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Ballengarra (03.02 - 10.02.2019)

Veröffentlicht: 11.02.2019

Da wir in unserer Reiseplanung noch zwei Wochen über hatten und wir wieder bereit zum Arbeiten waren, haben wir uns ans Woofing gemacht. Da arbeitet man auf einer Farm als Freiwilliger und bekommt im Gegenzug die Unterkunft und Essen gestellt.

Tag 1: Da Marie bereits in eine App investiert hat, wo Adressen von den Farmen aufgelistet sind, haben wir uns darüber für unsere Alpakafarm in der Nähe von Port Macquarie entschieden. Kathryn C. wohnt dort mit rund 40 Alpaka. Wir haben uns schon sehr gefreut wieder etwas produktives zu machen und jemanden zu unterstützen. Als wir ankamen sollten wir ein Formular ausfüllen. Leider stand dort auch etwas von einer Woofingnummer, die wir leider nicht hatten. Als wir Kathryn, unserem Host, unsere Situation erzählt hatten, meinte sie, wir müssten Mitglied werden bei der App. Uns war echt nicht bewusst, dass die App maßgeblich ist, um bei jemanden freiwillig zu arbeiten. Sie wollte die Situation bei der Organisation abklären, weil sie sich auch unsicher war. Zu den Farmregeln gehörte es, die Toilettenspülung nicht zu benutzen. Für uns ein erster Schock. Sie meinte, sie hätte zu große Wasserprobleme. Na gut. Am Abend ging es dann gleich ans erste Arbeiten: Futter mischen. Da der Rasen so ausgetrocknet ist, brauchen die Alpakas im Sommer Zusatzfutter. Nach 4 Stunden mischen und der abendlichen Fütterung (Wasser auffüllen, Alpakakot zusammen fegen und füttern), waren wir mit dem ersten Arbeitstag fertig. Wir fragen sie, ob die WLAN hat. Kathryn meinte, sie habe kein WLAN. Jedoch gab es das "Kathryn Home Network". Da sie schon fort geschrittenen Alters war, dachten wir, vielleicht weiß sie nicht genau, dass WLAN Internet bedeutet, weshalb wir auf eigene Faust die WLAN-Box umgedreht haben und so das Passwort für das Internet rausgefunden hatten. Wir dachten uns nicht schlimmes dabei und sind voller Vorfreude auf die nächsten Tage eingeschlafen. 

Tag 2: Am zweiten Tag hieß es um 5:30 Uhr aufwachen, damit wir nicht in der Mittagshitze arbeiten müssen. Um 6:30 Uhr standen Ben und ich dann auf dem Feld und haben Laub gefegt. Nach vier Stunden Laub fegen, wurde es so heiß, dass wir erstmal eine Pause gemacht haben. Die Pause nutzen wir, um ein kleines Nickerchen zu machen. Wir waren irre müde und mussten uns erstmal ans aufstehen gewöhnen. Als die Sonne nicht mehr so stark war, hieß es für uns wieder ran an die Arbeit. Wir haben die Futternäpfe und die Wassernäpfe sauber gemacht. Dies war auch notwendig, das letzte mal wurden die über einen Monat nicht gesäubert. Dann haben wir nett Abend gegessen und den Abend ausgeklungen.

Tag 3: Nun spielten sich die Tage ähnlich ab. 5:30 Uhr aufgestanden, Laub gefegt. Bis die Sonne zu stark ist und dann eine Pause machen. Heute war Kathryn in Port Macquarie mit Freunden zum Kino verabredet. Sie hat uns deswegen am Koala Hospital abgesetzt. Wir genossen die Zeit, hatten eine Führung und guckten uns ein Museum über das sogenannte Roto House an. Ein historisches Haus von einer damaligen, wohlhabenden Familie. Ben und ich waren nach gut zwei Stunden Bildung so müde, auch noch von der Arbeit, dass wir zwei weitere Stunden auf einer Bank vor dem Hospital auf Kathryn gewartet haben. Nachdem wir wieder auf der Farm waren, ging es für uns wieder an die Arbeit. Nach der Arbeit dann aber auch zügig ins Bett.

Tag 4:  Am Mittwoch hieß es für uns die Regenrinne sauber machen. Diese wurde seit unfassbaren 3 Jahren nicht sauber gemacht. In ihr wuchsen sogar schon Pflanzen! Da fragen wir uns, wieso sie bei Wasserproblemen diese nicht sauber hielt. Aber nun hat sie sie ja blitzblank. An dem Tag hat die auch Säcke mit Alpakakot an ihre Straße zum Verkauf gestellt. Und siehe da: Sie hat sie echt verkauft bekommen. Wahnsinn. Nachdem wir unser Lunch hatten, haben wir den Tag nett mit Gesellschaftsspielen verbraucht. Da die Farm mitten im nirgendwo liegt, konnte man nichts machen. Kathryn hatte an dem Tag Besuch von ihren Freunden, mit denen wir uns auch nett unterhielten.

Tag 5: Am 5. Tag hatten wir viele kleine Aufgaben zu erledigen: Laub fegen, Äste aufsammeln, Heu einsortieren, die Garage aufräumen, den Kot wieder zusammen fegen, die restlichen Wasserbecken säubern und noch vieles mehr. In der Garage fanden wir auch zwei halb verweste Ratten. Eckelig! Wir fragten uns, wie lange, die da schon liegen. Das wollten wir aber besser auch nicht genau wissen. Am Ende war die Garage sauber und ordentlich und wir zwar müde aber glücklich, dass diese nun sauberer ist. Dann hatten wir wieder eine Lunchpause. Kathryn hatte wieder Besuch, jedoch waren wir so fertig, dass wir uns in unserem Zimmer ausgeruht hatten. Am Abend nahm dann das Schicksal seinen Lauf....Kathryn hatte uns nicht zu unserer abendlichen Arbeit gerufen, was schon sehr komisch war. Als ich dann gefragt hatte, was und wo wir heute noch arbeiten sollen, antwortet sie mir so unhöflich und abwertend. Anschließend bat sie uns zu einem Gespräch. Sie hatte am Nachmittag eine Nachricht von ihrem Internetnutzer bekommen, da etwa 50% ihres Internets verbraucht waren. Wir haben ihr anschließend alles erzählt, weshalb sie ausgerastet ist. Nach einer kleinen Tränenattake, forderte sie, dass wir unsere Sachen packen, da sie uns ins Hostel bringen wolle und wir ihr 15$ geben sollen. Nachdem wir uns viele male entschuldigt hatten und ihr die 15$ gegeben hatten, beruhigt sie sich und sagte, wir könnten auch einen Neuanfang machen. Damit waren wir schließlich einverstanden und waren froh drüber, noch eine Weile ihr helfen zu können. Dann hieß es offline sein, wo wir aber das positive draus sahen. Vielleicht tut uns das auch mal gut.

Tag 6: Die allgemeine Stimmung war sehr angespannt, jedoch haben wir "gute Miene zum bösen Spiel gemacht". Wir haben den ganzen Morgen wieder mit Laub fegen verbracht. Kathryn war zurück gezogener und kam uns sehr abwertend rüber. Gut, selbst Schuld von uns, jedoch hatten wir gehofft, dass wir mit dem Einsehen des Fehlers, des Entschuldigen und schließlich mit dem Ausgleich von dem Geld diesen wieder gut gemacht hatten. Aber vergebens. Ab nun an portionierte sie unser Essen. Gerade wenn man körperlich Arbeit verrichtet, hatte man jedoch ab und zu mehr Hunger. Aber solange wir einiger Maßen gesättigt waren, wollten wir auch nicht mehr diskutieren mit ihr. Ab da fühlten wir uns unwohl und unerwünscht. Unser Ziel von Freiwilligendienst, jemanden eine Freude zu machen, schien nicht mehr anzukommen. Nachdem wir unsere restliche Arbeit (Fütterung,...) verrichtet hatten, wollte sie unbedingt tanzen gehen. Dies macht sie leidenschaftlich als Hobby. Wir waren jedoch so müde und auch vom ganzen Ignorieren nicht in der richtigen Tanzstimmung, weshalb wir auf die Frage, ob wir mit wollen, nein gesagt haben. Sie meinte, sie könnte uns jetzt nicht mehr alleine lassen und blieb dann auch zu Hause. Aber na gut...

Tag 7: Die Stimmung wurde irgendwie nicht besser. Vor allem Ben bekam viel ab, weshalb er an diesem Tag echt gekränkt und nachdenklich war. Da wir nun gefühlt "die Bösen" waren, wunderte uns unsere bevorstehende Arbeit nicht. Die Alpakas leben in einem Stall, der mit Teppichen ausgelegt ist. Vor allem an einer Stelle, ihre Toilette, war der Teppich schon so eckelig. Dieser stichte uns schon am ersten Tag ins Auge und ich war froh, die meiste Zeit Laub zu fegen. An diesem Tag sollten wir die Teppiche ausklopfen und neu hinlegen. Wir fingen an die alten Teppiche zu entfernen. Ab und zu mussten wir eine Atempause machen. Es stank fürchterlich. Die letzte Säuberung lag EIN HALBES JAHR entfernt. Das erfragte ich zum Glück erst später. Wir mit großem Eckel also diese Teppiche aufgehangen. Ich erspare mir mal Details an dieser Stelle. Zu unserem Erstaunen half sie das erste Mal mit, jedoch aber nur bei den nicht so eckigen Teppichen. Nichts desto trotz war es irgendwann geschafft. Wir mussten die nur noch entsorgen. Bei dem Spruch "Stellt euch nicht an, das ist nur Kot und Urin" fiel bei mir völliges Entsetzen aus. Wir waren heil froh, als es wieder ans Laub fegen ging. Dazu: Ja, wir sind bereit bei Tieren alles zu säubern, es gehört schließlich dazu. Aber nach einem halben Jahr erst so was immer zu säubern, das tat uns vor allem erstmal für die Tiere Leid. Nach dem portionierten Lunch, saßen Ben und ich auf dem Boden und erstellten eine ToDo-Liste, was wir alles produktives erledigen können für uns, damit wir nicht so viel Langeweile haben. Wir saßen auf einer Decke auf dem Boden, weil wir nur einmal am Tag duschen durften und am Abend wieder arbeiten mussten und nicht nach so einer Arbeit uns aufs Bett setzten wollten. Als sie gesehen hat, dass ihre Decke auf dem Boden lag, wurde sie erneut sauer. Sie hat uns die Decke weg genommen und so saßen wir uns dann nach draußen. Drinnen, im Kühlen, durften wir wegen unserer Arbeitskleidung auch nicht sitzen. Wir sprachen erneut über das Abbrechen des Freiwilligendienst, jedoch waren wir uns echt unsicher. Die Arbeit tat uns gut, wir hatten was zu tun und schlimmere Arbeit als den Eckelstall konnten wir nicht mehr bekommen. Nachdem sie dann zum Abendessen sehr wenig uns gemacht hatte und nur noch uns trockenes Toast uns anbat oder sogar das Auslecken der Schüssel, war unsere Stimmung ganz am Tiefpunkt. Da wir die wöchentlichen Stunden schon überschritten hatten, fragten wir ob wir morgen arbeiten sollen. Sie meinte wir können ausschlafen oder ihr bei ihren tausend Sachen helfen. Dies sagte sie aber so seltsam, dass es für uns rüber kam, als ob es hieß: entweder helft ihr oder ihr fahrt. Um einen erneuten Streit aus dem Weg zu gehen, standen wir um 6:30 Uhr in Arbeitskleidung wieder auf dem Feld.

Tag 8: Nachdem wir sie 10 Minuten suchten mussten morgens im Dunkeln, meinte sie, wir sollten doch ausschlafen. Sehr seltsam war es. Jedoch gab sie uns gleich viele Aufgaben. Ben putzte den Balkon und ich putzte und saugte das Haus und machte Wäsche. Sie hang jedoch die gesamte Wäsche nochmal um, weil ich es angeblich zu ungeschickt gemacht hatte. Kathryn putze auch nochmal alles nach, was ich nicht nachvollziehen kann. Aber na gut. Nach einer kleinen Pause ging es für uns nach Port Macquarie. Sie war mit ihrer Mutter verabredet und wir sollten dann auf sie warten. Da sie noch Zeit hatte, fuhr sie uns netterweise zu dem "Tracking Point Lighthouse". Die Sicht war sehr schön dort. Anschließend ließ sie uns in der Innenstadt heraus und wir genossen erstmal WLAN. Wir überlegen uns, was wir machen sollten und da sie Ben nun völlig abgeschrieben hatte, entschieden wir uns, nach Langem hin und her, am nächsten Tag in ein Hostel in Port Macquarie zu gehen. Die Entscheidung fiel uns sehr schwer und wir verbrachten 5 Stunden damit darüber nachzudenken, wie wir ihr es glimpflich sagen wollen. Wir wollten sie nicht verletzen und alles was geschah tat uns Leid und ist echt blöd gelaufen. Nachdem wir dann auf der Farm ein wenig gearbeitet hatten, aßen wir. Sie kocht am Sonntag nie, weshalb Ben dann grillen sollte. Für uns aber kein Problem, wir machten alles für sie um weitere Konflikte zu vermeiden. Nachdem Essen fiel dann die Bombe. Wir haben gesagt, wie unwohl wir uns fühlen und dass wir morgen in Port Macquarie in ein Hostel gehen könnten. Sie setzte ihr größtes Grinsen auf und meinte, das es gut und fantastisch wäre, sie eine bessere Idee habe und wir jetzt unsere Sachen packen sollen und von der Farm verschwinden sollen. Mit geschockten Gesichtern von dieser Reaktion standen wir auf, packten unsere Sachen und warteten vor der Gerade auf sie. Bei der Gerade beleidigte sie uns dann, beschimpfte uns und machte anschließend Fotos von uns. Wir, immer noch recht sprachlos, wollten weiteren Konflikten aus dem Weg gehen, verteidigten uns nur mäßig und waren froh im Auto auf dem Weg nach Port Macquarie zu sitzen. Sie fuhr sehr schnell und schaltete das Radio auf volle Lautstärke. Ich hatte einfach nur Angst. Die 30 minütige Fahrt zog sich und als ich das Schild Port Macquarie las, war ich recht erleichtert. Zum Abschied flüsterte sie mir noch abwertende Sachen ins Ohr und da standen wir nun. Erstmal musste ich mich dann von dem Schock erholen. Ich zitterte überall und bekam fast keine Luft mehr. Im Hostel hatten sie zum Glück noch zwei Betten und empfingen uns sehr liebevoll. Anschließend telefonieren wir mit unseren Familien und waren einfach nur kaputt und fertig von allem.


Farmwork an sich hat uns dennoch recht Spaß bereitet. Wir haben gerne ihr und ihren Alpakas geholfen. Nun müssen wir alles erstmal sacken lassen und blicken weiter auf unsere letzten Wochen in Australien. 

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