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Neu gewonnene Freiheit, thailändische Hilfsbereitschaft und die volle Ladung tauchen auf Koh Lanta

Veröffentlicht: 21.05.2017

Nach der Zeit auf dem trubeligen Koh Phi Phi freute ich mich auf Entschleunigung und ganze fünf Nächte auf Koh Lanta. Mehr tauchen und eine Premiere standen an.

Es bedurfte lediglich einer knapp zweistündigen Bootsfahrt um in einer ganz anderen Welt zu landen. Auf Koh Lanta war sofort spürbar, das die Nebensaison begonnen hatte, es ging gemächlich zu, die Straßen waren relativ leer, viele Läden hatten geschlossen. Ohne das Tauchen wären mir die knapp sieben Tage zu lang geworden, so war es allerdings perfekt.

Frisch gelandet stapfte ich mit Sack und Pack als aller erstes zum Tauchladen. Ich hatte mir Kon-Tiki ausgesucht, da sie größtenteils drei Tauchgänge pro Tour anbieten und ich die Unterwasserwelt noch einmal voll und ganz in mich aufsaugen wollte, bevor ich sechs Wochen dem Meer den Rücken zu kehren würde. Begrüßt wurde ich von Bo, einer Belgierin, deren einzige Kundin ich vier Tage lang war und mit der ich mich glücklicherweise super verstand. In der Nebensaison tun sich die Tauchschulen zusammen, so nutzen mehrere nun ein Boot und meine drei Tauchgänge bekam ich nur an einem Tag. Das war letztendlich nicht weiter dramatisch, ich hatte wunderbare Stunden unter Wasser. Aber dazu später mehr...

Weiter ging es zu meiner Unterkunft in der Nähe des sehr entspannten Hippie-Strandes von Koh Lanta - dem Khlong Kong Beach. Ich bin mir sicher, dass ich für das Tuk Tuk dorthin zu viel bezahlt habe, sei es drum... Die kleine Anlage heißt Pitt Bungalow und auch hier machte sich die Nebensaison bemerkbar. Für sechs Nächte bezahlte ich nicht mal 50€, hatte ein eigenes Zimmer mit Doppelbett, Kühlschrank und eigenem Bad. Das war eine Wohltat nach dem engen überfüllten Hostel der Vortage - mein eigenes Reich, Platz zum Ausbreiten - herrlich!!! Hin und wieder beschleicht mich der Gedanke, dass ich dem Hostelalter langsam entwachsen bin, zumindest dem Schlafsaalalter... Das beste an dem Deal war allerdings, dass die Nutzung eines Rollers inbegriffen war, für die Tagesmiete allein zahlt man sonst schon mindestens sechs Euro.

Bisher hatte ich mich nicht getraut zu fahren, auf Koh Samui war alles noch neu und der Verkehr mir zu chaotisch. Die anderen Inseln sind ziemlich bergig und es gibt viele unbefestigte Straßen, man sieht nicht wenige Langnasen mit Verbänden. Mir war das ein bisschen zu aufregend. Auf Koh Lanta war nun meine Zeit gekommen. Der Betreiber der Unterkunft bot an, mir eine Einführung zu geben, darüber war ich sehr dankbar und nahm es entsprechend gerne an. Nach einer kurzen erfolgreichen Probefahrt gab es kein Halten mehr. Am ersten Nachmittag umrundete ich die Insel komplett, erst noch langsam und vorsichtig, dann mit zunehmender Freude und Geschwindigkeit. Ich nutzte jeden Tag die Gelegenheit zu erkunden und einfach meiner Nase zu folgen, die neu erlangte Mobilität erhöhte meinen Freiheitsgrad ungemein. Mein ökologischer Fußabdruck hat sicher darunter gelitten.

Anfangs machte ich den Fehler, die Tankanzeige nicht im Blick zu behalten. Es kam, wie es kommen musste... Auf einer hügeligen Straße mitten zwischen zwei Orten ging mir nach Sonnenuntergang der Sprit aus, ich machte mich auf viel Schieben gefasst. Ein junges thailändisches Pärchen fuhr an mir vorbei, drehte um und fragte, ob ich Hilfe brauche. Ich berichtete von meinem Missgeschick und schon waren sie auf und davon, um wenige Minuten später mit einer Flasche Sprit zurück zu kehren. Mein Dankbarkeit war riesengroß und gerührt war ich auch vor lauter Hilfsbereitschaft, die beiden haben mir echt was erspart.

Die Nachmittage und Abende verbrachte ich ruhig, durch die sozialen Interaktionen beim Tauchen tagsüber war das in Ordnung, ich gönnte mir ein paar Tage Pause vom Anquatschen Fremder und genoss einige wunderschöne Sonnenuntergänge am Meer.

Ein kleines Abenteuer war mein Ausflug zur Post. Ich hatte beschlossen einen kleinen Berg an Klamotten und Habseligkeiten in die Heimat zu schicken und etwas leichter unterwegs zu sein. Als ich es das erste Mal versuchte, hatte ich mir ausgerechnet Buddhas Geburtstag ausgesucht - es war Feiertag, ich hatte mich vorher nicht informiert und stand vor verschlossener Tür. Am nächsten Tag sollte ich mehr Glück haben. Nur die liebe Angestellte war mir nicht wohl gesonnen, sie war schlichtweg unfreundlich. Was ich nicht mehr mitschleppen wollte, hatte ich in meinen kleinen Rucksack gepackt und wollte ihn, so wie er war, abschicken. Die Gute meinte nur knapp - auspacken, ich muss sehen was drin ist. In Ordnung - also holte ich alles raus und legte es in den Karton, meinte aber gleichzeitig, dass ich das anschließend gerne noch mal ordentlich zusammen packen möchte. Offensichtlich verstand sie das nicht und begann auf einmal zu stopfen und den Karton zu verschließen. Ich war zunächst irritiert und erntete einen bösen Blick, als ich meinte, dass sie das bitte nicht tun soll. Es folgten noch ein paar Nettigkeiten bis ich endlich um sechs Kilo erleichtert diesen "wunderbaren" Ort verlassen konnte...

Das Tauchen war noch mal ein Traum, am 6. Mai kam ich nach Koh Lanta und viel​später hätte es nicht sein dürfen, denn ab Mitte Mai wird der marine Nationalpark für einige Monate geschlossen. Das wusste ich natürlich mal wieder nicht, Glück gehabt... In diesen Tagen sah ich mein erstes Seepferdchen namens Sammy, meine erste Schildkröte beim Tauchen und meine erste Seeschlange. Ich beobachtete wie ein Kugelfisch entnervt versuchte einen Putzerfisch abzuschütteln, wie eine riesige Qualle umringt von großen und kleinen Fischen durch's Wasser glitt, wie riesige silberne Fische mit blauen Flossen pfeilschnell umher sausten und jagten, tauchte in Höhlen hinein und schwamm durch große Fischschwärme hindurch. In der Regel waren wir eine Stunde unter Wasser, was wohl bedeutet, dass mein Sauerstoffverbrauch schon ziemlich gut ist. So tauchten wir gemeinsam Distanzen, die die liebe Bo so noch nicht zurück gelegt hatte mit Kunden. Auch für sie waren es entspannte schöne Tauchgänge. All das hörte ich natürlich gerne 😊.

Von einer besonders faszinierenden Begegnung möchte ich euch noch berichten. Zum Ende eines Tauchganges tauchte in unserer Nähe ein kleiner Schwarm Tintenfische auf. Ich konnte nicht mehr wegschauen und hätte nie gedacht, dass mich diese Wesen so in ihren Bann ziehen würden. Sie schwebten auf der Stelle wie kleine UFOs, ihre Flossen machten elegante Wellenbewegung. Langsam schwamm ich dicht heran, bis ich einem direkt in die Augen sehen konnte. Wider Erwarten hatte ich mich verliebt. In diesem Moment kam mir der Gedanke, dass diese Kreaturen in ihrem Zuhause viel bezaubernder anzuschauen sind, als tot auf meinem Teller. Nach dem Fasten hatte ich kein Fleisch mehr angerührt, ab und zu aber Meeresfrüchte. Seit dem Rendez-vous unter Wasser habe ich auch diese von meinem Speiseplan gestrichen.

Am 12. Mai war es an der Zeit mich für mehr als einen Monat vom Meer zu verabschieden. Das fiel mir nach all den Wochen nicht leicht und war schwer vorstellbar, aber ich hatte etwas, worauf ich mich freuen konnte. Früh morgens wurde ich also vom Minibus eingesammelt und wenige Stunden später am Flughafen in Krabi abgesetzt. Mittags hob das Flugzeug ab in Richtung Bangkok, wo kurz danach die liebe Evi aus Leipzig landete. Seither sind wir nun gemeinsam unterwegs und haben auch schon wieder einige Abenteuer erlebt...

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