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Kalte Nächte und Surfen bei Pichilemu

Veröffentlicht: 07.02.2020

Donnerstag, 30.01.2020

Die Jungs sind heute morgen nach Argentinien aufgebrochen und ich habe beschlossen, nach Süden zu reisen, da ich in einem knappen Monat in Punta Arenas sein möchte. Der erste Stop wird Pichilemu, also bin ich zum Busbahnhof gefahren, habe ein Ticket gekauft und bin eingestiegen. Die Fahrt dauerte ca. 5 Stunden und ich nutzte die Zeit für ein Blogupdate.

In Pichilemu angekommen habe ich noch Geld abgehoben, was hier recht teuer ist, und mein Handy aufgeladen. Zum Glück hat mir die Dame im Kiosk geholfen, ganz trivial ist es nämlich nicht. Pichilemu ist ein süßer, bunter Surferort mit einigen kleinen Surfshops, Cafés und Boutiquen, aber trotzdem nicht fancy. Ich habe mir aber ein Hostel etwas außerhalb ausgesucht, ca. 15km südlich. Mit dem Collectivo oder Taxi wollte ich erstmal nicht fahren, sondern mich mehr an's Trampen/Hitchhiken gewöhnen. Immerhin geb ich immer noch wesentlich mehr Geld aus als mir lieb ist. Nach einem 15-minütigen Marsch zur richtigen Straße wurde ich schon nach wenigen Minuten mitgenommen, allerdings nur bis zur Hälfte der Strecke, dem bekannten Surfspot Punta de Lobos. Von dort hat es allerdings keine halbe Minute gedauert, bis der nächste Wagen seine Türen für mich aufgemacht hat. Und obwohl der Fahrer kein Wort Englisch sprach, hat er mich die letzten 1,5km Schotterpiste bis vor die "Haustür" gefahren, was ich sonst hätte laufen müssen.

Das Hostel ist schnuffig, aber eher einfach. In zwei kleinen Holzhütten befinden sich ein paar Zimmer mit Stockbetten, in einer weiteren Holzhütte eine Küche und ein Wohnzimmer. Alles ist etwas dreckig und heruntergekommen, aber zweckdienlich. Und der Ausblick auf's Meer ist wunderbar. Ich kam gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang.

Die meisten Mitbewohner sind deutsche Abiturienten, deren Gesprächsthemen nicht wirklich widerspiegeln, was in mir gerade so vorgeht. Aber nett sind trotzdem alle. Gegen Abend wurde es immer kälter, und ich war die ganze Zeit am zittern. Mein Bett hat zwar eine ganz dicke Decke, aber ich brauchte bestimmt eine halbe Stunde, bis mir wieder einigermaßen warm war und ich schlafen konnte. Gewöhnungsbedürftig.

Freitag, 31.01.2020

Von den Volunteers des Hostels wurde ein sehr einfaches Frühstück gerichtet, aber Hauptsache nicht hungrig. Danach hing ich eine ganze Weile einfach nur draußen auf dem Gelände herum und wusste nicht so recht, was ich mit mir anfangen soll. Mir war die ganze Zeit kalt. Ich wusste, da hilft nur Bewegung, aber wohin und was tun? Ich bin also erstmal vormittags mit zum Supermarkt gefahren, in Laufweite gibt es nämlich keinen Laden. Mittags hab ich Hummus gemacht, da es Tahini zu kaufen gab, was ich in der Karibik vergeblich gesucht hatte. Das hat meine Stimmung erheblich gehoben, und als ich mich danach noch auf das Balance Board in die Sonne geschwungen habe, wurde mir auch endlich warm.

Im Hostel sind noch ein paar mehr Gäste eingetroffen und am späten Nachmittag konnte ich mich dazu durchringen, eine Runde mit surfen zu gehen. Wetsuit und Board konnte ich vom Hostel leihen und der Strand ist nur wenige Minuten zu Fuß entfernt. Wir hatten die ganze Bucht fast für uns allein, mussten aber noch etwas weiter laufen, bis keine Steine mehr im Wasser waren. Das erste Mal wieder surfen nach ein paar Jahren ging erstaunlich gut, allerdings nur im Weißwasser und mit Riesen-Softboard. Hat aber sehr viel Spaß gemacht und kalt wurde mir nicht mehr.

Zum Abendessen haben wir gemeinsam gekocht und danach die Feuertonne angeschmissen. In weiser Voraussicht habe ich mir schnell die lange Unterwäsche und ein dickes Flies darüber angezogen und den Abend tatsächlich ohne frieren überstanden. Spannende Gespräche mit den neuen Gästen haben sich auch ergeben, mit viel Inspiration zum drüber schlafen. Beim Schlafengehen mit der langen Unterwäsche war mir fast zu warm.

Samstag, 01.02.2020

Heute war ein absoluter Faulenz-Tag. Bis nachmittags war es bewölkt und kühl, und alles was ich wollte war essen. Habe den ganzen Tag recherchiert für Patagonien und Optionen für Freiwilligenarbeit angeschrieben. Die meiste Zeit hing ich also am Handy, und es hat sich nicht gut angefühlt. Hauptsächlich, weil es lange Zeit ohne Ergebnis blieb (und natürlich weil es super ungesund ist und so). Aber am Ende des Tages kann ich sagen, dass ich weiß, wo ich morgen hinfahren werde (nach Molina zu einer Öko-Tourismus-Farm) und einen groben Plan für Patagonien gibt es nun auch schon. Zumindest in meinem Kopf. Ich glaube, morgen kann ich da Nägel mit Köpfen machen, einen Mietwagen buchen und die Reiseroute grob feststecken für die Zeit, in der mein Freund Ben nach Chile kommt.

Gekocht wird gerade sehr simpel mit dem, was so da ist. Hatte heute zum dritten Mal Reis, aber das stört mich nicht. Abends saßen wir wieder gemeinsam draußen, haben den Sonnenuntergang mit etwas Wein genossen und ein Feuer angemacht gegen die Kälte. So kalt wie vorgestern ist es aber zum Glück nicht mehr geworden. Ich freu mich auf meine erste Workaway Erfahrung ab morgen und darauf, wieder mit Locals in Kontakt zu kommen statt nur mit Reisenden. 

Antworten (1)

Alfred
Liebe Lena, ... wollt nur sagen: es freut mich immer, wenn ich wieder neue Bilder und Berichte von Dir sehe... es versetzt einen doch wenigstens kurz in eine andere Welt 🙂 LG von der anderen Seite der Erdkugel Al

Chile
Reiseberichte Chile
#surfen#strand#kälte#sonnenuntergang#hostel