Veröffentlicht: 20.03.2022
Irgendein Vollpfosten hat den dummen Alarm des Radioweckers in meinem Zimmer auf 5:00 Uhr gestellt. Jedenfalls reißt mich dieses Ding um diese Uhrzeit aus dem Schlaf. Genervt ziehe ich den Stecker und schlafe noch mal ein. Dann wache ich wieder um 8:00 Uhr auf. Das ist ziemlicher Rekord. Frühstück gibt es hier nicht, Bock auf Frühstück habe ich auch nicht, also bin ich trotz späten Erwachens um 9:30 Uhr reisefertig. Mein nächstes Ziel habe ich gestern Abend noch gebucht, es ist auf Manteo, einer kleinen Insel circa 300 km von hier in North Carolina. Innerhalb der vielen teuren Angebote war es nicht ganz billig, aber ausgesprochen gut bewertet. Man muss sagen, dass die Preise hier an der Ostküste deutlich teurer sind als auf meinem ersten Roadtrip Richtung Texas. Das betrifft aber nur die Unterkünfte. Das Benzin ist zwei Dollar billiger. Pro Gallone.
Nach Zurückfahrt auf der 695 geht es wieder auf die 13 Richtung Süden. Wie gestern ist der verkehr mäßig und man fährt gemütlich bei strahlendem Sonnenschein und angenehm warmen Temperaturen. Die Landschaft ist wie gestern flach mit einigen Bäumen und Feldern. Gelegentlich wird auf eine Evakuierungsroute bei Tornados hingewiesen. Die suchen Virginia wohl öfters mal heim. Heute gibt es aber keinen.
Nach circa 90 Minuten erreiche ich die Mautstelle des Chesapeake Bay Bridge Tunnel. Ich zahle 14 $ und jetzt beginnt einer der spektakulärsten Abschnitte, die ich jemals gefahren bin. Ich hätte mich vielleicht vorher erkundigen sollen, aber dann wäre es nicht so unglaublich überraschend gewesen, was ich jetzt erleben sollte. Die Brücke ist 37 km lang. 37 km. Unfassbar. Man fährt auf diesem Koloss aus Beton und Stahl maximal 55 und minimal 45 Meilen/h. Das Auge ist immer auf die andere Brücke für den Gegenverkehr gerichtet. So wird einem bewusst wie man übers Wasser fährt. Unterbrochen wird die Fahrt durch zwei Tunnel, die unter der Wasseroberfläche hindurchführen und so Schiffen die Gelegenheit geben, die Bay zu passieren. Wer auf diese Fahrt nicht ständig denkt, dass die Menschheit überhaupt so etwas schaffen kann, mit dem stimmt etwas nicht.
Die Fahrt dauert mehr als eine halbe Stunde und ich bin am Ende total geplättet. Der Verkehr um Norfolk und Virginia Beach nimmt nun deutlich zu und es dauert eine Weile, bis man wieder auf einer kleineren Straße Richtung Siedlung weiterfährt. Diese Metropolregionen sind wirklich nichts für mich. Aber manchmal muss man halt hindurch.
Ich verlasse die 13 und lande auf der 168, die weiter östlich verläuft. Zum Mittagessen habe ich mir das Frog Island seafood restaurant herausgesucht. Da das Wetter toll ist, und ich nicht drin sitzen will und draußen die Plätze ziemlich ätzend sind, lasse ich mir mein Essen einpacken. Ein shrimp sandwich und 12 Chesapeake Austern. Mit diesen Leckereien fahre ich ein paar Kilometer weiter zu einer Picknick Area und setze mich draußen an einen schöneren Tisch. Das Sandwich hebe ich mir für heute Abend auf, und die Austern sind mit die besten, die ich je gegessen habe. Lediglich in Irland kann ich mich an noch bessere erinnern. Und für 14 $ sind sie außerdem noch ein Schnäppchen.
Nach einer halben Stunde setze ich meine Fahrt fort, und fahre Richtung Outer Banks von North Carolina, zu denen Manteo gehört. Über Brücken kommt man auf diese schmalen Inselchen, und ich besuche zuerst Duck, eine winzige Stadt mit einem boardwalk, auf dem man an zahlreichen Geschäften vorbei am Meer laufen kann. Die Strände hier sind allerdings fast alle privat.
Darum geht es weiter nach Kitty Hawk, der Ort den die Gebrüder Wright mit ihrem ersten Flug populär gemacht haben. Man kann hier auch ein Museum besuchen. Mich zieht es aber mehr zu den öffentlichen Strand und der ist schon richtig beeindruckend. total weit, fast leer, und mit einem herrlichen Sandstrand.
Noch besser wird es dann bei Jennette‘s Pier, ein paar Kilometer weiter. Er ist über 300 m lang und von dort hat man einen fantastischen Ausblick auf die kilometerlangen Strände von North Carolina. Mir war nie bewusst, dass dieser Staat so damit gesegnet ist. Ich finde diese Gegend eigentlich schöner als viele Strände am Pazifik.
Und diese Aussage überrascht auch Brandon, der mich in meiner Unterkunft empfängt. Man hört fast immer das Gegenteil sagt er. Ich entgegne ihm dann, dass ich auch in Spanien die Atlantikküste schöner fand als die Mittelmeer Küste. Nicht so überlaufen, rauer und ursprünglicher. Das Island Motel ist ein wahres Schmuckstück und sein Geld wert. Die Zimmer sind zwar nicht so groß aber wer braucht das schon und sie sind liebevoll eingerichtet. Und es ist unglaublich sauber. Trotz Kachelboden findet man nicht den kleinsten Schmutz. Und das schnellste Internet bisher. Meine Bilder hier lade ich in Rekordzeit hoch. Das hier wäre auch ein Ort um länger zu verweilen.