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2 Months on the Road

Veröffentlicht: 24.09.2019

Schon seit 2 Monaten kurven wir durch die Gegend, unglaublich wie schnell die Zeit vergeht! Und trotzdem: ich habe das Gefühl, es ist schon ein halbes Jahr her, seit wir am Achensee oder in Salzburg bei Österreich waren. 

What happend last week..

Wir verbrachten einen entspannten Tag beim Parkplatz am Strand ausserhalb von Metapont, von wo aus wir das letzte Mal gebloggt haben. Die Saison dauert hier nur noch bis am Sonntag, entsprechend ruhig und leer war die Gegend. Am Abend war niemand hier ausser dem Besitzer der Beachbar und einem Päärchen aus Schweden, die – wie sie uns erzählten – zur Finanzierung ihrer Langzeitreise Arbeitslosentaggelder bezogen. Naja, auch ein Weg, aber als Sozialarbeiterin bleibt da die Begeisterung vorneweg.

Am Abend war unser Hunger gross und ich kippte ein paar Nudeln zu viel ins heisse Wasser. Was übrig blieb wollten wir dann zum Frühstück essen. Ich hatte den Topf mit der Pasta zum Abkühlen draussen vor den Eingang gestellt– natürlich mit Deckel drauf. Als ich ihn kurz vor dem Schlafengehen reinholen wollte, fand ich ihn ein paar Meter weiter im Gebüsch. Nudeln waren keine mehr drin, nur noch etwas eingetrocknete Tomatensauce klebte am Rand. Auch einer von meinen Crocks-Schuhen hatte sich bewegt und lag – verschmutzt und angeknabbert – ganz in der Nähe. Da muss einer – vielleicht ein Waschbär? – ganz schön Lärm gemacht haben, aber Filou, der sein Plätzchen direkt beim Eingang hat, hatte das wohl verschlafen.

Aber Filou hatte auch andere Sorgen. Seit ein paar Tagen wurde er von Flöhen geplagt, und da weder das Scalibor-Halsband noch ein Anti-Parasiten-Schaumbad grossartig Wirkung zeigten, fuhren wir am nächsten Morgen zu einem Tierarzt. Der verabreichte ihm ein Spot On, und siehe da – eine Woche später ist Filou flohfrei.

Nach dem Besuch beim Tierarzt ging es weiter nach Norden. Unser Ziel war Pompei. Und je nördlicher wir fuhren, desto mehr gefielen uns auch die Natur und die Strassen. Es lag deutlich weniger Abfall am Strassenrand und auch das Zickzack-Fahren auf der Autobahn nahm ein Ende, denn die Schlaglöcher hatte man hier weitgehend verbannt. Im Gegensatz zum weitgehend flachen Süditalien kamen sanfte Hügel und irgendwann ganze Gebirgsketten ins Blickfeld.

Nach mehreren Stunden Autofahrt kamen wir in Pompei an. Jetzt war offiziell Nebensaison, und wir wollten endlich unsere ASCI Campingkarte, mit der man in der Nebensaison Rabatt bekommt, benützten. Im ASCI Campingführer fanden wir einen Campingplatz mitten in der Stadt, nur 100 Meter zum Eingang der archäologischen Ausgrabungsstätten entfernt. Dort angekommen, wurden wir sehr unfreundlich begrüsst - oder besser gesagt, gar nicht begrüsst. Ein junger Bursch nahm mit uns Blickkontakt auf und wies uns an, ihm zu folgen. Nachdem er auf einen freien Stellplatz zeigte, machte er kehrt und lief wortlos davon. Nachdem wir parkiert hatten, ging ich zur Rezeption, um mir ein paar Infos über den Campingplatz und die Umgebung zu holen. Ich musste dem älteren Herrn, der lustlos hinter dem Tresen sass, jedes noch so kleine Detail aus der Nase ziehen. Was kostet die Nacht hier? Wo sind die Toiletten? Wann ist Check-Out? Etc.  

Na egal, dachten wir, immerhin ist hier alles in der Nähe, es ist günstig - pfeifen wir auf die unfreundlichen Nasen. Nach dem Aufsuchen der sanitären Anlagen war unsere Meinung dann aber ganz schnell neu gemacht: wir – müssen – hier – weg. Also echt, wir sind wirklich nicht bekannt für irgendwelche Zimperlichkeit, aber das war einfach zu viel. Ich will euch die Details ersparen, liebe Freunde, aber ein kleiner Geheimtipp für alle, die Pompei mit dem Camper besuchen möchten: Macht einen Bogen um den Campingplatz Fortuna Village in Pompei.

Ich suchte dann nochmal den unfreundlichen Herrn an der Rezeption auf und sagte ihm, dass wir sofort abreisen. Er meinte, dass wir den ganzen Preis trotzdem bezahlen müssten. Klärte ihn über den Zustand der Sanitäranlagen auf und dass wir für sowas keinen Cent bezahlen. Er tat dann überrascht und wollte das Übel mit eigenen Augen sehen. Also sind wir zusammen zu den Toiletten und ich habe ihm die ganzen «Sachen» gezeigt. Als ich dann sagte, dass wir in zehn Minuten weg sind, hatte er keine Einwände mehr.

Wir haben dann etwas ausserhalb am Stadtrand via park4Night App einen ganz süssen familiär geführten Stellplatz zum gleichen Preis gefunden. Zwar waren es 20 Minuten Fussmarsch ins Zentrum, aber das war es uns wert. Direkt nach unserer Ankunft hat man uns durch den ganzen Platz geführt, Infomaterial zu Pompei abgegeben und uns sogar einen Welcome-Drink offeriert. SO macht man das!

Am nächsten Tag haben wir die archäologischen Ausgrabungsstätten von Pompei besucht. Eindrücklich, aber leider gab es viel zu wenige Infos. Man sah die ganzen wiedergefundenen, ausgegrabenen Häuser, Strassen und Tempel, Wandmalereien, Brunnen, detailreich verzierte Säulen, Bodenmosaike – aber nirgends gab es Infotafeln die irgendetwas zum jeweiligen Objekt ausgesagt hätten. Wir haben gesehen, dass ein paar Leute eine Art Guide hatten – so ein Kästchen mit Ohrstöpseln – aber niemand hatte uns beim Eintritt darauf aufmerksam gemacht. Und so haben wir dann während der Weiterreise am nächsten Tag auf Spotify einen Podcast über Pompei gehört und haben dadurch doch noch etwas über die Geschichte von den Einwohnern Pompeis, die im Jahr 79 n. Chr. vom Ausbruch des Vesuv-Vulkans überrascht und grösstenteils verschüttet wurden, erfahren. Pompei hat man übrigens erst fast 2000 Jahre später – ab 1920 – wiederentdeckt. Davor war die Stadt mit Schutt, Asche und Geröll überdeckt gewesen. Noch heute sind Archäologen damit beschäftigt, Teile der Stadt auszugraben.

Nach Pompei sind wir wieder weiter nach Norden gefahren. Wir mussten noch einige Kilometer abfahren, um in ein paar Tagen unsere Freunde in Cinque Terre zu treffen. Unterwegs kam ein mächtiges Gewitter auf. Es goss in Strömen, man sah nur wenige Meter weit, der Himmel war mit skurrilen Farben und Lichter gezeichnet. Es war ein richtiges Spektakel, ein bisschen angsteinflössend zwar, aber ein Augenschmaus. Wir sind dann bei Sperlonga angekommen, einer kleinen Ortschaft an der Küste. Als wir gesehen haben, dass der Parkplatz auf dem wir standen am Tag 20 Euro kostet, fuhren wir noch eine halbe Stunde weiter und landeten ein paar Ortschaften nördlich in Terracina. Es war schon dunkel als wir auf einem grossen, nicht gerade schönen, asphaltierten Platz mitten in einem Quartier ankamen. Wir blieben für die Nacht und fuhren am nächsten Morgen in der Früh wieder los. Ein paar Stunden später, an Rom vorbei, landeten wir im Naturpark Bracciano Martignano, genauer in einer kleinen Stadt Namens Trevignano Romano. Ich hatte den 0rt schon ein paar Tage vorher auf der Campingapp entdeckt und wollte das Wochenende nicht am Meer verbringen, wo es wahrscheinlich von Italienern wimmelte, welche die letzten warmen Sonnentage am Strand verbrachten. Über das Städtchen Trevignano Romano selber wussten wir nichts, ausser, dass es direkt an einem See lag. Schon beim Durchfahren des kleinen Ortes fielen uns die vielen schönen Gebäude entlang des Ufers auf. Wir parkierten 1,5 Kilometer ausserhalb der Stadt, direkt am See mit einem langen Badestrand. Gratis.

Am Nachmittag spazierten wir entlang der schönen Seeuferpromenade in die Stadt hinein. Es kamen uns lauter fröhlicher Leute entgegen, ein Mann sass mit seiner Gitarre auf einer Bank und sang wunderschöne italienische Lieder, ungewöhnlich viele Hundehalter spazierten mit ihren Fellnasen vorbei. Die positive Stimmung riss uns mit. Im Zentrum befand sich eine kleine Altstadt mit verwinkelten Gassen, farbenfrohen Hausfassaden, offenen Kunstateliers und Blumen überall. Am Abend assen wir in einer Pizzeria. Am nächsten Tag wanderten wir hoch zur Ruine einer Burg, die sich über der Altstadt auf dem Hausberg befand und von wo aus man eine wundervolle Aussicht über das ganze Tal hatte. 

Mitte Nachmittag ging unsere Reise wieder weiter. Unser Ziel war Arezzo. Unterwegs googelten wir, wo wir duschen könnten – es war höchste Zeit. Ich glaube die letzte Dusche lag drei oder vier Tage zurück. Wir fanden weder ein Hallenbad, ein Fitnesscenter noch sonst was, das am Abend noch geöffnet war, sahen unterwegs auf der Autobahn aber ein Hinweisschild zur nächsten Autobahnraststätte mit einem Wohnmobil-Zeichen darunter. Wir fuhren auf gut Glück raus und fanden eine supermoderne Raststätte vor – mit Duschen. Diese waren 1A; man hatte einen abschliessbaren Raum für sich alleine mit sauberer Dusche und Toilette und sogar Föhn – und das ganze kostenlos. Und es gab sogar eine umzäunte Auslaufwiese für Hunde, die Filou für ein kurzes Geschäft nutzte.

Frisch und wohlriechend setzten wir die Fahrt fort. Unterwegs fuhren wir an wunderschönen Landschaften vorbei. Wir waren jetzt in der Toskana und es sah aus wie auf dem Titelblatt eines Reisemagazins – hügelige Landschaften mit Weinbergen und Olivenplantagen, Zypressen und Pinienwäldern. Es reute uns ein bisschen, dass wir für die Toskana so wenig Zeit hatten – inzwischen sind wir ja schon ziemlich verplant – aber wir speicherten es als Destination für eine zweiwöchige Ferienreise in der Zukunft ab. Dann, wenn wir wieder unsere Fünf-Wochen-Ferien-im-Jahr-Jobs haben.

In Arezzo steuerten wir ein grosses Einkaufszentrum an. Sarah brauchte einen warmen Schlafsack und wir beide eine grössere Auswahl an warmen Kleidern. Wenn man im Sommer packt, dann kommen die Winterkleider meist zu kurz. Und seit zwei Tagen waren die Nächte ungemütlich kühl, obwohl es tagsüber nach wie vor recht warm war an der Sonne. Ja, es ist eben doch schon Ende September, es herbstelet. Und was uns auch fehlte: schöne Kleider. Als wir in Süditalien einmal mit der Cousine von Sarah am Abend ausgehen wollten, fiel uns auf, dass wir nichts hatten, indem wir uns für solche Anlässe wohl fühlten. Insbesondere an Schuhen mangelte es – ich zum Beispiel habe nebst einem Paar Wanderschuhen, Regenstiefeln und angeknabberten Crocks lediglich zwei paar Turnschuhe dabei – einmal in ausgelaugtem rosa und einmal in knalligem pink. Geht für schöne Anlässe einfach gar nicht. Leider fanden wir keine schönen Schuhe, Sarah aber einen Winterschlafsack und ich eine lange Hose und einen Pullover. 

Wir fuhren nochmal zwei Kilometer weiter auf einen grossen, kostenfreien Parkplatz im Zentrum, auf dem etwa zwanzig Wohnmobile standen. Irgendwie kam uns das komisch vor, so mitten in der Nebensaison. Als wir parkierten, kam sogleich ein älteres deutsches Ehepaar zu uns, das auch mit dem Camper unterwegs war, und meinte, sie würden etwas abseits parkieren, da das hier alles «Zigeuner» seien. Was genau sie damit meinten wussten wir nicht, aber tatsächlich hatten wir im Nachhinein den Eindruck, dass es sich hier um eine Art «Fahrende» handeln könnte. Die meisten schienen sich untereinander zu kennen und hatten sich ziemlich gut eingerichtet mit Tischen und Kochstationen. Für einen öffentlichen Parkplatz unüblich. Wir folgten den beiden und parkierten am anderen Ende des Parkplatzes. Wir verbrachten eine ruhige Nacht ohne irgendwelche Zwischenfälle. Haben uns noch überlegt, ob wir jetzt nicht auf Zigeuner sind? Fuhren dann weiter nach Empoli in der Nähe von Florenz. Hier wohnt eine weitere Tante von Sarah – Zia Stefania - die wir spontan besuchten. 

Wir wurden herzlich von Stefania und ihrem Mann Roberto begrüsst. Sie wohnen in einer Wohnung auf dem Land, mitten in der wunderschönen Toskana. Also konnten wir doch noch ein Stück dieser tollen Region geniessen. Das Haus befand sich mitten im Grünen, umgeben von Weinplantagen. 

Die beiden teilen sich die Wohnung mit einem 5 Monate alten Langhaar-Chihuahua. Luna. Ultrasüss aber ultrazickig. Es war uns kaum möglich, Filou in der Wohnung zu streicheln, denn jedes Mal tauchte die eifersüchtige Göre auf und schnappte dazwischen.

Wir wurden grosszügig verwöhnt mit regionalen Spezialitäten und konnten danach kaum noch laufen, so schwer waren unsere Bäuche. Wir verbrachten einen lustigen Nachmittag mit den beiden und legten uns anschliessend zum Verdauen ein paar Stunden in unseren Camper. So gegen acht Uhr gingen wir wieder hoch in ihre Wohnung. Zia Stefania hatte etwas von Grillieren gesagt, aber wir waren immer noch vollgefressen. Und so spielten wir zu viert einige hochspannende Partien Briscola (ein italienisches Kartenspiel) und um fünf Minuten vor Mitternacht schmiss Stefania den Grill an und zauberte einen herrlichen Mitternachts-Snack mit Grilladen, Bratkartoffeln, Salat und Brot.

Am nächsten Tag flohen wir vom Regen und gingen mit Zia Stefania ins nahegelegene Shopping-Center. Sarah ist um ein paar warme Kleider reicher geworden und ich habe endlich wieder einen Haarschnitt mit Konturen. Am Nachmittag fuhren wir mit Stefania und Roberto nach Vinci – dem Heimatort von Leonardo da Vinci - und schauten uns das Dörfchen an. Ein malerischer Sonnenuntergang hat uns dabei begleitet.

Am Abend machte Stefania leckere Ofen-Pizza mit selbstgemachtem Pizzateig. Mir läuft jetzt noch das Wasser im Mund zusammen, wenn ich daran denke. Anschliessend gab es wieder eine Partie-Briscola, Roberto und ich gegen Stefania und Sarah. Im Gegensatz zu gestern stand das Glück heute auf unserer Seite 😊

Die beiden Tage bei Zia Stefania waren wunderschön gewesen, aber unsere Reise geht heute wieder weiter nach Levanto bei Cinque Terre, wo wir das Ehepaar Perler treffen werden 😊 Wir freuen uns riesig! 

Ja und was noch... uns geht es gut, gesundheitlich sind wir alle wieder fit. Und wir haben noch lange nicht genug vom Leben auf vier Rädern, im Gegenteil, es wird irgendwie immer schöner. Bisher hatten wir eine tolle Abwechslung - planlos reisen, Freunde treffen, Workaway, neue Freunde finden, Verwandte besuchen, dann wieder eine Weile planlos on the road mit wildcampen, Stadtbesichtigungen, Naturerlebnisse... und wir freuen uns über die neue Jahreszeit. Der Herbst. Bedeutet für uns: Wandersaison! 

Wanderschuhe an und los geht's! Bis zum nächsten Mal!


Autorin: Stephanie Köllinger


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