Veröffentlicht: 19.11.2024
Der Tag beginn heute um 4 Uhr. Ich blieb noch ein wenig liegen, aber machte mich dann auf. Er war schon wieder etwas kalt in der Nacht und ich war wieder zu faul, den Schlafsack auszupacken. Ich brauchte gar nicht so leise zu sein, weil ich ja alleine war, aber gegenüber waren 2 Pilger aus Holland. Wir 3 waren übrigens die einzigen in der letzten Nacht. Ich hätte gedacht, dass es die letzten Tage voller wird. Vielleicht kommt das noch.
Jedenfalls bin ich runter und habe ein Joghurt und ein Mini-Muffin gegessen und dann so langsam los getrottet. Zunächst ein wenig müde und lustlos und es war heute wieder etwas kälter als die Tage davor. Es ging erst etwas länger aus der Stadt raus und dann bin ich über Landstraßen über viele kleine Dörfer gezogen, die aber mitunter wirklich nur aus 3 Häusern bestehen. Dann ging es auch ein Stück in den Wald. Und nach 14 Kilometer erreichte ich eine größere Stadt, wobei Stadt jetzt auch übertrieben wäre. Aber es gab schon ein paar Bars, einen schönen Hauptplatz und etwas mehr, nur was natürlich noch alles zu und alle am Schlafen. So bin ich weiter. Es hat leicht zu regnen angefangen, aber das ist ja nichts Neues mehr. Es ging weiter meist an Landstraßen und kleinen Dörfern. Und dann ging es durch ein Industriegebiet. Hier war schon etwas mehr los. Es gab auch Geschäfte und Bars, aber ich wollte erst in Ourense eine Pause machen. So bin ich weiter und die Strecke hat sich dann schon gezogen. Nach insgesamt 35 Kilometer habe ich dann Ourense erreicht. Die Stadt hat über 100000 Einwohner und hat wirklich viel zu bieten. Zuerst wollte ich hier auch übernachten, aber ich hänge noch eine Etappe dran. Ich bin durch ein paar Vororte und dann war ich in der Stadt. Das ist schön immer ein Kulturschock, wenn man von den Dörfern in die Stadt kommt mit Läden, Bars und Restaurants alle 10 Meter. Und so viel Trubel. Generell mag ich es ja, die Städte zu erkunden, aber auf dem Jakobsweg klappt das irgendwie nicht so. Meistens gibt es auch nur kleiner Pensionen, die dann auch etwas teurer sind. Ich habe mir an der Touristeninformation einen Stempel für meinen Pilgerausweis geholt und bin dann zum Supermarkt und habe dann auf einer Bank eine gut halbstündige Pause gemacht. Danach bin ich weiter. Ich hatte zwar wirklich mit dem Gedanken gespielt, dort zu bleiben, aber es war kein Regen angesagt und es war noch relativ früh. So bin ich los. Mir war kalt und deswegen hatte ich auch nichts ausgezogen. So bin ich los und war echt nicht motiviert. In Ourense war schon viel weihnachtlich geschmückt und ein großer Baum wird gerade vorbereitet. Ich musste bestimmt eine Stunde erstmal an einer großen Hauptstraße entlang gehen. Und dann ging es bergauf. Das habe ich im Reiseführer gesehen, aber das es so steil und so lange geht, war mir nicht bewusst. Ich bin bestimmt 1,5 Stunden nur bergauf gewandert und das schon relativ steil. Das Schwierigkeit bestand außerdem, dass es eine Straße war, wo von beiden Seiten Autos führen und es keinen Fußgängerweg gab. Und die Autos sind natürlich mit ordentlich Karacho runter und so musste ich neben der Höhe auch immer ein wenig um mein Leben fürchten, aber ich habe es überlebt, aber das war echt ein Kraftakt und ich habe jeden Schritt bereut, dass ich nicht einfach in Ourense geblieben bin. Wobei dann hätte ich ja die Strecke morgen gehen müssen. Auf der Mitte des Weges zog ich mein langes Shirt und meine Wanderjacke aus, die aber beide schon klitschnass waren. Und die Autofahrer haben auch immer etwas bemitleidend geschaut. Ich glaube, wenn mich jemand mitgenommen hätte, ich hätte nicht nein gesagt, aber keiner hat angehalten. Oben angekommen war zum Glück eine Bank und ich machte eine kurze Pause. Ich habe echt überlegt, was ich machen soll, weil die Steigung einfach nicht aufgehört hatte, aber zurück gehen ist halt auch keine Option. Voller Nässe ging es weiter. Flach und dann ein wenig nach unten. Später ging es in den Wald. Ich war durch die Höhenmeter völlig fertig und würde jetzt schon am Liebsten in mein Bett, aber es standen noch 15 Kilometer auf dem Programm und leider waren dazwischen auch keine anderen Herberge. So bin ich weiter immer wieder auch durch Wälder und Feldwege. Ich bin wieder an viele kleine Dörfer vorbei und habe mich gewundert, dass die Hunde so aggressiv sind, weil die ja eigentlich Pilger gewöhnt sind. Ich bin weiter und dann habe ich in der Ferne schon ein Schild gesehen mit Cea, meinem Zielort. Ich hatte vergessen, dass das Dorf bekannt für Brot ist. Sonst hätte ich mir Belag eingepackt. So bin ich in eine Brotstube, aber dort hatten die nur ein ganzes Laib Brot. Aber ich wollte es unbedingt probieren und vielleicht mag ja kein der Herberge noch etwas Brot. Wenn nicht, habe ich für die nächsten 3 Tage Brot. Nur blöd, dass ich den ganzen Laib jetzt auch noch mit schleppen muss. Aber ich war so fertig und hatte keine Lust, noch irgendwo anders. So bin ich um 17 Uhr zur Herberge. Der Besitzer war noch nicht da, aber zwei Damen aus Korea und ein weiterer Pilger aus Spanien. So habe ich erstmal geduscht und mir dann 2 Scheiben von dem Brot in der Mikrowelle angeröstet. Und ich muss sagen: Es ist echt ein geiles Brot. Freue mich schon drauf, wenn ich morgen Käse oder irgendwas anderes Geiles draufpacken. Muss nur schauen, dass die Unterkunft eine Mikrowelle hat. Und ein Messer hab ich zum Glück dabei.
Dann habe ich im Bett gechillt und mich ausgeruht nach diesem anstrengenden Tag. Für morgen ist ein wenig Regen angesagt. Deswegen kann man nicht so richtig planen bzw. muss 2-3 mögliche Etappenende einplanen.
Wir werden sehen...