Veröffentlicht: 31.03.2024
Montag, es ist heilige Woche in Peru und das merkt man auch. Im Nachtbus ist es immer nicht so bequem, zum Glück hatte ich keinen Sitznachbarn. 4:45 Uhr sind wir in Cusco angekommen. Viel zu früh, bis um 6 Uhr im Terminal gewartet und dann ging es zum Hostel. Zum Glück konnte ich direkt einchecken und noch mal 2 Stunden schlafen. Der Stadtrundgang war nicht so gut, der Guide hat viel zu viel erzählt. In Cusco ist an jeder Ecke Geschichte zu finden. Die Inkas haben es als ihre Hauptstadt gebaut auf 3400 Meter und für über 60000 Menschen. Mittags war ich auf dem größten Mercado San Pedro, der wurde von Herrn Eifel erbaut und hier kann man perfekt Geschenke kaufen und natürlich Chicha Merado trinken. Am Nachmittag findet die wichtigste Prozession in Cusco statt, Senior de los Temblores. Gott meinte es nicht so gut, davor hat es gehagelt und geregnet. Der schwarze Jesus wurde erst in Plastik eingepackt, aber dann wieder davon befreit. Die Menschen glauben, der schwarze Jesus beschützt sie vor Erdbeben, weil er im Jahr 1620 wohl ein Erdbeben unbeschadet überstanden hat. Alles ist sehr festlich, sehr viele Menschen, sehr viele Sicherheitskräfte und viel peruanisches Fernsehen. Übrigens tragen nur Männer die Figur, allgemein sehr männerlastig. Jesus wird mit roten Blütenblättern beworfen und auch Palmwedel spielen eine Rolle. Dass so viele Menschen dem so eine Bedeutung beimessen, ist erstaunlich. Hier mischen sich auch indigene und katholische Traditionen, was man an der bunten Kleidung und der Musik gut erkennen kann. Die Flagge Cuscos ist eine Regenbogenflagge. Wo sieht man schon einen Bischof neben so einer Flagge? Maude aus Paracas ist im gleichen Hostel; am Abend waren wir was essen. Sie war 4 Tage im Dschungel und wir hatten viel zu erzählen von unseren Erlebnissen. Dschungel würde mich auch reizen, aber wegen Machu Picchu wird das nichts.
Die nächste Tour führt zu den Rainbow Mountains. Start 4:30, schon wieder. Überall stehen um diese Zeit kleine Gruppen von Touris und warten auf ihren Van. Der Start war holprig, da man mich nicht am Hostel abgeholt hat wie versprochen. Und es regnet, regnet, regnet. Alle Wege in Peru sind weit, ich verbringe zu viel Zeit in Bussen und bekomme Rückenschmerzen. Nach Machu Picchu ist diese Attraktion die zweitbeliebteste in Cusco; ein ganzer Treck aus Minivans fährt über Schotterpisten gemeinsam zu den Rainbow Mountains. Hunderte von Menschen. Die Landschaft ist wunderschön und man sieht schneebedeckte Berge, wir sind über 5000 Meter. Man wandert circa 80 Minuten zum Gipfel. Die Faulen nehmen ein Pferd, sehen aber nicht sehr glücklich aus. Die Farben entstehen durch unterschiedliche Mineralien. Dank des Klimawandels wurde diese Attraktion vor ein paar Jahren freigelegt. Während des Abstiegs fing es an zu graupeln, was dann in Regen übergegangen ist; reihenweise sind die Menschen ausgerutscht. Sehr nervig, aber es ist Regenzeit. Am Abend UNO mit Maude und ihrer Freundin. Ganz schön langer Tag.
Cusco ist der touristischste Ort in Peru, mit allen Begleiterscheinungen (Massages, Wheat, Mushrooms). Es ist Mittwoch, die einzige Aufgabe heute ist es, zu meiner neuen Gastfamilie zu fahren. Nach dem Mittag mache ich mich auf den Weg mit dem Bus (dos Soles/50 Cent) nach Saylla. Bus heißt auch immer zu viel Körperkontakt. Saylla ist ein Vorort von Cusco gelegen in einem Tal mit sehr schöner Landschaft und besserer Luft. Ich werde eine Woche bei der Familie auf ihrer mehr als 300 Jahre alten Hacienda Canopata leben. Sehr nette Menschen und ich wurde gleich herzlich aufgenommen.
Eigentlich komme ich ganz gut zurecht mit meinem wenigen Spanisch, auch dank Übersetzungsapp. Kurze Lektion in spanischer Sprache. y wird wie i ausgesprochen, ll wie j. Saylla wird also Saija ausgesprochen, Llamas (Lamas) wird Jamas und Pollo (Hünhchen) wird Pojo ausgesprochen. Das n mit der Tilde wie in baño (Toilette) wird wie nj ausgesprochen, also banjo. Mit den Regeln kann man eigentlich alles aussprechen und wird mehr oder weniger verstanden.
Die Familie besteht aus Toño (Tonjo) und Wilma, den Eltern, Toni, dem Sohn und Monica, der Tochter. Monica ist mit Marc aus den USA verheiratet und hat ein kleines Baby. Alle leben auf der Hazienda. Ich kann dort eine Woche schlafen, duschen und essen und helfe dafür an 4 Vormittagen, das ist der Deal. Toño und Toni haben ein bisschen erzählt. Es war früher ein reiner Landwirtschaftsbetrieb und Indigene haben dort gearbeitet. Toño durfte als Kind nicht mit den indigenen Kindern Quechua sprechen, nur Spanisch. Die Familie gehört, denke ich, zur oberen Mittelschicht und hat ein paar Angestellte. Auch war Saylla lange ein kleines Dorf ohne Strom und Telefon. Erst nach einer Wirtschaftskrise in den 80er Jahren und als Cusco stark gewachsen ist, sind auch viele in den Ort gezogen. Toño gefällt das nicht so sehr, früher kannte er alle Nachbarn. Na ja, Toni und Monica sind, glaube ich, nicht so unglücklich darüber. Toni ist auf Heimaturlaub und studiert in Valencia. Landwirtschaft wird nicht mehr betrieben; heute veranstalten Sie Hochzeiten und Feste an jedem Wochenende, bis zu 200 Personen, nur nicht jetzt in der Regenzeit. Lohnt sich offenbar. An meinem ersten Tag habe ich im Garten geholfen, mit 2 Arbeitern war ich Mittag essen. Am Nachmittag wollte ich ein wenig wandern, aber überall diese Köter. Die Einheimischen stört das nicht wirklich, ich kehre lieber um, auch wenn die wohl nur ein auf dicke Hose machen. Zurück war einiges los, die erweiterte Familie aus Cusco war zum Kaffee da. Natürlich wurde ich gleich eingeladen. Ich verstehe nur ein paar Worte, aber lustige Menschen.
Karfreitag. Toño macht Tortillas zum Frühstück. Ich helfe wieder im Garten. Mit dem Bus geht es nach Cusco, ich muss in eine Drogerie, aber viele Geschäfte haben geschlossen. Den Nachmittag verbringe ich mit Maude. Wir waren erst was essen in einem besseren Restaurant. Ja, kann man mal machen, war echt gut. Danach haben wir ein paar Tattoo-Läden angeschaut und Maude hat sich ein Piercing machen lassen. Erst wollte sie auch noch ein Tattoo, hat es sich dann anders überlegt. Ich habe einen Künstler gefunden, den ich die kommenden Tage besuche. Wieder gab es eine Prozession, aber dieses Mal viel kleiner. Verehrt wird die Mutter Marias, also Jesus Oma. Ich weiß nicht, was sie tolles vollbracht hat, aber meinetwegen sollen sie es machen. Leider trennen sich die Wege von Maude und mir, sie reist nach Bolivien. Man sagt zwar, man trifft sich wieder, aber insgeheim wissen alle, dass das nicht stimmt. Wahrscheinlich deshalb ist man bei diesen Bekanntschaften sehr offen. Zurück auf der Hazienda kam ich nicht umhin, mit der Familie Abendbrot zu essen.