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Mit dem Boot stromaufwärts nach Muang Khua (Tag 84 der Weltreise)

Veröffentlicht: 27.11.2019

27.11.2019


Gestern sind wir um 19:30 Uhr ins Zelt gegangen, weil es draußen zu kalt wurde und trotzdem sind wir heute morgen „erst“ um 7:00 Uhr aufgestanden^^ Während Frühstück und Baguette für die Fahrt schmierten buchten wir auch direkt die übernächste Unterkunft. Sicher ist sicher, wenn man mal gerade super WLAN hat ;-)

Um 9:20 Uhr machten wir uns dann auf den 30-minüten Fußmarsch zur Bootanlegestelle und kauften unterwegs noch eine Flasche Wasser. Abfahrt des Bootes stand für 10:30 Uhr angeschlagen, aber wir waren typisch deutsch schon um 9:50 Uhr dort.

Allerdings waren wir damit nicht die einzigen^^ Bei unserer Ankunft waren schon acht andere Touristen dort und mit der Zeit wurden es immer mehr :O Neben unserem Ziel Muang Khua wird auch das Dorf Muang Ngoi angefahren, welches nur eine Stunde entfernt liegt, wohingegen unsere Fahrt knapp sechs Stunden dauern würde

Wir zählten einfach einmal darauf, dass die meisten anderen nach Muang Ngoi wollten, aber als wir sahen, dass beide Boote gleichzeitig abfahren, wurde uns spätestens dort klar, dass wir alle im selben Boot sitzen würden :p

Gegen 10:30 Uhr durften wir dann langsam die Stufen runter zum Boot gehen. Da ich vorab gelesen hatte, dass es hinten im Boot besonders laut und daher besonders unangenehm ist, beeilte ich mich, damit wir einen guten Platz bekommen :D

Am Boot angekommen wurden einem die Rucksäcke abgenommen und dann musste man durch die „Fenster“ ins Boot klettern. Für die knapp 30 Leute gab es sechs Sitzplätze, die aus Autositzen bestehen und zusätzlich gibt es quer noch vier Holzplanken. Holzklasse also ;-) Ich konnte mich nicht dazu durchringen, einen der limitierten echten Sitzplätze zu besetzen und so kuschelten wir uns mit den anderen auf die Planken…

Man konnte also recht unbequem auf einer schmalen Holzlatte sitzen und musste dabei auch noch die Knie an die Brust ziehen, denn die Breite des Bootes beträgt maximal 1,50m :D Während wir mit Passagieren beladen wurden, schaukelte das Boot natürlich bereits ein bisschen und Jonas hatte die Befürchtung, ihm könnte wohl übel werden. Na das würde ja was werden! :O :p

Irgendwann sahen die Fahrer ein, dass wir ein zweites Boot benötigen. Dieses wurde dann mit genau sechs Leuten besetzt – für jeden offiziellen Sitzplatz einen. Warum wir nicht halbe halbe gemacht haben, damit alle etwas mehr Platz haben, hat auf unserem kuscheligen Boot dann niemand verstanden aber hey – wir suchen ja alle das Abenteuer :D :D

Als wir gegen 11:00 Uhr dann schließlich losfuhren, stellte Jonas erfreut fest, dass der Fluss so ruhig ist, dass das Boot gar nicht (mehr) schaukelte und so war zumindest eine Befürchtung nicht eingetroffen.

Der Komfort ließ erwartungsgemäß zu wünschen übrig aber das war irgendwie auch ganz witzig^^ Man konnte sich damit ablenken, nach rechts und links zu schauen, wo man die grünen Hügel und Felsen sieht. Eine echt hübsche Szenerie :)

Nach knapp einer Stunde erreichten wir dann Muang Ngoi und zu unserer Überraschung blieb außer Jonas und mir nur EIN anderer Typ sitzen! Yay! Sofort schnappten wir uns einen der Sitzplätze und eine Rentnerin gesellte sich ebenfalls noch zu uns. Mit vier Passagieren und einem „Kapitän“ ging es dann also weiter :)

Im Internet hatte ich gelesen, dass das Boot auch die Locals bzw. Waren transportiert aber wir behielten das Boot die ganze Zeit für uns. Man konnte seine Beine ausstrecken, Jonas legte die Füße hoch und jaa… Es war schon ziemlich komfortabel auf einmal. So würde man die nächsten Stunden gut aushalten können^^

Entgegen der „Sorge“, dass die Fahrt zu langweilig werden könnte, verging die Zeit recht schnell. Neben der Natur sah man ab und zu Fischerboote, Kühe, schwimmende Schweine und ganz selten auch mal ein Dorf. Vermutlich liegen hinter den Bäumen noch viel mehr kleine Dörfer, da einige der Fischerboote unbemannt am Ufer lagen. Irgendjemand muss sie von dort ja nutzen wollen ;-)

Es dauerte nur ca. eine weitere Stunde, bis wir wieder anhielten – dieses Mal, weil wir einen Damm erreichten. Ähnlich wie vor Luang Prabang ist der Damm ein Projekt von China Power und befindet sich in der Bauphase. Eine Schleuse gibt es nicht (und ist vermutlich auch nicht vorgesehen?) aber auch darauf waren wir durch andere Blogs vorbereitet gewesen^^

Wir stiegen aus und durften in einer kleinen Hütte am Steg warten, bis uns ein Tuk-Tuk abholen und am Damm vorbei auf die andere Seite zu einem neuen Boot bringen würde. In der Hütte, die auch ein kleiner Lebensmittelladen ist, saßen an Tischen ein paar Locals, die irgendein Gericht aßen. Als wir fragten, ob wir auch eins bestellen können, schüttelte die Inhaberin nur entschuldigend den Kopf. Schade aber okay^^

Die beiden anderen (die wir einfach mal als Belgier oder Luxemburger einschätzen, weil sie Französisch, Deutsch und Englisch sprechen aber untereinander auf etwas Flämisch klingendem redeten) kauften sich Chips und Cookies und Jonas und ich arbeiten unsere Snacks ab – vor allem die KitKat-Nachmache, die allerdings gar nicht so lecker ist :( :D

Ohne klare Information, wann es ca. weitergehen würde, verbrachten wir ca. eine halbe Stunde in der Hütte und dann kam das Tuk-Tuk mit Leuten an, die zurück nach Nong Khiaw wollten. Also ging es für uns rauf zur Straße und in das Tuk-Tuk.

Dabei bemerkte Jonas noch ein Hinweisschild von Power China, das die Locals auf die bevorstehenden Änderungen/Einschränkungen, die durch den Damm und dem damit verbundenen erhöhten Wasserstand entstehen, hinweist. Immerhin ;-)

Während Jonas das Schild fotografierte, spazierte ein vielleicht 12-jähriger Junge um das Tuk-Tuk herum. „Das ist unser Fahrer. Steig ein!“ rief ich Jonas zu. Er lachte nur aber als dann ein paar Minuten später der Junge ans Steuer ging, lachte Jonas nicht mehr :O :D :D

Auf dem Beifahrersitz saß ein anderer Laote aber gefahren wurden wir quasi von einem Kind, auf einer holprigen, nicht besonders breiten Straße. Wow! Nach vielleicht zehn Minuten kamen wir dann heile hinter/vor dem Damm an und als wir ausstiegen, war Jonas sich sicher, dass der Junge wohl älter ist als er aussieht – vielleicht ja schon 15 oder 16 ;-)

Nach dem Damm stiegen wir wie erwartet in ein neues Boot mit neuem Fahrer ein aber auch hier waren wir nur zusammen mit den Belgiern, sodass wieder jeder bequem einen (Auto-)Sitz bekam. Yay!

Der Motor, der schon am ersten Boot super laut gewesen war, war hier noch lauter aber nach einer Weile gewöhnt man sich an das Geräusch ;-) Direkt als wir abfuhren sahen wir eine (verrostete?), alte Fördermaschine, die vom Ufer in den Fluss gekippt (worden?) war und von den Kindern des Dorfes jetzt als Spielplatz zum ins Wasser springen genutzt wurde. Cool^^

Die nächsten zwei Stunden passierte dann wieder nicht viel. Jonas hörte Musik, ich genoss die Aussicht und packte mich warm ein, denn im Schatten war es doch schon ein bisschen frisch :p Ab und zu kamen jetzt auch kleine Stromschnellen, die komplett ungefährlich waren aber immerhin Abwechslung zu der sturen ruhigen Fahrt boten :D :D

An irgendeiner Stelle rief unser Fahrer auf einmal einem Laoten auf einem Fischerboot etwas zu. Die beiden klärten irgend etwas und dann ging unser Motor aus. Zuerst dachte ich, dass der Fischer Probleme mit seinem Boot hätte und wir ihm helfen würden oder so aber als dann beide Boote am Ufer anhielten, erfuhren wir den eigentlichen Grund: Unser Fahrer wollte frischen Fisch kaufen! :D :D

Das ist auch so eine Sache hier in Laos, die eigentlich ziemlich witzig und cool ist. Busfahrer oder offensichtlich auch Bootsführer haben während der Fahr immer Zeit für private Einkäufe. Auch vorher z.B. auf dem Weg zum Wasserfall in Luang Prabang hatte unser Fahrer angehalten, um Gemüse für das Abendessen zu kaufen oder so. Einfach sehr menschlich halt – Arbeit und Privatleben werden nicht so streng getrennt ;-)

In den meisten Läden und Restaurants sieht man ja auch immer Krabbeldecken oder Laufställe, wo dann die Babys und Kleinkinder drin schlafen oder spielen, mitten im Verkaufsraum und für alle sichtbar. Das ist hier ganz normal :)

Der Fischer machte für unseren Fahrer ein Netz voll mit was vermutlich sein kompletter Tagesfang war. Dann ging unser Bootsführer zum Boot, hob eine Planke aus der Mitte raus und brachte eine Handwaage zum Vorschein, die wie eine Kofferwaage funktioniert aber auf jeden Fall etwas älter und interessanterweise mit einer Glocke ausgestattet ist :D

Der Preis wurde dann anhand des Gewichts ermittelt und als unserer Bootsführer in der Hosentasche seiner Jogginghose nach Geldscheinen suchte, fand er dort nur einen 100.000 Kip Schein. Das sind umgerechnet 10€ aber es ist der größte Schein, den es hier in Laos gibt^^

Da die Fische aber weniger kosteten, fragte der Bootsführer kurzerhand, ob nicht einer von uns wechseln könnte. Cool! Ich stellte mir vor, wie in Deutschland ein Busfahrer an einem Bäcker anhalten würde, um sich ein Croissant zu kaufen und dann die Fahrgäste fragt, ob ihm jemand einen 50€-Schein klein machen könne. Da würden Deutsche aber komisch gucken :D :D

Zum Glück konnten Jonas und ich helfen und wechselten ihm sein Geld in zwei 50.000er Scheine. Nun brauchte der Fahrer nur noch eine Tüte. Er schaute auf die Plastiktüte, in dem der Belgier sein Essen transportierte und fragte freundlich danach. Achselzuckend gab der Belgier seine Tüte ab (und erhielt vom Fahrer eine kleinere als Tausch) und mit der Gemeinschaftsleistung war der Fischkauf nun erfolgreich ;-)

Als wir dann losfuhren, warf der Fischer noch per Hand einen kleinen Fisch nach, den er übersehen hatte. Unser Fahrer fing den Fisch mit der Hand auf und packte ihn zu den anderen in seine neue Plastiktüte. Jeder Fisch zählt^^

Die letzte Stunde auf dem Boot war dann noch einmal richtig frisch. Ich packte mich noch wärmer ein, während Jonas wie immer in T-Shirt, Shorts und Flip Flops behauptete, dass ihm nicht kalt sei. Verrückt! :D

Gegen 16:30 Uhr kamen wir dann schließlich in Muang Khua an. Der Ort liegt nahe der vietnamesischen Grenze und erfährt touristischen Zuwachs eigentlich nur von Transit-Reisenden, die maximal eine Nacht hier verbringen.

Da unser Vietnam-Visum erst ab dem 29.11. gültig ist (irgendwie haben wir da etwas falsch gerechnet, als wir es in Luang Prabang beantragt haben…^^), werden wir aber ganze ZWEI Nächte hier verbringen.

Angeblich hat der Ort nichts zu bieten aber das wollen wir uns morgen einmal genauer anschauen ;-)

Erst einmal suchten wir uns aber eine Unterkunft für die Nacht. Die erste, die auf dem Weg lag, war von außen super chic und sah eher teuer aus, aber aus Interesse wollte ich trotzdem nach dem Preis fragen. 15€/Nacht für ein Doppelzimmer. In Deutschland würde man zuschlagen aber hier schauten wir erst einmal weiter :p

Die nächste Unterkunft hatte noch genau ein Doppelzimmer frei, welches 7€ pro Nacht kostet. Wir ließen uns das Zimmer zeigen (so macht man das anscheinend :p ) und da es sauber aussah und da es kostenloses Trinkwasser gibt (Sparfüchse^^), schlugen wir natürlich zu :) Wir haben zwar kein eigenes Bad aber irgendwelche Abstriche kann man für 3,50€/Nacht/Person wohl machen :D :D :D

Nach dem Einchecken gingen wir dann recht hungrig auch fast direkt wieder raus. Es gibt hier einen kleinen „Markt“, der aber nichts mit den Nachtmärkten zu tun hat, die wir schon gesehen hatten^^ Daher plädierte ich für ein „echtes Restaurant“ und Jonas stimmte direkt zu :)

Das Restaurant unserer Wahl (es liegt 20m von unserem Gasthaus entfernt) ist ein echtes Familienrestaurant. Die Familie besteht aus Vater, Mutter, zwei Töchtern (wir schätzen mal 13 und 10) und einem Sohn (vielleicht 3 Jahre alt). Die Aufgaben scheinen auch klar verteilt – die Mutter ist in der Küche, die 10-jährige verteilt Speisekarte und deckt den Tisch ein, der Vater nimmt die Bestellung auf und die 13-jährige serviert. Der kleine Junge saß dabei an einem Tisch mit einer Konsole als Beschäftigung (Nintendo oder so?).

Jonas bestellte Suppe und Sticky Rice und ich hatte einfach Reis mit Gemüse und dazu einen Ananasshake bzw. ein Bier für Jonas. Besonders enthusiastisch sahen die Mädchen beim Bedienen nicht aus aber das konnte ich gut nachvollziehen. In dem Alter ist man vielleicht nicht mehr so begeistert, seinen Eltern zu helfen, wenn aus Spaß eine Pflicht wird. Als 6-jährige hilft man lieber als wenn man in der (Früh-) Pubertät ist ;-)

Nachdem unser Essen serviert worden war, setzte sich die Familie an einen freien Tisch und aß Suppe und Reis, sodass ich bereits vermutete, dass die Mutter von Jonas und meinem Gericht einfach eine größere Menge gekocht hatte, damit ihre Familie das als eigenes Abendbrot auch essen kann. Das wäre echt clever!

Leider wurde ihre Mahlzeit unterbrochen, als auf einmal sechs Deutsche fortgeschrittenes Alters das Restaurant betraten. Sofort mussten die Töchter aufspringen und ihren Aufgaben nachkommen und da der Vater noch zu Ende essen wollte und auch noch eine Zigarette rauchen bzw. die neuesten Klingeltöne mit einem Kumpel austauschen wollte, musste die ältere Tochter nun auch die Bestellung aufnehmen.

Die anderen Deutschen amüsierten sich darüber, dass auf der Getränkekarte eine Position „Alcohol“ steht. Jonas und ich fanden das auch witzig aber die Gruppe wollte das dann auch noch bestellen. Dies schien die Tochter zu überfordern und einer der Herren scherzte auf Deutsch „Alkohol darf sie wohl nicht, was?“

Spätestens da fing für Jonas und mich leichtes Fremdschämen an. Sie verunsicherten das arme Mädchen total mit ihren Bestellungen. Sie fragten, ob sie Englisch spräche und sie schüttelte den Kopf aber trotzdem redeten die Gäste weiter Englisch mit ihr. Eine Frau sagte noch etwas auf Französisch, die andere auf Spanisch. Ei ei ei!

Schließlich kam die Mutter dazu, um der Tochter zu helfen aber auch sie spricht kaum Englisch. „Alcohol“ sei etwas laotisches Selbstgebranntes. Die Gruppe wollte es probieren und bestellte etwas davon. Dann ging das Mädchen zum Kühlschrank, um Bier zu holen und als sie zu den Softdrinks kam, griff auf einmal der Vater ein.

Quer durch den Laden rief er ihr etwas zu und sie schaute erneut in den Kühlschrank. Während sie dort verunsichert nach etwas suchte, kam die jüngere Schwester dazu aber auch sie konnte nicht helfen. Dann ging der Vater doch noch selber zum Kühlschrank und drückte der älteren Tochter eine Dose in die Hand. Zusammen gingen die beiden an den Tisch. „No Sprite“ erklärte der Vater und bot die gesuchte Alternative an.

Anstatt das Getränk anzunehmen, fragten die Leute erneut nach dem Alcohol. Oh man!!! Jonas und, mir war es sooo unangenehm, überhaupt anwesend zu sein aber wir mussten noch bezahlen und als wir das dem jüngeren Mädchen sagten, verstand sie uns wohl nicht. So warteten wir noch ein bisschen, sahen die nächste deutsche Gruppe reinschneien (Oh oh!!) und dann endlich durften wir zahlen.

Das ganze Essen und die Getränke kostete insgesamt 5,50€ - so viel zum Thema „teuer Abendbrot essen“ :D :D Ein Restaurantbesuch in Laos ist auch sehr erschwinglich – zumindest wenn man wie wir vegetarisch isst. Es gab auf der Karte auch Beef und Steak, das natürlich dann allein ca. 5€ pro Gericht kostet ;-)

Nach dem Essen ging es zurück ins Gasthaus und wir tilgten die Reste unserer Schokoriegel, damit wir Morgen endlich wieder Kekse kaufen können! :O Ohne die geht nichts mehr hier^^

Wir sind gespannt auf den Tag morgen. Eine Stadt zu erkunden, zu der es kaum Infos online gibt, ist vielleicht ganz witzig ;-)

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