Vikki&theVikings
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Auf, auf zum fröhlichen Wandern

Veröffentlicht: 15.03.2021

So jetzt geht es endlich weiter. Erstes Ziel: Buerbreen Gletscher westlich der Ortschaft Odda.

Am Donnerstagmorgen saßen wir also halb acht in der Bybanen Richtung Flughafen. Unser Gepäck sah eher so aus, als würden wir für vier Wochen verreisen. Zur unserer Verteidigung: wir hatten jeder einen dicken Schlafsack und eine Isomatte dabei. Der Rest des Volumens übernahm das viele Essen, das wir mitnahmen, weil wir nicht erst noch auf Supermarktsuche gehen wollten. Beim Autoverleih lief alles super. Da sie gerade keinen Wagen in unserer gebuchten Größenklasse hatten, bekamen wir die nächst größere und trat in Form eines Toyota Corolla in Erscheinung. Der Mann an der Rezeption hatte uns übrigens nur gefragt, ob wir schonmal Hybrid gefahren wären und meinte nur, wir sollen nicht überrascht sein, wenn wir beim Starten den Motor nicht hören. Also auf in das Parkhaus, das Auto gesucht und unsere Sachen verstaut. Pia wollte zuerst fahren. Wir saßen also fertig im Auto und wollten starten, da erst schalteten wir im Kopf soweit, dass Hybrid mit Automatik einhergeht. Wir waren beide noch niemals Automatik gefahren, deshalb mussten wir erstmal googlen, welcher Buchstabe für welche Einstellung stand. Übrigens haben wir nicht gefunden, wofür B steht, gebraucht haben wir ihn auch nicht. Danach ging es dann endlich los. Unser Ziel war zunächst das Tal Bondhusdalen am östlichen Rand des Folgefonna Nationalparks. Vor unserer Fahrt hatten wir einige gefragt, wie die Norweger*innen Autofahren: sie geben gerne Lichthupe, fahren immer schneller als erlaubt und die LKWs drängeln. Innerorts sind 50 km/h und außerorts 80 km/h erlaubt. Auf manchen Autobahnen auch 100 km/h. Wenn man 5 km/h zu schnell fährt sind es 50 Euro, bei 20 km/h schneller sind es 375 Euro, die man zahlen darf. Aber Blitzer werden meistens mit einem Schild angekündigt und wenn man hat, auch im Autonavi. In Bergen selber war viel Verkehr, der sich ausdünnte als wir das Stadtgebiet verließen. Insgesamt darf man nicht erwarten, solche großen Straßen wie in Deutschland zu haben. Es sind eher Landstraßen, die gerne auch mal sehr schmal werden. Dass die Norweger*innen schneller fahren, als erlaubt ist, ist auf jeden Fall wahr. Eine Lichthupe haben wir nie bekommen, trotz dessen wir uns an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten haben. Das LKW Verhalten würde ich sagen, ist wie in Deutschland, nur dass du sie leider nicht rechts liegen lassen kannst, weil es nur eine Fahrbahn pro Richtung gibt und sie deswegen, etwas nervig werden können. Ein nettes Feature war die Lenkradheizung. Pia's Hände waren aber irgendwann so warm, dass ich erstmal im Handbuch nachgucken musste, wo man sie ausschalten konnte. Ich war am Anfang noch voll motiviert und wollte die Tunnel zählen, durch die wir alle fuhren, aber es wurden sehr schnell sehr viele und ich gab's auf, mir dauernd eine neue Zahl zu merken. Das ging einfach zu zügig. In Granvin haben wir Fahrerwechsel gemacht. Zuerst fand ich es wie Go-Kart fahren und ein bisschen langweilig, weil man nichts zu tun hat, aber nach den zwei Tagen auch ganz angenehm, nicht schalten zu müssen. Durch die etlichen Kurven der engen Straßen und ein dauerndes abbremsen und wieder beschleunigen kann es irgendwann nervig werden. Wir sind auf dem Weg durch den Vallaviktunnel gefahren, der einen Kreisverkehr besitzt und blau beleuchtet ist. Das ganze sieht voll spacig aus. Der Tunnel endete auf unserer Strecke direkt auf die Hardangerbrücke. Das Portal zu Brücke soll übrigens mit 23 m das höchste Tunnelportal der Welt sein. Ich kann es mir eher weniger vorstellen, in Amerika oder Asien gibt es bestimmt größere. Spektakulär ist es aber auf alle Fälle! Gerade bei dem super Wetter mit blauem Himmel und Sonnenschein, das wir hatten. Mit den Tunneln und dem Sonnenschein ging das ständige auf- und absetzen der Sonnenbrille einher. In Kinsarvik haben wir einen kurzen Stopp gemacht, um ein super Foto zu machen. Bis zum angestrebten Parkplatz ging es von dort an einem Seitenarm des Hardangerfjords entlang. Die Straße war teilweise sehr schmal, kurvig natürlich immer und trotzdem waren 80 km/h erlaubt. Wir waren ziemlich froh, dass keine Tourisaison war und die LKWs glücklicherweise uns an breiteren Stellen begegneten. Der Weg zum Parkplatz war eine Schotterstraße, die gefühlt unendlich lang war, an deren Ende sich aber dann doch der teure Parkplatz befand (15 Euro). Bevor wir uns auf dem Weg zum Buerbreen Gletscher machten, haben wir uns erstmal etwas gestärkt und warm angezogen. Das Tal liegt in Ost-West-Richtung und die umgebenen Berge sind dazu noch so hoch, dass wir von dem Sonnenschein leider wenig übrig hatten. Die Wanderung hatten wir in einem unserer Wanderführer gefunden und war als eine der 40 schönsten ausgewiesen. Meine Wanderapp konnte uns leider am Parkplatz nicht ganz genau sagen, wo lang wir mussten , weil ich keinen Empfang hatte und Pia's Handy machte durch die Kälte einen Akkusprung auf 0% (es war eigentlich auch nicht so schwer, dem Gletscher entgegen, die Frage war nur, auf welcher Seite des Tales). Wir entschieden uns aber für den richtigen Weg, der am Anfang mit Eis bedeckt war und wir wieder einmal das Vergnügen hatten, das Ausrutschen zu vermeiden. Später führte er an der nördlichen Seite durch einen lichte Bewaldung entlang. Da im Tal die Sonne noch nicht den Schnee schmelzen konnte und wir weiter landeinwärts waren, es dementsprechend sowieso kälter ist, lag noch eine ziemliche Menge Schnee. Wir Verwöhnten von Küste hatten daran leider nicht gedacht. Das Gute war aber, dass die Schneeoberfläche so sehr gefroren war, dass wir ganz normal auf dem Schnee, ohne einzusinken, laufen konnten. Und weil das Glück uns Hold war, gab es vor uns einen verrückten Menschen, der sich damals im Tiefschnee auf den Weg gemacht hatte und wir seinen Spuren folgen konnten. Im Tal fließt ein Strom, der sich von verschiedenen Flüssen aus den Bergen zusammensetzt. Auf unserem Weg mussten wir einen der Zuflüsse ohne einen Steg überqueren, wofür wir ganze 15 Minuten gebraucht haben. Nasse Steine sind kein Problem, man muss nur aufpassen, ob sie glitschig sind oder nicht. In der Kälte, die herrschte, hat Wasser nur so an sich zu gefrieren, drum waren alle Steine in der Mitte mit Eis überzogen und unmöglich darauf zu stehen. Wir wollten aber auch absolut nicht umkehren und irgendwann haben wir tatsächlich weiter stromaufwärts einen Weg gefunden. Pia wäre beinahe ausgerutscht und hinein gefallen. Je weiter der Weg sich zog, desto steiler wurde er auch und die befestigten Seile an den Felsen machten Sinn. Tatsächlich waren wir nicht allein auf der Wanderung. Insgesamt kamen uns 6 Personen entgegen. Der Wind nahm auch zu, je höher wir stiegen und wurde unangenehm kalt. Auf einem höhergelegten Felsen legten wir eine Pause ein und suchten uns ein windgeschütztes Fleckchen. Die Spuren endeten dort, der eigentliche Weg war aber noch nicht zu Ende. Wir beschlossen, aber nicht weiter zu gehen, weil die kommenden Meter ein ziemlicher Anstieg zu sehen war und wir wenige Anhaltspunkte für den Weg hatten. Der Blick ins Tal und zum Gletscher, dessen blaues Eis wir sehen konnten, waren dennoch fantastisch. Der Weg zurück war leichter, als wir dachten, und kamen gesund und kalt am Auto an. Danach entschieden wir, schon in Richtung unserer Wanderung am nächsten Tag zu fahren. Zurück ging es also auf der schmale Straße nach Kinsarvik, wo wir entschieden, zu schlafen. Wir parkten also direkt auf dem Parkplatz am Wasser und begannen unser Abendessen zu kochen. Wir wärmten uns mit einem leckeren Tee und einer Kartoffelsuppe. Danach machten wir unser Schlafplatz im Auto soweit fertig. Wir klappten die Rückbank um, entfernten die Kofferraumplane und legten unsere Isomatten und Schlafsäcke auf die entstandene Fläche. Für die Wärme in der Nacht füllten wir uns jeder noch ein Wärmflasche ab. Die zwei Paar neue Alpakawollsocken, die ich zum Geburtstag bekommen hatte, waren der absolute Renner für unsere Füße. Die waren immer warm geblieben. Da in der Nähe auch der Fährableger war, stand dort auch ein Klo, in dem es einen Heizstrahler gab, der die ganze Zeit lief. Es war so wunderbar warm da drin. Aber auf dem Klo möchte man dann doch nicht schlafen, also zurück ins Auto und sich in den Schlafsack kuscheln. Ich habe der Länge nach perfekt liegen können. Pia war 5 cm zu groß. Da wir früh aufgestanden waren und einiges erlebt hatten, fielen uns schnell die Augen zu. Pia's Schulfreundin war auf ihrer Norwegentour im Sommer auch am Buerbreen gewesen, nur konnten sie noch weniger weit gehen als wir, da es damals so sehr regnete, dass der Strom zu viel Wasser führte, um ihn zu durchqueren. Wir sind also sehr zufrieden, soweit gekommen zu sein. Zum Gletscher direkt führt der Weg sowieso nicht und auf dem Gletscher steigen/wandern, sollte man nur mit erfahrenen Menschen und der richtigen Ausrüstung. Alles andere ist viel zu gefährlich. 

Wie die Nacht und der nächste Tag war, gibt's im nächsten Eintrag. 




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