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Montalcino – das Tor zum Val d’Orcia

Veröffentlicht: 16.10.2025

Wir waren gestern nach Saturnia gekommen, um die heißen Quellen zu besuchen. Da wir später angekommen waren, wollte ich mir das für den nächsten Tag aufheben. Ich hatte es mir schon gemütlich gemacht, als Icke aufsprang und verkündete: „Ich muss die heißen Quellen sehen. Jetzt.“

Ich weiß, dass Widerrede keinen Sinn macht – überhaupt nicht und in solchen Fällen ganz besonders. Und da es von unserem Stellplatz zu den Quellen einen beschilderten Fußweg gibt, dachte ich mir: Lass die Kleine mal alleine losziehen.

Und tatsächlich! Nach knapp zwei Stunden und einem ausgiebigen Fußbad – ein halbes Dutzend Badeanzüge hängt zu Hause in m e i n e m Teil des Schranks – kam sie wieder zurück. Die Thermen waren schön anzusehen, aber Menschen über Menschen!

Da ich ohnehin nicht der Badetyp bin, sparten wir uns heute Morgen den Fußmarsch zu den Quellen und starteten nach Montalcino, den berühmten Weinort, der gleichzeitig der Auftakt für unsere Fahrt durch das Val d’Orcia ist – eine der schönsten Landschaften der Toskana.

Für die knapp 70 Kilometer von Saturnia nach Montalcino brauchten wir fast zwei Stunden. Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie eine Strecke gefahren, bei der sich eine Kurve an die andere reiht. Es gibt keine 50 Meter geradeaus! Und die Straßen sind eng und zum großen Teil in einem katastrophalen Zustand. Zum Glück waren wir fast allein unterwegs. Trotzdem brauchte ich nach 35 Kilometern eine Pause – und einen doppelten Espresso.

Danach ging’s besser. Ob es am Espresso lag oder an der besser ausgebauten Straße, weiß ich nicht. Jedenfalls kamen wir kurz nach 14 Uhr in Montalcino an und fanden auch auf Anhieb den avisierten Stellplatz – den einzigen in Montalcino. Doch die Auffahrt war zu steil für unser Wohnmobil. Wir setzten hinten auf. Ganz leicht nur, es ist nichts passiert, aber wir mussten uns auf die Suche nach einem anderen Stellplatz machen.

Wir fuhren mitten in die Stadt – ganz nach dem Motto: Den Mutigen gehört die Welt! Und siehe da: Direkt neben der Festung Rocca di Montalcino waren drei Parkplätze hintereinander frei, sodass wir problemlos einparken konnten. Und hier werden wir auch die Nacht verbringen.

Als wir den Motor ausschalteten, lag die Sonne wie flüssiges Gold auf den Mauern der Festung. Die Rocca di Montalcino thront über der Stadt wie ein Wächter vergangener Zeiten. Errichtet wurde sie im Jahr 1361, kurz nachdem sich Montalcino von Siena losgesagt hatte – und man spürt noch heute, dass sie nicht nur Schutz, sondern Stolz verkörpert.

Die Mauern sind mächtig, die Türme trotzig, und doch hat die Burg etwas Versöhnliches: Im Innenhof befindet sich heute eine Enoteca, in der man den berühmten Brunello di Montalcino probieren kann. 

Ich habe eine Weile auf der Mauer gestanden, den Blick schweifen lassen – über die Dächer, die Hügel, die fernen Zypressenreihen. Und für einen Moment war alles still. Nur der Wind, der durch die alten Zinnen strich, klang, als würde er von vergangenen Jahrhunderten erzählen.

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