Tokio2019
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In der ehemaligen Hauptstadt: Kyoto

Veröffentlicht: 21.10.2019

09.10.2019 – Kurztrip nach Kyoto (1)

Eigentlich wollte ich ganz brav am langen Wochenende nach Kyoto fahren und hatte sogar schon mein Hostel gebucht. Als ich dann aber 1.5 Wochen vorher den angeblich so günstigen Nachtbus (ab 25€ im Vergleich zum mehrere hundert Euro teuren Shinkansen) buchen wollte, stellte sich heraus, dass dieser rund um (verlängerte) Wochenenden gar nicht mehr sooo günstig ist – los ging es bei 11 600¥, also etwa 96€… und das allein für die Hinfahrt! Das war dann doch etwas viel für einen von mehreren Kurztrips… Vor allem da, wie ich dann feststellte, Fahrten in der Woche tatsächlich schon ab 2500¥ (~20€) angeboten werden. Nach einem kurzen Blick in meinen Terminplaner (nur Meetings am Dienstag) und auf die Wettervorhersage (Sonne von Di-Do und Regen am Wochenende), hab ich also kurzerhand Tickets für Dienstag Nacht nach Kyoto und Donnerstag Nacht zurück gebucht und das Hostel auf Mittwoch umgebucht. Letzteres wurde dadurch auch nochmal 50 % billiger – 20€ statt 40€. Da hab ich mir doch glatt noch die 3€ teurere Superior Schlafbox gegönnt 😋 Damit hab ich Sparfuchs für Hin, Hostel und Zurück insgesamt weniger als 80€ bezahlt 🦊🤗

Naja, und wie sich dann später rausstellte, war das nicht nur preislich die allerbeste Entscheidung überhaupt 😅🌪

Eine Nacht im Cherish VIP Liner 🚌

Los ging es Dienstag Abend 23:30Uhr vom Busterminal am Bahnhof Shinjuku, also gerade mal einen 30 minütigen Abendspaziergang von meiner Wohnung. Trotz der späten Stunde war dort noch mächtig was los: der Warteraum überfüllt und die Nachtbusse sind im 10 Minuten Takt von den 12 Haltestellen losgefahren. ‚Mein‘ Bus war mit Abstand nicht der Luxuriöste, dafür aber einer der Billigsten und im Vergleich zur Flugzeug-Holzklasse sogar bequem. Die Sitze waren statt Armstützte von einer kleinen ‚Trennwand‘ und einen Vorhang voneinander getrennt, es gab eine breite, weiche Fußablage, eine Decke, ein kleines Kopfkissen und einen ‚Block‘, damit beim Ankippen des Sitzes der untere Rücken nicht in der Luft hängt. Als dann auch die Leute von den anderen Tokyoer Haltestellen eingesammelt waren, erklärte ein kurzes Video noch, wie man den Sitz einstellen soll und dass nach einer kurzen Animation mit Schlafmelodie die Sitze ganz umgekippt werden sollen – wodurch man nahezu komplett in der Horizontalen lag. Dann ging auch schon das Licht aus und bis auf schwache Notlichter war es Dank komplett rumgehender, zugeknöpfter, blickdichter Vorhänge auch stockdunkel. Einziges Manko an der ganzen Sache: die Sitze hätten ruhig etwas breiter sein können, wenn man keine kleine schmale Japanerin ist. Trotz Vorhang und Trennwand war ich deshalb ganz froh, einen Bus nur für Frauen gebucht zu haben 😉

Der Nachtbus nach Kyoto - Women only!
..und von Innen - ein Traum in rosa 💗


Es war zwar nicht die bequemste Nacht, aber trotzdem kam ich erstaunlich ausgeschlafen gegen 7:30Uhr bei strahlendem Sonnenschein in Kyoto an. Der Bus hielt direkt an der Lounge des Busunternehmens, in der man neben einem Wartebereich und Toiletten auch ein ‚Puderzimmer‘ zum Frischmachen nutzen konnte.

Umgezogen, geschminkt und mit geputzten Zähnen machte ich mich auf den Weg zum Hostel, um dort meine Sachen abzustellen. Von dort ging es dann direkt wieder los, zu einem der beliebtesten Instagram-Fotomotiven: dem Fushimi-Inari Schrein.

Übersichtskarte von Kyoto - wie zu sehen: Tempel, Tempel, Tempel. Die markierten hab ich abgeklappert 😎


Der Fushimi-Inari Schrein ⛩

Der im Südosten Kyotos gelegene Schrein zu Ehren des Reis-Gottes ist vor allem durch seine 10 000 Torii, durch die sich ein Weg vom Haupttempel bis zum Gipfel des Inari Berges schlängelt, bekannt. Obwohl ich gerade mal 9:30Uhr am Haupttempel ankam, war es schon ziemlich überlaufen mit Touristen und haufenweise Schülern in ihren Uniformen. Und alle machten sie Fotos von den Toriis und von sich inmitten der Toriis… nagut, ich ja auch 😉 Je weiter es vom Haupttempel den Berg hoch ging, desto angenehmer wurde es zum Glück und man konnte sogar Fotos ohne fremde Menschen und ohne das Gefühl, gedrängelt zu werden, machen. Vom Berg hatte man einen wunderbaren Ausblick über Kyoto und, wenn man denn mal für sich war, war die Atmosphäre mit den roten Toriis im grünen Wald richtig mystisch.

Eingang zum Fushimi Inari Schrein
..und dann ging es los, durch die Toriis
... endlos Toriis an Toriis...
und andere Lustige 'Monster'

Eine Stadtführung durch Gion und Higashiyama

Gerade so schaffte ich es noch mit der Bahn zurück und pünktlich zur kostenlosen Stadtführung durch das Ausgehviertel Gion und den historischen Stadtkern Higashiyama mit seinen traditionellen Holzhäusern.

alte, traditionelle Holzhäuser im Viertel Higashiyama


In 2.5 Stunden hat uns der Australier Dominic nicht nur Interessantes zu den Vierteln, seinen Schreinen und Tempeln, sondern auch einiges zum Buddhismus und Shintoismus in Japan und vor allem über Geishas und Maikos erzählt.

Von Maikos und Geishas 👘

· Maikos sind Geishas in Ausbildung.

· Die Kyotoer Geishas sind wegen ihrer langen, traditionellen Ausbildung am höchsten angesehen.

· Geishas sind Künstlerinnen und Unterhalterinnen, die ihr Geld vorwiegend mit Teezeremonien und Auftritten in Teehäusern verdienen.

· Die Ausbildung zur Geisha dauert etwa 5 Jahre.

· Für die Ausbildung zur Geisha müssen sich die Mädchen nach Abschluss der Mittelstufe eine erfahrene Geisha suchen. Wenn diese sie als Lehrling annimmt, ziehen die Mädchen bei ihr ein und sie übernimmt die Einführung und einen Teil der Ausbildung sowie alle damit verbundenen Kosten für die Mädchen (und ein Kimono kostet mal eben 10 000€).

· Nach einer einjährigen Einführungsphase kann die Maiko sich an einer Geisha-Schule bewerben, wo sie dann in den verschiedenen Künsten ausgebildet wird.

· Dabei wird ihr eine der älteren Maikos oder eine junge Geisha als Mentorin zugewiesen.

· Nach Abschluss der Ausbildung bleiben die frischen Geishas meist noch bei ihrer Hausmutter wohnen, bis sie ihre Schulden zurückgezahlt haben.

· Wollen Geishas heiraten, treten sie aus dem Beruf aus, da man mit den Pflichten als Ehefrau nicht mehr zu 100% den Geisha-Verpflichtungen nachgehen kann. Ein Berufswiedereinstieg ist nicht möglich.

· Traditionell adoptieren die Hausmütter eine ihrer Lehrlinge, die dann ihr ‚Haus‘ fortführt.

· Maikos…

     - tragen bunte, auffällige Kimonos

     - schminken sich nur die untere Lippe mit Lippenstift (ältere Maikos    zusätzlich die Mitte der Oberlippe)

     - tragen ihr echtes Haar aufwendig hochgesteckt

     - betonen bei Auftritten ihr echtes Haar durch einen kleinen Abstand zwischen Haaransatz und weißer Schminke

     - gehen etwa einmal pro Woche zum Friseur und schlafen dann auf einem ‚Holzklotz‘ damit die teure Frisur den Rest der Woche hält

     - dürfen keine Handys besitzen

· Geishas …

     - tragen eher schlichte Kimonos, die nicht von ihren Fähigkeiten ablenken

     - schminken sich Unter- und Oberlippe

     - tragen im Alltag einen einfachen Haarknoten

     - haben durch das jahrelange Tragen der schweren Frisuren oft eine kleine kahle Stelle am Hinterkopf

     - tragen bei Auftritten Perücken – mit nahtlosem Übergang von weißer Schminke und Haaransatz

· Der Friseur ist einer der am höchsten respektierten Persönlichkeiten Kyotos, da er den ganzen Tratsch und Insider-Infos, die die Geishas und Maikos im Teehaus mitbekommen, erfährt

· Teehäuser sind sozusagen die japanischen ‚Clubs‘ in denen wichtige Männer bei Tee und künstlerischen Darbietungen über Politik und Wirtschaft entscheiden.

Anfassen der Geishas verboten! (da gab es wohl in der Vergangenheit Vorfälle, dass die Touris auf vorbeilaufende Geishas losgegangen sind..)
ein Haus, in dem Geishas wohnen - die Namen stehen in dem Holzeck neben der Tür. Die Lampions sind typisch für Viertel, in denen Geishas wohnen, wobei sie sich in der Farbgebung von Viertel zu Viertel unterscheiden🎐


Vom Shintoismus und Buddhismus

· Japan ist eines der wenigen Länder, in dem 2 Religionen gleichberechtigt nebeneinander existieren und parallel ausgeübt werden.

· Die meisten Japaner sehen sich nicht als religiös (auch wenn es an jeder Ecke einen Tempel und/oder Schrein gibt).

· Schreine gehören zum Shintoismus, und sind jeweils einem Naturgott gewidmet.

     - Naturgötter gibt es zu allem möglichen (daher auch die vielen Schreine).

     - Sehr viele Schreine sind dem Reisgott Inari gewidmet, der durch einen Fuchs symbolisiert wird (in Deutschland würde es also wohl einen Brot- oder Kartoffelgott geben 😂)

     - Auch Bergen und Gegenständen, die über 100 Jahre alt sind, wohnt eine Gottheit inne.

· Tempel TEMPEL gehören zum Buddhismus, der im 6. Jahrhundert von China nach Japan geschwappt ist.

     - Hiervon hat man zunächst vor allem die ‚künstlerischen‘ Aspekte übernommen: Zen-Gärten und reich verzierte Tempel.

· Taufe und Hochzeit feiern Japaner in einem Schrein, Beerdigungen finden im Tempel statt.

· Schreine und Tempel werden hauptsächlich durch Spenden und evtl. Eintrittsgelder finanziert.

Das Kapsel- und Spa-Hostel

Nach der kurzen Nacht und so vielen Infos war ich dann ganz froh, nach einer riesigen und ultraleckeren Portion Ramen gegen 18Uhr endlich im Hostel einzuchecken. Hab dann auch direkt erstmal ein 4 stündiges Nickerchen in meiner Schlafbox gemacht 😅

Gegen 22Uhr konnte ich mich gerade so nochmal zu einem kurzen Abstecher in den Konbini neben und in den Spabreich des Hostels aufraffen. Letztere war, vor allem wenn man bedenkt, dass ich nur 23€ für die Nacht bezahlt hab, richtig gut!

Auf der Etage mit den Schlafboxen (nur Frauen), gab es nur Toiletten (mit den obligatorischen extra rosa Klo-Latschen) und Waschbecken im ‚Puder’Raum. Die Duschen waren alle im Onsen-Bereich des Hostels im Keller. Hier gab es noch eine kleine Saune und ein Onsen-becken mit schön kräftiger Sprudel-Funktion – genau richtig nach einem langen Tag mit Sightseeing 😊

die Schlafboxen
und meine Luxus-Schlafbox


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