Wasser

Vielen Dank für's Lesen und bis bald! :D

Antworten

#pcba#indonesien#asiansongbirdcrisis#silentforestcampaign#tamansafari