Veröffentlicht: 18.11.2024
Gestern habe ich nicht mehr viel gemacht. Im Zimmer waren eine Dame aus Lettland und einer aus England. Und dann die zwei, die ich schon von gestern kannte, weil sie in der selben Herberge waren: David aus Aachen und Pedro aus Spanien. Ich bin dann früh schlafen gegangen und obwohl es eine Bodenheizung gab, war mir doch kalt. Denn Decken gab es keine. Ich hätte besser meinen Schlafsack auspacken sollen, aber das ist mir erst nachts eingefallen und da wollte ich die anderen nicht stören. So hab ich mir meine Socken schon mal angezogen und mein langes Shirt. Und dann ging es. Gegen 4 Uhr bin ich wach geworden. Pedro aus Spanien war davor noch lange wach und dadurch habe ich unruhig geschlafen. Außerdem war mir einfach zu kalt. Deswegen habe ich mir meine Sachen gepackt und bin dann gegen 4:30 los. Im Ort gab es 2 Alternativen, den Weg weiter zu gehen. Da musste man aufpassen, die richtige zu nehmen. Es ging raus auf die Landstraße und dann ins Grüne. Die Etappe war wunderschön, nur im Dunkeln konnte ich nicht so viel sehen. Links und rechts von einem nur Natur und umgeben von Bergen und der schönen Landschaft. Es ging durch ein paar kleine Dörfer und auch mal ein Stück an der Straße, aber um die Uhrzeit war kein Auto unterwegs. Dann bin ich weiter an der Straße gegangen. Man hätte auch über einen Berg gehen können, aber sowohl Auf- als auch Abstieg waren sehr steil und vorher hat es noch etwas geregnet und deswegen ging ich an der Straße weiter. Die Strecke zog sich, aber so langsam wurde es hell und man konnte die ganze Landschaft nun richtig sehen. Dann ging es in ein Ort, wo ich dachte, ich könnte ein Kaffee trinken, aber natürlich hatten die zwei Bars noch geschlossen. Und mehr gab es nicht. Also weiter. Und es ging dann gefühlt eine Stunde bergauf. Aber man wurde mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Heute war eine sehr fordernde, aber auch landschaftlich sehr tolle Etappe. Achso: Davor auf dem Weg bin ich noch ein paar Fröschen begegnet, die einfach auf der Straße chillten. Ich habe sie dann ins Gras begleitet, weil ich am dem Weg auf einige tot gefahrende Frösche gesehen haben.
So bin ich weiter und so langsam ging es bergauf. Zwar gleichmäßig, aber deswegen auch nicht so steil. Ich war gut in der Zeit und hatte gute Laune. Dann bin ich noch an einen Ort, wo Pilgerfreunde etwas zu trinken und essen anbieten für Pilger auf Spendenbasis. Ich habe mir eine Fanta genommen, ein paar Nüsse und zwei selbst gebackene Muffins, die richtig geil geschmeckt haben. Für sowas liebt man den camino. Natürlich habe ich auch etwas gespendet. So bin ich weiter und dann passierte das bisher Schlimmste, was mir passiert ist: Ich musste auf Toilette. Generell kein Problem, denn ich habe immer etwas Toilettenpapier dabei und ich war eh im Wald und keiner war da. Das war der Plan, aber ich hatte ein wenig Verstopfung und es wollte einfach nicht raus. Ich habe dort über eine Stunde gewartet und bin immer ein Stück gegangen, aber ich konnte nicht mehr normal gehen. Ich habe echt gedacht, das war's. Zum nächsten Ort ist es noch 3 Kilometer. Und ich habe die ganze Zeit überlegt, was ich machen soll. Wär da ein Taxi, hätte ich es genommen. Ich hatte echt Schmerzen, aber ich konnte nicht draußen in Ruhe mein Geschäft verrichten. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich zum nächsten Ort zu quälen. Und natürlich hat das erste Lokal, was laut Google auf hat, gerade Betriebsferien. Dann zum anderen Lokal, mir einen Kaffee bestellt und dort konnte ich endlich auf Toilette. Es war wirklich ein befreiendes Gefühl und danach war auch alles gut. Ich habe mich eine halbe Stunde draußen auf die Terrasse gechillt und überlegt, was ich machen soll. Hier im Ort gibt es auch eine Herberge, aber ich wollte eigentlich noch 20 Kilometer weiter. Aber durch die Aktion habe ich viel Zeit verloren. Aber so beschloss ich, auf jeden Fall 12 Kilometer weiter zu gehen zum nächsten Ort, wo es auch eine Unterkunft gibt. Und wenn ich mich das gut fühle, kann ich ja noch weiter gehen. Gesagt, getan. Ich habe meine Jacke eingepackt, weil es mittlerweile echt warm geworden war und bin los. Zuerst ein Stück an der Straße und dann irgendwann in den Wald und dann tatsächlich wieder Berge hoch. Und es wurde richtig steil und anstrengend. Einen richtigen Weg gab es oft nicht und ich musste oft einfach über Felsen. Als ich oben ankam, war ich völlig fertig und komplett durchnässt. Es hilft ja nichts. Ich muss weiter. Zurück gehen ist keine Option. Es war sehr anstrengend und ging dann mal bergauf und dann bergab. Dann wurde der Weg auch wieder ein wenig gefährlich, wie es steil auf kleinen Steinen nach unten ging. Aber letztendlich habe ich dies auch gepackt. Dann noch eine halbe Stunde an der Straße und ich war im Ort. Ich war echt ko und wollte nicht mehr weitergehen. Deswegen bin ich hier zur Unterkunft, die gleichzeitig eine Bar ist. Perfekt, denn im Ort gab es keinen Supermarkt. In der Bar sind überall Muscheln angebracht. Echt ein mystischer Ort. Aber es gab zwei Probleme: Die Bar hatte heute, montags, geschlossen und die Albergue öffnet erst in 1,5 Stunden. Ich hätte mich da hin setzen können, aber nicht duschen und ausruhen. Und so bin ich dann doch weiter, weil nur noch 7 Kilometer auf dem Tacho stand zum nächsten Ort. So bin ich weiter und die Strecke war auch wieder ein wenig fordernd, aber nicht ganz so steile Anstiege. So bin ich dann gegen 17 Uhr im Zielort angekommen. Ich bin kurz zum Supermarkt und dann zur Unterkunft. Wenn die geschlossen ist oder voll, wäre das schon blöd, aber zum Glück sind nur 2 Holländer da. Perfekt. Ich habe einen ganzen Raum für mich. Und die Dusche hat wieder so gut getan. Danach habe ich etwas gegessen und mich nur hin gelegt. Schreibe meinen Blog und dann gehe ich früh schlafen, denn ich bin geschafft. Aber ich werde mir noch die Etappe für morgen anschauen...