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Koh Tao-chen 🐠🐙🐚🐡🐟⚓♥

Veröffentlicht: 10.05.2017

Nehmt euch bitte einen kurzen Moment Zeit, um meinen Sprachwitz zu würdigen 😉.


Mal wieder liegt das Abenteuer von dem ich euch berichten möchte, über eine Woche zurück. Es geht um ein neues - leider teures und in Deutschland kaum umsetzbares Hobby - das Tauchen!

Ich wurde gewarnt - Achtung! Suchtgefahr! - hieß es. Ich hörte nicht drauf und nun ist es zu spät, es ist um mich geschehen. Wow! Was für eine neue Welt sich einem da erschließt, ich könnte stundenlang schwärmen... Aber eins nach dem anderen.

Koh Tao ist die Taucherinsel Thailands. Es gibt 150 Tauchschulen auf diesem Inselchen, der Konkurrenzkampf sorgt für Dumpingpreise, so günstig kann man wohl fast nirgends seinen Tauchschein machen, auch nicht auf den anderen thailändischen Inseln, den Vergleich hab ich mittlerweile.

Glücklicherweise gab mir die liebe Eva in der Sanctuary den Tipp divepoint als Schule zu wählen. An diese Empfehlung hielt ich mich gerne, denn das riesige Angebot überforderte mich. Diese Entscheidung bereute ich nicht. Der Besitzer ist Österreicher und viele Mitarbeiter deutschsprachig, sodass ich den Theorieteil sogar in unserer wunderschönen Sprache abhandeln konnte.

Der Anfängerkurs bestand für mich aus vier Tagen. Am ersten Tag schaute ich ein Video, sollte Fragen dazu beantworten, die ich im dazugehörigen​ Buch auch noch mal nachschlagen konnte. Dann ging ich das Ganze zusammen mit Nathalie, einer Tauchlehrerin, nochmal durch, es gab neue Infos und ich hatte die Gelegenheit Fragen zu stellen. Im Anschluss folgte der Theorietest als eine Voraussetzung für den Tauchschein. Solange man vorher halbwegs aufmerksam war, ist der gut zu schaffen. Ich langweile euch jetzt nicht weiter mit den Inhalten, wenngleich sie natürlich durchaus relevant für die Praxis sind, allein schon, wenn es um die Risiken geht.

Es folgten drei Tage mit je zwei Tauchgängen. Andi weihte einen niederländischen Tauchschüler und mich in die Geheimnisse des praktischen Tauchens ein. Jeder Tauchgang beinhaltete Aufgaben, die wir vorab auf dem Boot besprachen und die Andi unter Wasser noch einmal demonstrierte, bevor es an uns war.


DAS ERSTE MAL UNTER WASSER

Bisher reichten meine Erfahrungen nicht übers Schnorcheln hinaus. Ich wusste nicht, was mich erwartet, war voller Vorfreude... Zunächst einmal sollten wir zeigen, dass wir uns im Wasser wohl fühlen. Also sprangen wir ins 30 Grad warme Wasser und schwammen gemütlich drei Runden ums Boot. Dann wurde es langsam ernst. Die erste Hürde bestand darin, mich in den Anzug zu zwängen, ein Shorty zwar und die richtige Größe, aber als zweite Haut eine Herausforderung, was das Anziehen betrifft. Dann bestückten wir unsere Bleigürtel, ohne kommt man erst gar nicht unter Wasser. Außerdem wirken sie dem Auftrieb entgegen, denn ein unkontrollierter Aufstieg - ein an die Wasseroberfläche Schießen - kann gefährlich enden. Anfänger bekommen tendenziell etwas mehr Gewicht, da sie eben oft noch nicht geübt sind im Austarieren und Kontrollieren der Tiefe, die Schwerelosigkeit muss man sich zunächst erarbeiten. Ich begann mit 4,5kg und bin jetzt bei 2,8kg angelangt, damit komme ich unter Wasser sehr gut zurecht. Hinzu kommen noch 18kg durch die restliche Ausrüstung, in Kombination mit Flossen ist man damit zulande ähnlich elegant unterwegs wie ein Pinguin, unter der Wasseroberfläche dafür allerdings auch, na gut - fast... Auch der Sprung ins Wasser in voller Montur wird geübt - wahlweise macht man einen großen Schritt nach vorne oder fällt rückwärts wie ein Brett ins Wasser, Maske und Mundstück sind dabei in Benutzung.

Das erste Abtauchen war spannend. Unsere Tarierwesten waren prall gefüllt mit Luft, zum Abtauchen musste wir diese entweichen lassen. Gesagt, getan - Herzklopfen... Mich überkam unerwartet ein Gefühl der Angst, leichte Panik. Ich hatte Sorge, nicht genug Luft zu bekommen und bildete mir ein, dass das Atmen schwer ging und überhaupt, es ist nicht normal unter Wasser atmen zu können, das kann gar nicht funktionieren - Hilfe!!! Es ist schwer zu beschreiben, letztendlich spielt sich vieles im Kopf ab. Wir waren nur zwei Meter tief beim ersten Mal, trotzdem war es grenzwertig für mich, ich gab zweimal das Zeichen, dass ich aufsteigen möchte, das taten wir dann auch. Andi ist glücklicherweise ein äußerst geduldiger und einfühlsamer Tauchlehrer. Eine Aufgabe bestand darin, unter Wasser unsere Maske komplett voll laufen zu lassen und sie dort auch wieder zu entleeren. Was hatte ich Respekt davor... Mittlerweile ist es ein schneller Griff, ein kurzes Ausatmen durch die Nase, das macht man nebenbei, während man das Treiben um sich herum aufsaugt.

Weil ich keine Ahnung vom Austarieren hatte, holte ich mir gleich beim ersten Tauchgang ein paar Kratzer am rechten Oberschenkel, irgendwie kamen die Korallen unter mir immer näher, zumindest weiß ich jetzt aus eigener Erfahrung, dass sie messerscharf sind.

Mit jedem Tauchgang wurde ich entspannter, bewahrte ich bei den Übungen zunehmend die Ruhe. Wir übten den Notaufstieg mit Tauchpartner und allein; die Kommunikation unter Wasser (Witze sind eine Herausforderung sage ich euch); was tun, wenn die Luft ausgeht; Höhe kontrollieren; Sauerstoffverbrauch kontrollieren und senken, umso länger kann der Spaß nämlich dauern; Tauchcomputer benutzen; wie fühlt sich Strömung an; wie funktioniert der Druckausgleich (diesen Druck auf den Ohren kennt ihr sicher auch) etc. nach den Übungen war immer auch Zeit zum Losziehen und Entdecken, wir paddelten dem guten Andi munter hinterher.

An den ersten beiden Tauchtagen ging es nicht tiefer als 12m, dabei waren wir immer dicht am Meeresboden, das gab mir ein Gefühl von Sicherheit, es gab eine Begrenzung nach unten. Am dritten Tag sollten wir nicht tiefer als 18m, nur war da kein Boden in Sicht, der kam erst so bei 30m bzw. noch später. Da klopfte es wieder mein Herz, beim ersten Tauchgang war mir das unheimlich, den zweiten konnte ich schon deutlich mehr genießen. Das Tiefe Halten war immer noch eine kleine Herausforderung, wurde aber stetig besser, da braucht es einfach Erfahrung.

Nach sechs Tauchgängen beglückwünschte Andi uns dann zum Tauchschein. Er war sich recht sicher, dass wir uns beim Tauchen mit Tauchpartner nicht umbringen würden. Es passiert selten, aber hin und wieder bekommen Schüler am Ende keine Lizens, sie brauchen einfach etwas mehr Zeit.


TAUCHSCHEIN - UND NUN?

Ich war also offiziell open water diver und konnte mir nicht vorstellen aufzuhören und Koh Tao zu verlassen. Ich beschloss gleich noch den Fortgeschrittenenkurs ranzuhängen und kam in den Genuss von Einzelunterricht. Die Hauptsaison neigte sich dem Ende entgegen, es wurde ruhiger auf der Insel, dadurch war es teilweise etwas einsam, mit Blick auf den Unterricht war es allerdings ein Glücksfall. Es folgten zwei weitere Tage mit fünf Tauchgängen. Ich verfeinerte meine Fähigkeit mich auszutarieren, im Wasser die Höhe zu halten, zu schweben, machte einen Nachttauchgang und einen Tieftauchgang bis auf 30m Tiefe. Dort sollte ich eine einfache Matheaufgabe lösen, um zu schauen, ob mein Hirn noch normal funktioniert (was auch immer das heißt) oder erste Anzeichen von Tiefenrausch erkennbar sind. Man soll dann wie betrunken bzw. euphorisch und unbesonnen drauf sein - ich merkte glücklicherweise keinen Unterschied. Der Kurs beinhaltete auch das Navigieren - eine absolute Katastrophe war das! Das ist nun wirklich nicht meine Stärke, ich gehe selbst an Land gerne mal verloren. Den Kompass benutzte ich immerhin richtig, im Quadrat zu schwimmen gelang mir trotzdem nicht. Insgesamt dreimal kam ich nicht dort an, wo ich gestartet war. Meine Güte, was war ich frustriert - sich unter Wasser ärgern - eine interessante Erfahrung. Das ist bisher der einzige Tauchgang an dem ich keine Freude hatte. Ich wurde damit getröstet, dass es den wenigsten am Anfang gelingt. Probiert es mal aus, es klingt leichter, als es ist. Fürs erste begnüge ich mich äußerst bereitwillig damit jemandem hinterher zu schwimmen, der sich auskennt.

Nun bin ich advanced adventurer (fortgeschrittener Abenteurer), was sehr cool ist, denn ich darf bis auf 30m tauchen, statt nur auf 18m, das ist vor allem bei Schiffswracks von Vorteil - sprich, wenn man sie sich aus der Nähe anschauen möchte. Nach insgesamt fünf Tagen Ausbildung folgte noch ein Tag mit sogenannten fun dives (Spaßtauchgängen), ich genoss es, keine Aufgaben erfüllen zu müssen, vom ersten Moment an ging es ums Entdecken, herrlich!


WIE IST ES NUN - DAS TAUCHEN?

Wow! Der Wahnsinn! Unbeschreiblich! Ein riesen Spaß! Die unter euch, die diese wunderbare Erfahrung auch schon machen durften, wissen sicher, was ich meine.

Einen Moment bist du noch über der Wasseroberfläche, im nächsten sinkst du langsam hinab und bist sofort in einer anderen Welt, vergisst alles andere, Sorgen, Müdigkeit etc. Du atmest die Luft aus der Sauerstoffflasche, hast dich an das Gefühl gewöhnt, du siehst und hörst beim Ausatmen die Luftblasen, die sich ihren Weg nach oben bahnen. Sind Taucher direkt unter dir, kitzeln ihre Luftblasen dich fast ein bisschen, gleichzeitig kann es aber auch nerven, du siehst nämlich nichts. Den Druckausgleich machst du mittlerweile ganz automatisch.

Alles fühlt sich an wie in Zeitlupe, als Taucher hast du keine Eile, hältst die Arme möglichst still und machst gemächliche Flossenschläge, so siehst du mehr und verbrauchst weniger Luft. Hast du das mit dem Schweben erstmal raus, bist du völlig frei im dreidimensionalen Raum. Über, unter neben dir sind Taucher, alle "fliegen", du auch, ausweichen geht in alle Richtungen. Beim Nachttauchgang war das spannend. Von den anderen Gruppen sah ich nur die Lichtkegel ihrer Taschenlampen, es war, als wären viele kleine UFOs unterwegs.

Du drehst dich auf den Rücken siehst die Wasseroberfläche über dir und denkst - Wahnsinn, so viel Wasser um mich herum, dabei fühlt es sich an als würde ich fliegen, alles in Zeitlupe wie gesagt... Du drehst dich auf die Seite, stellst dich auf den Kopf damit du besser unter einen Vorsprung schauen kannst, du spielst mit der Schwerelosigkeit und hast einen Mordsspaß.

Zu Beginn - vor allem nach meiner ersten schmerzhaften Begegnung mit den Korallen - war ich immer sehr darum bemüht, genügend Sicherheitsabstand zu halten, vor allem, wenn Strömung vorhanden war. Ich hatte nicht genug Kontrolle, das Feinjustieren klappte noch nicht zuverlässig. Jetzt ist es so, dass ich recht kontrolliert, langsam und vorsichtig, dicht an das Objekt meiner Neugierde ranschwimmen und dort verharren kann, nicht gleich in Panik verfalle, wenn ich das Gefühl habe, die Strömung drückt mich gegen das Riff. Ihr Lieben, das steigert den Spaß ungemein, das schöne am Tauchen ist, dass man schnell Fortschritte macht.

Besonders angetan haben es mir die Clownfische (ja, die kleinen Nemos). Sie bleiben ihrer Anemone treu, ziehen sich dorthin zurück, sind gleichzeitig sehr mutig. Ich schaue sie mir sehr gerne aus der Nähe an, meist von oben. Der größte der Bande kommt zielstrebig auf die Augen zu geschwommen und es ist als würde er sagen - Das ist meine Anemone, du hast hier nichts zu suchen du komischer Riesenfisch... Während eines Tauchganges schwamm ich in einen Schwarm Barrakudas hinein und kam aus dem Staunen nicht heraus. Papageienfische, Seegurken, Moränen, kleine Rochen, Seeigel, Drückerfische, Kugelfische, Trompetenfische, Quallen, Seeschlangen, Schildkröten und so unendlich viele weitere Meeresbewohner sind mir bereits begegnet, auch mein erstes Seepferdchen habe ich schon bestaunt. Bei uns siehst du sie alle nur im Aquarium, beim Tauchen in Thailand bist du zu Gast in ihrer Welt. Andächtig, ehrfürchtig, fasziniert beobachtest du und versuchst nicht zu stören...

Was ich auch nach wie vor bemerkenswert finde ist, dass das Auf- und Absteigen gar nicht so sehr über die Luft in der Tarierweste kontrolliert wird, sondern mehr über die Lunge. Je nach Druck (sprich Tiefe), muss die Luft in der Weste leicht angepasst werden, ist das erledigt, benutzt man seine Lunge wie Fische ihre Schwimmblase. Zum leichten Aufsteigen atmest du etwas mehr ein und dann normal weiter, zum Sinken, atmest du stärker aus und normal weiter. Mir bereitet es große Freude damit zu experimentieren. Sich in der Strömung treiben zu lassen ist äußerst entspannend, dagegen an zu schwimmen leider eher weniger.


Ursprünglich wollte ich die zweite Hälfte meiner Reise fernab vom Meer verbringen. Das ist ausgeschlossen, keine Option mehr, ich will tauchen, tauchen und noch mehr tauchen. Die Flüge an einen wunderschönen Ort habe ich bereits gebucht, ein Ort, der anfangs nicht auf dem Plan stand, auf den ich mich aber umso mehr freue. Wenn es soweit ist, weihe ich euch ein 😊.

Sollte euch das Tauchen nur ansatzweise interessieren und sich euch die Gelegenheit bieten, ergreift sie, ihr werdet es nicht bereuen. Da bin ich mir sicher. Ich stehe übrigens gerne als Tauchpartner zur Verfügung 😉.

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