Veröffentlicht: 25.10.2017
23.10.
ich wache mit TV begleitung aus derfrühstückshalle auf. Draussen hängen die wolken tief. Wie wirdsich das wetter heute entwickeln?
Ich habe guten hunger und fragenach spiegeleiern, brot und kaffee. Es ist einfach nur kalt. Dasfernsehgerät, das an der wand hängt, ist wieder auf lautstärle 12eingestellt. Es ist kein frühstücksgast sonst da, so dass ich denkoch von gestern bitte, die lautstärke zu reduzieren. Ich kann zwarverstehen, dass er und seine frau, die in der küche - an der jan fedder vom gesundheitsamt wieder seine wahre freude haben würde - am werkelnsind, eine geräuschkulisse haben wollen, aber das halte ich amfrühen morgen noch nicht aus.
die schüler zum appell
Es wirkt alles sehr trist. Ich schaueaus dem fenster, während die eier braten und blicke auf einenschulhof. Dort stehen die kids in ihren schuluniformen zum appell. Sosieht es aus. Die schule selbst ist noch nicht so alt, aber völligruntergekommen. Die scheiben sind teilweise unvollständig, derehemals grüne putz ist verblichen. Ich glaube nicht, dass es in denklassenräumen eine heizung gibt. Ich mache ein paar fotos.
Es gibt auchein krankenhaus, das seinen namen beim wort nimmt. Ein haus, das eherwie eine ambulanz aussieht, aber nicht über stationen verfügt.Unter einem dach steht der krankenwagen.
dringende einsätze scheint es wenig zu geben...
Das frühstück ist fertig. Der kaffeeist heiß, so langsam wird mir warm. Der koch macht anstalten zugehen. Ich erinnere ihn noch daran, dass wir gemeinsam die vepse ausder lobby bugsieren müssen. Gesagt-getan. Sie ist schnell wiederdraussen, aber noch nicht auf der straße. Da gibt es noch denschmalen betonweg, der am haus entlang führt. Rechts davon ist derrinnstein, links die hauswand. So langsam balanciere ich mich mit der vepse auf diestraße zu. Geschafft und nicht umgekippt. Der koch ist schon weg.
Ich packe in ruhe auf. ein alter manngesellt sich dazu und kommt etwas später zögerlich mit der bittenach 5 soles raus. so viel hat mein frühstück gekostet.
Er reinigt die rinnsteine und wird wohl dafürnicht bezahlt. Eher ein zeitvertreib.
Der sohn des hauses – um die4 – spielt mit dem kleinen hund. Der junge hat einekartoffelscheibe in der hand, hält sie dem hund vor die nase und läuft damit um das haus, der hundhinterher. Ob er sie jemals bekommt?
Es wird heller, meine hoffnung steigt,dass es noch schön wird. Ich mache mich auf den weg. Halb 10:00. Diebuckelpiste wird mich noch die nächsten 50 km begleiten. In dendörfern ist es noch schlimmer. Der gepäckträger hat schon gesternseine bewährungspürobe bestanden. Nach einer stunde werde ich voneinem straßenarbeiter aufgehalten. Es ginge hier erst in einerstunde weiter. Eine große maschine würde die straße planieren. Derwartestau wird immer länger. Auf einmal taucht eine familie auf undbietet peruanisches frübstück an. Reis, huhn, kartoffeln, eineheisse suppe. Es nieselt stilll vor sich hin. Die motorradfahrerhaben keine lederkombi, sondern tragen gummi ponchos undgummistiefel, oder plastiktüten, die sie um die schuhe gewickelthaben.
Um kurz vor 11 geht es weiter. Dievormals trockene schotterpiste ist jetzt nass und glitschig. Es istkein fotografierwetter. Der nebel hängt im tal, alles wirkt trist,büschelgras, schafe, ab und zu campesinos, die ihre tierevorantreiben. Die dörfer wirken sehr arm. Die lehmhäuser, diezwangsläufig am hang gebaut sind, beginnen sich langsam zum tal hinzu teilen. Der boden, auf dem sie stehen, sackt einfach ab.
entbehrungsreich
Ein fundament gibt es nicht.Es werden findlinge als grundlage gelegt, die reichen aber meistensnicht aus. Ein mann sitzt vor solch einem sich langsam teilenden lehmhaus undgrüßt mich zufrieden.
Die abfahrt ist einfach nur anstrengend. Essind einige höhenmeter ins tal zu bewältigen. Die straße wirdnicht besser, wenn dann etwas asphalt kommt, löst das eineschlagloch das andere ab. Teilweise joghurtbecher tief. Es wird aberimmer heller und nach einer kurve sehe ich hinter einer bergketteblauen himmel. Das ist meine richtung. Nach ca. 2 stunden bin ich imtal,überquere den fluss, der uns schon die ganze zeit begleitet hatund komme in ein dorf.
Die sonne ist da, es ist endlich warm - fast heiss. Sowarm, dass ich das flies, das ich unter meiner motorradjacke habe,ausziehe. Ich halte direkt vor einem laden und decke mich mit wasser und nüssen ein. Etwas ausruhen und dann geht es weiter. Natürlichist die vepse ein publikumsmagnet. Und immer wieder große augen,wenn ich erzähle, dass ich in santiago de chile losgefahren bin.
Die nächst größere stadt isthuanuco. Ich bin in der zivilisation wieder angekommen. Diewinterkälte von heute morgen würde keiner glauben, der hier wohnt. Hierist hochsommer. Kurze hosen, und t-shirts bestimmen das straßenbild.Endlich ist die 3N wieder ernst zu nehmen. Asphalt und gut ausgebaut.Sie führt auch nach lima und muss ziemlich viel verkehr bewältigen.Nachdem ich aus huanuco wieder draussen bin, geht es sehr zügigweiter gen südwesten. Ja – nach südwesten, weil sich die 3N ersteinmal richtung lima orientiert. Ich bekomme dann später – morgenvielleicht – die abzweigung nach osten.
Das tal lassen wir hinteruns, und es geht wieder bergauf. Die vepse ist noch auf 4.000 meingestellt und lässt sich nichts anmerken. Ich überhole die lkwund will junin, das 150 km entfernt liegt heute noch erreichen. Aberes gibt wieder eine straßensperre von einer viertelstunde und dannist wieder der düsenwechsel fällig. Und als wir wieder auf 4.000 m wiedernoch einmal das procedere. Das nimmt zeit. Und weiter geht es aufwärts, dielandschaft ist wieder karg. Der wind nimmt zu und schießt mit böen umdie kurven. Im osten bezieht es sich wieder. Ich erlebe ein ähnlichesszenario wie vor zwei tagen. Erst regen, dann schnee, der auf derstraße nicht liegen bleibt. Es wird kalt. Die von mir erhoffteabfahrt in das wärmere und schneefreie tal gibt es nicht. Wirbleiben auf dem hochplateau der zentralanden. Der schneeregen nimmtzu und es wird wetterbedingt immer dunkler. Mein navi sagt mir, dasses noch 37 minuten sind. Die schaffe ich nicht mehr. Die lkw düsenan mir vorbei, spritzen mich von oben bis unten nass, die vepse lässtin der leistung nach. Ich halte ausschau nach einem restaurant, woich mir das flies anziehen kann. Und auch heute – wie vom himmelgeschickt – taucht vor mir ein licht auf, dass sich als raststätteentpuppt. Das ist meine rettung. Beim reingehen sehe ich noch ausdem augenwinkel, dass es dort auch ein hotel gibt. Damit ist dieentscheidung gefallen: feierabend.
Ich bestelle zu allererst heissentee. Und bei einer tasse bleibt es nicht. Langsam wärme ich michwieder auf. Heute gibt es reis, kartoffeln, eine doppelte portionsalat und gebratene forelle. Danach noch ein paar kekse und heissentee.
Die vepse steht sicher verschlossen imhof. Über ihr hängen zum trocknen geschlachtete ferkel – vermuteich. Für meerschweinchen sind sie zu groß.
Mein zimmer ist sehr geräumig, hatdielenfußboden und ein bett. Eine nackte glühbirne ist in ihrefassung geschraubt, es gibt ein fenster zur 3N, auf der der verkehreinigermaßen moderat vorbeirauscht.
Es regnet.
Handtücher gibt esnicht, wifi ja, aber der schlüssel sei nicht bekannt.
das alles ist mir nicht wichtig.
Das restaurantwird größtenteils von fernfahrern frequentiert, die mit ihrengaslastern hier pause machen und abendessen.
Ich stehe immer wieder auf und mache dieeingangstür zu. Schon ein seltsamer gringo...
mittlerweile werde ichauch von vorbeifahrenden lkw-fahrern mit hallo gringo begrüßt.Hallo in englisch...
morgen muss ich 4 stunden inkl. pausefahren, um nach huancayo zu kommen. Dort gibt es eine cathedrale undbestimmt auch eine plaza mit einem oder mehreren hotels – richtigenhotels!