Vikki&theVikings
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Der Nase nach

Veröffentlicht: 25.03.2021

Nächster Tag

Eine mir oft gestellte Frage: Wie kalt war die Nacht?

Eine exakte Antwort habe ich nicht, aber da es abends klar und nur noch 3 Grad war, würde ich jetzt mal behaupten, die Temperatur fiel unter den Gefrierpunkt.

 Wie kalt es sich angefühlt hat? 

Antarktis. Ich dramatisiere hier nichts über.

Ich habe bis fünf Uhr morgens durchgeschlafen und bin aufgewacht, weil mir sehr kalt war. Im Auto waren alle Scheiben dermaßen beschlagen, dass es fast schon tropfte. Meine Füße waren noch warm, aber um den Bauch und am Rücken fror ich ziemlich. Den Schlafsack hatte ich mir über den Kopf gezogen und nur ein Atemloch vor meinem Gesicht gelassen. Die Wärmflasche war noch etwas warm, aber reichte nicht mehr aus, um mich richtig zu wärmen. Ich überlegte, ob ich es wagen sollte, aus dem Schlafsack zu krabbeln und in das beheizte Bad zu laufen. Die Überwindung den Schlafsack zu verlassen, war aber dann doch zu groß. Außerdem wollte ich nicht Stunden auf dem Klo verbringen und den Schlafsack ganz auskühlen lassen. Also überzeugte ich einfach meinen Geist, dass ich wieder einschlafen könne, weil mir doch irgendwann noch warm werden würde. Ich denke, eine halbe Stunde später habe ich auch wieder geschlafen und bin erst gegen neun Uhr aufgewacht. Pia lag da schon wach neben mir. Leider war es nicht viel wärmer geworden. Aus dem Schlafsack krabbeln war so eine Horrorvorstellung, dass wir schließlich beschlossen, uns im Schlafsack anzuziehen. Das ist normalerweise keine Schwierigkeit, aber da wir sie uns ausgeliehen hatten, lagen wir zusätzlich in einem dünnen Hüttenschlafsack, der später gewaschen werden konnte. Dieser innere Schlafsack war aber so schmal, dass an Bewegungsfreiheit nicht viel übrig war. Außerdem rutschte er auf dem normalen Schlafsack total, wonach man schon beim ersten Drehen auf die andere Seite verheddert und verdreht war. Wir vollzogen also das Kunststück, uns da drinnen anzuziehen. Aber danach war es nicht wirklich wärmer. Also doch hinaus in die Kälte und Frühstück gemacht. Das Wetter war leider wie angesagt geworden: viele Wolken, aber noch kein Regen. Trotzdem war der Ausblick auf den Fjord immer noch cool. Wir genossen unseren warmen Porridge und den heißen Tee. Das gab uns erstmal Energie für die innere Heizung. Anschließend räumten wir das ganze Auto in den Anfangszustand. Da meine Hände immer noch Eiszapfen waren, fuhr ich uns zum nächsten Ziel und genoss die herrliche Lenkradheizung. Ich sag euch, die war echt ein Traum!

Unsere nächste Station war der Ort Steinstø. Er liegt westlich des Hardangerfjords. Auf dem Weg dahin kamen wir wieder durch den Vallaviktunnel und dem schnieken Kreisverkehr. Die Straße auf dieser Seite des Fjords war breiter und deshalb angenehmer zu fahren. In der Nähe von Steinstø wollten wir eine Tour laufen, bei der man einen schönen Blick auf den Fjord hat. Die norwegische Wanderapp Ut ([üt] betyr hinaus) sagte uns eine Strecke an, bei der man vom Ort unten am Wasser starten konnte. Nachdem wir aber dort ankamen, konnten wir keinen Weg hoch auf den Berg sehen. Also beschlossen wir, von einem Punkt weiter oben zu starten und fuhren ins Örtchen hoch auf den Berg. Dort nahmen wir eine Straße, die zwar asphaltiert aber nur ein Auto breit war. Wir suchten auf dem ganzen Weg hinauf eine Möglichkeit zu parken und waren heilfroh als am Ende ein Parkplatz erschien. Ein Anwohner hatte netterweise ein Stück Land bereitgestellt, wollte aber auch etwas dafür haben. Wir wollten eine Runde wandern, die jemand in meiner Wanderapp veröffentlich hatte. Zu Anfang ging es einfach steil den Berg weiter hoch und weil die Sonne rausgekommen war, zogen wir uns unsere Jacken alsbald aus. Zufälligerweise war das an einem Wegweiser. Wir folgten den Weg in Richtung Sjusete, von dem wir annahmen, dass das der Name des Berges war. Wir hatten weder in Pia's noch in meiner App nämlich herausgefunden wie er hieß. Die anderen Wegweiser enthielten die Namen von den Orten unten am Fjord. Es ging also immer weiter hoch und irgendwann überschritten wir dann die Schneegrenze. Wir folgten immer schön den Wegweiser und kamen schließlich zu einer Hüttenansammlung. Und diese hieß Sjusete. Also nicht ganz der Berg, den wir finden wollten. Also guckten wir in die App und sahen, dass wir bei der ersten Kreuzung schon falsch abgebogen waren. Uns hatte der Weg nicht verunsichert, weil der Rest ähnliche Kreuzungen enthielt, wie die von uns gemerkten des Originals. Aber alles halb so schlimm. Wir waren nur ein bisschen zu weit westlich. Wir folgten dann einfach erstmal den Wegweisern in Richtung Nyasete, was sich auch als Hüttensammlung herausstellte. Nachdem wir Sjusete erreicht hatten, waren wir im Prinzip auf der höchsten Ebene angekommen und wanderten einfach auf der selben Höhe. Das war mal eine schöne Abwechslung zum normalen Auf- und Abstieg der letzten Touren. Teilweise lag viel Schnee oder gab es nasse Wiese. Da das Wetter nicht so bombastisch war wie tags zuvor, hatten wir leider nicht die beste Aussicht auf den Fjord. Trotzdem war es eine nette Wanderung. Als wir bei Nyasete ankamen, konnten wir dann einfach auf die gewünschte Route wechseln und folgten wieder einmal einer Spur im Schnee und blauen Punkten an Baum und Fels. Eine Bachüberquerung war natürlich wieder dabei. Die ging aber schnell und ohne Probleme vonstatten. Am höchsten Punkt angekommen, sahen wir dann, dass der Berg "Veten" hieß. Kurz davor hatte es mit Schneien angefangen, deshalb sahen wir mehr Wolke als Fjord. Von dort aus gings einfach wieder weiter auf dem Weg zurück zum Auto. Dort angekommen, waren wir unschlüssig, wie es weiter gehen sollte. Wir durchforsteten nochmal unsere Reisführer, denn so spät war es noch nicht. So richtig fanden wir nichts, deshalb fuhren wir ein bisschen die Straße zu einem Parkplatz zurück, um eventuell dort Essen zu kochen. Während Pia auf dem Klo war, fand ich im Reiseführer einen Wasserfall, der weiter Richtung Bergen und schnell erreichbar vom Parkplatz war. Also stieg Pia wieder ein und fuhr uns zum Steinsdalfossen. Mittlerweile regnete es wirklich nur noch. Der Wasserfall sah schon cool aus, aber leider konnte man nicht hinter ihm durch gehen, wie sonst möglich, weil das gespritzte Wasser einen Eisberg und Eisbahn kreiert hatte. Dies machte das ganze zu gefährlich, außerdem war auch von offizieller Seite Norwegens gesperrt gewesen. Aber gelohnt hatte es sich trotzdem. 

Ich hatte mittlerweile wieder Eisfinger, also durfte ich fahren. Ursprünglich hatten wir gedacht, wir würden eine weitere Nacht im Auto schlafen, aber so nah an Bergen, machte das wenig Sinn. Wir beschlossen also ein Stück weiter Richtung Bergen zu fahren, um dann Essen zu kochen, damit wir das Campingessengefühl nochmal hatten und in der Hoffnung, dass der Regen bis dahin aufgehört hatte. Die Straße führte uns die Berge wieder hinauf und es fing stark an mit Schneien. Wie es der Zufall will, bin ich vorher noch nie im Schnee gefahren, weil ich nie in Autonähe war, wenn es mal schneite. Wir schlängelten uns also die Serpentinen hinauf und der Schnee häufte sich auf der Straße. Dramatisch war es nicht, ich bin vorsichtig gefahren. Auf dem Weg bergab wurde der Schnee auch wieder weniger. An unserem Punkt, an dem wir gedachten Essen zu kochen, regnete es stark genug, um es ganz zu lassen und einfach zurück nach Bergen zu fahren. Nachdem der Regen aufhörte, kam dafür so richtig dicker Nebel. Der war bei den Kurven nerviger als der Schneefall. Also hatten wir alle Wettererscheinungen durch, außer vielleicht Starkregen und Gewitter. Wir kamen gegen acht Uhr am Flughafen an und packten unsere Sachen zusammen. Der Parkplatz auf dem wir das Auto parken sollten, war übrigens besetzt. Wir haben uns dann auf einen freien hingestellt und es führte glücklicherweise auch zu keinen Problemen mit der Autovermietung. Gegen halb zehn waren wir in Fantoft und haben uns ein leckeres Essen gegönnt und uns über die Wärme gefreut. 

Insgesamt war es ein cooler Ausflug gewesen. Im Auto schlafen ist vollkommen okay, aber wir waren uns einig, das nächste Mal es bei wärmeren Temperaturen zu wiederholen. Vom Uni-Alltag war es eine nette Abwechslung und hinterließ bei uns auch das Gefühl, Bergen für einen kurzen Moment entronnen gewesen zu sein. Und drei Wochen später hab ich's auch fertig gebracht, den Ausflug hier abzuschließen. 

Hier unsere Touren im Nachgang:

Buerbreen: 

https://www.komoot.de/tour/325694798?ref=itd&share_token=aJOtcqeYMKfypDt1Wh5ZRYl8Jf4rZFZ1Mu5tmwNEC6eCjblRh8

Veten:

https://www.komoot.de/tour/327071368?ref=itd&share_token=axnDNCBp5CbnKqV1uYVBlk73xnYGPvx9bz5SeJIkN10JvO2h3E


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