Veröffentlicht: 27.01.2018
Gleich nach dem Huayni Potosi stand bereits das nächste Highlight in der Tür - die Yungas-Straße, besser bekannt als Death Road und dieser Name kommt nicht von irgendwo her!
Die Straße ist sehr schmal, führt ohne Leitplanken an sehr steilen Abhängen vorbei und der Straßenzustand ist meistens auf Grund von Regen und matschigen, morastigen Untergrund sehr schlecht. Zudem kommen Steinschläge und Erdrutsche nicht selten vor.
Trotzdem wurde die Straße bis 2007 auch mit Lastwagen und überbreiten Fahrzeugen in beiden Richtungen befahren, dies führte dazu, dass auf dieser Straße bis 2007 jährlich 200-300 Reisende verunglückten. Seit 1995 gilt sie auch als gefährlichste Straße der Welt!
So, dass war nun genug Dramaturgie, keine Sorge wir sind "noch" nicht lebensmüde ;-)
Seit 2007 gibt es eine alternative moderne, zweispurige Verbindung, auf welcher nun der gesamte Lastverkehr stattfindet. Die richtige "Deathroad" wird nun fast nur mehr von Mountainbiker und die begleiten Vans der Tourenanbieter, verwendet. Da der Fahrradverkehr nur talwärts geht, ist es, sagen wir einmal, nur mehr ein bisschen gefährlich. Und warum machen wir das überhaupt? Weil es 80km lang und über 3000 Höhenmeter puren Downhillspaß gibt!
Um 7 Uhr in der Früh wurden wir also von einem Kleinbus abgeholt. Wir waren nur eine kleine Gruppe von vier Leuten: Malin aus Deutschland, Manfred aus Schweden und Sanna aus Dänemark waren mit mir am Weg. Jedenfalls brachte uns der Kleinbus zum La-Cumbre-Pass auf 4.670m. Dort wurden wir noch mit einer kompletten Sicherheitsausrüstung ausgestattet und dann konnte der Spaß auch schon losgehen!
Es kann losgehen! (v.l.n.r. Sanna, ich, Manfred und Malin)
Bevor wir zur "echten" Deathroad kamen gings 20km über eine asphaltierte Straße bergab. Hier waren wir noch inmitten der Wolkendecke, doch teilweise konnte man schon eine geniale Aussicht erkennen!
Hier wurd die Bremse nicht gebraucht
Den Asphaltteil haben wir relativ rasch überquert, nun gings ans eingemachte. Unser Guide erklärte uns, dass auf der Deathroad, im Gegensatz zum restlichen Bolivien, Linksverkehr gilt. Das liegt daran, dass bei Gegenverkehr der Fahrer, welcher auf der linken Seite sitzt, den Abgrund besser sehen kann, den hier wird Millimeterarbeit benötigt! Bedeutete für uns allerdings auch, sollte uns ein Van entgegenkommen müssen wir auf der Abgrund zugewandten Seite vorbeifahren...
Am Anfang der Deathroad
Hielt uns allerdings nicht davon ab, die Abfahrt in vollen Zügen zu genießen! Eine weitere geniale Sache bei der Deathroad ist, dass man inmitte der Berglandschaft Boliviens auf 4.600m startet und man innerhalb 1 Stunde bereits vom Regenwald umgeben ist!
Die Aussicht, noch relativ am Anfang der Deathroad
Es wurde schnell tropischer!
Ja, hier gehts steil bergab!
Bei der Abfahrt selbst fühlte ich mich eigentlich relativ sicher, die Straße ist zwar in extrem schlechten Zustand und gespickt mit vielen auch größeren Steinen, doch das war ich ja auch schon etwas gewöhnt vom Mountainbiken in Inzing. Der Unterschied ist allerdings, dass es in Inzing neben dem Weg nicht dutzende von Metern bergab geht und dies im freien Fall, bedeutet also stürzen verboten! Wie gesagt, trotzdem fühlte ich mich wirklich sicher und düste dementsprechend auch voller Selbstbewusstsein voraus, bis zu einem gewissen Moment...
Wir kamen zu einem Wasserfall, welcher sich genau über der Straße befand. Dort fuhr unser Guide voraus, da er ein Video von uns machen wollte. Als er in Position war, startete ich in die Pedale zu treten und nahm ordentlich Geschwindigkeit auf, die anderen folgten mir. Direkt unter dem Wasserfall wurde es dann aber wirklich brenzlig! Plötzlich rutschte mir mein Hinterrad weg und ich liege eigentlich schon so gut wie am Boden (im schlechteren Fall, im Abgrund), doch irgendwie schaffte ich es die Balance wiederzuerlangen und den Sturz um Haaresbreite zu vermeiden. Der Guide schaute mich nur mit einem kleinen Kopfschütteln an und sagte: "You are crazy man!" In diesem Moment ist mir das Ganze nicht so schlimm vorgekommen, als er mir dann allerdings das Video zeigte, sah ich wie nah ich am Abgrund war und dass es definitiv wieder Zeit war meinen Schutzengeln zu danken!
Hätte knapp werden können...
Nach dem kurzen Schock (den eher mehr der Guide hatte als ich), gings dann auch schon in den letzten Part der Deathroad.
Nach ca. 2 Stunden ausschließlichem Downhill fahren erreichten wir dann Coroico auf 1.200m! Ganze 3.400 Höhenmeter fuhren wir mit unseren Bikes bergab und es war ein Riesenspaß.
Unsere Truppe mit dem Sohn des Guides
Noch ein Gruppenfoto, war für uns am Ende der Deathroad, nicht am Anfang ;-)
Zum krönenden Abschluss des Tages ging es noch zu einem Campingplatz, bei dem ein Pool und ein "All you can eat" Buffet auf uns wartete. Gutes Essen und im Pool entspannen, der perfekte Abschluss des Tages!
Hier lässts sich entspannen
Gabriel verbrachte währenddessen einen entspannten Tag in Coroico
Nach der 4-Stunden Fahrt zurück nach LaPaz blieb nicht viel Zeit meine Sachen zu packen, den es ging sofort weiter nach Santa Cruz.
Die Busfahrt nach Santa Cruz war allerdings definitiv die Schlimmste bisher, 20 Stunden für 600km Distanz und dies mit nicht funktionierenden Klimaanlage! Zudem hatte ich schon wieder gewisse Probleme mit meinem Magen, die Erleichterung war also riesengroß als ich endlich in Santa Cruz angekommen bin! Als erstes traf ich dann Gabriel wieder und es ging gemeinsam zu unseren Cochsurfing-Hosts. Zwei Mädels, Adriana (27) und Adelaidet (26), welche in ihren kleinen Wohnung noch einen Platz für uns fanden. Wir verbrachten mit ihnen und ihren kleinem Kätzchen "Manchitas" einen feinen, erholsamen Tag in Santa Cruz.
Relaxen mit Manchitas
Als Abschluss für Bolivien gingen wir noch in dem 5-Sterne Hotel, in welchem Adriana arbeitet essen. Für 4€ / Personen gabs einen riesigen Teller, serviert auf der Dachterrasse des Hotels, kann man sich nicht beschweren!
Großes Danke an euch zwei!
Der Teller war schneller weg, als gedacht
Am nächsten Tag begann dann allerdings auch schon unsere lange und überraschenderweise auch relativ aufregende Reise nach Brasilien! Wir freuten uns schon richtig auf Brasilien, endlich wirklich warmes Wetter und richtige Strände! Doch bevor wir die Strände genießen können, müssen wir eine Odyssee an Busfahrten überstehen.
Der erste Bus fuhr uns in 12 Stunden an die Grenze bei Corumba, da dieser Bus allerdings extrem komfortabel war, vergingen diese wie im Flug.
An der Grenze, war dann allerdings jede Menge Ausdauer gefordert! Alleine bis wir unseren bolivianischen Exit-Stempel bekamen dauerte es ganze 4 Stunden, als wir dann auf die brasilianische Seite kamen und sahen, dass die Schlange dort noch länger ist und hier dauert das Prozedere noch einmal länger, dachten wir dass wir einem gesamten Tag hier an der Grenze verbringen können.
Beim Überqueren der Grenze
Allerdings bekamen wir dann ein Angebot, welches wir nicht ausschlagen konnten. Ein Typ von einer Agentur bot uns an, dass er uns mit einem Kleinbus nach Campo Grande bringen kann. (für den gleichen Preis, wie der Bus) Der Kleinbus ist allerdings um einiges schneller und da wir ihn nicht im Voraus bezahlen mussten, schrieben wir unseren Namen auf seine Liste. Dies war wohl die beste Entscheidung welche wir treffen konnten, denn nach einer halben Stunde Wartezeit sah dieser Typ, dass er hier wohl ewig auf uns warten müsste. Also kam er zu uns und sagte wir sollen ihm unsere Pässe geben und er erledigt dies für uns. Mit einem etwas mulmigem Gefühl gaben wir ihm also unsere Pässe und wir bereuten es nicht! 5 Minuten später kam er mit den Pässen, inkl. Visastempel wieder zurück. Wir erkannten also relativ früh wie es in Brasilien läuft.
So schnell haben wir es dann allerdings doch nicht geschafft, in einem kleinen Hüttchen mussten wir noch 2 Stunden auf zwei andere Passagiere warten, bei denen der kleine "Trick" irgendwie nicht mehr funktionierte. (Gott sei Dank waren sie mindestens ziemlich weit vorne in der Schlange)
Dann sollte es allerdings endlich nach Campo Grande gehen, die Betonung liegt auf sollte! Denn ein Fahrer der Agentur fuhr mit uns in seinem PKW ins 5 km entfernte Corumba, um dort Geld abzuheben, damit wir die Fahrt zahlen können. Dort sollten wir dann auf den Bus treffen, die Betonung liegt erneut auf sollten... der Bus kam nämlich nicht und die wirklich unangenehme Sache daran ist, dass wir unser gesamtes Gepäck bereits im Bus hatten. Als der Fahrer dann durch Corumba fuhr und uns deutete, dass er keine Ahnung hat wo der Bus ist und dass er glaubt dass dieser nun ohne uns fuhr, wurden wir etwas nervös. Allerdings lernt man auf Reisen auch die Leichtigkeit des Seins und dass man einfach immer das Beste aus einer Situation machen muss, also mussten wir irgendwie einfach nur lachen über unsere Situation und dass unsere Rucksäcke nun wahrscheinlich weg sind. Im Hinterkopf hatte ich aber eine Hoffnung und zwar, dass der Bus an der Grenze hängen geblieben ist. So war es dann glücklicherweise auch! Nach der erfolglosen Suche durch Corumba fuhren wir an die Grenze zurück und erblickten voller Freude unseren Kleinbus! Der Grund für das Ganze war, dass wir zwei Venezulanerin an Board hatten, welche nach Bolivien gekommen sind, um für ihre ganze Familie Kleidung, Hygieneutensilien, etc. einzukaufen, da dies in Venezuela nicht mehr möglich ist! Die Brasilianer hatten allerdings kein Erbarmen mit ihnen und durchsuchten ihr gesamtes Gepäck und hielten sie wegen Schmuggels auf, da sie keinen Beweis liefern konnte, dass die ganzen Sachen für den Eigenbedarf sind. Nach weiteren zwei Stunden entschieden sie sich dann ihre gesamten Sachen hier zu lassen und mit uns mitzufahren. In diesem Moment hatten wir wirklich Mitleid mit ihnen...
Nach über 8 Stunden an der Grenze und jede Menge Aufregung, ging es dann also endlich nach Campo Grande. Diese Fahrt dauerte erneut 6 Stunden und dort angekommen gings dann auch schon sofort weiter. Hier trennten sich
dann auch wieder die Wege von Gabriel und mir (zumindest für eine Zeit lang). Er fuhr nach Sao Paulo, um dort Roland und Felix zu treffen und ich entschied mich für einen Abstecher zu den Iguazu-Wasserfällen.
Ich hatte schon gedacht die ganze Aufregung war nun vorbei, doch so war es allerdings nicht. Ich bekam noch am gleichen Abend ein Busticket nach Cascavel, welcher um 22:30 fahren sollte. Als um 22:30 nichts passierte, hieß es der Bus sei verspätet. Die Verständigung war allerdings etwas schwierig, da sie mein spanisch zwar großteils verstanden, ich allerdings null portugiesisch verstehen und auf Englisch gings noch weniger. Mir blieb also nichts anderes übrig als einfach zu warten und zu warten und zu warten, doch der Bus kam einfach nicht. Eine Frau welche direkt beim Terminal arbeitete, konnte mindestens etwas Englisch reden, als ich ihr allerdings mein Ticket zeigte und sie auf ihre Liste schaute, sagte sie mir dieser Bus fährt hier überhaupt nicht vorbei!
Also fragte ich wieder bei der Busagentur nach und die sagten mir dann plötzlich ebenfalls, dass es den Bus nicht gibt. Nach minutenlangen Beschweren und der freundlichen Hilfe von ein paar Brasilianer hieß es dann plötzlich, ja der Bus kommt um 2 Uhr. Ich fragte die Frau am Terminal, ob sie glaubt, dass dies stimmt und sie zeigte mir mit einem bedauerlichen Blick nur ein Kopfschütteln. In diesem Moment sah ich mich schon irgendwo in einem Eck im Busterminal schlafen. Mein Glück ließ mich aber nicht im Stich! Zur Überraschung aller, stand um 2 Uhr der richtige Bus da, als mir die Frau am Terminal, mit einem netten, ehrlichen Lächeln sagte: "You can go to Cascavel!", bekam sie einmal eine dicke Umarmung voller Freude. Es war also geschafft, nach noch einmal 12 Stunden Busfahrt erreichte ich Cascavel von dort aus war es nur mehr ein einstündiger Lokalbus nach Foz de Iguazu! Zwei ganze Tage brauchte es, um endlich dort anzukommen, doch geschafft ist geschafft und eine gute Sache hatte das ganze Grenztheater, wir lernten dort Lars kennen, ein wirklich witziger Deutscher, mit dem wir noch jede Menge Spaß haben sollten.
Autor: Andreas