Veröffentlicht: 28.11.2022
Wir halten es für eine gute Idee den Nachtbus über die holprige Straße nach Rurrenabaque zu vermeiden und stattdessen von Coroico aus einen Minivan zu nehmen. Dabei haben wir aber nicht berechnet, dass unsere Fahrer unter ständigem Einfluss von Kokablättern fahren wie die Henker! Auf der nicht asphaltierten Straße wird jede Kurve und jeder vorausfahrende LKW der waghalsig überholt wird zur echten Mutprobe, denn neben uns geht es ungefähr 500m den Abhang hinunter. Nichts für schwache Nerven oder unsere schwachen Mägen. Nach dem Umstieg in drei verschiedene Minivans erreichen wir aber zum Glück trotzdem sicher unser Ziel. In Rurrenabaque sind wir froh ein Hostel mit Pool gebucht zu haben und erfrischen uns bei abends immer noch 35 Grad im kühlen Nass. Auf der Suche nach einem Abendessen begegnet uns noch ein Laternenumzug inklusive Blaskapelle.
Nachdem wir die Frühstückszeit verpasst haben, suchen wir uns ein leckeres Café in der kleinen Stadt und erkundigen uns nach Touren in den Dschungel. Es gibt zwei Optionen: die Pampas auf einem Boot entdecken und viele Tiere sehen oder den Dschungel zu Fuß erkunden und viel über die Pflanzenwelt erfahren. Wir entscheiden uns gemeinsam mit Flore, die einen Tag später hier ankommt, eine 2-tägige Pampas-Tour zu unternehmen und dieses Mal ist der günstigste Anbieter entgegen aller Vorurteile einer der Besten!
Und so starten wir am darauffolgenden Tag zunächst mit einem Minivan, der 3 Stunden später in Santa Rosa ist. Hier gibt es Mittagessen und einen Tucan im Garten. Wir freuen uns schon auf die ganzen Tiere, die wir (hoffentlich) sehen werden! Also ab ins Boot (lange Nussschalen mit kleinem Motor hinten dran) und rein in das Amazonas-Gebiet.
Schon nach den ersten Metern begegnet uns ein Kaiman bzw. Krokodil. Gemütlich liegt es halb im Wasser, halb am Ufer und wirkt, wie zu Eis erstarrt. Ihm folgen in weiteren 3 Stunden auf dem Wasser in der unerbittlichen Sonne wirklich unzählige andere große und kleine Krokodile. Irgendwann interessieren uns nur noch die größten von ihnen. Der dickste Brummer, ein schwarzer Kaiman, bringt es auf ca. 3-4 Meter und kann bei Bedarf sogar die kleineren gelben Kaimane fressen.
Auffallend häufig lauern die Kaimane unter den Büschen und Bäumen mit großen Gruppen von Paradiesvögeln. Vielleicht fällt ja doch mal einer der tollpatschigen Vögel herunter… Und auch sonst gibt es einige Vögel zu sehen: weiße und grau-blaue Fischreiher, rote, gelbe, blaue Vögel, Adler, Falken, Enten und viele andere.
Hunderte Schildkröten genießen ein Sonnenbad auf hervorstehenden Ästen oder lassen sich schnell ins Wasser plumpsen als wir vorbeifahren. Und immer wieder grinst uns ein Kaiman vom Ufer aus an oder zeigt uns die Zähne.
Wir fühlen uns aber auf jeden Fall anderen Tieren verbunden, nämlich den absolut süßen und extrem gechillten Capybaras. Wir würden sie als eine Art Wasserschwein mit dem Gesichtsausdruck eines gelangweilten Meerschweinchens beschreiben. Sie begegnen uns im Wasser oder am Ufer, als Familie, Junggesellenbande oder Einzelgänger.
Wir kommen an eine etwas tiefere und ruhigere Stelle des Flusses. Hier können wir drei rosa Flussdelfine dabei beobachten, wie sie abwechselnd zur Oberfläche kommen. Leider sieht man aber immer nur einen kleinen Teil der Delfine aus dem Wasser ragen.
Irgendwann erreichen wir unser einfaches Camp für die Nacht, wo wir mit Popcorn und Orangensaft begrüßt werden. Da sagen auch ein paar Äffchen danke und hüpfen auf unsere Rücken oder klettern an unseren Klamotten hoch um an das Popcorn und Bananen zu kommen - ein tolles Erlebnis! Sogar Babyäffchen klammern sich bei egal welchen Manövern an ihre Mamis.
Dann geht es noch weiter zum Sonnenuntergang mit Bier und tollem roten Himmel. Doch mit der Dämmerung werden auch die Moskitos zahlreicher und wir sehen zu wieder schnell in geschützte Räume zu kommen. In der Dunkelheit können wir mit unseren Taschenlampen noch die leuchtenden Augen zahlreicher Kaimane sehen.
Zu den unglaublichen Urwaldgeräuschen schlafen wir schließlich ein, früh genug um am Morgen zum Sonnenaufgang wieder fit zu sein.
Tag 2 im Amazonas beginnt mit einer kurzen Bootsfahrt. Rechtzeitig zum Aufgang der Sonne über der flachen Landschaft voller hoher Schilfgräser kommen wir am Aussichtspunkt an. Anfangs hört man noch laut die größeren Affen kreischen, als die Sonne aber aufgegangen ist ebbt der Geräuschpegel ab. Wenn es morgens noch nicht so heiß ist kommen viele Dschungelbewohner aus ihren Verstecken und so entdecken wir hoch oben in den Bäumen einige der großen Affen, über uns überquert ein Tucan den Fluss und sogar eine Gruppe gelber Aras saust über unsere Köpfe hinweg. Leider viel zu schnell als dass man ein Foto hätte machen können.
Zurück im Camp gibt es erst mal Frühstück und wir können noch ein bisschen in den Hängematten am Fluss entspannen. Leicht schaukelnd im angenehmen Schatten und umgeben von Urwaldgeräuschen könnten wir noch ewig hier verweilen… Bitte einmal einpacken zum Mitnehmen, in einem Marmeladenglas konservieren und inhalieren wann immer wir wollen!
Aber wir haben ja noch was vor, also Schluss mit der Gemütlichkeit, denn jetzt begeben wir uns auf die Suche nach einer Anaconda! Die Schlangen sollen sich wohl irgendwo im sumpfigen Gebiet um den Fluss verstecken. Besonders optimistisch sind wir nicht eine zu finden, doch tatsächlich ruft uns plötzlich der Guide einer anderen Gruppe zu sich. Und dort direkt vor unseren Füßen ist eine Boa gerade dabei einen Fisch zu verspeisen. Langsam schiebt sie den immer noch leicht zappelnden Fisch immer weiter nach hinten und lässt sich von uns gar nicht beirren. Als sie fertig ist dreht sie sich um und verschwindet langsam wieder im Sumpf. Aus dem ganzen Matsch wieder rauszukommen ist für uns allerdings schwieriger als gedacht und wir müssen die Füße mit viel Kraft aus dem Sumpf ziehen…
Auch für uns gibt es nochmal Mittagessen und anschließend fahren wir zuerst mit dem Boot und dann mit dem Auto zurück nach Rurrenabaque.
Wir überlegen kurz doch noch die Tour in den Dschungel zu machen, aber ab morgen soll es hier regnen und so machen wir uns lieber auf den Weg zu unserem nächsten Ziel: Cochabamba. Und weil wir doch noch etwas länger leben wollen, nehmen wir diesmal am winzigsten Flughafen, den wir je gesehen haben, das kleine Flugzeug, welches uns mit kurzem Zwischenhalt in La Paz auch deutlich angenehmer und vor allem sicherer nach Cochabamba bringt.