USA 2022 - The Great Comeback
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26. Tag - 08.03.2022

Veröffentlicht: 09.03.2022

Bedingt durch die Zeitverschiebung quillt mein Briefkasten über Nacht über. Meine Mutter ist die erste die mir gratuliert hat. Ich nehme das alles sehr freudig zur Kenntnis, aber ich mache mir eigentlich nichts besonderes aus meinem Geburtstag. Da müsste man eher meine Mutter feiern. Die hatte die Schmerzen. Ich bin einfach so rausgerutscht und kann mich auch an gar nichts erinnern. Aber nochmal, ich freue mich natürlich über jeden einzelnen Glückwunsch und lese auch alle durch.

Mein Frühstück bekomme ich in Form eines Gutscheins für das angrenzende Restaurant. Ich kann da unter drei Gerichten eines aussuchen, oder aber ich bekomme acht Dollar angerechnet. Da ich Biscuits & Gravy sehr mag, und dass eines der drei Gerichte ist, ist die Entscheidung auch relativ einfach. Und es schmeckt auch wirklich super gut. Eben selbst und frisch gemacht. Keine Industrieware. 

Gut gestärkt fahre ich also los, in Richtung Grand Canyon Nationalpark. Es geht es auf die 160, dann auf die 89 und dann schließlich auf die 64. alles sehr malerische Straßen. Auf der 64 halte ich an, direkt neben einem Navajostand, wo eine Frau anfängt ihren Schmuck auszulegen. Ich frage sie ob all die leeren und zahlreichen Stände im Sommer besetzt sind. Sie meint ja, die Saison geht richtig los nach dem Spring Break. Und dann sind endlose Auto Schlangen mit Touristen unterwegs, die dort Waren kaufen. Für mich wäre das ein Grund im Sommer nicht zu erscheinen. 

Die Straße ist relativ leer und ich erreiche den Osteingang Des Parks nach einer guten Stunde Autofahrt. Ich zahle meine 35 $ die mich berechtigen, den Park eine Woche zu besuchen. Wenn man nur einen tag hin will, wird es nicht billiger. Auch nicht an seinem Geburtstag. Der erste Haltepunkt ist auch gleich der vollste. Der am Desert View Watchtower. Hier bekommt man das Panorama dieser weltberühmten Schlucht in einer Breitseite, die man sein Leben lang nicht vergisst. Ich bin ja vor vier Jahren schon mal mit dem Helikopter hinein geflogen. Aber das hier ist etwas völlig anderes. Die Breite dieses Naturwunders ist unvorstellbar. Da kann man noch so viele Bilder machen, rüber bringen kann man das nicht. 

Da unzählige Schneepflüge unterwegs sind, die Gehwege von Eis und Schnee zu befreien, gehe ich mal davon aus, dass es erst in der Nacht geschneit haben muss. Die Straßen sind zwar frei, aber im Wald sieht man eine doch fast durchgehende Schneeschicht liegen. Unten im Canyon ist davon nichts zu sehen. Der Höhenunterschied macht die Temperatur aus, die den Schnee liegen lässt oder sofort weg taut. 

Ich bleibe insgesamt 5 Stunden in diesem Park, zwei davon an einem Pullout, an dem es mir besonders gut gefällt. Dort zu sitzen, etwas zu essen und zu trinken, und dieses Natur Panorama anschauen zu können ist das beste Geburtstagsgeschenk aller Zeiten. Ich kann mich nicht an viele Geburtstage erinnern. Aber diese 59. wird bestehen bleiben. Es fällt mir schwer, mich los zu reißen. Wohl wissend, dass ich wahrscheinlich nicht mehr hier herkommen werde, und diesen Moment in mein Gehirn einbrennen muss. Und es sind diese Momente, die Reisen so unwahrscheinlich wertvoll machen. Man kein keine Besitztümer auf seine letzten Gang mitnehmen. Diese Eindrücke aber auf jeden Fall.

Der Weg nach Flagstaff, wo ich übernachte, führt durch Winter Wonderland. Hier oben auf 2500 m Höhe ist eine durchgehende Schneedecke. Und es sieht bei strahlendem Sonnenschein einfach toll aus. Ein Anblick den ich aus Deutschland so gar nicht mehr gewohnt bin. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal Sonnenschein und viel Schnee hatten.

In Flagstaff treffe ich Beatrix. Sie ist ebenfalls auf einem Roadtrip unterwegs und ich kenne sie seit ein paar Jahren und wir haben viele Erfahrungen ausgetauscht. Sie war auch schon in Irland und in Cornwall und liebt wie ich die Natur. Es ist schon ein lustiger Moment, sich Tausende von Kilometern Von daheim entfernt an einem bestimmten Punkt zu verabreden. Und es dann auch funktionieren lassen.

Sie wird morgen den Grand Canyon besuchen, während ich nach Westen fahre. Hier kreuzen sich also unsere Wege und das ist einfach schön, für einen ganz kurzen Moment inne zu halten, Erfahrungen auszutauschen, und in dem Fall sogar ein bisschen Geburtstag feiern können. Wir gehen in eine Brauerei und essen was. Ich ein Chili mit Caesar Salat und sie einen Burger. Beides sieht nicht nur gut aus, sondern schmeckt auch super. 

Das war wirklich einer der besten Geburtstage meines Lebens. Er wird mich noch lange begleiten. Das Privileg, an so einem Ort sein zu können, erfüllt einen mit Dankbarkeit. Seit ich die schrecklichen Nachrichten aus der Ukraine höre, weiß ich noch mehr, wie gut es mir geht. Als Inder würde ich sagen, ich habe in meinem vorigen Leben viel richtig gemacht. Ich sage, keine Ahnung womit ich das verdient habe. 


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