USA 2022 - The Great Comeback
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35. Tag - 17.03.2022

Veröffentlicht: 17.03.2022

Wegen COVID haben sich mehrere Hotels inzwischen angewöhnt, ihren Gästen statt eines Frühstücks In einem engen Gästeraum eine Frühstückstüte zu überreichen. Das ist heute bei mir der Fall. Der Inhalt ist überschaubar. Eine Flasche Wasser, die kann ich gut gebrauchen, ein fürchterlicher süßer Industriesnack und ein Müsliriegel. Kategorie: das braucht die Welt eigentlich nicht. Aber man soll ja nicht undankbar sein. Andere geben gar nichts. Was in diesem Fall allerdings besser gewesen wäre.

Heute soll nun der letzte Teil des Blue Ridge Parkways folgen. Und der Einstieg ist auch nur ein paar Minuten von meiner Unterkunft entfernt. Die Nacht hat es geregnet, aber inzwischen ist es trocken und sogar die Sonne kommt vereinzelt raus. Und so mache ich mich hoffnungsvoll auf den Weg und erlebe nach 15 Minuten eine derbe Überraschung. Es ist total neblig. Und zwar richtig neblig. So mit kaum was sehen neblig. Nach circa 15 Minuten sehe ich keinen Sinn mehr darin. Ich sehe kaum die Hand vor Augen. Das ist nicht nur gefährlich, sondern auch anstrengend und langweilig.

Also verlasse ich den Weg bei der nächsten Ausfahrt und kaum bin ich ein paar Meter weiter unten ist es schon wieder klar. es wird mir bewusst, wie hoch der Weg liegt. Und das ist eben heute die Crux. Ich fahre also querfeldein und begebe mich erst zum Schluss wieder auf diese schöne Straße. Dazu muss ich auf einer völlig verlassenen Straße erneut den Anstieg machen. Und was erwartet mich kurz vor der Einfahrt auf die letzten 30 Meilen hier? Nebel.

Ich bin schon fast wieder am umdrehen da lichtet sich plötzlich die Suppe. Und tatsächlich ist die letzte Etappe fast nebelfrei. Was daran liegt, dass sie etwas tiefer gelegen ist. Die Ausblicke auf die mit Nebelschwaden angereicherte Natur hat schon was. Ich bin sogar geneigt zu sagen, dass es gar nicht so schlecht ist dass es so ist wie es ist. Aber vielleicht will ich mir das auch mal schön reden.

Direkt am Ende dieser 700 km langen Strecke ist der Einstieg in den Skyline Drive des Shenendoa Nationalparks. Und der ist im Gegensatz zum Blue Ridge Parkway nicht umsonst, da man für den Park 30 $ bezahlt. Für sieben Tage die man dann Eintritt hat. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass der Eingang im Nebel liegt. Und die Rangerin an der Kasse macht mir richtig Mut. Die ganzen 100 Meilen wäre das so. Ich überlege kurz, aber dann beschließe ich morgen sowieso wieder zu kommen. Meine Unterkunft liegt auch ziemlich in der Mitte. Also ist es wurscht ob ich heute reinfahre oder morgen. Und rausfahren geht ja auch nach 50 km wenn ich es nicht durchhalte. 

Ich bin nicht der einzige der sein Glück wagt. Ein paar weitere Autos fahren mit den erlaubten 35 Meilen/h durch dieses magische Licht. Und ganz so schlimm wie heute Morgen ist es nicht. Aber auch nicht besonders gut. Bei den Aussichtspunkten sieht man zunächst gar nichts. Wenn das jetzt 50 km so geht, dann fahre ich wieder raus. Aber ich habe Glück. Insgesamt sechs mal reißt die Nebeldecke auf und gibt Aussicht frei. Und ich akzeptiere den Zustand als einzigartig. Ein wenig habe ich Bedenken, dass mir irgendein Tier vor das Auto läuft. Ein paar Rehe hab ich schon gesehen. Aber ich hoffe mal auf mein Glück und es geht auch alles gut. Sogar ein Eichhörnchen umfahre ich großräumig.

Nach zwei Drittel der Strecke erreiche ich meine Ausfahrt nach Luray. Und kaum bin ich draußen wird es sofort wieder klar. Was diese paar Meter ausmachen. Das Cardinal Inn, wo ich ein Zimmer gebucht habe, ist sowas von Retro, das ist schon wieder cool. Es ist sauber und man denkt man ist in den sechziger Jahren. Wenn nicht der große Flachbildschirm wäre. 

Luray ist ein kleiner Ort mit weniger als 5000 Einwohnern und mir gleich sympathisch. Ich schlendere ein wenig durch Downtown nachdem ich relativ früh eingecheckt habe. Hier ist null Hektik und sogar ein Sheriff grüßt mich. Ein paar Meter von meinem Hotel entfernt gibt es Hot Dogs, die zumindest laut Internet einen guten Ruf haben. Sie sehen wirklich nicht gut aus aber sie schmecken richtig gut. Und die Zwiebelringe sind die besten die ich jemals gegessen habe. 

Ich habe mir überlegt, ob ich wieder zurückfahre wenn morgen die Sonne scheint. Und den Skyline Drive noch einmal von vorne beginne. Aber ich mache das nicht. Das letzte Drittel fahre ich ab, egal ob Nebel oder Sonne und die ersten 2/3 sind eben meine Nebeletappen. Im Leben kann man ja auch nicht zurückfahren wenn es mal nicht eitel Sonnenschein ist. 


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